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Veröffentlicht am 04.06.2024

Ein wichtiger und leicht verständlicher, faktenbasierter Beitrag zur Diskussion über Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit.

Das Ende der Erschöpfung
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"Das Ende der Erschöpfung" von Katharina Mau ist ein inspirierendes Buch, das sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinandersetzt: Wie können wir wirtschaften, ohne unsere ökologischen und sozialen ...

"Das Ende der Erschöpfung" von Katharina Mau ist ein inspirierendes Buch, das sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinandersetzt: Wie können wir wirtschaften, ohne unsere ökologischen und sozialen Ressourcen zu erschöpfen? Katharina Mau, eine erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt auf Klimakrise, Wirtschaft und Mobilität, zeigt in diesem Buch auf, wie ein Leben jenseits des Wachstumsparadigmas aussehen könnte. Mau, die ihre Recherchen für verschiedene renommierte Medien veröffentlicht, ist Mitglied des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland und bringt ihr fundiertes Wissen und ihre journalistische Erfahrung in dieses Buch ein.

Das Buch setzt sich mit der Klimakrise und ihren Auswirkungen auf unser Wirtschaftssystem auseinander. Die Autorin zeigt, wie unser auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystem zur Erschöpfung von Mensch und Natur führt und stellt das Konzept des Degrowth vor, das Alternativen zu diesem System bietet. Sie erläutert, wie eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft aussehen könnte, und stellt konkrete Ideen und Projekte vor, die bereits existieren. Themen wie Arbeitszeitverkürzung, Grundversorgung für alle, günstigere Mieten und die Neubewertung von Care-Arbeit werden praxisnah diskutiert. Mau fordert dazu auf, über neue Gedankenmodelle nachzudenken und Utopien zuzulassen, um der kollektiven Erschöpfung entgegenzuwirken.

Schon den Aufbau des Buches fand ich sehr gelungen. Es beginnt damit, wie genau die Wirtschaft unseren Wohlstand (den wir übrigens nicht am BIP messen sollten) zerstört, wie die Wirtschaft Ungleichheiten in der Welt aufrechterhält und wie Wohlstand und Care-Arbeit zusammenhängen. Der zweite Teil fokussiert sich mehr auf das Degrowth-Konzept und zeigt auf, wie es funktionieren könnte und was das konkret für die unterschiedlichen Lebensbereiche bedeuten würde. Zudem wird mit gängigen Vorurteilen aufgeräumt, die uns Politiker:innen gerne weismachen wollen (bspw. Schuldenanhäufung des Staates etc.). Obwohl ich mich bereits mit dem Thema befasst habe, bot das Buch viele spannende und neue Ansätze. Ich schätze es sehr, dass zahlreiche Zahlen, Daten und Fakten eingeflossen sind, die die Aussagen stützen. Das Buch ist dennoch leicht zu lesen, was es auch für Einsteiger:innen das Thema zugänglich macht.

Leider merke ich einfach auch immer wieder, dass unsere Gesellschaft noch nicht in dem Ausmaß bereit ist, sich vom Wachstumsparadigma zu entfernen und Alternativen ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ich hoffe jedoch, dass wir die kritische Masse bald erreichen werden, um das Thema Degrowth anzugehen. Wir sollten alle versuchen, weniger zu konsumieren und unsere Ansprüche herunterzuschrauben.

Einige Vorschläge sind aber schon auch sehr utopisch, und mir kamen die konkret umsetzbaren Ideen auf unterschiedlichen Ebenen (also Individuum, Umfeld, Gesellschaft, Politik) zu kurz. Ich glaube, man muss den Menschen kleine Schritte anbieten, damit sie in die Handlungsmacht kommen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit greift. Gerade bei so großen, allumfassenden Themen ist das jedoch immer schwierig.

Alles in allem ist "Das Ende der Erschöpfung" aber ein wichtiges und inspirierendes Buch, das zu einem Umdenken in Bezug auf unser Wirtschaftssystem und unseren Lebensstil anregt und mich vorallem durch fundierte Fakten und die Erläuterung von Zusammenhängen überzeugt hat. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Für alle, die mehr über das Thema Flucht und im Speziellen den Bosnien-Krieg erfahren wollen. Emotional, mitreißend, nachdrücklich.

Und dann sind wir gerettet
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"Mit einem Mal sah ich alles vor mir: Die Mühe, sich ein Leben aufzubauen, und das Zuschlagen des Schicksals, das alles über den Haufen geworfen hatte. Ich fragte mich, wie man sein eigenes Leben überleben ...

"Mit einem Mal sah ich alles vor mir: Die Mühe, sich ein Leben aufzubauen, und das Zuschlagen des Schicksals, das alles über den Haufen geworfen hatte. Ich fragte mich, wie man sein eigenes Leben überleben konnte."´- Buchzitat (S. 254)

In ihrem Roman "Und dann sind wir gerettet" erzählt Alessandra Carati die Geschichte von Aida, die 1992 im Alter von sechs Jahren den Krieg im ehemaligen Jugoslawien miterlebt. Alessandra Carati, 1974 in Monza geboren, ist Schriftstellerin, Lektorin und Drehbuchautorin. Mit dem Roman "E poi saremo salvi" (Mondadori, 2021) gewann sie den Premio Viareggio-Rèpaci Opera Prima und war unter den fünf Finalist:innen für den Premio Strega 2022.

Zum Inhalt: Nach einer dramatischen Flucht gelangt Die Protagonistin Aida mit ihren Eltern von Bosnien nach Mailand, wo später ihr Bruder Ibro geboren wird. Die Kinder wachsen in einer fremden Umgebung auf, während der Krieg ihre Heimat zerstört und die Familie durch die erzwungene Umsiedlung und die damit verbundene Trauer um die zahlreichen Kriegsopfer schwer belastet wird.

Der Roman zeigt sehr anschaulich die psychischen und sozialen Verwüstungen eines Krieges und dessen Auswirkungen auf die individuelle Psyche. Wir begleiten Aida und ihre Familie von 1992 bis 2012/2013 durch die verschiedenen Phasen der Flucht, des Ankommens und der Rückkehr. Anfangs freute ich mich über die erfolgreiche Flucht der Familie und ihre sichere Ankunft in der "neuen Heimat". Doch die Angst um die Zurückgebliebenen blieb spürbar, und die Familie entfremdete sich zunehmend voneinander, sich selbst und auch anderen Menschen. Am Ende bleibt die Frage: War die Flucht wirklich die Rettung? Wer wurde gerettet? Was kostet eine Flucht?

Das Buch behandelt Themen wie Fluchterfahrung, Tod, Trauer, Geschwisterliebe, Entfremdung, Familie, Integration, psychische Krankheiten, vererbte Traumata und Genozid. "Und dann sind wir gerettet" ist schmerzhaft und hoffnungsvoll zugleich. Die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Familie werden eindrücklich dargestellt. Die Autorin schafft es, mir Szenen bildlich vor Augen zu führen, und ich sehe die Romanfiguren in ihrem Tun und Leben. Dies gelingt besonders, weil sich der Roman fast wie ein Tagebuch (von Aida) liest, unterteilt in viele kurze Abschnitte- was die Lesbarkeit zusätzlich unterstützt. Die Übersetzung aus dem Italienischen ist sehr gelungen wie ich finde und transportiert wunderbar die verschiedenen Emotionen und Stimmungen.

Das Cover ist jedoch leider nichtssagend und hat noch viel Luft nach oben. Anhand des Covers hätte ich im Laden niemals zum Buch gegriffen - was sehr schade gewesen wäre.

Die Geschichte hat aufgrund ihrer Dramatik lange bei mir nachgeklungen. Es hat mich nicht nur durch einen sensiblen Blick auf die Herausforderungen von Krieg, Flucht und Neuanfang, sondern auch durch die wundervoll poetische Sprache der Autorin, die ich bis dato nicht kannte, überzeugt. Emotional hat mich das Buch jedoch sehr mitgenommen und ich musste an vielen Stellen schlucken.

Zusammenfassend ist "Und dann sind wir gerettet" ist ein tief berührendes, emotional herausforderndes aber gleichzeitig auch wichtiges Buch. Es verdient 4 von 5 Sternen - was genau auf den 5. Stern gefehlt hat kann ich nicht sagen (außer dem Cover).

„Als du auf die Welt gekommen bist, konnte ich es nicht abwarten, dass du sitzen konntest. Dann konnte ich nicht abwarten, dass du anfangen würdest zu krabbeln und dann zu laufen." Sie machte eine Pause. „Und als du laufen gelernt hattest, bis du weggegangen." Keinerlei Vorwurf lag in ihrem Blick und auch nicht in ihrer Stimme. „Es war unsere Schuld. Wir wollten das Haus, wir wollten Geld hierherschicken, wir wollten so viele Dinge, aber die Kinder bleiben nicht ewig klein. Ganz plötzlich haben wir festgestellt, dass ihr schon groß wart." - Buchzitat (S. 279)

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Leider (immer) noch aktuell. Ein Klassiker für alle, die sich in Bezug auf Antirassismus weiterbilden wollen. MUST READ!

Nach der Flut das Feuer
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"Solange wir im Westen der Hautfarbe eine solche Bedeutung beimessen, machen wir es der Masse unmöglich, sich nach irgendwelchen anderen Kriterien zusammenzuschließen. Hautfarbe ist keine menschliche oder ...

"Solange wir im Westen der Hautfarbe eine solche Bedeutung beimessen, machen wir es der Masse unmöglich, sich nach irgendwelchen anderen Kriterien zusammenzuschließen. Hautfarbe ist keine menschliche oder persönliche Realität; sie ist eine politische Realität. Das allerdings ist eine so extrem schwierige Differenzierung, dass der Westen es noch nicht geschafft hat, sie vorzunehmen." - Buchzitat (S. 111)
"Nach der Flut das Feuer" von James Baldwin ist ein Buch, das ich spontan entschlossen hab in der Bibliothek einzupacken, nachdem ich es im Regal entdeckt hab. Es war aber auch höchste Zeit, da ich schon in vielen Büchern auf ihn gestoßen bin und er als einer der Ikonen im Kamp gegen Rassismus ist. Baldwin, auch einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, hat mit diesem Buch ein zeitloses Meisterwerk geschaffen, das Rassismus, schwarze Identität und die Kraft der Versöhnung thematisiert.

Das Buch besteht aus zwei Essays: Einem kurzen, der an Baldwins Neffen James gerichtet ist, und einem längeren, der die tief verwurzelten Probleme der amerikanischen Gesellschaft seziert. Baldwin schreibt mit einer Klarheit und Eindringlichkeit, die kaum zu übertreffen ist. Seine Beobachtungen und Überlegungen sind so aktuell wie vor sechzig Jahren und werfen ein grelles Licht auf die anhaltenden Rassismus-Probleme – nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Besonders eindrucksvoll ist, wie Baldwin den kollektiven Schmerz der Schwarzen in Amerika beschreibt. Die Grausamkeiten der Vergangenheit und die fortwährende Unterdrückung treffen tief ins Herz. Doch anstatt Rache oder Wut zu propagieren, sieht Baldwin in Liebe und Versöhnung den einzigen Weg zur Heilung. Seine Worte sind ein eindringlicher Appell an uns alle, uns für eine gerechtere und menschlichere Welt einzusetzen.

"Nach der Flut das Feuer" ist nicht immer leicht zu lesen, aber schwer zu vergessen. Baldwins kraftvolle Sprache und seine unerschütterliche Hoffnung auf Versöhnung und Verbundenheit trotz den vielen negativen Erlebnissen hinterlassen einen bleibenden Eindruck und erwecken Hoffnung. Dieses Buch ist ein eindrucksvolles Zeugnis der menschlichen Würde und ein unverzichtbarer Beitrag zur Diskussion über Rassismus und soziale Gerechtigkeit. Ein Muss für jede:n, die/der sich mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzen möchte.

"Wir tragen Verantwortung für das Leben: Es ist das kleine Signalfeuer in der beängstigenden Dunkelheit, aus der wir kommen und in die wir zurückkehren werden. Diese Reise müssen wir so würdevoll wie möglich unter- nehmen, und zwar um derer willen, die nach uns kommen." - Buchzitat (S. 100/101)

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Kommt nicht ans 2. Buch heran aber dennoch eine Leseempfehlung!

Flug 416
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"Flug 416" von T. J. Newman ist ein atemberaubender Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. T. J. Newman, eine ehemalige Buchhändlerin und langjährige Flugbegleiterin, arbeitete von ...

"Flug 416" von T. J. Newman ist ein atemberaubender Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. T. J. Newman, eine ehemalige Buchhändlerin und langjährige Flugbegleiterin, arbeitete von 2011 bis 2021 für Virgin America und Alaska Airlines. Ihren Debütroman (also dieser Roman) schrieb sie größtenteils während Nachtflügen. Das Buch wurde ein internationaler Bestseller und wurde von vielen Lesern und Kritiken hochgelobt. Die Autorin lebt in Phoenix, Arizona, und hat mit ihrem zweiten Roman „Absturz“ ebenfalls großen Erfolg erzielt.

In "Flug 416", ihrem ersten Roman, steht Kapitän Bill Hoffman vor einer unmöglichen Wahl: Ein Entführer hat seine Familie in seine Gewalt gebracht und stellt ihm ein grausames Ultimatum – entweder bringt Bill das Flugzeug mit 149 Menschen an Bord zum Absturz oder seine Familie wird getötet. Während das Flugzeug in 10.000 Meter Höhe dem Ziel New York entgegenfliegt, kämpft Bill um die Kontrolle über die Maschine und versucht, den Komplizen des Entführers zu identifizieren, der sich unter den Passagieren befindet. Ein dramatischer Kampf ums Überleben beginnt, der nicht nur im Cockpit, sondern auch in der Kabine und am Boden tobt.

Das Buch habe ich in nur zwei Tagen verschlungen. Anlass war, dass ich das 2. Buch der Autorin vor Kurzem als Hörbuch gehört hab und davon sehr beeindruckt war. Daher musste ich natürlich auch den 1. Band „Flug 416“ lesen. Die Kapitel enden fast immer mit einem Cliffhanger, was das Buch sehr schwer aus der Hand zu legen macht. Man wird sofort in die Geschichte hineingezogen und rätselt mit Bill mit, wer der Entführer und sein Komplize sein könnten. Die Erzählweise aus mehreren Perspektiven – dem Cockpit, der Kabine und dem Geschehen am Boden – verleiht dem Thriller zusätzliche Tiefe und Spannung. Dennoch reicht es für mich nicht ganz für ein 5-Sterne-Buch, da mir etwas gefehlt hat, was ich nicht genau definieren kann. Es ist jedoch ein wirklich guter Thriller, der bis zum Schluss Spannung und Unterhaltung bietet, auch wenn er meiner Meinung nach nicht an den 2. Band heranreicht.

"Flug 416" ist ein äußerst spannender Thriller, der einen bis zur letzten Seite in Atem hält. T. J. Newman hat eine packende Geschichte geschaffen, die durch ihre Dramatik und gut gezeichnete Charaktere überzeugt. Trotz kleinerer Mängel verdient das Buch solide 4 von 5 Sternen und ist definitiv eine Leseempfehlung für Thriller-Fans.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Chukwuebuka Ibeh liefert ein tiefgründiges Porträt über den gesellschaftlichen Umgang mit queeren Menschen in Nigeria.

Wünschen
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"Wie lächerlich, wie gefühllos und absurd diese Erwartungen an ein Kind waren. Er war erst acht und wusste nicht, was »angemessenes« Verhalten bedeutete. Doch als sie das Licht in seinem Zimmer ausmachte, ...

"Wie lächerlich, wie gefühllos und absurd diese Erwartungen an ein Kind waren. Er war erst acht und wusste nicht, was »angemessenes« Verhalten bedeutete. Doch als sie das Licht in seinem Zimmer ausmachte, nachdem es ihr gelungen war, seine Tränen zu trocknen, und er eingeschlafen war, wünschte sie sich, dass er nur ein ganz kleines bisschen gewöhnlicher wäre." - Buchzitat (S. 22 - E-Book)

"Wünschen" von Chukwuebuka Ibeh ist ein aufwühlender und eindringlicher Roman, der die Geschichte des jungen Obiefuna erzählt, der im Nigeria der 2000er-Jahre mit seiner sexuellen Identität und gesellschaftlichen Zwängen kämpft. Chukwuebuka Ibeh, geboren 2000 in Port Harcourt, Nigeria, gilt als internationaler Shootingstar der nigerianischen Literatur. Er hat kreatives Schreiben bei renommierten Schriftsteller:innen wie Dave Eggers, Chimamanda Ngozi Adichie und Tash Aw studiert. Seine Werke wurden in angesehenen Publikationen wie "McSweeney’s" und "The New England Review of Books" veröffentlicht. "Wünschen" ist sein erster Roman, dessen Filmrechte bereits vor Erscheinen verkauft wurden. Ibeh studiert derzeit an der Washington University in St. Louis, Missouri.

Der Roman erzählt die Geschichte von Obiefuna. Als sein Vater einen intimen Moment zwischen ihm und einem anderen Jungen entdeckt, wird Obiefuna in einInternat verbannt, das von strenger Hierarchie und Gewalt beherrscht wird. Auf der Suche nach Verbundenheit entfremdet er sich von allem Vertrauten. Währenddessen kämpft seine Mutter Uzoamaka darum, ihren Sohn nicht zu verlieren. Vor dem Hintergrund drakonischer Gesetze gegen Homosexualität in Nigeria zeichnet Ibeh ein vielschichtiges Porträt über Liebe, Einsamkeit und die Suche nach einem freien Leben.

Von Anfang an hat mich das Buch gefesselt, obwohl es mir zunächst schwerfiel, in die Geschichte hineinzukommen und mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Besonders eindrucksvoll fand ich die Szenen im Internat, die die bedrückende Atmosphäre und die strenge Hierarchie realistisch und bewegend darstellen.

Das Cover des Buches, das ein Netz auf der Haut darstellt, konnte ich zwar nicht vollständig deuten, es hat mich aber trotzdem magisch angezogen und mich dazu animiert, das Buch zu lesen. Die Erzählweise bietet einen tiefen Einblick in das Leben von Obiefuna und seiner Familie. Immer wieder bekommt man auch einen Einblick in die Perspektive anderer Charaktere wie beispielsweise Obiefunas Mutter Uzoamaka, was der Geschichte zusätzlich Tiefe verleiht. Überhaupt war die Beziehung zwischen Obiefuna und seiner Mutter für mich der berührendste Aspekt des Buches, der die Zerrissenheit und die tiefe emotionale Bindung zwischen Mutter und Sohn darstellt. Die Sprache des Romans ist eindringlich und bringt die inneren Kämpfe und das Begehren der Protagonisten so gut rüber.

Ich wusste bisher wenig über Nigeria, und dieser Roman hat mir nicht nur die politische Lage nähergebracht, sondern auch das komplexe Geflecht aus Traditionen und religiösen Überzeugungen beleuchtet, die das Leben dort prägen. Besonders eindrucksvoll ist, wie der Roman die Brutalität der diskriminierenden nigerianischen Gesetze darstellt, die Homosexualität kriminalisieren und mit harten Strafen bis hin zur Todesstrafe bedrohen. Die Geschichte beleuchtet die Auswirkungen dieser Gesetze auf das Individuum und die Gesellschaft und zeigt die Gewalt und Verfolgung, denen queere Menschen ausgesetzt sind.

"Wünschen" ist ein beeindruckendes Debüt, das durch seine emotionale Tiefe und seinem gesellschaftskritischen Ansatz berührt. Der erste Teil hat mich mehr überzeugt und das Ende war mir persönlich zu abrupt. Dennoch hat mich das Buch durch seine Vielschichtigkeit und die eindringliche Erzählweise überzeugt. Chukwuebuka Ibeh ist ein vielversprechender Autor, von dem wir hoffentlich noch viel hören werden. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

»Ich habe das alles nur zu deinem Besten getan«, sagte Anozie. »Es ist nicht normal, so zu leben. Es gibt mittlerweile sogar ein Gesetz dagegen. Du kannst ins Gefängnis kommen, wenn du so was tust.« »Ich habe mein ganzes Leben lang in einem Gefängnis gelebt, Papa.« »Aber was würden die Leute sagen, Obiefuna?« - Buchzitat S. 314 (E-Book)

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