Fesselnde Zeitreise in die Zeit Jesu
„...Endlich würde er diesen auserlesenen Leuten seine Gedanken präsentieren, seine Ideen! Und sie würden ihn an die Spitze der Macht katapultieren, würden ihm helfen, seine Vision aus der Traumwelt ins ...
„...Endlich würde er diesen auserlesenen Leuten seine Gedanken präsentieren, seine Ideen! Und sie würden ihn an die Spitze der Macht katapultieren, würden ihm helfen, seine Vision aus der Traumwelt ins Reich der Realität zu versetzen...“
Dieses Zitat aus den Prolog deutet schon auf die extreme Spannung hin, die in der Geschichte steckt.
Die Autorin hat einen besonderen Zeitreiseroman geschrieben. Der Schriftstil sorgt für die fesselnde Handlung, lässt aber auch Raum für die Emotionen der Protagonisten und ihre inneren Kämpfe. Da die Geschichte von unterschiedlichen Personen erzählt wird, bekomme ich einen guten Einblick in deren Denken und Handeln.
Seit dem Prolog sind 16 Jahre vergangen. Drei Personen, unter ihnen die Lehrerin Yael Cohen und der Geschichtsprofessor Henry McNullan, sollen ihre Avatare im Jahre 30 unserer Zeitrechnung in Jerusalem steuern. Ihre Aufgabe ist es, die Geschichte behutsam zu korrigieren. Dazu sollen sie die Kreuzigung Jesus verhindern. Keiner von ihnen aber ahnt, dass im Hintergrund eine ganz andere Macht agiert, die ein weitreichenderes Ziel hat.
„...Seit 16 Jahren wartete er auf diesen Moment, war nie müde geworden, auf diesen Tag hinzuarbeiten: mental, körperlich, spirituell, in seinen Beziehungen. Und jetzt war Tag X endlich heraufgedämmert….“
Es ist ihm immer wieder gelungen, Menschen zu manipulieren. Dass er seinen Ziel so nahe ist, hat er vor allem einen Physiknobelpreisträger zu verdanken. Der kennt die Formel für Zeitreisen und hat sich bereit erklärt, das Experiment mit vorzubereiten. Trotzdem war er vorsichtig. Sein Hintergrundwissen hat er für sich behalten. Er ahnt, dass ihm das im Ernstfall das Leben retten wird.
Einer der Protagonisten ist Jassir. Der junge Mann hat seinen Bruder in seinen Armen sterben sehen. Seitdem ist er voller Hass und Wut. Doch wieder muss er erkennen, dass er nur Mittel zum Zweck ist.
„...Er war ja schließlich nur ein dummer Palästinenser mit einer unbedeutenden Familie. Wann waren die Palästinenser je für irgendetwas berücksichtigt worden? Wie Schachfiguren schob man sie auf dem Brett der Weltgeschichte herum...“
Dann aber fehlt eine der Teilnehmerinnen. Gleichzeitig erscheint Rowena, Henrys Tochter, unerwartet im Institut. Als sich dort die Ereignisse überschlagen, wird sie mit nach Jerusalem geschickt.
Alle drei Protagonisten werden Jesus persönlich gegenüber stehen und seine Präsenz spüren. Gleichzeitig steht ihr Leben auf dem Spiel, denn die Avatare sind nicht mehr unverwundbar.
Erstaunlich klarsichtig ist Claudia, die Frau von Pontius Pilatus:
„...Es sind doch nicht die Götter, die die Menschen korrumpieren, sondern die Sucht nach Macht ist die Wurzel des Problems...“
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie taucht in die Tiefe der Psyche der Protagonisten ein und ermöglicht ihnen, ihr Leben zu betrachten und wenn nötig, umzukehren. All das ist in ein fesselnde Handlung eingebettet.