Profilbild von Hyperventilea

Hyperventilea

Lesejury Star
offline

Hyperventilea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hyperventilea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2024

Spannend und dramatisch, aber auch recht reißerisch und brutal

Krähentage
0

Schon an ihrem ersten gemeinsamen Arbeitstag bekommen es die beiden Ermittler Mila Weiss und Jakob Krogh mit einem ganz besonderen Mordfall zu tun. Die Leiche einer älteren Frau wird gefunden, doch das ...

Schon an ihrem ersten gemeinsamen Arbeitstag bekommen es die beiden Ermittler Mila Weiss und Jakob Krogh mit einem ganz besonderen Mordfall zu tun. Die Leiche einer älteren Frau wird gefunden, doch das Opfer wurde mysteriöserweise nach seinem Tod noch lebend gesehen. Und das Spiel wiederholt sich. Auch ein ermordeter Student scheint nach seinem Tod noch gelebt zu haben. Wie ist das möglich? Und was haben die ausgehungerten Krähen und ihre Botschaft an beiden Tatorten zu bedeuten? Mila und Jakob jagen einen Mörder, der im wahrsten Sinne des Wortes jeder sein könnte. Ob sie ihn finden?

In anschaulicher, klar verständlicher Sprache schildert Benjamin Cohrs, wie Milas und Jakobs Ermittlungen voranschreiten. Teilweise nimmt der Autor auch die Sicht des Mörders ein, beschreibt genau, wie er seine Taten plant und ausführt.

Nicht nur der Mörder, sondern auch die Polizisten Mila und Jakob haben Geheimnisse. Nach außen hin scheint der Familienvater Jakob Krogh ein verlässlicher, rücksichtsvoller und berechenbarer Kollege zu sein, der harmonisch und effektiv mit anderen zusammenarbeitet. Doch ist er das wirklich? Mila hingegen eckt mit ihrer toughen Art häufig an. Sie macht einen etwas verbissen Eindruck, gibt wenig von sich und ihrem Privatleben preis. Beide Figuren wirken etwas holzschnittartig, werden nur oberflächlich, recht einseitig beschrieben und haben trotz ihrer oft angedeuteten Geheimnisse wenig Tiefe. Mit keiner der Hauptfiguren konnte ich richtig mitfiebern.

„Krähentage“ ist ein Thriller mit besonderer, düsterer Atmosphäre. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden und es dauerte, bis ich den Bezug zu Plot und Figuren entwickelte. Ab der Mitte allerdings begann der Roman mich dann zu fesseln, Handlungs- und Lesetempo nahmen deutlich zu. Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen, vor allem Jakobs Geheimnis war für mich nicht stimmig. Auch wenn der Mörder schon von Anfang an bekannt ist, ist das dramatische Finale wirklich spannend und mitreißend gestaltet. Ich wollte unbedingt wissen, wie alles endet. Insgesamt war mir der Thriller allerdings doch zu reißerisch und zu brutal. Ich hätte mir statt der vielen Effekte und Schockmomente gewünscht, dass mehr Wert auf eine intensivere Ausarbeitung der Charaktere und der Beziehungen der Figuren untereinander gelegt worden wäre. Nicht mein Buch, aber ein Thriller für alle unerschrockenen Leser mit starken Nerven, die es düster, actionreich und überraschend mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2024

Starker Beginn, schwaches, enttäuschendes Ende

Wenn sie lügt
0

Norah, Goran, Peggy, Rolaf, Daniel, Marcel und Lisa aus dem thüringischen Waldesroda sind im Jahr 2004 eine feste Clique. Doch dann geht Norah mit David eine Beziehung ein. Wegen David sondert sich Norah ...

Norah, Goran, Peggy, Rolaf, Daniel, Marcel und Lisa aus dem thüringischen Waldesroda sind im Jahr 2004 eine feste Clique. Doch dann geht Norah mit David eine Beziehung ein. Wegen David sondert sich Norah nun häufig von ihren Freunden ab, verliert immer mehr den Kontakt zu ihnen. Schließlich zieht sie die Reißleine und trennt sich von David. Doch der kann sich mit der Trennung partout nicht abfinden und rastet völlig aus. In blinder Wut tötet er ein junges Pärchen und stirbt auf der Flucht selbst. Zwanzig Jahre später kehrt Goran in seine Heimatstadt zurück und erfährt, dass Norah Drohbriefe bekommt, die sie stark an Davids Tod zweifeln lassen. Wer steckt hinter den Briefen? Und was ist damals wirklich passiert.

Aus verschiedenen Perspektiven, Norahs, Gorans und der des unbekannten Briefeschreibern, erzählt Linus Geschke auf unterschiedlichen Zeitebenen. Es wird dabei nach und enthüllt, was damals geschah und wie alles mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängt. Der Schreibstil liest sich klar und unkompliziert.

Goran, der als Kind Norahs bester Freund war und von Norahs Mutter fast wie ein Sohn behandelt wird, war schon immer heimlich in Norah verliebt. Norah ging es mit Goran ebenso. Auch nach zwanzig Jahren haben die beiden noch Gefühle füreinander. Doch einige prekäre Geheimnisse und Lügen könnten für Konflikte sorgen. Können die beiden einander dennoch vertrauen? Und welche Rolle spielen die anderen Mitglieder der ehemaligen Clique? Die Personenkonstellation bietet viel Potential. Es war für mich sehr interessant zu erfahren, wie die einzelnen Protagonisten wirklich zueinander stehen, denn vieles ist hier oft anders, als es scheint.

Welche Geheimnisse kommen ans Licht? Wer möchte Rache an Norah üben? Was passierte damals wirklich mit David? Durch die besondere Erzählweise wird immer mehr Spannung aufgebaut. Mir fiel es gerade im Mittelteil sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen, wurde ich doch immer neugieriger auf den weiteren Verlauf der Handlung. Die Geschichte hat mich über weite Strecken wirklich gefesselt. Dass permanent angekündigt und wiederholt darauf angespielt wird, dass es noch verschiedene Geheimnisse zu gestehen und zu lüften gilt, empfand ich mit der Zeit allerdings als etwas redundant und ein wenig plump. Diese etwas künstlich aufgebauschte Dramatik hätte der Roman meiner Meinung nach bis dahin eigentlich gar nicht nötig gehabt. Die Auflösung, wer letztendlich hinter den Briefen steckt, konnte mich leider nicht überzeugen. Für mich ein unwürdiges Ende eines ansonsten packenden Thrillers. Letztlich hält der Thriller also nicht ganz, was er anfangs verspricht. Für mich eher Durchschnittsthrillerkost als Highlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2024

Solider, etwas biederer Auftakt einer neuen Reihe

Was der See birgt
0

Als Polizeireporterin Gianna Pitti vom Mord an einem jungen Mann erfährt, wirft sie das ziemlich aus der Bahn, denn das Opfer war ihr persönlich bekannt. Bald deutet sich an, dass eine sehr mächtige Organisation ...

Als Polizeireporterin Gianna Pitti vom Mord an einem jungen Mann erfährt, wirft sie das ziemlich aus der Bahn, denn das Opfer war ihr persönlich bekannt. Bald deutet sich an, dass eine sehr mächtige Organisation hinter dem Verbrechen steckt. Auch das Verschwinden von Giannas Vater scheint mit dem Todesfall in Verbindung zu stehen. Giannas Chefin Elvira und ihr Onkel Francesco unterstützen die Journalistin bei ihren Recherchen und stechen in ein Wespennest….

Lenz Koppelstädter erzählt in der dritten Person Vergangenheit aus wechselnder Perspektive. Hauptsächlich schildert er, was Gianna im Zusammenhang mit dem Fall erlebt. Der Schreibstil ist klar und verständlich, wirkt aber mitunter etwas sperrig und nicht flüssig. Das Gianna beispielsweise immer wieder als „die Journalistin“ bezeichnet wird, macht einen etwas hölzernen, zu bemühten Eindruck und erinnert an einen Schulaufsatz.

Hauptfigur Gianna ist persönlich vom Fall betroffen, kennt sie doch das Opfer. Auch ihr verschwundener Vater scheint irgendwie involviert. Daher zeigt Gianna besonderen Einsatz und Ehrgeiz, um herauszufinden, wer für die Verbrechen verantwortlich ist. Ablenken lässt sie sich nur von einem guten Espresso und der Musik von Vasco Rossi. Giannas schrulliger Onkel Francesco, der trotz nicht gerader rosiger Finanzverhältnisse Wert auf teuere Weine und kulinarischen Luxus legt, hilft seiner Nichte beim Ermitteln, scheint aber geistig nicht immer ganz auf der Höhe. Gianna und Francesco sind zwei besondere Figuren, die durchaus Potential haben. Ergänzt wird die Personenkonstellation noch mit Giannas Chefin Elvira, die sich beharrlich weigert, mit der Zeit zu gehen und eine Internetpräsenz der kleinen Lokalzeitung aufzubauen.

Viele Schauplätze des Krimis kamen mir bekannt vor, verbrachte ich doch früher meine Ferien öfter am Gardasee. So entwickelte ich beim Lesen durchaus Urlaubsstimmung, konnte mir die Handlungsorte bildlich vorstellen. Insgesamt hat mich der etwas verworrene, teils abstruse Fall aber nicht ganz überzeugt. Durch den manchmal unrunden Schreibstil wirkt die Geschichte zudem ein wenig bieder und riss mich nicht durchgehend mit. Insgesamt ein solider Auftakt einer neuen Krimiserie mit reizvollem Schauplatz, aber einigen Schwächen. Es bleibt zu hoffen, dass die durchaus interessanten Figuren in den folgenden Fällen ihr Potential noch mehr entfalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2024

Spannende Grundidee, etwas verwirrend erzählt

Der Nachtläufer
0

„Die Waffe veränderte etwas in ihm. Es war, als wäre ein Schleier zur Seite gezogen worden. Plötzlich sah er mit neuen Augen auf die kommenden dreißig Tage.“

Kommissar Eddie Feber ermittelt in einem ...

„Die Waffe veränderte etwas in ihm. Es war, als wäre ein Schleier zur Seite gezogen worden. Plötzlich sah er mit neuen Augen auf die kommenden dreißig Tage.“

Kommissar Eddie Feber ermittelt in einem besonderen Fall. Ein Verbrecher, genannt „der Nachtläufer“, überfällt und bedroht nachts Menschen und hinterlässt am Tatort mysteriöse Zahlen auf gelbem Zetteln. Bisher haben alle Opfer überlebt, aber Eddie ist sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand ermordet wird. Daher muss er den Täter dringend überführen. Ob Eddie den Kampf gegen die Zeit gewinnt?

Autorin Karin Fossum schreibt aus unterschiedlichen Perspektiven, so schildert sie Eddies Fortschritte bei den Ermittlungen, lässt aber auch an den Gedanken des Täters teilhaben. Der unkomplizierte, klare Sprachstil liest sich eigentlich ohne Probleme. Dass nicht durchgehend chronologisch erzählt wird, hat mich allerdings manchmal irritiert.

Den durchaus interessanten Figuren kommt man als Leser kaum nahe. Ermittler Eddie Feber ist von Verbrechen und Verbrechern fasziniert, was ihm selbst nicht ganz geheuer ist. Er ist es als Vater von acht Kindern gewohnt, andere zu beschützen. Auch bei viel Trubel behält er meist die Nerven. Eddie wirkt alles in allem nicht unsympathisch, aber richtig gut kennen lernte ich ihn nicht. Auch der Nachtläufer war für mich nicht recht greifbar. Obwohl er seine Gedanken ausführlich schildert und auch sein familiärer Hintergrund gründlich dargelegt wird, kam ich nicht genau dahinter, was ihn eigentlich antreibt.

Eine gruselige Vorstellung, dem Nachtläufer schutzlos ausgeliefert zu sein und nicht zu wissen, was als Nächstes passiert. Eddie Feber bringt auf den Punkt, was den Nachtläufer so gefährlich macht: Er ist ein Dieb und „stiehlt Sicherheit“. Das ist wirklich eine spannende Grundidee mit Gänsehautfaktor.
Trotz der eigentlich klaren, atmosphärischen Sprache, hat mich der Krimi aber oft etwas verwirrt. Ich ging häufig von für mich eigentlich eindeutigen Tatsachen aus, die sich aber dann doch ganz anders gestalteten. Das verunsicherte mich. Die Autorin legt bewusst falsche Spuren, erzählt nicht durchgehend stringent, um mit unterschiedlichen Wendungen zu überraschen. Für mich ging das Konzept allerdings nicht immer auf. Durchgehende Spannung wollte sich nicht aufbauen und auch der Rätselfaktor fehlt komplett, da von Anfang an klar ist, wer der Nachtläufer wirklich ist. Für mich unterm Strich ein interessantes, aber nicht hundertprozent gelungenes Krimiexperiment.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2024

Auf der Suche nach einer Einhornfreundin

Sternenschweif, Zauberhafter Geburtstag
0

Laura und Sternenschweif machen sich Sorgen um die verzweifelte, vernachlässigte Stute Schneeflöckchen. Diese soll verkauft werden, doch niemand interessiert sich für sie. Dabei ist Schneeflöckchen doch ...

Laura und Sternenschweif machen sich Sorgen um die verzweifelte, vernachlässigte Stute Schneeflöckchen. Diese soll verkauft werden, doch niemand interessiert sich für sie. Dabei ist Schneeflöckchen doch eigentlich ein verzaubertes Einhorn. Ob es Laura und Sternenschweif gelingt, bis zu Schneeflöckchens sechstem Geburtstag eine Einhornfreundin für Sternenschweif zu finden?

Die Geschichte ist in gut verständlicher, recht schlichter Sprache verfasst. Die Schrift ist etwas größer, der Zeilenabstand etwas weiter, so dass das Lesen für wenig geübte Leser erleichtert wird. Viele mädchenhafte Bilder gestalten die Seiten abwechslungsreich. Die sechs Kapitel umfassen meist fünf bis sieben Seiten, das letzte ist etwas länger. Am Ende sind verschiedene Kreativseiten angehängt. Hier gibt es z.B. viele Ausmalseiten, einen Steckbrief zum Ausfüllen und ein Rätsel, so können sich die Kinder ihre eigene Einhornwelt gestalten. Außerdem bietet das Buch noch eine besondere Überraschung. Das Buch richtet sich an pferdebegeisterte Kinder, vornehmlich Mädchen ab sieben Jahren zum Selberlesen. Zum Vorlesen eignet es sich auch schon für jüngere Kinder ab fünf Jahren.

Sternenschweif- Fans kennen Laura und ihr verzaubertes Einhorn Sternenschweif aus den vielen anderen Büchern der Reihe. Laura kann ihr Pony Sternenschweif in ein Einhorn verzaubern. Für viele Mädchen sicher eine traumhafte Vorstellung, würden sie doch bestimmt gerne mit Laura tauschen. Auch Schneeflöckchen ist ein verzauberteres Einhorn, hat aber ihre Einhornfreundin, die sie verwandeln kann, bisher noch nicht getroffen…

Wer ist denn nun Schneeflöckchens Freundin? Diese Frage zieht sich durch die Geschichte. Die Lösung ist ungewöhnlich und überraschend, bezieht die Leserinnen mit ein. Das Buch erzählt von einer ganz besonderen magischen Freundschaft. Es enthält viele für die Reihe so typischen Bilder. Meine Tochter und ich sind keine leidenschaftlichen Pferdefans und daher vermutlich nicht die richtige Zielgruppe für das Buch. Ich finde die Geschichten der Serie generell etwas zu „rosa“, klischeehaft und kitschig. Auch könnte für meinen Geschmack die Handlung durchaus etwas interessanter und spannender sein.
Wer aber von Pferden und Einhörnern fasziniert ist und die bisherigen Bände gerne gelesen hat, wird sicher auch den neuesten Band „Zauberhafter Geburtstag“ mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere