Roman | »Ein meisterhafter Roman von einem der größten Schriftsteller Amerikas.« Telegraph
Anna Jäger (Übersetzer)
Eine Anleitung zur Aufmerksamkeit: Teju Coles neuer Roman
Tunde lehrt an einer amerikanischen Universität Fotografie, aufgewachsen ist er in Lagos. Mit wachen Sinnen bewegt er sich über den Campus und durch Institutionen, denen er nie ganz selbstverständlich zugehören wird. In Bildern, in Filmen, in Landschaften, in der Musik findet er Schönheit, aber auch die Ablagerungen von Unrecht und westlicher Überheblichkeit. Was heißt es, richtig zu leben in einer Welt der Gewalt und der Oberflächlichkeit? Wie lässt sich der Brutalität der Geschichte bleibende Bedeutung abringen? Was schulden wir denen, die uns nahe sind, und was schulden wir Fremden? Tunde sucht nach Halt und nach Sinn: in seiner Kunst, in seinen Erinnerungen, als Freund und als Liebender.
Tremor
ist ein zorniges, zärtliches, tröstendes Buch. Ein Roman, dessen Schönheit gerade durch seine beunruhigende Brüchigkeit hervortritt, und der uns – wie ein Bild, das seinen Betrachter mit Fragen konfrontiert – mit geschärfter Aufmerksamkeit entlässt: für das Leiden ebenso wie für die Schönheit, die dennoch immer entsteht, und die alles ist, was wir haben.
»Teju Coles Sprache begeistert mich immer wieder aufs Neue – ihre Schönheit, Intimität, Komplexität und Klarheit.
Tremor
ist ein subtil schillerndes Buch.« – Deborah Levy
Meinung:
Ein großartiges Werk, mit einer so beeindruckenden und schönen Sprache/ Prosa, wie man sie nur selten zu lesen bekommt. Mit diesem Werk beweist Teju Cole erneut, welches sprachliche Können er ...
Meinung:
Ein großartiges Werk, mit einer so beeindruckenden und schönen Sprache/ Prosa, wie man sie nur selten zu lesen bekommt. Mit diesem Werk beweist Teju Cole erneut, welches sprachliche Können er besitzt!
Von teilweise unfassbarer Schönheit, in einer ruhigen und dennoch kraftvollen Sprache, setzt er Worte in beeindruckende Bilder um und dies in einer solch präzisen Form, dass selbst die trivialsten Geschehnisse Begeisterungsstürme im Leser auslösen, da es der Autor auf unfassbare faszinierende Art versteht, mit seinem dichten einprägsamen Stil zu spielen.
Dieser ist durchaus anspruchsvoll und erwartet von seinen Lesern ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Interpretation, die man aber gerne aufbringt, um das ganze Können des Autors zu durchblicken.
Cole spielt mit seinen Lesern, er gibt Andeutungen, sprachlich ausgefeilte Bilder, er schließt Brücken zum Ich des Lesers, wirft ihm kleinste Teile von gesellschaftlicher Kritik entgegen, doch das Urteil darüber oder die Interpretation seines Textes, überlässt er dem Leser selbst.
Die Charaktere die der Autor erschaffen hat, sind in authentischste, präzisester und einprägsamster Art und Weise gezeichnet. In einer Spirale der eigenen Vorstellungen und der Nichtigkeit dieser Vorstellungen und die gerade darin liegende Entwicklung des Protagonisten macht befangen, und regt den Leser zum Nachdenken an.
Gleichzeitig verfällt er nicht in eine von Gefühlen geprägten Sprache, sondern er bleibt seinem Stil treu, authentisch rein und scheinbar ohne große Gefühlsregungen, führt er den Leser durch die Geschichte und vielleicht ist es gerade dieser Umstand, der den Leser noch mehr gefangen nimmt und ihn in einen unnachahmlichen Sog zieht.
Eine weitere, selten in einer solchen Perfektion erlebten Stärke, liegt in seiner Kraft der Worte, in seiner Einzigartigkeit, wie er es versteht Atmosphäre über die Geschichte zu legen.
Ein Buch, welches von einer unglaublichen sprachlichen und erzählerischen Kraft ist, die einen packt und sehr lange nachwirken wird.
Ein Buch, welches man in diesem Jahr gelesen haben sollte und das ich sehr bewundere!
Tunde stammt aus Lagos und unterrichtet Fotografie an einer amerikanischen Universität. Aber Tremor ist viel mehr als nur seine Geschichte.
Auf den ersten Seiten tat ich mir etwas schwer einzusteigen, ...
Tunde stammt aus Lagos und unterrichtet Fotografie an einer amerikanischen Universität. Aber Tremor ist viel mehr als nur seine Geschichte.
Auf den ersten Seiten tat ich mir etwas schwer einzusteigen, aber es hat sich sehr gelohnt dran zu bleiben!
Es scheint nicht so sehr eine Geschichte, als wie eine Ansammlung von Gedankengängen. Und nicht nur Tundes. Der Autor springt zwischen Zeiten, Orten und Blickwinkeln und manchmal war ich mir nicht sicher, wer gerade die Geschichte erzählt. Von der Sklaverei, über Rassismus, die Kolonialzeit, Naturkatastrophen, Krebs, Verlust und Tod. Dem Grauen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden die Schönheit von Kunst, Musik und Liebe entgegengesetzt. Und wir stellen uns die Frage, welche Rolle wir durch unser Tun und Nicht-Tun in dieser Welt spielen.
Es ist wie eine feinsinnige Beobachtung der Welt um uns herum.
Teju Cole hat mit Tremor ein reiches Buch geschrieben, das ganz in einem Fluss ist und Gedanken und Sinneswahrnehmungen vermittelt.
Auslöser dabei sind Fotos, Film, Gemälde, Musik. Daraus leitet sich ...
Teju Cole hat mit Tremor ein reiches Buch geschrieben, das ganz in einem Fluss ist und Gedanken und Sinneswahrnehmungen vermittelt.
Auslöser dabei sind Fotos, Film, Gemälde, Musik. Daraus leitet sich häufig Geschichte ab, zum Beispiel bei Turners Gemälde Sklavenschiff von 1840.
Als des Autors Alter Ego dient Tunde, einem Professor in Cambridge, der nigerianische Wurzeln hat.
Auch Reisen spielt eine Rolle, z.B. Tundes Besuch von Mali. Dann geht es nach Nigeria und weitere Stimmen kommen zu Wort. Dadurch wird vielfalt erreicht.
Streckenweise wird Teju Cole sehr ausführlich und detailliert. Manche Passagen sind praktisch Vorträge. Der Autor hat ein Konzept und man muss sich immer wieder neu darauf einlassen.
Man wird hinein gesogen und kann sich treiben lassen durch dieses Buch ohne direkte Handlung, dass aber über so viel Sprachreichtum verfügt. Man kann auch sicher sein, bei einem zweiten Lesen noch mehr zu entdecken.
Das Buch verströmt eine ganz eigene Ästhetik, die zu faszinieren vermag.
Das Wort Tremor steht für eine Bewegungsstörung, ein unwillkürliches Zittern in den Extremitäten; der Muskulatur. "Tremore unterscheiden sich nach betroffener Körperpartie, Frequenz, Stärke, Ursache und ...
Das Wort Tremor steht für eine Bewegungsstörung, ein unwillkürliches Zittern in den Extremitäten; der Muskulatur. "Tremore unterscheiden sich nach betroffener Körperpartie, Frequenz, Stärke, Ursache und Vorkommen." (siehe Wikipedia) - Ein irgendwie passendes Bild, wenn ich an Teju Coles gleichnamigen Roman "Tremor" [aus dem Englischen von Anna Jäger] denke. In diesem Buch lernen wir Leserinnen zunächst Tunde kennen. Er wuchs in Lagos, Nigeria auf, ging mit siebzehn Jahren in die USA und hält heute Vorträge und lehrt Fotografie an einer amerikanischen Universität. Er nimmt uns mit über den Campus, führt uns in Institutionen und ins Museum, beschreibt seinen Blick auf die Welt, die Kunst und Kultur. Und er nimmt uns mit nach Lagos.
Vielleicht könnte man nun im Entferntesten von einer akademischen Aufstiegsgeschichte sprechen in der Bildung für Tunde einen sehr hohen Stellenwert bekam, wäre da nicht seine Herkunft und die Risse, die sich immer wieder auftun und bis heute sein und das Leben vieler Schwarzer prägen. Kolonialismus, Gewalt, Verlust, Rassismus und Vorurteile... sind Themen, die sich in so viele Dinge der bestehenden, weiß-geprägten Welt eingeschrieben haben, sich hier und da nur in "Frequenz, Stärke, Ursache und Vorkommen" unterscheiden und so immer wieder die unterschiedlichsten Lebensrealitäten bezeugen, ob man es will oder nicht. Ein Blick auf Kunst, Kultur, Geschichtliches und dessen Bedeutung genügt, um zu verstehen, dass dort viel mehr 'erzählt' wird, als nur die EINE Geschichte. Und dass dort noch viel mehr Fragen lauern, als jene, über die wir uns bislang Gedanken machten...
"Wie lebt man, ohne andere zu besitzen? Wem gehört diese Welt? Weiße Menschen haben uns beigebracht, dass die Welt mittels Religion und Kriegsführung beherrscht werden kann, dass sie zum Zweck des Vergnügens und der Forschung gesammelt werden kann, dass sie durch Reisen in Besitz genommen werden kann - dass Besitz dem zusteht, der ihn sich nimmt und verteidigt. Wie lebt man, ohne das Leben der anderen zu kannibalisieren, ohne sie zu Maskottchen, Faszinosa, bloßen Begrifflichkeiten in der Logik zu einer dominanten Kultur zu reduzieren?"
Was nun, bei diesen wenigen Zeilen, schon deutlich wird, ist dass es sich bei "Tremor" um keine leichte, eingängige Lektüre handelt. Cole schreibt einerseits über eine Lebensgeschichte, andererseits durchbricht er diese Erzählung immer wieder mit zahlreichen Gedanken und Themen, die es schwer machen eine eindeutige und chronologische Handlung zu finden. Für mich ist es so auch eher eine Art Ergänzung zu anderen Romanen wie "Weiße Flecken" von Lene Albrecht oder "Issa" von Mirrianne Mahn, die zwar auch an einigen Stellen nur Fragmente enthalten, aber durch ihre Handlung und Geschichte eine viel emotionalere Bindung zu den Leserinnen ermöglichen. "Tremor" ist mehr so eine kluge, intensive Auseinandersetzung mit zahlreichen Themen von Kolonialismus, Rassismus, Korruption, Bildung, deren Einfluss auf die Fotografie, die Kunst und das kulturelle Erbe, bis hin zu Gedanken und Beschreibungen über die Situation in Nigeria - außerhalb, wie innerhalb. Mensch(sein). Mal sind es mehr tiefgründige Gedanken, Gedankenverkettungen, mal mehr Beschreibungen des Gesehenen, Geschehenen oder der Versuch einer Erklärung für die jeweiligen Lebensverhältnisse. Und ich glaube, das mag ich an diesem Buch besonders... das Aufbrechen bekannter Perspektiven, wenn auch Schwarze Stimmen immer mehr Gehör finden und vieles fast schon logisch erscheint, so ist es immer wieder bereichernd noch einmal von einer anderen Lebensrealität, einen anderen Bezug oder mehr Wissen über xy zu erfahren oder wann hat man sich schon mal Gedanken über Hotels gemacht? oder ob ein Land überhaupt für die Herstellung von Produkten gemacht ist? Cole präsentiert dabei, wenn es um Fotografie oder Kunst geht oder um die Bennin-Statuen oder das Gemälde "Sklavenschiff (Sklavenhändler werden Tote und Sterbende über Bord - ein Taifun zieht auf) , keine vorgefertigte Lösung eines Bessergebildeten für den Umgang eben jener Überlieferungen, er zeigt Gedanken auf, hilft als Außenstehender Gegebenheiten besser einzuschätzen und zeigt zeitgleich unseren unempathischen Umgang mit all den mitschwingenden Themen der geschichtlichen Prägung.
"Jeder Mensch erschließt sich die Welt aus einem persönlichen Blickwinkel, was dieses Wissen nicht schmälert. Jeder Mensch begreift das Leben auf der Grundlage kleiner persönlicher Ereignisse. Die eigene, unmittelbare Erfahrung ist das, was zählt. Nur wenn wir uns auf das stützen, was wir wissen und was wir erlebt haben, können wir uns in größere Zusammenhänge begeben."
...und gerade dabei hilft dieses Buch und diese kluge, intellektuelle Auseinandersetzung ungemein. Da es dennoch ein etwas spezielleres Buch ist und zeitweise intensiv und anstrengend, nur eine vorsichtige Empfehlung.
Das Buch »Tremor« von Tunde Adebimpe klingt nach einem bewegenden und poetischen Roman, der mich in die Welt eines Fotografen und seiner Suche nach Sinn entführt. Ich möchte es gerne lesen, weil ich mich ...
Das Buch »Tremor« von Tunde Adebimpe klingt nach einem bewegenden und poetischen Roman, der mich in die Welt eines Fotografen und seiner Suche nach Sinn entführt. Ich möchte es gerne lesen, weil ich mich für die Themen Kunst, Identität und Gesellschaft interessiere. Ich bin neugierig, wie der Autor die Figur des Tunde gestaltet, der sich zwischen zwei Kulturen und zwei Welten bewegt. Ich möchte mehr über die Schönheit und die Unrecht erfahren, die er in seinen Bildern und seiner Musik einfängt. Ich erwarte eine Geschichte, die mich berührt, inspiriert und zum Nachdenken anregt. Ich bin ein Fan von Romanen, die eine persönliche und kritische Perspektive verbinden, und dieses Buch scheint genau das zu bieten.