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Veröffentlicht am 21.11.2024

ein wichtiges Thema, nicht immer einfach zu lesen

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Zu dem Roman ‚Als wir im Schnee Blumen pflückten‘, fällt es mir ungewöhnlich schwer, meine Eindrücke und meine Meinung in Worte zu fassen.
Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen: zum einen geht ...

Zu dem Roman ‚Als wir im Schnee Blumen pflückten‘, fällt es mir ungewöhnlich schwer, meine Eindrücke und meine Meinung in Worte zu fassen.
Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen: zum einen geht es um die alte Sami Mariddja, die mit ihrem Mann Biera in einem heruntergekommenen Haus im Norden Schwedens lebt. Mariddja ist schwerkrank, versucht dies aber vor ihrem dementen Mann zu verbergen, da sie ihn nicht beunruhigen möchte. Die beiden leben zurückgezogen, sie haben keine Kinder oder nahen Verwandten, die sie im Alter unterstützen können, dazu kommt Mariddjas Misstrauen allen Fremden gegenüber und erst recht allen Personen, die nicht dem Volk der Sami angehören. Vor vielen Jahren haben sie sich eine Weile um das Kind von Bieras jüngerer Schwester gekümmert, bis diese ihren Sohn mit in den Süden des Landes genommen und den Kontakt abgebrochen hat. Mariddjas größter Wunsch ist es jetzt, den Jungen, der inzwischen Erwachsen sein muss, noch einmal wiederzusehen.
In einem weiteren Handlungsstrang geht es um Kay und seine Freundin Mimmi, die gerade in den Norden gezogen und dort als Ärzte neue Stellen angetreten. Nach dem Tod seiner Mutter beginnt Kay, angeregt durch den Nachlass seiner Mutter, seine Vergangenheit aufzuarbeiten und zu verstehen, weshalb er sich in seinem Leben immer entwurzelt gefühlt hat.
Die Entwurzelung der Sami, von denen viele zu Beginn des 20. Jahrhunderts in südlichere Gegenden umgesiedelt wurden, spielt eine zentrale Rolle in diesem Roman. Den Sami wurde nicht nur mit ihrem Weideland ihre Lebensgrundlage genommen, sondern auch ihre Sprache und ihre Traditionen.
Es ist einerseits beklemmend zu lesen, wie auch Jahre später in den Familien noch diese Zerrissenheit spürbar ist, es gerade der älteren Generation schwer fällt, sich dem ‚modernen‘ Leben anzupassen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht wenige sind dem Akohol verfallen.
Die Schicksale gehen nahe, es gefällt mir, wie die Autorin die Geschichte entwickelt, die zunächst sehr verschachtelt wirkt, und nach und nach die Zusammenhänge aufdeckt. Insbesondere mit der Figur Mariddjas habe ich mich jedoch schwer getan, sie ist selbst unter den Sami ein schwieriger Charakter und eine Außenseiterin. Ihre Handlungsweisen und ihr oft sehr verquer wirkendes Denken waren für mich wenig nachvollziehbar.
Vielleicht ist hier auch die Sprache ein Problem, möglicherweise geht einiges zwischen den Zeilen verloren durch die Übersetzungen aus dem Sami in Schwedisch und dann ins Deutsche, für mich wirkt die Poesie in dem Roman zumindest sehr fremdartig. Auch der Charme von Mariddjas besonderer Beziehung zu Siri ging für mich dadurch verloren, da die Dialoge wenig glaubhaft erscheinen.

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Veröffentlicht am 21.11.2024

eine fantasievolle Geschichte um ein ernstes Thema

Die Unmöglichkeit des Lebens
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In seinem Roman ‚Die Unmöglichkeit des Lebens‘ erzählt Matt Haig wie in vielen seiner anderen Bücher eine sehr fantasievolle Geschichte, die in einigen Punkten die Bahnen unseres üblichen Denkens sprengt.
Die ...

In seinem Roman ‚Die Unmöglichkeit des Lebens‘ erzählt Matt Haig wie in vielen seiner anderen Bücher eine sehr fantasievolle Geschichte, die in einigen Punkten die Bahnen unseres üblichen Denkens sprengt.
Die pensionierte Mathematik-Lehrerin Grace Winters hat nach mehreren Schicksalsschlägen den Lebensmut verloren. Als sie unerwartet erfährt, dass eine frühere Bekannte ihr ein Haus auf Ibiza vermacht, ist sie zunächst selbst von sich überrascht, dass dorthin reist, um probehalber auf Ibiza zu leben.
Sie bekommt schnell den Eindruck, dass sich um das Leben Christinas einige Geheimnisse ranken, es geschehen Dinge, die rational nicht zu erklären sind. Als Grace beginnt, das Leben Christinas tiefer zu ergründen, erfährt ihr eigenes Leben einschneidende Veränderungen, denen sie sich nicht entziehen kann.
Es entspinnt sich eine sehr fantastische, für meinen Geschmack teils zu esoterisch lastige Geschichte, in der eine außerirdische Präsenz eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Wenn man die übernatürliche Komponente als gegeben akzeptiert, ist die Handlung in sich schlüssig. Es gibt spannende bis dramatische Szenen, einige philosophische Dialoge und sehr besondere Charaktere.
Ich habe für mich aus dem Roman mitgenommen, das Leben bewusster wahrzunehmen, mich an kleinen Dingen zu erfreuen.
Die Geschichte zeigt ebenfalls auf, dass es immer machbar ist, in einer ausweglos erscheinenden Situation einen neuen Lebensweg zu finden, in dem man sich seiner Vergangenheit stellt, auch wenn dies schmerzhaft sein kann. Ich frage mich nur, ob Betroffenen dieser Roman dabei wirklich helfen würde, da in meinen Augen der Weg Grace Winters aus dem Dunkel ins Licht des Lebens sehr von äußeren Umständen geprägt ist. Andererseits spielen auch ihre inneren Konflikte und ihre Entwicklung eine große Rolle.
Wenn man sich auf den Roman einlässt, bietet er abwechslungsreiche Unterhaltung, auch wenn er in einigen Szenen sehr überdreht wirkt, hat er mich in anderen Momenten dennoch sehr berührt. Ich mag den Stil Matt Haigs, philosophische Themen in fantastischen Geschichten zu verpacken, seine Romane sind sicher nicht jedermanns Sache, mich faszinieren sie immer wieder.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

sprachlich überzeugend, inhaltlich für meinen Geschmack zu abstrakt

Cascadia
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In ihrem Roman Cascadia erzählt Julia Phillips die Geschichte der Schwestern Sam und Elena, die mit ihrer pflegebedürftigen Mutter im Nordwesten der USA auf der Insel San Juan leben. Die Schwestern versuchen ...

In ihrem Roman Cascadia erzählt Julia Phillips die Geschichte der Schwestern Sam und Elena, die mit ihrer pflegebedürftigen Mutter im Nordwesten der USA auf der Insel San Juan leben. Die Schwestern versuchen mit einfachen Jobs ihr Leben zu bestreiten und gleichzeitig die Arztrechnungen ihrer Mutter zu begleichen, während sie von einer besseren, unbeschwerteren Zukunft träumen. Als eines Tages ein Bär in der Nähe ihres Hauses auftaucht, gerät das Leben der Schwestern und ihr eingespieltes Verhältnis aus den Fugen.
Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht der 28-jährigen Sam, die mit ihrem Leben und ihrer Chancenlosigkeit hadert, sie wirkt verbittert und reagiert anderen Mitmenschen gegenüber ablehnend und voreingenommen. Ihre nur weniger als 2 Jahre ältere Schwester Elena musste früh die Verantwortung für die kleine Familie übernehmen, da die alleinerziehende Mutter zunächst viel Zeit bei der Arbeit verbracht hat und dann früh schwer erkrankt ist. Als der Bär in ihr Leben tritt, reagiert Sam mit Angst, während Elena fasziniert ist von der Magie des Tieres. Diese mystische Komponente wird in dem Roman aufgegriffen mit Bezügen zu dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot.
Die Geschichte ist spannend erzählt, sie berührt einerseits durch die intensiven Schilderungen aus der Sicht von Sam, andererseits machte es Sams schroffe und verschlossene Art schwierig, Sympathien für sie zu entwickeln. Sie wirkt sehr kindlich und unselbstständig, je weiter die Entwicklungen voranschreiten, umso mehr wird deutlich, wie sehr sie sich auf ihre Schwester Elena verlässt und sich ihr Leben zusammen träumt, wie er ihr am besten gefällt, dabei aber die Realität und auch die Bedürfnisse ihrer Schwester ausblendet. Elenas Faszination für den Bären blieb für mich bei der Lektüre ebenso wenig greifbar wie für Sam.
Der Roman ist einerseits sprachlich glänzend erzählt, spannend und bewegend, dennoch lässt er mich am Ende etwas ratlos zurück. Vielleicht ist das Szenario für mich zu fremd, bieten die Charaktere für mich persönlich zu wenig Fläche zur Identifikation. Es gibt sehr viel Spielraum für Interpretationen, insbesondere zu den Bindungen und der Schwestern, ihrem Schicksal, ihrer Zukunft und ihren Träumen, mir ist das am Ende zu abstrakt.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

ein schöner Abschluss aber streckenweise etwas langatmig

Flaschenpost aus der Vergangenheit - Die Sommerschwestern
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Der Roman „Flaschenpost aus der Vergangenheit“ von Monika Peetz bildet den Abschluss der Sommerschwestern Trilogie und lüftet das Geheimnis um den verhängnisvollen Unfall, der vor vielen Jahren das Leben ...

Der Roman „Flaschenpost aus der Vergangenheit“ von Monika Peetz bildet den Abschluss der Sommerschwestern Trilogie und lüftet das Geheimnis um den verhängnisvollen Unfall, der vor vielen Jahren das Leben der 4 Schwestern verändert hat.
Im zweiten Band hatten die Nachforschungen dazu die Schwestern noch weiter entzweit, Amelie versucht für ein wenig Harmonie zu sorgen, indem sie gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Helen ihren Geburtstag im holländischen Bergen an der Nordsee verbring. Die Idylle wird jedoch jäh zerstört, als unvermittelt Henriette, die Mutter der Schwestern, auftaucht und sich wie üblich in den Mittelpunkt drängt. Henriette möchte die zerstrittene Familie wieder vereinen, die Schwestern bemerken jedoch schnell, dass Henriette vielmehr eigene Interessen im Sinn hat und weiterhin kein Interesse daran, die Fragen ihrer Töchter bezüglich der Vergangenheit zu beantworten.
Während der ersten beiden Bände sind mir die ungleichen Schwestern mit ihrer spannenden Geschichte ans Herz gewachsen. Beim dritten Band hatte ich das besondere Vergnügen, die Geschichte während eines Aufenthalts in Bergen am Zee lesen zu können, hautnah einige Schauplätze kennen zu lernen und die Magie der Szenerie an der Nordsee zu spüren.
Mir hat auch diesmal wieder neben den lebendigen Schilderungen des Umfelds sehr gut gefallen, wie die Autorin die Dynamik innerhalb der vier Schwestern herausstellt, die trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere immer wieder zueinander finden und zusammenhalten.
Die Geschichte selbst zieht sich etwas, Henriettes Weigerung über die Familienereignisse zu sprechen bestimmt schon seit Band zwei die Handlung. Die Begeisterung der Autorin für Bergen und seine Umgebung kann ich absolut teilen, die Unternehmungen der Familie, bei denen dem Leser die Sehenswürdigkeiten der Region näher gebracht werden, wirken in diesem Band auf mich jedoch besonders plakativ, als würde das Buch von Tourismusverband gesponsert.
Für mich ist dies der schwächste Band, auch wenn die Geschichte hier einen schönen Abschluss findet.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

bewegend und dramatisch, aber nicht so überzeugend wie Band 1

Und Großvater atmete mit den Wellen
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In Trude Teiges Roman ‚Und Großvater atmete mit den Wellen‘ wird eine weitere Geschichte aus der Vergangenheit der Familie Juni Bjerkes erzählt. Diesmal steht die Jugend ihres Großvater Konrad im Mittelpunkt, ...

In Trude Teiges Roman ‚Und Großvater atmete mit den Wellen‘ wird eine weitere Geschichte aus der Vergangenheit der Familie Juni Bjerkes erzählt. Diesmal steht die Jugend ihres Großvater Konrad im Mittelpunkt, der im 2. Weltkrieg in japanischer Kriegsgefangenschaft einige entbehrungsreiche Jahre auf der Insel Java verbracht hat, nachdem das Handelsschiff, auf dem er gemeinsam mit seinem Bruder Sverre angeheuert hatte, beschossen und versenkt wurde.
Die zum Teil dramatischen Ereignisse dieser Zeit werden zum einen aus der Sicht Konrads erzählt, aber auch aus der seiner ersten großen Liebe Sigrid, die mit ihrer Familie auf Java lebt und ebenfalls in einem Lager der Japaner interniert ist. Die Schilderungen zu den Zuständen dort Erlebnissen dort wirken gut recherchiert, Trude Teiges bildhafte Sprache sorgt für lebendige Bilder, ohne bei grausamen Ereignissen zu sehr ins Detail zu gehen. Durch die personale Erzählperspektive entsteht eine große Nähe zu den Hauptcharakteren und den physischen wie psychischen Belastungen, denen sie ausgesetzt sind. Die Erzählungen wecken Betroffenheit und haben mich dazu bewegt, weitere Details zu den geschichtlichen Fakten dieser Zeit nachzulesen.
Einerseits erscheint die Geschichte authentisch, ist aber weniger glaubhaft, wenn man bedenkt, dass Juni hier die Vergangenheit ihrer Großvaters detailliert wieder gibt, während sie andererseits erwähnt, dass ihre Großeltern über ihre Vergangenheit eisern geschwiegen haben. Auch wenn dem Leser klar wird, wie die Erlebnisse der Vergangenheit auch die nächsten Generationen prägt, ist wenig nachvollziehbar, woher Juni die Details kennt, die ihren Großvater zu der Person gemacht haben, die sie kannte.
In ‚Als Großmutter im Regen tanzte“ gibt es eine Rahmenhandlung, in der Juni zu der Vergangenheit ihrer Mutter und Großmutter recherchiert. Diese zweite Zeitschiene hat dem Roman zusätzliche Tiefe verleihen und fehlt in der Fortsetzung, die mich nicht ganz so überzeugen konnte, wie der erste Band.

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