ein wichtiges Thema, nicht immer einfach zu lesen
Als wir im Schnee Blumen pflücktenZu dem Roman ‚Als wir im Schnee Blumen pflückten‘, fällt es mir ungewöhnlich schwer, meine Eindrücke und meine Meinung in Worte zu fassen.
Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen: zum einen geht ...
Zu dem Roman ‚Als wir im Schnee Blumen pflückten‘, fällt es mir ungewöhnlich schwer, meine Eindrücke und meine Meinung in Worte zu fassen.
Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen: zum einen geht es um die alte Sami Mariddja, die mit ihrem Mann Biera in einem heruntergekommenen Haus im Norden Schwedens lebt. Mariddja ist schwerkrank, versucht dies aber vor ihrem dementen Mann zu verbergen, da sie ihn nicht beunruhigen möchte. Die beiden leben zurückgezogen, sie haben keine Kinder oder nahen Verwandten, die sie im Alter unterstützen können, dazu kommt Mariddjas Misstrauen allen Fremden gegenüber und erst recht allen Personen, die nicht dem Volk der Sami angehören. Vor vielen Jahren haben sie sich eine Weile um das Kind von Bieras jüngerer Schwester gekümmert, bis diese ihren Sohn mit in den Süden des Landes genommen und den Kontakt abgebrochen hat. Mariddjas größter Wunsch ist es jetzt, den Jungen, der inzwischen Erwachsen sein muss, noch einmal wiederzusehen.
In einem weiteren Handlungsstrang geht es um Kay und seine Freundin Mimmi, die gerade in den Norden gezogen und dort als Ärzte neue Stellen angetreten. Nach dem Tod seiner Mutter beginnt Kay, angeregt durch den Nachlass seiner Mutter, seine Vergangenheit aufzuarbeiten und zu verstehen, weshalb er sich in seinem Leben immer entwurzelt gefühlt hat.
Die Entwurzelung der Sami, von denen viele zu Beginn des 20. Jahrhunderts in südlichere Gegenden umgesiedelt wurden, spielt eine zentrale Rolle in diesem Roman. Den Sami wurde nicht nur mit ihrem Weideland ihre Lebensgrundlage genommen, sondern auch ihre Sprache und ihre Traditionen.
Es ist einerseits beklemmend zu lesen, wie auch Jahre später in den Familien noch diese Zerrissenheit spürbar ist, es gerade der älteren Generation schwer fällt, sich dem ‚modernen‘ Leben anzupassen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht wenige sind dem Akohol verfallen.
Die Schicksale gehen nahe, es gefällt mir, wie die Autorin die Geschichte entwickelt, die zunächst sehr verschachtelt wirkt, und nach und nach die Zusammenhänge aufdeckt. Insbesondere mit der Figur Mariddjas habe ich mich jedoch schwer getan, sie ist selbst unter den Sami ein schwieriger Charakter und eine Außenseiterin. Ihre Handlungsweisen und ihr oft sehr verquer wirkendes Denken waren für mich wenig nachvollziehbar.
Vielleicht ist hier auch die Sprache ein Problem, möglicherweise geht einiges zwischen den Zeilen verloren durch die Übersetzungen aus dem Sami in Schwedisch und dann ins Deutsche, für mich wirkt die Poesie in dem Roman zumindest sehr fremdartig. Auch der Charme von Mariddjas besonderer Beziehung zu Siri ging für mich dadurch verloren, da die Dialoge wenig glaubhaft erscheinen.