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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2017

Raue Zeiten im Cöln des späten Mittelalters ...

Das Gold des Lombarden
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Es ist gewiss leider nicht immer so, aber in diesem Fall gab der Klappentext genau die Informationen preis, derer es bedarf, um den potentiellen Leser neugierig zu machen, aber nichts vorweg zu nehmen ...

Es ist gewiss leider nicht immer so, aber in diesem Fall gab der Klappentext genau die Informationen preis, derer es bedarf, um den potentiellen Leser neugierig zu machen, aber nichts vorweg zu nehmen und eventuelle Überraschungen zu verraten. Deshalb möchte ich auch zum Inhalt nicht mehr allzu viel hinzufügen.
Aber ich kann über die Geschichte als solche sprechen, die mich von Seite eins gefesselt hat und mitgenommen hat ins Köln des frühen 15. Jahrhunderts. Eine spannende Zeit, in der es vor Geschäftigkeit nur so zu brummen schien und zudem überraschend viele Frauen einen Beruf ausüben durften. Das lässt mein Herz doch gleich ein wenig höher schlagen. Die junge Witwe Aleydis ist mir als Protagonistin sofort sympathisch und hat mein ehrliches Mitgefühl. Wie muss sie sich gefühlt haben, als sie langsam aber sicher die Machenschaften ihres verstorbenen Mannes Nicolai ans Licht bringt? Wie oft muss sie sich gefragt haben, ob sie ihn jemals wirklich gekannt hatte? Doch Aleydis lässt sich nicht unterkriegen und ist entschlossen, das Geldwechselgeschäft am Laufen zu halten. Das Sahnehäubchen auf dieser Geschichte steuert natürlich der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve bei, der bald ihr engster Vertrauter wird. Rrrrrrr … auf mehr als nur ein paar Seiten knistert es zwischen den Beiden ganz schön heftig, was die arme Aleydis in einen Strudel der Gefühle stürzt. Sie ist ja schließlich vor einigen Wochen erst Witwe geworden. Aber macht euch doch einfach selbst ein Bild, ihr werdet es nicht bereuen. Der anschauliche Schreibstil lässt einen als Leser nur so durch das Buch fliegen. Ich war fast enttäuscht, dass es so schnell beendet war. Die unerwartete Aufklärung ließ mich ob der Bestrafung der schuldigen Person ein wenig erschüttert zurück und führte mir mal wieder vor Augen, in welch angenehmen Zeiten wir hier im 21. Jahrhundert leben. Das Ende lässt viel Spielraum und Hoffnung auf einen weiteren Band mit dem ungleichen „Ermittlerpaar“ Aleydis und Vinzenz.
Als kleine Notiz am Rande möchte ich den Lesern meiner Rezension nicht nur dieses Buch, sondern auch die sympathische Autorin Petra Schier ans Herz legen. Mit viel Wissen, Witz und Charme führte sie mich durch eine tolle Leserunde. An dieser Stelle hierfür ein herzliches Dankeschön. Das war bestimmt nicht mein letztes Buch von Frau Schier.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Nie wieder Krieg oder was niemals hätte passieren dürfen ...

Wie der Wind und das Meer
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Der Klappentext beschreibt den Inhalt dieser Geschichte präzise und umfassend, das brauche ich nicht zu wiederholen. Was jedoch unbedingt erwähnt werden muss, ist die Achterbahn der Gefühle, die dieses ...

Der Klappentext beschreibt den Inhalt dieser Geschichte präzise und umfassend, das brauche ich nicht zu wiederholen. Was jedoch unbedingt erwähnt werden muss, ist die Achterbahn der Gefühle, die dieses Buch wahrscheinlich nicht nur in mir, auslöste. Die beiden traumatisierten Kriegswaisen Paul und Sarah treffen eine Entscheidung, die ihnen in ihrer Not erst mal das Leben rettet. Leider ist diese Entscheidung, deren Ausmaß sie in ihrer kindlichen Verzweiflung gar nicht ermessen können, mit schwerwiegenden Folgen behaftet. Es passiert nämlich ganz langsam und zärtlich, etwas so Schönes wie Natürliches, die Beiden verlieben sich ineinander. Aus heutiger Sicht könnte man meinen … na und? Dann sagen sie jetzt eben einfach die Wahrheit und alles wird gut. Genau hier fängt jedoch ihre „Leidensphase“ an, denn die strengen und spießig verbohrten Ansichten der 50er und 60er Jahre lassen solch eine Handlungsweise nicht zu.
Wie habe ich mit ihnen mitgelitten, den unschuldigen Kindern, die inzwischen doch in einer solch herzlichen Familie gelandet waren. Doch nicht nur sie taten mir jedoch leid, auch ihre „neuen“ Eltern verstanden die Welt nicht mehr, als Rosalie, wie Sarah sich seit der vermeintlichen Lüge nannte, eine folgenschwere Entscheidung fällte, die die ganze Familie auseinander zu brechen drohte.
Das Buch führte mich an der Seite Paul und Sarahs vom Jahr 1945 bis in die Gegenwart. Auf sehr einfühlsame Weise ließ mich die Autorin Lilli Beck eintauchen in die jeweilig beschriebene Epoche. Sehr anschaulich schildert sie die Nachkriegsjahre und an vielen Stellen dachte ich: „Genau das haben mir meine Eltern auch erzählt!“ Die 70er und 80er Jahre waren ein wahrer „blast to the past“ zum Teil von mir selbst ähnlich erlebt.
Diese tief emotionale jedoch zu keiner Zeit kitschige Story hat mir mit ihrem ganz überraschenden Ende ein paar Tränchen abgerungen. Damit hatte ich nicht gerechnet und finde den Abschluss genial getroffen. Liebe Lilli, ich freue mich schon auf weitere bewegende Lesestunden mit dir und deinen neuen Geschichten.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Eine gelungenen Fortsetzung ...

Die Jahre der Schwalben
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Nach einer wunderbaren Leserunde mit dem ersten Teil dieser Ostpreußensaga, habe ich mich natürlich besonders auf den Nachfolgeband gefreut. Und … nicht, dass mich das überrascht hätte … ich wurde nicht ...

Nach einer wunderbaren Leserunde mit dem ersten Teil dieser Ostpreußensaga, habe ich mich natürlich besonders auf den Nachfolgeband gefreut. Und … nicht, dass mich das überrascht hätte … ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie es der Autorin scheinbar spielend gelingt ein Buch zu schreiben, dass sich mit seiner flüssigen und spannenden Schreibweise schwer aus der Hand legen lässt. So war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die guten 500 Seiten in zwei Tagen durchgelesen waren.
Ulrike Renk lässt ihre Leser und Leserinnen nicht nur eine Geschichte lesen, nein, sie lässt sie eintauchen in das damalige Leben mit all seinen Facetten. Akribisch recherchiert lernt man viel über das Leben in der jeweiligen Zeit und empfindet die Stimmung nach, die damals geherrscht haben muss. Ich fühlte mich sofort zuhause auf den großen preußischen Landgütern, die ich so gerne mal in Natura gesehen hätte. Es war keine einfache Zeit in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs und wie sie ausgingen, wissen wir heute ja am allerbesten. Mit der scheinbar unverwüstbaren Frederike, die ihrem jungen Leben schon vieles miterlebt hat, belegt Ulrike die Rolle der Hauptprotagonistin in hervorragender Weise. Sie erinnerte mich an Maria Furtwängler in dem Ostpreußenzweiteiler „Die Flucht“.
Viele Fragen bleiben noch offen, dennoch ließ mich das Ende des Romans absolut zufrieden zurück. Für dieses Buch, unbedingt gepaart mit dem Vorgänger „Das Lied der Störche“, möchte ich hiermit eine Leseempfehlung aussprechen. Wie schön, dass ich meinen Lesemonat mit diesem Highlight beenden durfte!

Veröffentlicht am 25.10.2017

Als Hörbuchreihe unschlagbar und sehr empfehlenswert ...

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf
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Der Vorgängerband war in meinen Augen ja leider etwas schwächer ausgefallen, bei diesem Band hingegen hat Oliver Pötzsch mal wieder alles gegeben. Endlich wurde Jakob Kuisl auf seine alten Tage noch in ...

Der Vorgängerband war in meinen Augen ja leider etwas schwächer ausgefallen, bei diesem Band hingegen hat Oliver Pötzsch mal wieder alles gegeben. Endlich wurde Jakob Kuisl auf seine alten Tage noch in den Rat der Zwölf berufen, eine Ehre, auf die er schon lange gewartet hat. Der ganzen Familie steht nun eine aufregende Reise bevor, die einen fahren voller Vorfreude, die anderen – besonders Tochter Barbara – mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Schließlich würde ihr Vater sie gerne bei einem der Henker im wahrsten Sinne des Wortes „an den Mann bringen“. Schlussendlich werden die Kuisls und auch der junge Doktor Frohnwieser mit Frau Magdalena und ihren drei Kindern in mehr als ein Verbrechen verwickelt, das es zu lösen gilt. Und mehr als einmal geraten sie dadurch in Lebensgefahr …
Ich hatte bei diesem Band ein wenig das Gefühl, dass der Autor uns vielleicht darauf vorbereiten möchte, dass der alte Henkersmeister Jakob, der ja immerhin schon über sechzig ist, den nächsten Teil der Reihe nicht überleben wird? Da die Reihe ja „Die Henkerstochter“ heißt, könnte es ja auch ohne ihn weitergehen, wenn es auch einfach nicht mehr dasselbe wäre. Der unvergleichliche Hörbuchsprecher Johannes Steck verkörpert ihn auf den Lesungen mit einer Hingabe als stünde er selbst mit dem Henkerbeil in der Hand auf dem Marktplatz Schongaus. Ich habe mich jedenfalls mal wieder prächtig unterhalten und hoffe, lieber Oliver, du arbeitest schon fleißig an Band Acht!

Veröffentlicht am 25.10.2017

Hörbuch mit Gänsehautfeeling ...

Der Frauenchor von Chilbury
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Gleich mal vorausschicken möchte ich, dass „Der Frauenchor von Chilbury“ trotz der eher traurigen Thematik ein ganz wunderbares Hörbuch ist. Obwohl mir die Einstiegs CD erst ein paar Schwierigkeiten mit ...

Gleich mal vorausschicken möchte ich, dass „Der Frauenchor von Chilbury“ trotz der eher traurigen Thematik ein ganz wunderbares Hörbuch ist. Obwohl mir die Einstiegs CD erst ein paar Schwierigkeiten mit den Namen auferlegte, relativierte sich dieses kleine Problem spätestens ab CD Nr. 2. Anhand der unterschiedlichen und sehr begabten vier Sprecherinnen war schnell klar, wann Kitty, Edwina, Venetia und all die anderen Damen an der Reihe war und wo genau ihr Platz in Chilbury war.
Die Autorin nahm mich mit auf die Insel und in den kleinen Ort Chilbury, der nun auf schmerzliche Weise vom Krieg eingeholt wurde. Während die Männer England gegen den Feind verteidigten, ging das Leben zu Hause weiter und viele Frauen – nicht nur in England – wuchsen über sich hinaus. Die Probleme mögen anders gelagert gewesen sein als bei den kämpfenden Soldaten aber sicher in einfacher. Die Frauen von Chilbury lösten ihre Probleme jedoch auch mit viel Kampfgeist, Mut und manchmal sogar einer Spur Humor und bewiesen so, dass das Leben schön sein kann. Die eingehende Musik, die der Titel des Buchs zu versprechen schien, kam mir bei diesem Hörbuch leider ein wenig zu kurz. Gerne hätte ich mehr gehört von dem „Frauenchor von Chilbury“, der mir beim Hören Gänsehautfeeling verlieh. Dennoch vergebe ich hier die volle Punktzahl und bedanke mich bei der Autorin für diese kleine Reise in den Sommer 1940 im kleinen Örtchen Chilbury.
Noch eine kleine interessante Episode am Rande … Der Verlag Kiepenheuer & Witsch und der Hörbuchverlag Argon suchten mit dem Wettbewerb – Sing a Song for Chilbury einen Frauenchor für die Hörbuchaufnahme des gleichnamigen Romans „Der Frauenchor von Chilbury“. Sie riefen alle Bewerber dazu auf, eine Kostprobe ihres Gesangs und außerdem ein paar Zeilen über den Chor zu schicken. Nach dem aufwendigen Auswahlverfahren zwischen 30 Einsendungen entschied man sich für „Encantada“ aus Daaden (Rheinland-Pfalz) als „Frauenchor für Chilbury“. Die Verlage nahmen zusammen mit den Sängerinnen des Frauenensembles in der katholischen Kirche in Herdorf vier Lieder für das Hörbuch auf. Dabei sang Encantada “Ave Maria” von Franz Schubert, “Summertime” von George Gershwin sowie “The Lord’s My Shepherd” von Jessie Seymour Irvine und “Abide With Me” von William Henry Monk, begleitet an der Orgel von Peter Scholl.
(Quelle: www.kiwi-verlag.de)