Profilbild von Book-Likey

Book-Likey

Lesejury Profi
offline

Book-Likey ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Book-Likey über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2024

Naturkunde und Naturschutz.

Das Wesen des Lebens
0

Die Hauptfigur dieses Romans ist die stellersche Sehkuh. Über mehr als drei Jahrhunderte hinweg erzählt Turbinen ihren dramatischen Werdegang. Angefangen 1741 bei der Entdeckung dieses friedfertigen Wesens ...

Die Hauptfigur dieses Romans ist die stellersche Sehkuh. Über mehr als drei Jahrhunderte hinweg erzählt Turbinen ihren dramatischen Werdegang. Angefangen 1741 bei der Entdeckung dieses friedfertigen Wesens und seines fast nahtlos darauf folgenden Aussterbens, über den Fund eines Skeletts im Jahr 1859 bis hin zu dessen Ausstellung im Naturkundemuseum im Jahr 1952.

Die drei ineinander greifenden Geschichten sind inhaltlich wahnsinnig interessant und lehrreich, da sie einen guten Einblick in die jeweilige Zeit und den dort vorherrschenden wissenschaftlichen Wissensstand geben. Die Entwicklungen im Bereich der Biologie, des Artenschutzes und der Rwstauration zu verfolgen hat mir viel Freude gemacht. Es ist kaum verwunderlich, dass die Gier des Menschen nach Macht, Besitz und Einfluss eine Schneise der Zerstörung durch Flora und Fauna hinterlassen hat. Die Folge von Fleischhunger, Pelzhunger und Eierschalen-Sammelwut war ein katastrophales Artensterben, dem Vögel, verschiedenste Wildtiere und auch unsere Hauptfigur zum Opfer fielen. Diese Schilderungen des Grauens sind nur schwer zu ertragen.

Was mich leider weniger überzeugt hat war der staccato-artige Erzählstil. Für mich hat sich die Geschichte nicht wie ein Roman, sondern vielmehr wie ein Sachbuch gelesen. Über weite Strecken plätschern die jeweiligen Erzählstränge vor sich hin und wirken abwechselnd wie wissenschaftliche Abhandlungen, Kurzbiografien oder Reiseberichte. Herr Steller reiste dahin und dorthin und machte dies und jenes, dann passierte xy, dann kam sein Kollege und schlussfolgerte etwas anderes und so weiter... Das war anstrengend zu lesen und bot mir kaum Möglichkeiten zum Mitfiebern und Mitschwingen.

Dies ist ein lesenswertes Buch für alle, die sich für Naturkunde und Naturschutz interessieren. Mehr Sachbuch als Roman und daher eher was für den Kopf, statt fürs Herz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2024

Ganz nett, mehr aber auch nicht.

Die Geschichte von Kat und Easy
0

"Kat hat die Macht. Sie hat die Macht, Wörter zum leuchten zu bringen und Räume mit Wut zu verpesten. Sie kann allen zu viel sein und sich selbst nie genug."

Bäm, eine Eröffnung mit Paukenschlag. So ...

"Kat hat die Macht. Sie hat die Macht, Wörter zum leuchten zu bringen und Räume mit Wut zu verpesten. Sie kann allen zu viel sein und sich selbst nie genug."

Bäm, eine Eröffnung mit Paukenschlag. So beginnt dieses Buch und zeigt schon zu Beginn den klugen Schreibstil der Autorin und ihre fantastische Beobachtungsgabe. Sie zeichnet ihre Figuren menschlich und humorvoll, mit Ecken und Kanten und mit viel Liebe zum Detail. Das gefiel mir außerordentlich gut.

Was leider keinen bleibenden Eindruck hinterließ, war die Geschichte an sich. Zwei Frauen, eine Freundschaft und ein Mann, der sich zwischen sie drängt. Nichts Neues, leider. Sex, Drugs und Rock'n'Roll in den 70ern, gescheiterte Lebenspläne im Hier&Jetzt. Hm, hat mich ehrlich gesagt nicht umgehauen.
Trotzdem gab es auch hier wieder wunderschöne Passagen, die Annäherung der beiden Frauen über den Selbsthilfe-Blog fand ich zum Beispiel sehr gelungen und äußerst zart beschrieben.

Es geht um Freundschaft, es geht um Liebe, es geht darum, sich selbst zu finden und vor Anderen zu behaupten, auch und vor allem im Erwachsenenleben. Es geht aber auch um Zurückweisung und Schuld, um Neid und Vergebung.

Alles in allem ein netter Roman, der von einem zauberhaften Schreib- und Erzählstil lebt. Die Story hingegen bleibt recht blass.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2024

Würde als Film besser funktionieren.

Der Papierpalast
0

Seit ihrer Kindheit verbringt Elle jeden Sommer mit ihrer Familie im Papierpalast, einer Ansammlung von kleinen Ferienhütten mitten im Wald, direkt an einem See und gleichzeitig in der Nähe zum Meer. Idylle ...

Seit ihrer Kindheit verbringt Elle jeden Sommer mit ihrer Familie im Papierpalast, einer Ansammlung von kleinen Ferienhütten mitten im Wald, direkt an einem See und gleichzeitig in der Nähe zum Meer. Idylle pur. Erbaut von ihrem Großvater in den Backwoods von Cape Cod steht der Papierpalast für unendlich viele schöne Kindheitserinnerungen, für Geborgenheit und Weltflucht, aber auch für Zerfall, Verlust und Schmerz. Äußerlich robust gebaut, bestehen die Hütten im Innern aus Pappe, die langsam bröckelt und sich immer mehr zersetzt. Eine gelungene Metapher für die dysfunktionalen familiären Strukturen in diesem Roman.


In dieser "Sommerresidenz" der Familie lernte Elle damals Jonas kennen und lieben, bis ein tragischer Vorfall die Jugendlichen auseinander trieb. Viele Jahre später treffen sie sich dort wieder, mittlerweile jeweils anderweitig liiert, und beginnen eine stürmische Affäre. Elles sorgsam errichtete Welt gerät daraufhin aus den Fugen - soll sie bei ihrem Mann Peter bleiben, oder ein neues Leben mit ihrer "alten" Jugendliebe Jonas wagen?


Eine Dreiecks-Liebesgeschichte, ein wenig "Was wäre wenn..." - Dramatik und dazu eine Prise düstere Familiengeheimnisse aus der Vergangenheit habe ich erwartet. Doch dieser Roman hat einfach von allem zuviel. In Rückblenden wird Elles Kindheit aufgearbeitet und den vielen Verästelungen ihres weitschweifigen Familienbaumes nachgegangen. Scheidungen, wechselnde Partnerschaften, Unfälle, Schuld, Krankheit, Tod, Missbrauch und Gewalt dominieren diese mitunter äußerst tragischen Kapitel. An jeder Ecke lauert ein weiteres Drama, jede noch so kleine Abzweigung führt in eine neue Sackgasse.


Gleichzeitig bleiben die Figuren seltsam unnahbar und sind leider fast ausschließlich unsympathisch. Zwischen dem nervenaufreibenden Hin und Her bezüglich Peter und Jonas und der Schuld, die sie aus der Vergangenheit mit sich herum trägt, bleibt die Protagonistin Elle komplett blass. Wer ist sie, abgesehen von den Beziehungen zu den Männern ihres Lebens? Was interessiert sie, wofür brennt sie? Der Klappentext verspricht einen "großen Roman darüber, was es heute bedeutet, eine Frau zu sein". Hm, schwierig. Der Roman hat mir nichts Neues gegeben, ich nehme keine Impulse für mich mit. Stattdessen ein Sumpf aus Tragik (ohne Triggerwarnungen!) und zu wenig Tiefe für die Fülle an aufgeworfenen Themen.


Eines muss man dem Roman allerdings lassen: Die Handlung ist wirklich geschickt aufgebaut, die Rückblenden voller Cliffhanger und Andeutungen entwickeln einen gewissen Sog und halten trotz einiger Längen die Spannung aufrecht. Man merkt, dass die Autorin bekannte Serien produziert und mitverantwortet hat. Die Szenenwechsel sitzen, atmosphärische Orte entstehen vor dem inneren Auge, Kopfkino an. Cape Cod scheint ein wunderbarer Ort für die erste und letzte Sommerliebe zu sein. Wahrscheinlich hätte die Geschichte als Film oder Miniserie wesentlich besser funktioniert. Als Roman jedoch hat sie mich irgendwo in den Windungen der toxischen Familiengeflechte und im dramatischen Hin und Her der Liebesgeschichte verloren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2024

Verschenktes Potential.

Bloom
0

Ari hängt fest. Fest in seiner kleinen Heimatstadt, die ihm nichts zu bieten hat. Die familiengeführte Bäckerei braucht seine Unterstützung, dabei ist sie der Traum seines Vaters. Nicht seiner. Ari möchte ...

Ari hängt fest. Fest in seiner kleinen Heimatstadt, die ihm nichts zu bieten hat. Die familiengeführte Bäckerei braucht seine Unterstützung, dabei ist sie der Traum seines Vaters. Nicht seiner. Ari möchte ausziehen, mit seiner Band groß rauskommen. Wenn er eine anderweitige Hilfe für die Bäckerei findet, darf er gehen; so der Deal mit seinen Eltern. Und Ari findet tatsächlich jemanden: Hector. Hector ist ruhig, verlässlich und der geborene Bäcker. Zwischen den beiden entsteht zaghaft eine innige Freundschaft und vielleicht auch bald mehr...

Die Storyline klingt zauberhaft, daraus hätte man so einiges machen können. Doch leider schöpft diese Graphic Novel ihr Potential absolut nicht aus.
Die Illustrationen sind absolut hinreißend und der ganz in blau gehaltene Zeichenstil bringt eine gewisse Melancholie und ein Lauer-Sommerabend-Gefühl in die Geschichte. Wie Ari und Hector sich immer wieder verstohlen Blicke zuwerfen oder sich "zufällig" berühren, ist wahnsinnig schön eingefangen.

Doch leider überzeugte die Geschichte an sich und die Entwicklung der Figuren mich überhaupt nicht. Viele der Handlungen und Entscheidungen kamen aus dem "Nichts" und verliefen sich innerhalb der Geschichte. Der Erzählton ist sehr distanziert, man beobachtet die Figuren aus der Ferne und kommt ihnen nicht wirklich nahe. Dabei hätte man so leicht Gedankengänge, Gefühlsregungen oder Rückblenden in die Zeichnungen einbauen können. Viele Gespräche wirken seltsam abgehackt, die Entscheidungen der Figuren unüberlegt und unverständlich. So viele Themen liegen offen und bieten sich an: Der Konflikt zwischen Ari und seinen Eltern, die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Träume, das große Verantwortungsgefühl für die Familie, Aris Homosexualität, seine Musikliebe... usw. Es wird alles kurz angerissen und meiner Meinung nach nicht zuende gebracht und wenn, dann hastig und unbefriedigend.

Der Graphic Novel hätten 100 weitere Seiten und dadurch mehr Raum für ausgedehtere Dialoge und die Figurenentwicklung sehr gut getan. Leider konnte der zauberhafte Zeichenstil den seltsam löchrigen Erzählstil nicht retten. Leider zuviel verschenktes Potential. Wirklich jammerschade.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 29.05.2024

Schnarch.

Tiberius Rex 1: Mein Freund, der Dino
0

Konnten Dinosaurier gähnen? Ich weiß es nicht. Aber bei dieser Lektüre hätten sie es ganz bestimmt getan.

Dieses Kinderbuch beginnt ganz typisch mit den üblichen "Zutaten" für einen Mix aus Abenteuerroman ...

Konnten Dinosaurier gähnen? Ich weiß es nicht. Aber bei dieser Lektüre hätten sie es ganz bestimmt getan.

Dieses Kinderbuch beginnt ganz typisch mit den üblichen "Zutaten" für einen Mix aus Abenteuerroman und Wissensvermittlung: Leos Klasse macht einen Ausflug ins Museum, beim stinkelangweiligen Referat der Streberin schaltet sie komplett ab und sieht plötzlich einen meterhohen Schatten an der Wand. Das gibt's doch nicht! Könnte das ein Dinosaurier sein? Sie schleicht sich weg, immer dem Abenteuer nach...

Schon das Setting klingt ein wenig wie eine Parodie zur allseits bekannten Komödie. "Tagsüber im Museum". Leo spaziert mit Tiberius, dem Museumsdinosaurier zuerst durch die Ausstellung und später durch die Stadt und dabei erzählt dieser ihr allerhand "Wissenswertes" zu Dinosauriern. Das sind nur leider die absoluten Basics, die jeder gute Dinofan bereits im Kindergartenalter weiß (ich spreche da aus Erfahrung; der im Haushalt lebenden 4-Jährige befindet sich gerade in dieser Phase). Was bedeutet, dass dieses Buch Kindern im Grundschulalter (also der Zielgruppe!) keinen erwähnenswerten Mehrwert bezüglich der "Wissensvermittlung" bietet.

Na gut, dann schauen wir mal, was das Kinderbuch bezüglich "Abenteuer" so hergibt: Spoiler, leider auch nicht viel. Die Geschichte entwickelt sich wahnsinnig langsam und eigentlich passiert kaum etwas Spannendes. Mit lahmen Wortwitzen wie dem Mathelehrer Herrn Zahlenfreund und schimpfenden Nachbarn, denen der Dinosaurier an Leos Seite vor lauter Gemecker kaum auffällt, holt man meiner Meinung nach keinen Grundschülerin ab.

So eine lahme Geschichte haben Dinosauer und vor allem kleine und große Dinofans nicht verdient!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere