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Veröffentlicht am 11.07.2024

Turbulente, etwas langatmige Geschichte, die mit zu vielen ernsten Themen überfrachtet wird und die Nerven mit eigenartigen Figuren und Verhaltensweisen der Protagonisten strapaziert

Wolke Sieben ganz nah
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Mit 27 Jahren stirbt Delphie einsam in London, indem sie an einem Mikrowellenburger erstickt. Sie landet im Wartesaal vor Evermore und begegnet dort neben ihrer Jenseitstherapeutin, Jonah, ihrem Seelenverwandten. ...

Mit 27 Jahren stirbt Delphie einsam in London, indem sie an einem Mikrowellenburger erstickt. Sie landet im Wartesaal vor Evermore und begegnet dort neben ihrer Jenseitstherapeutin, Jonah, ihrem Seelenverwandten. Noch nie wurde Delphie so angesehen und noch nie hat sie so bei einer Berührung empfunden. Doch Jonah ist versehentlich zu früh auf die andere Seite geraten. Das Schicksal hat Erbarmen mit der jungen Frau, die noch nie einen Freund hatte und gibt ihr die Chance auf ein zweites Leben. Wenn Jonah Delphie innerhalb von zehn Tagen noch einmal küsst, darf Delphie weiterleben. Allerdings ist es gar nicht so einfach, einen Mann in London wieder zu finden, von dem man nur den Vornamen kennt. Überraschende Hilfe bei der Suche erhält Delphie von ihrem Nachbarn Cooper, mit dem sie bisher nur widerwillige Dialoge im Hausflur verband.

Delphie ist ein eigenwilliger Charakter, der es nach schlechten Erfahrungen in der Schulzeit schwerfällt, Zugang zu anderen Menschen zu knüpfen, Vertrauen zu fassen und Freundschaften zu pflegen. So führte sie bisweilen ein einsames Leben mit flüchtigen Kontakten zu Kollegen und Nachbarn. Das ändert sich, als Delphie nach ihrem Tod eine zweite Chance erhält und ihr Leben tatsächlich lebendig wird.

Die Suche nach ihrem Seelenverwandten Jonah ist turbulent und katapultiert Delphie in die ein oder andere unangenehme und skurrile Situation. Dann nimmt der Roman eine Wende und der Versuch, von Jonah den lebensrettenden Kuss zu erlangen, tritt in den Hintergrund. Dennoch macht Delphie Erfahrungen mit der Liebe und hat plötzlich viele Menschen um sich herum, die sie nicht wie sonst von sich stößt.

Natürlich hat die Geschichte bereits zu Beginn durch den Jenseits-Bezug einige fantastische Elemente, allerdings entwickelt sich der Roman unabhängig davon zunehmend weniger glaubhaft. Bei einem Kampf um Leben und Tod erschien es widersinnig, unbedingt eine Party für einen älteren Nachbarn zu schmeißen.
Neben dem Spice-Anteil, der mir für eine bisherige Jungfrau zu dick aufgetragen war, fand ich auch den persönlichen Hintergrund der Jenseitstherapeutin nicht unbedingt gelungen. Undurchsichtig blieb das Verhältnis zu Delphies Mutter, das nicht nachvollziehbar kaputt war.

Die Geschichte ist humorvoll und unterhaltsam, spricht jedoch auch ernste Themen wie Einsamkeit, Mobbing, Trauer und die Anonymität einer Großstadt an, die ihr mehr Gehalt geben.
Delphie macht auf ihrer Mission eine enorme Entwicklung durch. War ihr ihr Leben bisher gleichgültig, erkennt sie nun einen Sinn und beginnt für sich und - wenn auch spät - die Aussicht auf Liebe zu kämpfen.
Nach einem charmanten Start und einem etwas zu gewollt erzwungenen Wandel der Hauptfigur zieht sich der Roman am Ende arg in die Länge. Die vielen Nebencharaktere, mit denen Delphie so schnell Freundschaft schließt, sind allesamt sonderbar und haben ihre eigenen Geschichten, die jedoch aufgrund der Vielzahl keinen Raum in der ohnehin schon überladenen Geschichte haben.

Dass Delphie neben der romantischen Liebe auch die Liebe zu sich selbst entdeckt, zu mehr Selbstbehauptung findet und Ängste und Traumata überwindet, ist eine zu erwartende Entwicklung, der Weg dorthin ist jedoch turbulent und chaotisch und strapaziert die Nerven mit zu vielen eigenartigen Nebenfiguren und einigen übertriebenen Verhaltensweisen der Protagonisten.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2024

Tragische Geschichte mit (zu) vielen Lügen und Geheimnissen - durchgängig spannend, aber am Ende nicht überzeugend aufgelöst

Flammenschwestern
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Vega und Katja waren in ihrer Jugend beste Freundinnen und haben sich frühzeitig dem Alkohol zugewandt, um sich der Tristesse der Kleinstadt Silverbro zu entziehen. Während Vegas Mutter sich das Leben ...

Vega und Katja waren in ihrer Jugend beste Freundinnen und haben sich frühzeitig dem Alkohol zugewandt, um sich der Tristesse der Kleinstadt Silverbro zu entziehen. Während Vegas Mutter sich das Leben genommen hat, hat Katjas Mutter nie den Verlust ihrer Schwester verwunden. Sofia ist vor Jahren spurlos verschwunden und Katja hat selbst eigene Recherchen angestrengt, um das Rätsel zu lösen. Nun ist sie selbst unauffindbar, obwohl sie zuvor Vega gebeten hatte, nach Silverbro zurückzukehren, um sie zu treffen. Vega hatte seit ihrem Umzug nach London keinen Kontakt mehr zu Katja, hatte jedoch die Befürchtung, dass ihre ehemalige Freundin ihr Versprechen brechen und ihr gemeinsames Geheimnis lüften wollte.

Der Roman handelt in der Gegenwart von der Rückkehr Vegas in ihren Heimatort, dem sie vor knapp zehn Jahren den Rücken gekehrt hatte. Dabei erinnert sie sich unweigerlich an die Vergangenheit und ihre gemeinsame Zeit mit Katja.

Die Geschichte ist spannend aufgebaut, denn beide Erzählebenen, die stringent abwechselnd kapitelweise geschildert sind, weisen Fragen auf. Die Vergangenheit ist gleichzeitig ein Manuskript Vegas, die mit "Flammen" ihre Vergangenheit literarisch aufarbeitet.

Das Verschwinden Sofias ist genauso ungeklärt, wie das Rätsel, was Vega und Katja in der Vergangenheit getan haben, was sie entzweit hat und weshalb Katja Vega zu sich geholt hat, nun aber selbst weg ist.
Für einen Thriller fehlt jedoch der Nervenkitzel und die Handlung tritt in der Gegenwart lange auf der Stelle, bis sich Zusammenhänge den Figuren und ihren Taten erkennen lassen.

Die Atmosphäre in dem Ort ist beklemmend und düster. Hier trifft eine Vielzahl an Charakteren aufeinander, die innerlich und äußerlich kaputt ist. Alkoholismus, Drogenprobleme, Depressionen und Todessehnsucht sind alltäglich und belasten ganze Generationen von Familien.
"Flammenschwestern" ist eine tragische Geschichte mit (zu) vielen Lügen und Geheimnissen. Wie die Ereignisse der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zusammenhängen - welches Feuer Vega und Katja gelegt haben - bleibt lange undurchsichtig und sorgt für Spannung, wie das Rätsel um das Verschwinden von Katja und ihrer noch länger verschollenen Tante zu entschlüsseln ist. Die Auflösung erfolgt am Ende sehr plötzlich und kann mit einem späten Geständnis, das aus nicht nachvollziehbaren Gründen erfolgt, nicht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein Culture Clash-Familienroman zwischen Berlin, Bayern und Polen mit einem Hauch von Nostalgie der 1960er-Jahre. Nach einem humorvollen Start allerdings recht eintönig und weniger humorvoll als gedacht.

Die Jukebox meiner Mutter
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Tosca ist bei ihrem ersten Date mit ihrem Osteopathen Ron, den sie gerade kennengelernt hat, als sie von ihrem Bruder einen Anruf erhält, dass ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und ...

Tosca ist bei ihrem ersten Date mit ihrem Osteopathen Ron, den sie gerade kennengelernt hat, als sie von ihrem Bruder einen Anruf erhält, dass ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und ihr Vater fast gleichzeitig einen Schlaganfall erlitten hat. Tosca, die seit Jahrzehnten in Berlin wohnt, muss zur Beerdigung zurück in ihre bayerische Heimat und sich um die Angelegenheiten ihres Vaters kümmern.
Ron bietet an, sie zu fahren, da er ohnehin einen Aufenthalt in einem Retreat im Allgäu geplant habe. In der bayerischen Kleinstadt stellt Tosca Ron ihre Familie vor, die ihr ein wenig peinlich ist, da Ron mit einem Faible für klassische Musik aus gutem Hause kommt und ihre drei Halbbrüder polnischer Herkunft eine andere Lebensart und Mentalität haben.
Tosca beginnt in romantischen Erinnerungen an ihre Eltern und wie sie sich kennengelernt haben zu schwelgen, wobei sie ihren träumerischen Fantasien freien Lauf lässt.

"Die Jukebox meiner Mutter" ist aus der Ich-Perspektive von Tosca geschildert, die sich mit ihrer Rückkehr in ihre bayerische Heimat auch auf eine Reise in die Vergangenheit der 1960er-Jahre begibt.

Die Gegenwart ist ein Familientreffen der Geschwister, wobei Tosca die jüngere Halbschwester und einzige Tochter des komatösen Schierlingers ist. Das Aufeinandertreffen aus verschiedenen Charakteren, die alle ihre Eigenarten haben und das ein oder andere Klischee verkörpern, ist bunt und unterhaltsam und lässt die Trauer um die verstorbene Mutter sehr in den Hintergrund rücken. Wenig emotional ist der Tod eher im Hinblick auf kleinere Erbstreitigkeiten der Geschwister gegenwärtig, wobei vor allem die alte Jukebox, an der Tosca aus ideellen Gründen hängt, in den Mittelgrund rückt.

In kursiver Schrift erfolgen Rückblenden in die 1960er-Jahre, als Toscas aus Polen stammende Mutter Ella Novak in Bayern bald als alleinerziehende Mutter mit drei Söhnen neu anfangen musste und in der Kleinstadt die Wirtschaft "Beim Sepp" übernahm. Dort stand die Jukebox, die vor allem von ihrem jüngsten Sohn mit Münzen gefüttert wurde, der selbst Rockstar werden wollte. Die schöne Ella zog die Mannsbilder nicht nur wegen des sauren Lüngerls in die Wirtschaft und lernte dort den zunächst schüchternen Schierlinger kennen, der sie etwas unbeholfen umgarnte.

Tosca verklärt die Erinnerungen liebevoll, die ihre Eltern optisch mit Sophia Loren und James Dean vergleicht. Die Jukebox mit den Schlagern, zu denen ihre Eltern angeblich getanzt haben, wird zu einem Initiator für die Liebe. Anders kann sich Tosca nicht vorstellen, wie ihre beiden ungleichen Eltern - die etwas reifere Polin mit Familienanhang und der jüngere bayerische, provinzielle Autobahnbauer - zusammengekommen wären.
Geprägt von bayerischer Mundart, Anekdoten der Vergangenheit und Kabbeleien der Geschwister ist die Geschichte unterhaltsam, hat nach mehreren Gesangseinlagen, Schlagerzitaten und Beschreibung diverser polnischer und bayerischer Gerichte sowie Alkoholeskapaden allerdings ihre Längen. Die Geschichte ist spannungsarm und geht nicht in die Tiefe, was jedoch auch nicht der Anspruch des Culture Clash-Familienromans ist.

Statt Tragik wegen der Beerdigung der Mutter oder der Erkrankung des Vaters stehen die Skurrilität der Familie, die Unterschiede der Mentalitäten und der Humor beim Aufeinandertreffen der Patchwork-Familie im Vordergrund. Die Erinnerungen an die 1960er-Jahre sind musikalisch und ein wenig nostalgisch geprägt, wobei die Autorin ein Stück Familiengeschichte verarbeitet.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2024

Schwächster Teil der Reihe, der eher an einen Heimatroman mit Krimielementen erinnert. Spannung kommt kaum auf und das Mordmotiv bleibt diffus.

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Fentje Jacobsen hat sich auf dem Hof ihrer Großeltern auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordsee mit einer Rechtsanwaltskanzlei selbstständig gemacht. Eines Nachts erhält sie einen Anruf von einer ihr ...

Fentje Jacobsen hat sich auf dem Hof ihrer Großeltern auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordsee mit einer Rechtsanwaltskanzlei selbstständig gemacht. Eines Nachts erhält sie einen Anruf von einer ihr unbekannten Person, die sie panisch um Hilfe bittet, da sie gerade jemanden getötet habe. Bevor Fentje reagieren kann, wird aufgelegt. Am nächsten Tag werden in einem Dorf unweit entfernt die Leichen von zwei Männern gefunden. Zunächst hat es den Anschein, dass der eine den anderen eschlagen und anschließend Selbstmord begangen hat, doch die Spuren sollten nur darauf hindeuten.

Obwohl Fentje kein Mandat hat, ist sie neugierig auf den Mordfall und beginnt zusammen mit dem Journalisten Niklas John, der über den Fall berichtet hat, nachzuforschen. In Helenendeich begegnet Fentje eine Mauer des Schweigens.

"Das schweigende Dorf" ist nach "Am dunklen Wasser" und "Der Teufelshof" der dritte Band der Reihe "Akte Nordsee" um die junge Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John. Durch einen Einstieg mit kurzen Wiederholungen zum Hintergrund von Fentje und Niklas ist der Roman nicht nur für Kenner der Reihe, sondern auch für Neueinsteiger gut lesbar. Die Fälle sind ohnehin abgeschlossen und unabhängig von einander.

Bis dieser Roman an Fahrt aufnimmt und den Fokus auf die Aufklärung der Morde an den beiden Männern legt, plätschert die Handlung über knapp zwei Drittel mit Einzelheiten dahin, die für den Kriminalfall keine wesentliche Rolle spielen. Das Familienleben der Hauptfiguren mit Verkupplungsversuchen von Fentjes Oma, den Schulproblemen von Fentjes Nichte, Niklas beleidigte Katze Blofeld, die Probleme mit seinem Vater bis zur Heuernte auf dem Jacobsen-Hof und der amourösen Anziehung von Fentje und Niklas sind zwar Details, die der Reihe ihren Charme verleihen und mitunter unterhaltsam sind, aber den Kriminalfall zu sehr in den Hintergrund treten lassen.

Bis Fentje und Niklas einen Zugang zu dem Fall finden, Gespräche mit Bewohnern aus der Umgebung führen und allmählich mehr herausfinden, kann leidlich spekuliert werden, was das Motiv für die Tötungen sein und wer hinter den Morden stecken könnte. Von den polizeilichen Ermittlungen und etwaigen Fortschritten wird im Verlauf der Handlung nichts bekannt.

Die Auflösung des Mordfalls ist von simplen Eingebungen und dem Instinkt von Fentje und Niklas geprägt, wirkt konstruiert und ist genauso unbefriedigend wie die Tatsache, dass die genauen Hintergründe zu den Taten am Ende von einer Zeugin an Fentje herangetragen werden, um die Chose zu erklären.

Der dritte Band ist für mich der schwächste Band der Reihe, der sich mehr wie ein Heimatroman mit Krimielementen liest und in dem der Krimianteil leider gar nicht überzeugen kann. Spannung kommt nur sehr bedingt auf, der Mordfall wirft am Ende noch Fragen auf.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 30.05.2024

Geheimnisse und Magie um eine Apothekerin in der Vergangenheit, mäßig spannende Suche in der Gegenwart - weniger rachsüchtig als erwartet

Die versteckte Apotheke
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Nella hat die Apotheke ihrer Mutter übernommen und setzt die Tradition fort, mit ihren Heilmitteln ausschließlich Frauen zu helfen. Nachdem sie von einem Mann schlimm getäuscht wurde, nutzt sie ihr Wissen ...

Nella hat die Apotheke ihrer Mutter übernommen und setzt die Tradition fort, mit ihren Heilmitteln ausschließlich Frauen zu helfen. Nachdem sie von einem Mann schlimm getäuscht wurde, nutzt sie ihr Wissen um die Wirkung von Pflanzen, Insekten und Tinkturen weiter und gibt ihnen einen tödlichen Effekt. Ihre Fähigkeit spricht sich in London im ausgehenden 18. Jahrhundert herum und wird zu einem Geschäft hinter verschlossenen Türen.
Über 200 Jahre später entdeckt die Amerikanerin Caroline zufällig ein Gefäß, als sie in London allein den Urlaub anlässlich ihres Hochzeitstags verbringt. Um sich von ihren negativen Gedanken abzulenken und nach dem Betrug ihres Ehemannes wieder klar zu sehen, forscht die ehemalige Historikern weiter und wird auf eine unglaubliche Geschichte um die Apothekenmörderin aufmerksam. Während ihrer Recherchen sieht sie auch über ihr Leben klarer und gibt ihm eine andere Richtung.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und wird aus der Perspektive von drei Protagonistinnen geschildert. Die Vergangenheit dreht sich um die Apothekerin Nella, die überraschend Unterstützung von einem neugierigen Mädchen erhält, das im Auftrag ihrer Dienstherrin eine tödliche Arznei besorgen soll. Die Gegenwart handelt von der betrogenen Ehefrau, die in London eigentlich Abstand von ihrem Mann gewinnen wollte.
Der Roman beginnt mit der Beschreibung von Nellas heimlichen Geschäft und Carolines ominöser Suche etwas langatmig, bevor sich für Nella die Situation zuspitzt und auch die Gegenwart ungeahnt Spannung entfaltet, als Caroline unter Verdacht gerät, ihrem Ehemann etwas angetan zu haben.

Die Beschreibungen sind bildhaft, so dass die Szenerie in London des späten 18. Jahrhunderts gut vorstellbar wird. Die Stimmung ist düster und von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft geprägt. Auch in die Hauptfiguren, die Verletzungen erlitten haben und dementsprechend handeln, kann man sich gut hineinversetzen. Während Nella auf Heilung durch Rache sind, möchte Caroline ihre verloren gegangen Träume verfolgen.
Die Handlungsstränge der beiden Erzählebenen enden in fast jedem Kapitel mit offenen Mini-Cliffhangern, die die Neugier auf den nächsten Abschnitt wecken.

Ein "geheimes Netzwerk von Frauen", von dem ich mir eine Art organisierter Frauensolidarität vorgestellt hatte, spielt allerdings keine Rolle. Vielmehr handelt die Vergangenheit davon, Nellas Tätigkeiten zu verbergen und sie zu zu schützen.
Die Charaktere sind nahbar und werden trotz der Jahrhunderte, die sie trennen, schlüssig verknüpft. Carolines neugierige Recherchen sind jedoch von vielen Zufällen geprägt und wenig spannend, da sich die interessanteren Details bereits aus der Vergangenheit erschließen.
Der Roman handelt von Rache, Geheimnissen und Magie. Der Fokus liegt dabei auf der drögen Mischung von Rezepturen und einer selbstgerechten, hanebüchenen Suche, nach der ein ganzes Leben umgekrempelt wird und nicht auf den bitterbösen Taten der Apothekerin und den Opfern, die sie hinterlässt, was die Erzählung zu seicht empfinden lässt.

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