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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2024

Diese Ermittlerin gefällt mir ausgesprochen gut

Die Frau in Rot
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Eigentlich wollte sie die junge Frau wegschicken. Auch wenn sie weinend auf der Treppe zu ihrer Praxis saß. Dass sie sich dennoch bereit erklärte ihr zuzuhören, war wohl ihrer besten Laune geschuldet. ...

Eigentlich wollte sie die junge Frau wegschicken. Auch wenn sie weinend auf der Treppe zu ihrer Praxis saß. Dass sie sich dennoch bereit erklärte ihr zuzuhören, war wohl ihrer besten Laune geschuldet. Was sie von Alba de Magris im Laufe des Gespräches erfuhr, verstörte sie zutiefst und sie beschloss, die junge Frau an eine Kollegin zu verweisen. Alba wäre aber nicht Alba, wenn sie nicht auch selbst versuchen würde, der verzweifelten Frau zu helfen.

Die Unterhaltung mit Alba geht Camilla di Salvo nicht aus dem Kopf und sie fängt an, sich für den Fall zu interessieren. Das bedeutet, dass sie ganz langsam selber anfängt zu ermitteln. Dabei erfährt sie Erstaunliches und die Verdächtigen summieren sich. Warum führte die Mutter von Alba ein Doppelleben als „Dame in Rot“? Dass dies einem schweren Trauma geschuldet war, steht für die Psychologin bald fest.

Fesselnd und so gar nicht wie die momentan üblichen Krimis aufgebaut, zog mich
„Die Frau in Rot“ schon bald in ihren Bann. Auch der Spannungsbogen war fortlaufend straff gespannt und die Beschreibung von Turin und ihren Einwohnern angenehm zu lesen. Ja, von mir gibt eine Empfehlung ohne Abstriche.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Spannend und gut durchdacht, toll

Mord stand nicht im Drehbuch
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Als er das Vaudeville betrat war ihm schlecht. Lag es daran, dass sein Stück „Mindgame“ zum ersten Mal aufgeführt wurde? Oder hatte er schon eine Vorahnung? Dass die kommenden Tage recht aufregenden für ...

Als er das Vaudeville betrat war ihm schlecht. Lag es daran, dass sein Stück „Mindgame“ zum ersten Mal aufgeführt wurde? Oder hatte er schon eine Vorahnung? Dass die kommenden Tage recht aufregenden für ihn sein würden? Dass er zudem auch noch nach seinem ehemaligen Partner Hawthorne Ausschau hielt, zeigte eindrücklich, in welcher Verfassung Anthony war.

Dies war mein erstes Buch von Anthony Horowitz. Es dauerte etliche Seiten, bis ich mich an den Stil und die zahlreichen Figuren gewöhnte. Dabei ist die Story durchaus spannend und gut durchdacht. Die Charaktere werden sehr genau beschrieben und ihre Eigenarten klar benannt. Dadurch führte der Autor mich auch sehr oft auf falsche Fährten und ich lag mit meinen Annahmen völlig daneben. Aber das macht für mich auch einen spannenden Krimi aus.

Es gab viele Verdächtige und Wendungen, die nicht vorhersehbar waren. Die schrullige Art der Hauptfiguren zeigte sich deutlich und das mag ich an britischen Büchern so sehr. Der trockene Humor darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Was ebenfalls für mich wichtig ist, dass die Tat nachvollziehbar und ihre Darstellung nicht übertrieben blutig ist. Ein wirklich gutes Buch von einem Autor, den ich mir mit Sicherheit merke.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Aufstand des schlechten Gewissens?!

Das deutsche Alibi
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Für mich unglaublich und nicht nachvollziehbar. Nachkommen der Widerstandsgruppe um Stauffenberg wurden noch Jahre nach Kriegsende als „Verräterkinder“ ausgegrenzt und beschimpft. Und dann gibt es noch ...

Für mich unglaublich und nicht nachvollziehbar. Nachkommen der Widerstandsgruppe um Stauffenberg wurden noch Jahre nach Kriegsende als „Verräterkinder“ ausgegrenzt und beschimpft. Und dann gibt es noch die Frage, ob es tatsächlich nur die bekannten Verbündeten Stauffenbergs waren, die eine Wende im Kriegsgeschehen herbeiführen wollten. Die Journalistin und Autorin des Buches „Das deutsche Alibi“, nominiert für #DeutscherSachbuchpreis, ging den offenen Fragen nach und zeigt ganz klar, wie der 20.07.1944 politisch instrumentalisiert wurde und wird.

Diese sogenannten „Persilscheine“ wurden auch denen ausgestellt, die aktiv in SS und SA tätig waren. Warum? Weil ja alle nur sehr arme Männer waren, die ausnahmslos von ihrem Führer verführt wurden. Sie konnten ja nichts dafür. Eine eigene Meinung kannten sie nicht. (Achtung, das ist Ironie). Niemand hatte Schuld am Geschehen damaliger Zeit. Menschen, die im Widerstand tätig waren wurden verachtet und von vielen als Verräter gebrandmarkt. Sie wurden gemieden.

Eine Hinterbliebenenversorgung gab es nur für Witwen der SS und SA. Nicht für jene, die ihre Männer aufgrund der Aktion vom 20. Juli 1944 verloren. Die Begründung: „Die Versorgung kann nur jenen gewährt werden, die durch ihren Militärdienst zu Schaden gekommen sind.“ Und der Herr Adenauer? Was ließ er verlauten? „Niemand darf die Soldaten wegen ihrer früheren Tätigkeit tadeln. Der Anteil derer, die wirklich schuldig waren, sei so gering, dass damit der Ehre der deutschen Wehrmacht kein Abbruch geschieht.“ Das Lesen dieser Sätze war für mich erschreckend.

Wie bitte? „Das Kapitel der Kollektivschuld muss ein für allemal beendet sein.“ Nein, nach dem Lesen des Buches wundert es mich nicht, dass so viele Menschen sich zu einer Partei hingezogen fühlen, die genau diese Meinung vertritt. Hätte es den Oberstaatsanwalt Fritz Bauer nicht gegeben, wären selbst übelste Verbrecher mit einer weißen Weste unbehelligt durchs Leben gegangen.

Ein Zitat aus dem Buch gibt es noch zum Schluss meiner Rezension:
„Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann jederzeit wieder Zukunft werden.“ Das sagte einst Fritz Bauer.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Sie kämpfte gegen die verhassten Moffen

Wir waren nur Mädchen
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Hannie Schaft studiert an der juristischen Fakultät in Amsterdam. Sie ist zurückhaltend und kann nur schwer Kontakte knüpfen. Wie gut, dass es da zwei junge Frauen gibt, die auf sie zugehen. Rasch werden ...

Hannie Schaft studiert an der juristischen Fakultät in Amsterdam. Sie ist zurückhaltend und kann nur schwer Kontakte knüpfen. Wie gut, dass es da zwei junge Frauen gibt, die auf sie zugehen. Rasch werden die drei zu engen Freundinnen. Als Hitler die Niederlande vereinnahmt und das Leben für Juden auch hier unerträglich wird, fasst Hannie einen Entschluss. Sie will gegen die Ungerechtigkeit kämpfen und ihre Freundinnen vor Verrat und Tod schützen.
„Wir waren nur Mädchen“ gibt eine Zusammenfassung ihres viel zu kurzen Lebens.

Welch eine mutige Frau. Und wie sie waren viele jungen Menschen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sie stellten sich gegen Denunziation von Nachbarn und Bekannten. Dabei machte ihnen die Lebensgefahr, in der sie täglich schwebten, kaum etwas aus. Viele von ihnen wurden Jahre später geehrt. In Yad Vashem, als „Gerechte unter den Völkern.“

Und wieder mal musste ich feststellen, dass ich so viele Fakten aus dem letzten Weltkrieg nicht weiß. Hannie Schaft war mir kein Begriff und auch von ihren Mitkämpfern hörte ich bisher noch nichts. Das Buch wurde in Romanform geschrieben, zeugt aber von einer akribischen Recherche. Bis heute können die Spuren der Frau Schaft in den Niederlanden verfolgt und die Erinnerungsstätten aufgesucht werden. Ihr Tod war ein willkürlicher Akt der Invasoren und hätte nicht geschehen dürfen. Aber leider gab es zu der Zeit keine Gerichtsbarkeit, die den Deutschen das Handwerk legen konnte.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Das Buch macht Mut

Bevor uns die Luft ausgeht
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Es ist Sonntag und die ganze Familie sitzt am Frühstückstisch. Das sind Elsa und Finn, ihr Mann, mit dem sie seit 20 Jahren verheiratet ist, sowie ihre beiden Kinder Caro 19 und Mats 15 Jahre alt. Eigentlich ...

Es ist Sonntag und die ganze Familie sitzt am Frühstückstisch. Das sind Elsa und Finn, ihr Mann, mit dem sie seit 20 Jahren verheiratet ist, sowie ihre beiden Kinder Caro 19 und Mats 15 Jahre alt. Eigentlich ist es ein friedliches und liebgewordenes Ritual. Eigentlich. Heute aber überhaupt nicht. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Elsa und Caro stören die Ruhe und, was noch schlimmer ist, Mats, der Vater und Ehemann hält sich raus. Das bringt Elsa auf die Palme. Sie will nur noch weg.

Eine Auszeit von Kindern, Mann und Haushalt. Wie oft träumen gestresste Frauen davon. Elsa macht es wahr und das ist gut so. Astrid Töpfner schreibt Probleme an, die es in vielen Familien gibt. Es wird nichts beschönigt und auch nichts übertrieben. Dabei ist es keineswegs eine oberflächliche Geschichte. Hier geht es um mehr als überstrapazierte Mütter. Lebenslügen und Überfürsorge sind nur zwei Fakten, die hier Thema sind.

Der Stil ist wie bei allen Büchern von Frau Töpfner bildhaft und abwechslungsreich. Dass sie Spanien liebt, merke ich bei jedem ihrer Romane und das steckt an. Das Buch macht allen Frauen Mut, die sich aktuell überfordert fühlen. Es ist viel mehr als ein Schmöker für lange Sommerabende.

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