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Veröffentlicht am 14.03.2022

Überraschend anders

Love in the Big City
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Das Cover war für mich ein absolutes Highlight. Ich liebe die leuchtenden Farben, die Großstadt und wie der Titel fast schon dreidimensional wirkt. Auch der Klappentext klang für mich sehr ansprechend. ...

Das Cover war für mich ein absolutes Highlight. Ich liebe die leuchtenden Farben, die Großstadt und wie der Titel fast schon dreidimensional wirkt. Auch der Klappentext klang für mich sehr ansprechend. Ich lese generell sehr viel queere Literatur, aber der koreanische Kontext war für mich neu. Darum war ich sehr gespannt auf das Buch.

Ich habe mir ehrlicherweise etwas komplett anderes erwartet. Etwas Leichteres. Ein Buch über Freundschaften, Erwartungen, die andere an einen haben und die Frage danach, was man eigentlich selbst will. Naja. Das Buch nahm dann plötzlich eine Wendung mit der ich nicht gerechnet hätte und hat die Stimmung im Buch so getrübt, dass auch das bunte Cover nicht wirklich mehr Fröhlichkeit verbreiten konnte. Das Buch ist wirklich echte Literatur, bei der man aktiv mitdenken muss und das Lesen (zumindest mir) nicht immer leicht fällt.

Die Geschichte wird durch verschiedene Zeitebenen erzählt. Das war für mich manchmal etwas verwirrend, da die verschiedenen Zeitebenen innerhalb eines Kapitels gewechselt wurden und ich mich immer wieder neu orientieren musste.

Der Schreibstil war angenehm zu lesen aber auch sehr distanziert, sodass ich mich nicht wirklich in die Personen hinein empfinden konnte, was mich in Anbetracht der Handlung aber nicht wirklich gestört hat. Die Handlung konnte mich gegen Ende dann noch ordentlich berühren und ich musste ein paar Tränen verdrücken.

Teilweise hatte ich eher das Gefühl, als würde ich verschiedene Kurzgeschichten, anstelle dieses Buches lesen und es fiel mir schwer, die verschiedenen Aspekte seines Lebens zu integrieren. Der Protagonist ist demnach ein wirklich vielschichtiger Charakter, der mehr zu bieten hat, als es den Anschein hat.

Das Buch ist tiefgründig, innovativ und lädt zum Nachdenken über gesellschaftliche Normen, Liebe und Sexualität ein. Es war komplett anders als erwartet, aber mich hat es positiv überrascht.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Kurzweilige Unterhaltung

Wir sind schließlich wer
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Eine Welt voller Getratsche, in der das Gerede der Leute mehr wiegt als die Realität, die man zu verstecken versucht.
Aber was passiert, wenn die Wahrheit doch noch ans Licht kommt?

Anna und Maria sind ...

Eine Welt voller Getratsche, in der das Gerede der Leute mehr wiegt als die Realität, die man zu verstecken versucht.
Aber was passiert, wenn die Wahrheit doch noch ans Licht kommt?

Anna und Maria sind zwei sehr unterschiedliche Schwestern, die einander nicht wirklich nahestehen. Doch als Marias Mann verhaftet, und ihr Sohn verschwindet, zieht die gesamte Familie an einem Strang.

Die verschiedenen Charaktere konnten mich schnell von sich überzeugen. Anne Gesthuysen portraitiert ein Dorf und eine Familie so, wie es ist und nicht, wie es sein sollte. Sämtliche Personen hatten ihre Eigenheiten, ihre Macken und einen Ruf, den sie schützen oder wieder loswerden wollen. Durch die Interaktionen und Missverständnisse der verschiedenen Charaktere habe ich häufig geschmunzelt. Es gab einige überspitze Klischees, die sich in dem Kontext aber sehr realistisch angefühlt haben.

Ich muss aber dazu sagen, dass Annas Arbeit als Pastorin auf mich etwas willkürlich gewirkt hat. Man hätte so viel mehr Verstrickungen zwischen der Arbeit und der Familie aufbauen können. Außerdem passt der Job nicht wirklich zu ihr, und man bekommt kaum etwas von ihrer Arbeit und ihrer Motivation dafür mit. Die Autorin hätte den Fokus etwas verschieben können, um Anna als Person, nicht nur als Schwester, mehr Raum zu geben. Tatsächlich habe ich mir etwas mehr „Anna“ und weniger „Aufarbeitung von Marias Vergangenheit“ gewünscht.

Das Ende kam dann ein bisschen plötzlich und für mich sind noch einige Fragen offengeblieben. Auch die Entscheidung mancher Personen, die plötzlich ihre Meinung ändern, damit am Ende alles zusammenläuft, war für mich nicht immer nachvollziehbar.

„Wir sind schließlich wer“ ist ein gesellschaftskritischer und unterhaltsamer Roman, der mit einem humorvollen und flüssigen Schreibstil punktet, aber ein paar Längen hat, wodurch die Spannung manchmal zu kurz kommt.

Im Großen und Ganzen habe ich mich wirklich gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Ist der Lehrer ein Alien?

Aliens im Spiel
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Samuel und Gunnar haben jede Menge Spaß mit dem Computerspiel Pirate Port Planet. Doch dann erkennen sie, dass ihr neuer Klassenlehrer einem Alien im Spiel sehr ähnelt. Was hat das zu bedeuten? Ist der ...

Samuel und Gunnar haben jede Menge Spaß mit dem Computerspiel Pirate Port Planet. Doch dann erkennen sie, dass ihr neuer Klassenlehrer einem Alien im Spiel sehr ähnelt. Was hat das zu bedeuten? Ist der Lehrer etwa ein Alien?

Als Kind fand ich es schon gruselig genug, meine Lehrerin unerwartet beim Einkaufen zu treffen und zu realisieren, dass sie auch ein Mensch und nicht nur „Lehrerin“ ist. Ein Alien ist da natürlich noch etwas ganz anderes, darum musste ich dieses Buch sofort lesen.

Die Handlung war spannend und die Protagonist:innen wirken schlicht und unaufgeregt aber trotzdem authentisch. Perfekt für ein Kinderbuch. Es kommen ein paar Flüche vor, die mich auf den ersten Blick etwas gestört haben. Allerdings bin ich da wirklich pingelig und letztendlich machen diese Details das Buch auch so authentisch.

Die Sprache ist sehr leicht verständlich und auf für Kinder gut lesbar. Anfangs kommen zwar viele Fremdwörtern vor, aber es gibt einen Glossar, in dem die Weltraumbegriffe kindgerecht erklärt werden.

Die parallelen Handlungsstränge zwischen den realen Ermittlungen und den Erlebnissen in der Spielwelt sind im Text klar, durch verschiedene Schriftfarben, getrennt wodurch man auch nicht durcheinanderkommt. Selbst im Text gibt es immer wieder liebevoll gestaltete, zweifarbige Comicbilder. An einer Stelle war es etwas verwirren, da die Aussage in einer Sprechblase als Teil des Fließtextes gesehen wurde, aber es war auf jeden Fall ein optisches Highlight.

Aufgrund von persönlicher Erfahrung wäre es mir lieber gewesen, wenn inhaltlich ein bisschen näher auf die Bedeutung von Privatsphäre eingegangen worden wäre aber es handelt sich hier um ein Kinderbuch und ich gehe davon aus, dass die meisten Kinder Erziehungsberechtigte haben, die den Kinder so etwas erklären.

Ein Punkt, der weder aus Klappentext und Cover noch aus der Leseprobe hervorgeht war, dass Gunnar und Samuel auch eine gute Freundin haben, mit der sie viel Zeit verbringen. Es kommt also auch ein cooles Mädchen vor, mit dem sich junge Leserinnen identifizieren können. Ich finde es nur schade, dass das nicht aus dem Cover ersichtlich ist. Hoffentlich gibt es genug Eltern, die das Buch nicht als „Jungenbuch“ abtun, sondern es als das sehen, was es ist. Ein abenteuerliches Buch für Kinder jeden Geschlechtes, die sich für Welltraum, Aliens oder Computerspiele interessieren.

Ein optisch sowie inhaltlich ansprechendes Buch.
Ich wünschte, es hätte dieses Buch schon gegeben, als ich noch ein junges Mädchen war.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Spannende Geschichte

Der Vertraute
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Luzia Cotado ist Küchenmädchen, lebt im Goldenen Zeitalter in Spanien und hat magische Fähigkeiten. Als ihre Herrin dies entdeckt, will sie es nutzen, um die Stellung der Familie zu verbessern. Doch das ...

Luzia Cotado ist Küchenmädchen, lebt im Goldenen Zeitalter in Spanien und hat magische Fähigkeiten. Als ihre Herrin dies entdeckt, will sie es nutzen, um die Stellung der Familie zu verbessern. Doch das Schicksal scheint eigene Pläne für Luzia zu haben.
Anfangs habe ich mir schwergetan, in die Geschichte zu finden. Der Kontext war mir neu und ich musste mich erst einmal orientieren. Da der Weltenbau jedoch eine Stärke der Autorin ist, konnte mich das Setting dann doch noch überzeugen.
Das Thema Religion hat in der Geschichte einen großen Stellenwert eingenommen. Das ist nicht wirklich mein Thema, hat in dem Kontext jedoch sehr authentisch gewirkt und gut gepasst.
Die Protagonistin war etwas naiv, aber auf einem aushaltbaren Level, und hat auf mich sympathisch gewirkt.
Sprachlich ist die Geschichte sehr gut zu lesen und Bardugos bildhafter Schreibstil konnte mich begeistern.
Das Tempo der Geschichte war für meinen Geschmack nicht ideal. Manchmal gab es ein paar Längen, an anderen Stellen ist es mir aber zu schnell gegangen.
Der Vertraute ist erwachsener und reifer, als die anderen Bücher der Autorin, aber sie ist ihrem Stil treu geblieben und hat wieder eine interessante Welt erschaffen.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Frauensolidarität

Und alle so still
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Was wäre, wenn Frauen einfach mal die Arbeit niederlegen würden? Und damit ist nicht nur die Lohnarbeit gemeint. Wer versorgt dann die Kinder, die Eltern und diejenigen, die auf Hilfe angewiesen sind? ...

Was wäre, wenn Frauen einfach mal die Arbeit niederlegen würden? Und damit ist nicht nur die Lohnarbeit gemeint. Wer versorgt dann die Kinder, die Eltern und diejenigen, die auf Hilfe angewiesen sind? Was passiert mit unserer Gesellschaft, wenn all die Arbeit, die als selbstverständlich angesehen wird, nicht mehr getan wird?
Das Buch klingt nach einem spannenden Gedankenexperiment, das aber nicht sehr weit hergeholt ist. Unsere Gesellschaft ruht sich schon viel zu lange auf der Aufopferung von einigen Menschen aus, die irgendwann auch nicht mehr können. Die gerechte Aufteilung und Wertschätzung dieser Arbeit, ist ein hochaktuelles Thema.
Der Anfang der Geschichte war richtig schräg. Durch verschiedene Perspektiven wurde zwar ein umfangreiches Bild der Gesellschaft gezeichnet, jedoch war vor allem die Sichtweise der Influencerin für mich am Anfang etwas unangenehm zu lesen. Aber für die Entwicklung der Handlung war auch diese Storyline sehr wichtig.
Gut gefallen hat mir, wie der Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Frauen, dargestellt wurde. Ich habe den Eindruck, dass sich hier gesellschaftlich sehr viel in eine wertschätzendere Richtung entwickelt.
Die Geschichte regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und ich musste am Ende erstmal tief durchatmen. Das Buch verfolgt einen sehr interessanten Ansatz, aber ich hätte mir doch einen Hauch mehr Hoffnung auf eine bessere Welt gewünscht.

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