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Veröffentlicht am 04.06.2024

Zwillinge

Unter Schwestern
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Die Zwillingsschwestern Amelie (Lilly) und Franziska (Zissy) sehen einander so ähnlich, dass niemand außer ihrer Mutter sie auseinanderhalten kann. So nutzen die beiden diese Tatsache, um Lehrer bei Tests ...

Die Zwillingsschwestern Amelie (Lilly) und Franziska (Zissy) sehen einander so ähnlich, dass niemand außer ihrer Mutter sie auseinanderhalten kann. So nutzen die beiden diese Tatsache, um Lehrer bei Tests oder Freunde auf Partys hinters Licht zu führen, indem sie sich als die jeweils andere Schwester ausgeben. Als die erwachsene Amelie Probleme hat und einige Tage Auszeit aus ihrem Familienleben braucht, bittet sie Franziska abermals um einen spontanen Rollentausch. Der jedoch entpuppt sich zu einem Alptraum ohne Ende.

Franziska, Amelie und alle weiteren Figuren, die in dieser phantastischen Geschichte zu Wort kommen, erzählen in der Ich-Form, was besonders bei den Zwillingsschwestern immer wieder zu (erwünschter) Verwirrung beim Leser führt. Man wird im Laufe der Kapitel natürlich erkennen, was sich Sophie Edenberg dabei gedacht hat. Raffiniert führt die Autorin durch die Handlung, welche anfangs schwer greifbar ist, sich aber immer weiter zu einem hervorragenden Spiel von Überraschungen und Intrigen entwickelt. Ein fesselnder Schreibstil, vage Andeutungen und verstrickte Beziehungen unter den Figuren sorgen für Abwechslung und Kurzweil. Die knappen Kapitel und die raschen Änderungen des Blickwinkels präsentieren immer wieder neue Informationen und Erkenntnisse, kaum glaubt man, eine gute Idee zu haben, darf man diese auch schon wieder verwerfen. Auch wenn ich früh einen richtigen Verdacht gehegt habe, so haben mich der weitere Verlauf der Handlung und insbesondere das Ende dieses klug aufgebauten Thrillers doch noch mehrfach überraschen können. Bravo!

Ein absolut faszinierendes Szenario, das perfekt durchdacht ist und den Leser von Anfang bis zum Ende in Atem hält. Ich spreche aus Überzeugung eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 03.06.2024

Grauen in der Provence

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
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Ein grausamer Mord erschüttert das idyllische Dorf Le Lavandou, welches noch nicht so arg vom Massentourismus überrannt wird. Hier genießt man noch in Ruhe seinen Kaffee oder Rosé, lauscht dem Zirpen der ...

Ein grausamer Mord erschüttert das idyllische Dorf Le Lavandou, welches noch nicht so arg vom Massentourismus überrannt wird. Hier genießt man noch in Ruhe seinen Kaffee oder Rosé, lauscht dem Zirpen der Grillen und lässt seinen Blick über das weite Meer schweifen. Als eine arg entstellte Leiche am Strand entdeckt wird, fürchtet Polizeipräsident Zerna um den Ruf seines Départments und um den Fremdenverkehr.

Ein weiterer Kriminalfall beschäftigt den Gerichtsmediziner Leon Ritter und seine Lebensgefährtin Capitaine Isabelle Morell. Ich kenne ja schon einige Bände dieser Reihe und muss sagen, dass Remy Eyssen diesmal recht brutale Details für den Leser bereithält. Dazwischen atmet man französisches Urlaubsflair mit dem Duft von knusprigem Baguette und frischem Pain au chocolat, wodurch Abwechslung und beste Unterhaltung garantiert sind. Etliche falsche Fährten führen auf Irrwege und in Sackgassen, das Privatleben der Hauptfiguren kommt ebenfalls nicht zu kurz. Egal, ob man neu einsteigt in diese Krimireihe oder schon als „alter Hase“ liest, charakterstarke Figuren und eine zauberhafte Kulisse warten stets im Lavandou.

Auch Band Numero Zehn ist absolut lesenswert und hat mich wieder rundum begeistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.06.2024

Hunter & Garcia 13

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Robert Hunter und Carlos Garcia vom Los Angeles Police Department Ultra Violent Crimes Unit (LAPD UV-Einheit) bekommen von Gerichtsmedizinerin Dr. Carolyn Hove einen ganz speziellen Fall zugespielt: ein ...

Robert Hunter und Carlos Garcia vom Los Angeles Police Department Ultra Violent Crimes Unit (LAPD UV-Einheit) bekommen von Gerichtsmedizinerin Dr. Carolyn Hove einen ganz speziellen Fall zugespielt: ein Verkehrsopfer weist sonderbare Verletzungen auf, die gewiss nicht vom Unfall herrühren. Möglicherweise war die Leiche schon zuvor tot? Ein außergewöhnlicher Fall, bei dem es keine Spuren zu geben scheint.

Dynamisch und flott dahin geht es in LA, auch wer – wie ich – Hunter und Garcia noch nicht kennt, ist schnell im Bilde und gefesselt von diesem interessanten Fall. Bestens recherchiert stellt Chris Carter medizinische Details in den Raum, die Kenntnisse des Täters deuten auf jemanden aus dem Gesundheitswesen hin. Allerdings gibt es kaum Anhaltspunkte, auf deren Grundlage das Team ermitteln kann, so tappt es extrem lang im Dunklen. Als Leser hat man hier den Vorteil, dass man auch immer wieder Kapitel aus Tätersicht präsentiert bekommt und somit über breiteres Wissen verfügt. Dennoch ist vieles unklar, wodurch die Spannung ungebrochen das gesamte Buch über anhält. Brutale Einzelheiten gibt es immer wieder, aber kurz und wohldosiert, sodass diese nicht dominieren, Überraschungen und Nervenkitzel knapp vor der endgültigen Auflösung dürfen natürlich nicht fehlen. Der Brandgeruch steckt mir immer noch in der Nase!

Trotzdem es sich um Band 13 handelt, lässt sich Der Totenarzt auch ohne Vorwissen sehr gut für sich allein lesen, Hunter und Garcia überzeugen durch professionelles Handeln und ihren eigenen Humor. Mich hat Chris Carter auf allen Ebenen überzeugt: fesselnder Schreibstil, bestens durchdachte Handlung, wenige, dafür sehr glaubwürdige Figuren – unbedingte Leseempfehlung für Thrillerfans, die auch brutale Szenen nicht umwerfen.

Veröffentlicht am 31.05.2024

Neapel

Capri bedeutet für immer (Via dell'Amore 1)
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Wegen ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin hat Chiara Neapel verlassen und ist nach Mailand gezogen. Ihre große Liebe Checco ist zurückgeblieben. Als einige Jahre später in der neapolitanischen Goldschmiede ...

Wegen ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin hat Chiara Neapel verlassen und ist nach Mailand gezogen. Ihre große Liebe Checco ist zurückgeblieben. Als einige Jahre später in der neapolitanischen Goldschmiede in der Via dell’Amore der Besitzer erkrankt, ruft Nonna Tommasina ihre Enkelin kurzerhand zurück in die Heimat, wo sich Chiaras Herz schnell wieder öffnet für die wunderbare Straße der Liebe – da gibt es Brautkleider, passende Schuhe, Torten, Musik – und eben die ganz individuellen handgefertigten Ringe von Paolo. Aber warum wird das hübsche Paar für O. und M. nicht abgeholt?

Ein wunderschönes Ambiente im lauten, aber liebenswerten Neapel zaubert Roberta Gregorio hier zwischen die Buchseiten. Der Kontrast zum nördlich gelegenen Mailand ist groß, Chiara hin- und hergerissen zwischen modernem Design und filigraner Handarbeit. Aber, wie so oft, weiß die Nonna Rat, energisch und gleichzeitig warmherzig, ergreift diese das Zepter und lenkt Chiara in die richtige Richtung. Dass die Großmutter selbst ihre Augen öffnen muss für eigene Belange, ist eine wunderbare Nebengeschichte. Zum besseren Verständnis fließen immer wieder Rückblenden ein, der Leser taucht ab in romantische und intrigante Szenen, welche sich hier abwechselnd auftun. Die Kulisse Neapels und später auch Capris trägt natürlich perfekt bei zu wunderbaren Lesestunden, welche Gregorio mit ihrem bildhaften Schreibstil erschafft.

Absolut realistische Figuren, liebenswerte und solche, denen man eher weniger gern begegnen möchte, ein traumhaftes Ambiente und eine Geschichte um hingebungsvoll gefertigten Schmuck, dazu ein Schuss Romantik ohne ausschweifenden Tand – das ist gekonntes Schreiben! Mir hat auch dieses Buch von Roberta Gregorio ausgesprochen gut gefallen, weshalb ich schon sehr gespannt bin auf weitere Folgen aus der Via dell’Amore.

Veröffentlicht am 31.05.2024

Der Anfang

Föhrer Frühling
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Julia, 34, ist seit wenigen Wochen Witwe und übersiedelt mit ihrem fünfjährigen Sohn Liam von Frankfurt auf die Insel Föhr, wo ihre Schwiegereltern und ihr Schwager Krischan leben. Allerdings hatte sie ...

Julia, 34, ist seit wenigen Wochen Witwe und übersiedelt mit ihrem fünfjährigen Sohn Liam von Frankfurt auf die Insel Föhr, wo ihre Schwiegereltern und ihr Schwager Krischan leben. Allerdings hatte sie zur Familie ihres verstorbenen Mannes nie Kontakt. Ob sie das nun ändern kann, sodass Liam in einem Umfeld inmitten von Verwandten aufwachsen kann? Und wie soll sie mit ihren aufregenden Gefühlen Krischan gegenüber am besten umgehen?

Liebevoll und berührend erzählt Hanna Paulsen von Julia auf Föhr. Die Insel erscheint einem beim Lesen sofort als freundlicher Zufluchtsort, (überwiegend) nette und hilfsbereite Einwohner heißen Julia und Liam herzlich willkommen und zeigen den Neuankömmlingen die Schönheit dieses rauen Fleckens Erde. Interessante Bräuche wie die Pfingstwagenumzüge, das spezielle Teetrinken und die legendäre Ostfriesentorte lassen die Geschichte lebendig und unterhaltsam werden und beim Leser ein Gefühl von Zugehörigkeit entstehen. Daneben gibt es durchaus auch tiefgründige Themen und Aspekte zum Thema Tod und Familie, die Handlung ist also durchaus realistisch und glaubwürdig. Besonders ansprechend ist Hanna Paulsens Schreibstil, der die Atmosphäre auf Föhr sehr schön einfängt und auch die Gefühle der wenigen, dafür sehr treffend charakterisierten Figuren, gut darstellt.

Ich habe mich sofort wohl gefühlt auf Föhr und möchte gerne gemeinsam mit Julia den noch offenen Fragen auf den Grund gehen. Ein sehr empfehlenswerter Reihenstart!