Aufgeben ist keine Option!
Die Glücksfrauen - Die Kraft der BücherBerlin 1939. Jüdin Maria hat es nach langen Diskussionen und Streitereien endlich geschafft ihren Mann dazu zu bringen seine geliebte Buchhandlung und seine gewohnte Umgebung aufzugeben, und sie können ...
Berlin 1939. Jüdin Maria hat es nach langen Diskussionen und Streitereien endlich geschafft ihren Mann dazu zu bringen seine geliebte Buchhandlung und seine gewohnte Umgebung aufzugeben, und sie können zusammen mit ihren zwei Kindern wahrlich im allerletzten Moment, mit vielen Steinen auf dem Weg, das für sie höchst brisante Deutschland verlassen und begeben sich auf eine gefährliche Odysee quer durch Europa bis nach Brasilien.
Rio de Janeiro 2023. Sandra führt die geerbte Buchhandlung ihrer Großmutter Maria mehr schlecht als recht. Sie ist ein Feiermädchen, immer gut gelaunt und spontan, aber ohne Geschäftssinn. Eines Tages wird sie von June, der Enkelin einer Freundin ihrer Oma, mit dem anteiligen Erbe konfrontiert, das erst mit Auffinden des Nachfahren der dritten Freundin angetreten werden kann. Die beiden Frauen gehen auf Spurensuche und reisen der Fluchtroute Marias nach....
Anna Claire schreibt zwei Bücher in einem, da die beiden Erzählstränge auch in meinem Empfinden komplett verschieden geschrieben sind. Der Teil um Marias Flucht ist ernster, spannend, aufwühlend und teils unfassbar. Die drohende Deportation ist fast spürbar. Der Teil um Sandra dagegen eher geschrieben wie ein New Adult. Sorglos, bisschen locker und leicht - man spürt fast die Sonne Brasiliens und hört im Geiste Samba-Rhythmen. Jedoch beginnt, je weiter sie sich auf den Weg machen, bei Sandra ein Sinneswandel. Mitverursacht durch die besonnene June erkennt sie, dass sie beide nur mit Beharrlichkeit und an einem Strang ziehend ihrem Ziel näher kommen können. Und sie lernt den Schriftsteller Gabriel kennen und bald darauf auch lieben. Als Leserin war ich sofort gebannt von beiden Geschichten - man verschlingt förmlich das Buch! Und obwohl alles Fiktion ist, erstarrt man vor dem Grauen der damaligen Zeit und bangt mit den Protagonisten. Ich empfand das Buch als sehr gut recherchiert.
Ein wirklich sehr schöner Mix zwischen Fluchtgeschichte einer jüdischen Familie im dritten Reich und der Aufarbeitung durch die Enkel, die sich zusammentun. Es handelt sich hier um den zweiten Teil einer Trilogie.
Der erste Band, den ich allerdings erst noch lesen werde, zeigt das Leben der drei Freundinnen Anfang der Nazizeit und wie es zu diesem unerklärlichen Bruch kam. Und um June, die von ihrer Großmutter Louise 1/3 eines Restaurants in New York nur dann erben kann, wenn sie die beiden anderen Nachfahren von Großmutters besten Freundinnen auch findet.
Beendet werden beide Bücher mit einem Cliffhanger. Mag ich persönlich sonst nicht so, aber hier ergibt es durchaus Sinn, da die Geschichten der drei Freundinnen und schlussendlich die der Nachfahren unweigerlich miteinander verwoben sind.
Jeder, der historische Bücher vermischt mit Zeitsprüngen in die Gegenwart und romantische Liebesromane mag, ist hier goldrichtig!
Hinter Anna Claire verbirgt sich die Autorin und Drehbuchautorin Anja Saskia Beyer, die auch unter dem Pseudonym Hanna Lucas schreibt.
Ich vergebe hervorragende 5/5 Sterne und erwarte sehnsüchtig den dritten Teil um Anni und ihre Nachkommen und der Aufklärung aller Geheimnisse.....!
[Rezensionsexemplar]