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Veröffentlicht am 25.10.2017

Gut recherchiertes Sittengemälde; ein historischer Krimi, der zu unterhalten versteht, allerdings auch nicht einfach zu lesen

Grimms Morde
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Ausgerechnet eine alte, betagte, ehemalige Mätresse des kürzlich verstorbenen Kurfürsten, die Freiin von Bachros, wird ermordet aufgefunden. Der Täter hatte sich bei seiner Mordinszenierung, anscheinend ...

Ausgerechnet eine alte, betagte, ehemalige Mätresse des kürzlich verstorbenen Kurfürsten, die Freiin von Bachros, wird ermordet aufgefunden. Der Täter hatte sich bei seiner Mordinszenierung, anscheinend von der Märchensammlung der Gebrüder Grimm inspirieren lassen, denn nicht nur wurde ihr Gesicht mit Wachs verbrüht, zudem wurde auch noch ein Zitat aus dem Märchen „Die drei schwarzen Prinzessinnen“, bei der Leiche gefunden. So geraten die Brüder, besonders Jacob, schnell ins Visier des Oberwachtmeisters Blauberg. Doch auch, wenn Blauberg, Jacob Grimm, für einen überheblichen, unsympathischen Zeitgenossen hält, weiß er dessen Intelligenz zu schätzen und glaubt insgeheim weniger an eine Schuld Jacobs. Als kurz darauf noch ein Opfer zu beklagen ist, diesmal ein junger, angehender Schriftsteller, der nur wenige Zeit zuvor einen Disput mit Jacob hatte, weil dieser recht wenig vom angeblichen Talent des jungen Schreiberlings hielt, ist Blauberg allerdings alarmiert. Denn wieder wurde das Opfer, einem Märchen gleich, diesmal Schneewittchen, gerichtet.

Und erneut ist das ein Märchen, das in der Grimmschen Sammlung zu finden ist. Während Jacob nun Schritt für Schritt bewacht wird, von Blaubergs Mitarbeitern, wollen Jacob und sein Bruder Wilhelm, Licht ins Dunkel der Morduntersuchungen bringen. Genauso wie auch die beiden Schwestern Annette und Jenny von Droste-Hülshoff. Besonders den beiden Frauen ist es ein besonderes Anliegen, da sie für einen Teil der Märchensammlungen verantwortlich sind, bzw. Annette, einige davon eher frei aus dem Bauch heraus, verfasst hat. Die Frauen begeben sich also mit ihrem Onkel nach Kassel, was besonders Annette gut zupass kommt, denn die Mordermittlungen bieten ihr Ablenkung, seitdem sie kurz zuvor bei einem Menschen, der ihr besonders nahe stand, in Ungnade fiel. Auch Annettes Onkel weiß über gewisse Vorgänge Bescheid und lässt seitdem kein gutes Haar an seiner Nichte. Wird Annette sich dennoch gegen ihn behaupten können?

Tanja Kinkels aktueller Roman führt seine Leser diesmal in die Stadt Kassel um 1821. Eine Zeit, in der die Menschen, allem Französischen gegenüber, äußerst misstrauisch waren. Verständlich, denn Napoleons Ära war noch nicht allzu lange Vergangenheit. Im Fokus des Geschehens stehen gleich zwei berühmte Geschwisterpaare. Einmal die Dichterin Annette von Droste Hülshoff und ihre ältere Schwester Jenny und die beiden Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Tanja Kinkel ist es gelungen, das Wesen der Figuren gut einzufangen, ohne die historischen Persönlichkeiten zu verklären. Alle haben Ecken und Kanten; mögen sich auch nicht durchweg sympathisch gezeichnet sein, tragen sie ihr Herz dennoch auf dem rechten Fleck. Man kann sich gut in die Figuren hineindenken, ihre Probleme und Gedankengänge nachvollziehen, da die Autorin es nicht versäumt hat, auch den historischen Hintergrund, Fragen der Etikette, etc. verständlich darzubieten.

Zugegeben, es ist keine einfache Lektüre, man muss sich zunächst etwas einlesen und an die Ausdrucksweise der Protagonisten gewöhnen, dennoch lohnt es sich, da „Grimms Morde“ dadurch so viel historisches Flair versprüht. Besonders gut haben mir dabei die Dialoge von Annette und Jacob gefallen, aber auch die Streitgespräche mit Annettes Onkel, da in diesem Momenten Annettes Intelligenz so hervorstechend ist und sie alle männlichen Wesen, die Frauen für schwache, dumme naive Weibchen halten, auf so clevere und leichtfertige Art, Lügen straft.

Diese Dialoge zu lesen, hat mir sehr viel Lesespaß bereitet. Dennoch, es gibt auch ein kleines „aber“, das für einen Punktabzug gesorgt hat bei mir.

So herausragend der Roman auch geschrieben sein mag. Man bekommt es hier mit einem historischen Krimi zu tun und ehrlich gesagt, fehlten mir einfach mehr Spannungselemente. Ich muss zwar keine „Slaughter’sche Metzel-und Schlachterplatte dargeboten bekommen, doch ich fand schon, dass die Krimielemente ein wenig zu schwach inszeniert wurden. Man erfährt vieles erst, wenn es bereits geschehen ist, das nimmt besagte Spannung und ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Autorin ihre Protagonisten in mehr gefahrenvolle Szenarien verwickelt hätte, als es hier der Fall war.

Ansonsten habe ich mich gut unterhalten gefühlt von „Grimms Morde“ und neige dazu, jetzt noch mehr herausfinden zu wollen, über das Leben der historischen Persönlichkeiten in diesem Roman.

Kurz gefasst: Gut recherchiertes Sittengemälde; ein historischer Krimi, der zu unterhalten versteht, allerdings auch nicht einfach zu lesen.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Hocherotisches Zwei-Personen Stück- im ersten Teil der „Art of Passion“ Reihe, knistert und prickelt es gewaltig. Nicht nur für Erotik-Romancefans zu empfehlen, denn Rylans und Kate Liebesgeschichte bezaubert und hat durchaus Tiefgang zu bieten

Seven Nights - Paris
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Rylan ist der Sohn eines reichen, aber äußerst korrupten Geschäftsmannes, der seine Firma fast in den finanziellen Ruin getrieben hätte, wenn er nicht überführt und ins Gefängnis gesteckt worden wäre. ...

Rylan ist der Sohn eines reichen, aber äußerst korrupten Geschäftsmannes, der seine Firma fast in den finanziellen Ruin getrieben hätte, wenn er nicht überführt und ins Gefängnis gesteckt worden wäre. Eigentlich soll Rylan nun die Firma in der Abwesenheit des Vaters leiten, doch Rylan kann es nicht ertragen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und fühlt sich eingeengt. So eingeengt, dass er nach Europa flüchtet und seinen Geschwistern und seiner Mutter für eine ganze Weile die kalte Schulter zeigt. Obwohl er sich dort eigentlich im Klaren darüber werden möchte, wie er in Zukunft beruflich verfahren will, lässt er sich immer mehr, von Tag zu Tag treiben.

Eines Tages trifft er in einem Cafe die attraktive Kunstliebhaberin Kate, die kurz zuvor ausgeraubt wurde. Er gibt ihr spontan einen Kaffee aus und beide kommen ins Gespräch. Sie sind sich sogleich sympathisch, es knistert zwischen ihnen. Kate ist so ganz anders, als die Frauen, denen Rylan bislang begegnet ist. Dieses Anderssein verwirrt ihn und er will Kate unbedingt besser kennenlernen. Er zeigt ihr bei Tag die schönsten Orte von Paris, doch bei Nacht will er nur eines; Kate zeigen, dass es Männer gibt, die durchaus in der Lage sind, Frauen Lust und Leidenschaft zu schenken. Die schüchterne Kate weiß zunächst gar nicht so recht mit Rylans Offenheit umzugehen. Und eigentlich hatte sie vor, die sieben Tage in Paris dazu zu nutzen, um sich zu entscheiden, ob sie den Weg eines Kunststudiums einschlagen soll. Sie zögert immer noch, denn ihr Vater hält nicht viel von ihrem Talent. Rylan ermutigt Kate, auf vielerlei Weise. Doch kann zwischen ihnen mehr sein, als nur eine heiße Affäre in Paris?

„Seven Nights- Paris“, ist mein erster Roman von Jeanette Grey und hat mich zunächst wegen des ansprechenden, eleganten Covers anlocken können. Doch auch der Inhalt des ersten Teils der „Art of Passion“, konnte mich überzeugen. Obwohl man es hier mit einem hocherotischen Roman zu tun bekommt, hat die Autorin eine glaubhafte, sehr süße Liebesgeschichte um Rylan und Kate gesponnen, die durchaus auch Tiefgang besitzt und reichlich Zeit für persönliche Kennenlerngespräche ihres Paares lässt, so dass man als Leser nicht nur schnell eintauchen kann, in die Liebesgeschichte, sondern auch nachvollziehen kann, wieso sich beide so sehr zueinander hingezogen fühlen. „Seven Nights-Paris“, ist eine Art intensives Zwei-Personen-Stück. Zwar besucht das Heldenpaar durchaus diverse Sehenswürdigkeiten rund um Paris, doch ist die übrige Rahmenhandlung recht dünn gestrickt und ehrlich gesagt fehlte mir mehr Pariser Flair für meinen Geschmack, das die Geschichte perfekt abgerundet hätte. Daher habe ich auch einen Punkt abgezogen bei meiner Bewertung.

Gut gefallen haben mir dagegen die Gespräche die das Heldenpaar über die Kunst und Malerei führt. Und hier ist es Jeanette Grey auch hundertprozentig gelungen, Kates Leidenschaft für die Malerei glaubhaft rüberzubringen und Lesern, die bislang nichts für moderne Kunst übrig hatten, wie ich , interessante Sichtweisen zu vermitteln. Kates und Rylans persönliche familiäre Hintergründe, werden zwar im ersten Teil bereits kurz angerissen, sind aber noch nicht das Hauptthema, da es ja noch im zweiten Band „Seven Nights-New York“ mit den beiden weitergeht.

Kommen wir nun zum Punkt Erotik und der wird in „Seven Nights-Paris“ groß geschrieben. Während Rylan bereits zahlreiche sexuelle Erfahrungen hatte, ist Kate das absolute Gegenteil. Sie ist schüchtern, voller Selbstzweifel und unsicher, auch im sexuellen Bereich. Im Gegensatz zu anderen erotischen Romanen, in denen der Romanheld schnell zu Lack, Leder und Handschellen greift, bekommt man hier gottlob mal eine etwas andere Romance geboten, in der Rylan, auf sehr sensible Art und Weise, Kate umwirbt und es äußerst langsam angehen lässt. Trotz der langsameren Gangart sind die Liebesszenen hot, explizit und sexy geschrieben, allerdings mit dem nötigen Niveau und es knistert gewaltig zwischen dem Heldenpaar. Aber nicht nur zwischen den Laken, auch geistig kommen sie sich näher und genau diese Mischung gefiel mir sehr. Dank des eingängigen Schreibstils der Autorin lässt sich der 1. Teil wie im Fluge lesen und macht bereits neugierig auf die Fortsetzung der Love Story zwischen Rylan und Kate.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Packender Krimi, der den Leser geschickt auf falsche Fährten führt. Allerdings auch mit kleinen Schwächen.

Nach dem Schweigen
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Saskia fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre geliebte Tante angeblich Selbstmord begangen hat. Nur zwei Tage vorher waren sie noch zusammen und Ellen schien während des gemeinsamen Treffens ...

Saskia fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre geliebte Tante angeblich Selbstmord begangen hat. Nur zwei Tage vorher waren sie noch zusammen und Ellen schien während des gemeinsamen Treffens völlig normal. Sie freute sich schon sehr auf die bald anstehende Kreuzfahrt mit ihrem Mann George, allerdings hatte sie einen blauen Fleck und ihre Hände zitterten leicht.

Ellens plötzlicher Tod, ist nicht der erste Todesfall in Saskias Familie. Vor Jahren stürzte ihre Mutter in den Tod, was für Saskia und ihren Bruder Max sehr traumatisch war. Aber auch der Vater der Geschwister zog es, von diesem Moment an, vor, nie wieder ein Wort über das Unglück zu verlieren.

Nach dem Tod von Ellen, zieht sich George urplötzlich zurück aus der familiengeführten Koffermanufaktur und will die Kreuzfahrt allein antreten. Als Saskia bemerkt, dass Georges Hausangestellte wohl mehr war für ihn, als nur die Putzfrau, kommt sie ins Grübeln. Vor allem aber, als bekannt wird, dass es während Ellens Sturz vom Dach, nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Sie wurde ermordet! Und ein junges Mädchen wurde Zeugin der Tat, die jedoch zunächst glaubt, sie hätte sich alles nur eingebildet. Daher gerät sie bald in Lebensgefahr. Genau wie auch Saskia und zwei andere, außenstehende Menschen. Wer trachtet ihnen allen nach dem Leben und wieso?

„Nach dem Schweigen“, ist ein, für sich allein stehender Thriller, der diesmal in Großbritannien, genauer gesagt in London spielt. Fans der „Münster“ Krimireihe, müssen sich leider noch gedulden, denn dieser Roman hat so gar nichts mit der erwähnten Serie gemein. Außer natürlich, dass es beim Lesen durchaus spannend wird.

Ich hatte etwas überlegen müssen, wie hoch ich „Nach dem Schweigen“, bewerte, was daran lag, dass mir zwar Vieles gut gefallen hat, es aber auch ein paar Punkte gab, die mich gestört haben. So etwa, dass anfangs einfach zu oft wiederholt wurde, wie sehr sich Saskias Vater und sein Schwager George hassen. Einmal hätte hier auch genügt. Und dann konnte ich leider nicht so wirklich Nähe zu der Romanheldin aufbauen, wie ich es mir gewünscht hätte. Zwar gab es da Saskias Besuche bei ihrem Psychologen, weil sie von Kindesbeinen an unter schlimmen Albträumen litt, doch wirkten diese Arztbesuche klinisch, sehr nüchtern geschildert, so dass man der Romanheldin selbst in diesen persönlichen Momenten leider nicht näher kam. Zudem hatte ich das Problem, dass die Story zwar in London spielen soll, sie sich leider aber absolut nicht „englisch“ für mich anfühlte.

Dann macht Saskia im Verlauf der Geschichte einige Dinge, die einfach dumm sind und sie in große Gefahr bringen könnten. Etwa als sie die Putzfrau ihres Onkels zu dessen Haus begleitet. Zwar kommt somit die Spannung nicht zu kurz, doch irgendwie konnte mich diese Szene nicht überzeugen.

Soviel zu meinen Kritikpunkten. Positiv fand ich, wie geschickt die Autorin die vielen Akteure und Handlungsstränge miteinander verbinden konnte. Zudem fand ich auch die falsch gelegten Fährten überzeugend, so dass ich, bis fast zuletzt, zwischen zwei möglichen Tätern schwankte. Die Krimihandlung, die natürlich auch im Fokus steht, ist packend und dank des eingängigen Schreibstils der Autorin, lässt sich „Nach dem Schweigen“, auch gut lesen. Dennoch, mir gefallen Christine Drews Krimis, die in Deutschland angesiedelt sind, eindeutig besser.



Veröffentlicht am 01.09.2017

Spannende Story, mäßiger Thrill- aber auf jeden Fall, trotz kleiner Kritikpunkte ein gelungenes Debüt.

In der Tiefe
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Carmen ist seit drei Jahren mit Tom zusammen; mehr als das, vor einiger Zeit haben sie geheiratet und eigentlich ist Carmen glücklich mit ihrem Mann. Eigentlich, doch sind in der Vergangenheit Dinge geschehen, ...

Carmen ist seit drei Jahren mit Tom zusammen; mehr als das, vor einiger Zeit haben sie geheiratet und eigentlich ist Carmen glücklich mit ihrem Mann. Eigentlich, doch sind in der Vergangenheit Dinge geschehen, die Carmen, Tom, in einem anderen Licht sehen lassen. Denn Tom hat auch eine andere, harte Seite. Damals etwa, als er aus Eifersucht einen betrunkenen Mann in Carmens Beisein, zusammenschlug und ihn einfach blutüberströmt liegen ließ. Oder auch Toms Geheimniskrämerei, was seine vorigen Beziehungen angeht, die Carmen suspekt ist. Dabei waren es nur zwei Frauen, mit denen Tom zusammen war. Seine Exfrau Laura, mit der er drei Kinder hat und die attraktive Zena, die beim Schwimmen im Meer ertrank. War es wirklich damals ein Unfall, dem Zena zum Opfer fiel, oder aber ist an den Gerüchten, dass Tom Zena getötet haben soll, etwas dran? Carmen ist wie elektrisiert, als sie von den Dorfgerüchten erfährt und beginnt damit, heimlich Nachforschungen zu betreiben. Denn sie will keinesfalls mit einem Mörder zusammenleben, der sich ihrer womöglich eines Tages auch entledigt…

Ich habe die Inhaltsangabe extra etwas kürzer gehalten, um nicht zuviel zu verraten und den interessierten Lesern womöglich die Spannung zu nehmen. Zugegeben, der Spannungsbogen entfaltet sich gemächlich. Man erfährt zunächst mehr über Carmens und Toms Eheleben, das eigentlich perfekt ist, allerdings hat Tom viele Geheimnisse und wirkt recht undurchsichtig. Nicht nur auf seine Ehefrau, sondern auch auf den Leser. Carmen ist eine arbeitslose Journalistin und ihr fehlt die richtige Portion Selbstbewusstsein, so dass sie sich schnell von anderen in ihrer Meinung beeinflussen lässt. Als Carmen von den Gerüchten um Zena und Tom erfährt, fürchtet sie schnell, dass sie ihren Mann nicht wirklich kennt und beginnt damit, hinter ihm „herzuschnüffeln,“ was man einerseits, aus Carmens Warte, zwar verstehen kann, was einen andererseits auch etwas befremdet, weil Carmen lieber den indirekten Weg geht, als Tom zuvor „in die Zange“, zu nehmen. Schließlich sind sie verheiratet und Carmen muss ja eigentlich nicht befürchten, dass Tom ihr gegenüber gewalttätig wird.

Die Dialoge zwischen Tom und Carmen schwenkten zwischen typischem, täglichem Small Talk eines Paares und nichtigen Streitereien hin und her, doch wirkten sie auf mich immer ein wenig gezwungen, etwas unnatürlich. Ebenfalls hatte ich ein Problem mit dem Schreibstil der Autorin. Sie kann durchaus schreiben, doch ihre Sätze, Dialoge, wirken zum Teil recht knapp formuliert, statisch und beinahe so, als würde man ein Drehbuch lesen. Dazu konnte ich Carmens geistige Übersprungshandlungen nicht so ganz nachvollziehen. Angeblich liebt sie Tom, macht er aber einmal etwas, das ihr nicht passt; selbst wenn es Kleinigkeiten sind, bedenkt sie ihn im Geiste gleich mit Schimpfworten oder möchte ihn am liebsten „umbringen“. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne. In diesen Momenten merkt man halt, dass „In der Tiefe“ ein Debütroman ist. Dennoch, die Story konnte mich im Laufe der Zeit immer mehr gefangen nehmen. Und auch wenn der Thrill eher Nebensache bleibt, spannend fand ich Carmens und Toms Story dann doch. Ich schwanke bei meiner Bewertung zwischen 3.5 und 4 von 5 Punkten, vergebe aber doch die bessere Note, weil mich der Ausgang des Romans so überraschen konnte.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Ein spannender, neuer Kriminalfall für Lydia Louis und Chris Salomon, der Chris diesmal an seine mentalen Grenzen bringt.

Die Tränen der Engel
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Wie elektrisiert ist Kriminalhauptkommissar Chris Salomon, als er eines Tages die Zeitung aufschlägt, in dem über einen rätselhaften Fall in Portugal berichtet wird. Dort überlebte die junge Ana praktisch ...

Wie elektrisiert ist Kriminalhauptkommissar Chris Salomon, als er eines Tages die Zeitung aufschlägt, in dem über einen rätselhaften Fall in Portugal berichtet wird. Dort überlebte die junge Ana praktisch unverletzt einen Sturz aus großer Höhe, von einer Brücke. Man ist sich nicht sicher, ob sie sich umbringen wollte, oder womöglich doch nur schlafgewandelt ist. Ana hat nicht nur den Namen mit Chris verschwundener Tochter gemein, denn auch äußerlich gleicht sie ihr bis aufs Haar. Kann es tatsächlich sein, dass Chris endlich eine Spur hat, zu seiner bereits tot geglaubten Tochter, die vor Jahren spurlos verschwand? Er vertraut sich seiner Kollegin und besten Freundin Lydia Louis an, die dank ihres portugiesischen Vaters, perfekt die Landessprache spricht und versteht und die ihm rät, nach Lissabon zu reisen. Obwohl Chris Freundin Sonja hochschwanger ist und ihr Junge beinahe täglich kommen könnte, hält Chris die Ungewissheit nicht aus und so reist er mit Lydia im Schlepptau doch in die portugiesische Hauptstadt, was Sonja mehr als beunruhigt. Doch sie hat auch Verständnis für die Suche.

In Lissabon angekommen, lernen die beiden Ermittler den portugiesischen Polizisten Vitor Fidalgo kennen, der selbst ein persönliches Interesse daran hat, dass der Fall um junge Mädchen, die sich nach Ana, ebenfalls von der Brücke stürzten, aber dabei ums Leben kamen, aufgeklärt wird. Kann es wirklich sein, dass die Mädchen Selbstmord im Sinn hatten, oder steckt etwas anderes dahinter? Und wie passt Ana hinein in die Geschichte? Obwohl Chris und Lydia alle Hebel in Bewegung setzen, um Ana persönlich zu sprechen, stoßen sie auf Widerstand; Anas Familie schirmt sie dermaßen ab, dass sich Chris sicher ist, dass Anas Familie etwas zu verbergen hat. Besonders, als auch noch ein Anschlag auf Chris verübt wird…

Nach dem, wie ich fand, eher mäßigen Vorgängerband der Louis & Salomon Reihe „Wer nicht das Dunkel kennt“, wollte ich der Autorin und der Serie dennoch eine weitere Chance geben, besonders, als ich erfuhr, dass die Handlung von„Die Tränen der Engel“ diesmal in einem anderen Land spielt; nämlich in Portugal. Die Autorin lässt die portugiesische Hauptstadt, dank ihres sehr bildhaften Schreibstils, lebendig vor dem Auge der Leser entstehen und ich mochte auch das besondere Flair, das hier verströmt wird, sehr.

Zudem fand ich auch den Kriminalfall um einiges spannender geraten, als den im Vorgängerband. Es gibt leider auch ein „aber“, das mich von einer Höchstbewertung abgehalten hat. Zwar mag ich Romanfiguren mit Ecken und Kanten, doch verhält sich Chris Salomon, bei allem Verständnis für sein Leid, manches Mal viel zu überbordend- er wirkt rein vom Verhalten her, eher wie eine zickige, nörgelige, schnell eingeschnappte Frau, also alles andere als männlich, was mich beim Lesen überaus irritiert hat.

Und ich fand auch ganz ehrlich, dass Chris und Sonjas Privatleben viel zu knapp und lieblos abgehandelt wurde. Chris Verzweiflung in gewissen Momenten, wirkte auf mich leider daher gar nicht echt.

Lydia ist mir im vierten Teil der Reihe allerdings nun mehr ans Leserherz gewachsen und ich bin sehr gespannt darauf, ob und wie die Autorin im Laufe der Reihe, gewisse Geheimnisse lüften wird und ob es irgendwann doch eine Chance für Chris und Lydia geben wird.