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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2024

berührend, ernst und komisch zugleich

Gute Gründe
1

Yael wollte einen Schlussstrich ziehen, doch der Versuch ging schief. Nun findet sie sich mit ihrer Schwester Liora bei einer Therapeutin wieder und darf unter dem Versprechen, die Therapie wegen ihrer ...

Yael wollte einen Schlussstrich ziehen, doch der Versuch ging schief. Nun findet sie sich mit ihrer Schwester Liora bei einer Therapeutin wieder und darf unter dem Versprechen, die Therapie wegen ihrer Depression ernst zu nehmen und die Medikamente zu schlucken, zurück in ihre eigene Wohnung. Doch erst als eine Freundin sie mit in ein Frauenschwimmbad nimmt und sie dort auf die Rentnerin Shirley trifft, kehrt ihr (Über-)Lebenswille langsam zurück und hilft ihr, sich den Traumata ihrer Vergangenheit zu stellen.

Die Autorin hat sich hier keinem einfachen Thema gewidmet. Wer selbst an psychischen Beeinträchtigungen leidet, sollte dringend beim Lesen auf sich aufpassen, denn das Buch ist aus Yaels Perspektive geschrieben und ihre Gefühle sind beim Lesen spürbar. Dabei blitzt — anfangs nur ab und zu, später häufiger — Yaels spezieller Humor hervor, der der Geschichte eine gewisse Leichtigkeit verleiht und Yael sympathisch macht.

Mir ist das Buch unter die Haut gegangen. Es fühlte sich nahbar und echt an, Yael auf ihrer Reise aus dem Abgrund zu begleiten. In mehreren Rückblenden werden Gründe für ihre Situation genannt. Auch das Trauma ihrer jüdischen Familie spielt eine Rolle und wird geschickt in die Geschichte verwoben. Gerade auch etwas von dem Alltag einer jüdischen Familie zu erfahren, konnte mir neue Einblicke gewähren.

Wie sie es durch ein weiteres trauriges Ereignis schafft, nach vorne zu blicken und gute Gründe zu finden, gibt Hoffnung und hat mich mit einem weinenden und einem lächelnden Auge zurück gelassen.

Die anderen Charaktere sind allesamt starke Figuren mit eigener Persönlichkeit und bilden Yaels Rettungsnetz. Wie die beiden Schwestern Yael und Liora durch das Ereignis sogar zusammen wachsen, war Zentrum der Geschichte.

Etwas irritiert hat mich der Handlungsstrang rund um einen Ex-Partner. Es fügte sich nicht stimmig in die Erzählung ein und wirkte zu gewollt und geläufig.

„Gute Gründe“ ist berührend, ernst und komisch zugleich und hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich vergebe 4,5 Sterne für ein Buch mit wichtigen Themen.

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Veröffentlicht am 04.12.2024

Bester Nervenkitzel!

Der Nachtschattenmann: Thriller
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„Der Nachtschattenmann“ ist bereits der zehnte Fall der Kölner Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Ich konnte ihn ohne Probleme lesen, auch ohne die vorherigen Bände zu kennen.

Zusammen mit ihrem Freund, ...

„Der Nachtschattenmann“ ist bereits der zehnte Fall der Kölner Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Ich konnte ihn ohne Probleme lesen, auch ohne die vorherigen Bände zu kennen.

Zusammen mit ihrem Freund, dem Kriminalkommissar Florian Kessler, ist Julia Schwarz einem perfiden Serienkiller auf der Spur: Die Opfer sind allesamt Frauen, deren Aussehen operativ verändert wurde, und alle Toten sehen sich ähnlich — absolut gruselig! Außerdem haben die Frauen alle einen Kinder-Tanzschuh in der Hand, was die Ermittler auf die eine oder andere heiße Spur führt.

Perspektivwechsel und die angenehm kurzen Kapitel haben das Tempo und die Spannung immer mehr gesteigert und ich bin nur so durch die Seiten geflogen.

Bis zum Schluss habe ich mit dem Ermittlerteam gefiebert und gerätselt, wer der Mörder ist. Weder in der Tanzszene noch bei den örtlichen Schönheitschirurgen werden sie auf Anhieb fündig.

Die Auflösung war überraschend und gefährlich, auch wenn die Autorin in einigen Kapiteln Einblicke in die Tätersicht gegeben hat.

Für mich wird es nicht das letzte Buch von Catherine Shepherd gewesen sein und ich vergebe eine Leseempfehlung und 4,5/5 Sternen für besten Nervenkitzel!

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Veröffentlicht am 16.11.2024

Toller Feel-Good-Roman

Der verliebte Schwarzbrenner und wie er die Welt sah
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Meine Begeisterung für die Bücher von Jonas Jonasson ist kein Geheimnis und so musste ich natürlich auch seinen neuesten Roman schnellstmöglich in den Händen halten — danke für das Rezensionsexemplar!

Das ...

Meine Begeisterung für die Bücher von Jonas Jonasson ist kein Geheimnis und so musste ich natürlich auch seinen neuesten Roman schnellstmöglich in den Händen halten — danke für das Rezensionsexemplar!

Das Cover fügt sich in den Stil der vorherigen Bücher ein, wobei das prominent dargestellte Schwein schon etwas speziell ist — insbesondere, da es zwar um manche Schweinerei, aber insgesamt doch eher weniger um Schweinezucht geht in diesem Buch. Wie immer bei Jonas Jonasson bekommt man eine etwas andere Geschichte, als man zunächst erwartet.

Andererseits liefert Jonasson wieder verlässlich, was man von ihm inzwischen auch erwartet: Einen Wohlfühlroman, perfekt für die kommende dunkle Jahreszeit und lange Leseabende. Wie immer gespickt mit viel Humor, speziellem Sprachwitz (deswegen auch ein großes Lob für die Übersetzung an Astrid Arz) und interessanten Wendungen.

Inzwischen habe ich mich natürlich an die überraschenden Wendungen gewöhnt, so dass Jonassons Ideen nicht mehr ganz so ausgefallen daher kommen, wie in den ersten Büchern. Ich schrieb es schon bei der Rezension zu „Wie die Schweden das Träumen erfanden“, dass die Geschichten inzwischen realistischer sind — fast könnte man glauben, es sei tatsächlich genau so passiert!

Die Geschichte vom Sohn des Schweinezüchters, der dann Pächter, fast Landstreicher und Schnapsbrenner wird, und seinen Freunden ist herzerwärmend und einfach schön zu lesen. Es gibt wieder mehr Wendungen als im letzten Roman, diesmal sind es über 430 unterhaltsame Seiten geworden.

Von allen Büchern von Jonas Jonasson, die ich bisher gelesen habe, spielt es am weitesten in der Vergangenheit. Das Schweden des 19. Jahrhunderts wird als sehr arm beschrieben, das ärmste Land Europas, in dem die Bevölkerung auf dem Land mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen hat — allen voran dummen und selbstsüchtigen Adligen.

Anders als in „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ sind die Figuren wieder mit mehr Tiefe ausgestattet und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse mit den immer mal vorkommenden Gesetzesverstößen gelingt deutlich besser.

„Der verliebte Schwarzbrenner und wie er die Welt sah“ ist wieder ein gelungener Feel Good-Roman, der mir besser gefallen hat als die beiden genannten Bücher und damit 4,5/5 Sternen bekommen muss, auf dem Niveau von „Drei fast geniale Freunde auf dem Weg zum Ende der Welt“.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Eindrucksvoll und stark

Malnata
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Diese Geschichte spielt im Jahr 1935 zu einer düsteren Zeit in der Historie Italiens, als der Faschismus im Land immer stärker wird.

Vor diesem Hintergrund lernen sich zwei Mädchen aus unterschiedlichen ...

Diese Geschichte spielt im Jahr 1935 zu einer düsteren Zeit in der Historie Italiens, als der Faschismus im Land immer stärker wird.

Vor diesem Hintergrund lernen sich zwei Mädchen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kennen: Die wohlbehütet und streng katholische aufgewachsene zwölfjährige Francesca ist fasziniert von dem augenscheinlich armen Mädchen namens Maddalena, das barfüßig, unbefangen und ohne sich um irgendwelche Regeln zu scheren durch die Gegend zieht und sogar mit Jungs am Strand spielt.

Der Aberglaube, aber auch die Kirche haben eine große Macht in der Gesellschaft. Regeln bestimmten das Leben und alle Gesellschaftsschichten leiden unter der Unterdrückung des faschistischen Regimes.

Die Einwohner Monzas haben Maddalena einen eigenen Spitznamen gegeben: Sie sei die „Malnata“, die Unheilbringende und wird verachtet und gemieden.

All dies ruft nur noch mehr Trotz in der mutigen Maddalena hervor, die einen so eindrucksvoll vom Cover des Buches anschaut. Zu sehen, wie das zarte Band der Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Mädchen geknüpft wird und sie sich mit den Gefahren des Frauwerdens und Freiheitsdenkens in einer so frauenfeindlichen Gesellschaft auseinandersetzten müssen, hat mich absolut beeindruckt.

Der Schreibstil von Beatrice Salvioni ist scharfsinnig, bildlich und eindringlich und hat diesen Debütroman zu etwas ganz Besonderem gemacht. Sie hat gekonnt wahre historische Gegebenheiten mit dem Schicksal der beiden Mädchen verwoben und heraus gekommen ist ein feministischer Roman über Freundschaft, Zusammenhalt und Mut. Mich hat das Buch sehr beeindruckt und ich habe auch nach dem Lesen noch oft über Francesca und Maddalena nachgedacht. Das sind die besten Bücher, die noch für einen Nachklang sorgen. 4,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Ein Buch wie ein Kurzurlaub

Provenzalische Flut
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Titel und Cover versprechen nicht zu viel: Ein Bild einer traumhaften Bucht in der Provence mit dem Untertitel „Ein Fall für Pierre Durand“, der mit „Provenzalische Flut“ bereits das zehnte Buch und somit ...

Titel und Cover versprechen nicht zu viel: Ein Bild einer traumhaften Bucht in der Provence mit dem Untertitel „Ein Fall für Pierre Durand“, der mit „Provenzalische Flut“ bereits das zehnte Buch und somit ein Jubiläum feiert. Ich bin erst hier in die Buchreihe eingestiegen und hatte, wie vom Verlag versichert, keinerlei Probleme, mich in die Geschichte einzufinden.

Diese beginnt mit der Hochzeit des Protagonisten Pierre und seiner Frau Charlotte. Das Paar möchte ruhige Flitterwochen an den weiten Sandstränden der Côte Varoise in Südfrankreich verbringen, was natürlich ordentlich schiefgeht. So sehr Pierre es auch versucht, er bekommt die Gedanken an den verunglückten Taucher, den er aus dem Wasser zog, nicht aus dem Kopf…

Dieses Buch war wie ein Kurzurlaub in Südfrankreich. Die Autorin hat mich mit ihrem ruhigen und atmosphärischen Schreibstil überzeugen können, auch wenn an der einen oder anderen Stelle so der Kriminalfall eher in den Hintergrund gerückt ist.

Man sollte eine gewisse Affinität für Frankreich mitbringen, um die Geschichte zu mögen: Es gibt viele ausführliche Orts- und Essensbeschreibungen und den einen oder anderen französischen Ausdruck. Mein Schulfranzösisch hat dafür allerdings noch gereicht und im hinteren Teil des Buches gibt es zum Nachlesen auch noch eine Erklärung der Begriffe, was ich sehr begrüße.

Pierre Durand ist ein sympathischer und liebenswerter Charakter, es hat Spaß gemacht, ihn bei der Aufklärung des Falles zu begleiten.Das Buch kommt ohne große Dramatik aus und trotzdem ist es durchweg spannend und ohne Längen.

Sehr gefallen hat mir, dass mit der Thematik rund um Auswirkungen der Ankerwürfe von Jachten und Motorbooten auf die Seegraswiesen auch ein wichtiges Umweltthema in dem Buch behandelt wird. Auch auf die Wasserknappheit und die Touristenschwemme wird hingewiesen. Trotz der kritischen Inhalte hat der Krimi nicht an einer gewissen Leichtigkeit verloren.

Gerne spreche ich eine Empfehlung für alle aus, die Krimis, und Frankreich und seine Kulinarik mögen. Ich vergebe 4,5/5 Sternen und habe mir vorgenommen, die anderen Bücher der Reihe auch noch zu lesen.

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