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Veröffentlicht am 23.06.2024

Liebe, Humor und Überraschung

Die Orchideenfrauen
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Die Immobilienmaklerin Holly soll ein Haus an der englischen Küste verkaufen, doch die vielen Orchideen der älteren Eigentümerin Annabel stellen dabei ein Problem dar. Die wertvollen Orchideen möchte Annabel ...

Die Immobilienmaklerin Holly soll ein Haus an der englischen Küste verkaufen, doch die vielen Orchideen der älteren Eigentümerin Annabel stellen dabei ein Problem dar. Die wertvollen Orchideen möchte Annabel aber nur an eine bestimmte Person in Italien weitergeben, weshalb Holly mit der alten Dame nach Italien reist.

Der Prolog beginnt im 19. Jahrhundert mit einer talentierten Malerin, die Pflanzen zeichnet und eine blaue Orchidee betrachtet, die neu nach England verschifft wurde. Obwohl sie keine große Rolle im Geschehen spielt, finde ich den Anfang der Geschichte sehr gelungen, und später schließt sich auch der Kreis. Die Autorin hat immer wieder kleine Details verarbeitet, z. B. auch das Schaf Myrtle, die die schöne Geschichte wunderbar abrunden und Teile davon miteinander verflechten. Der Schreibstil von Lea Santana ist nicht nur sehr angenehm zu lesen, sondern ebenfalls amüsant. Die Geschehnisse und Protagonisten enthalten immer auch eine Prise Humor, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen wird der Sommer 1968 aus der Sicht der jungen Annabel geschildert, während wir in der Gegenwart die Immobilienmaklerin Holly folgen, die nun Annabels Haus verkaufen soll. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist schön ausgewogen. Ich habe beide über beide Zeiten gleichermaßen gerne gelesen und diese wurden stets passend miteinander verknüpft. Annabel war damals nur kurz in Italien, aber sehr bald von der Dolce Vita eingenommen und verlor dabei auch ihr Herz an einen gewissen Italiener. Ich empfand es als sehr schnell und nicht immer nachvollziehbar, wie rasch die beiden sich ineinander verliebt haben. Aber ihre gemeinsamen Momente sind sehr gefühlvoll und romantisch beschrieben worden, sodass ich beim Picknick im Park auch den Moment sehr genossen habe. Anfangs ist die Geschichte ein richtiges Wohlfühlbuch, was sie auch nie verliert, aber in der Mitte gibt es eine Wendung, die mich sehr überrascht hat und wirklich raffiniert geschrieben ist. Ab hier empfand ich die Geschichte dann auch als fesselnd, weil ich mich immer gefragt habe, was nach diesem überraschenden Moment passiert ist.


Fazit:
„Die Orchideenfrauen“ ist eine wunderschöne Geschichte im Wechsel zwischen Damals und Heute. Der Schreibstil und Humor der Autorin Lea Santana machen das Buch zu einer angenehmen Lektüre und die überraschende Wendung in der Mitte des Buches zu einem fesselnden Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen wollte und konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.06.2024

Mit dem wunderschönen Schreibstil ein absolutes Highlight

Divine Rivals
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Der Prolog beginnt mit dem Abschied zwischen Iris und ihrem Bruder Forest, der von der Göttin gerufen wurde um im Krieg für sie zu kämpfen. Im ersten Kapitel sind einige Monate vergangen und Iris‘ und ...

Der Prolog beginnt mit dem Abschied zwischen Iris und ihrem Bruder Forest, der von der Göttin gerufen wurde um im Krieg für sie zu kämpfen. Im ersten Kapitel sind einige Monate vergangen und Iris‘ und deren Mutter haben schon lange nichts mehr von Forest gehört. Iris verfasst auf ihrer alten Schreibmaschine einen Brief nach dem anderen an ihn, die sie durch ihre Kleiderschranktür schiebt, wo sie jedes Mal auf magische Weise verschwinden. Eines Tages antwortet jemand, bei dem es sich aber nicht um ihren Bruder handelt. Sondern Roman, der mit Iris bei der regionalen Zeitung Oath Gazette arbeitet, wo sie um die Stelle als Kolumnist/in konkurrieren.

Die Geschichte beginnt eher gemächlich, wodurch man die Charaktere gut kennenlernt. Nicht nur Iris‘ Umfeld mit dem Bruder als Soldat und der Mutter, die damit nicht umgehen kann, spielen eine Rolle, sondern auch Romans Familienleben und Erwartungen an ihn. Durch die wechselnde personale Erzählperspektive haben wir Leser/innen einen guten Einblick in die Gefühlswelt und das Privatleben der Protagonisten. Auch die magisch verschickten Briefe tragen dazu bei, die sehr schön geschrieben sind und mich auch oft berührt haben. Ich mochte diese zusätzliche Kommunikation zwischen den beiden Protagonisten total gerne. Zunächst folgen wir Iris und Roman in die Redaktion, wo sie sich schriftlich duellieren und den ein oder anderen humorvollen Schlagabtausch leisten. Währenddessen wird der fantastische Weltenaufbau immer wieder nur kurz angerissen und zuweilen einige alte Mythen und Geschichten eingeflochten. Ansonsten werden die Götter und der Grund für den Krieg kaum erklärt. Nach einem Drittel verschiebt sich die Szenerie eher zum Krieg und es gibt auch einige Beschreibungen zum Geschehen an der Front. Während Iris neue Freudinnen findet, nimmt auch die Liebesgeschichte immer mehr Raum ein.

>>Aber ich glaube, es gibt eine magische Verbindung zwischen dir und mir. Ein Band, das nicht einmal die Entfernung zerreißen kann.<< S. 185

Der Schreibstil war von Anfang an mitreißend. Die Geschichte ist ruhig und anfangs einfach nur schön zu lesen, aber trotzdem auch sehr fesselnd. Außerdem haben mich die wundervolle Wortwahl und der poetische Schreibstil jedes Wort genießen lassen. Obwohl später auch vom Kriegsgeschehen berichtet wird und die Fantasyaspekte nur akzentuiert vorkommen, habe ich mich in der Geschichte total wohlgefühlt. Die Liebesgeschichte ist ebenfalls wunderschön und romantisch gestaltet. Ich weiß nicht, ob „Divine Rivals“ als Cozy Fantasy gesehen wird, aber genauso hat es sich für mich angefühlt. Die sanften Farben und die Zeichnung auf dem Cover geben die Stimmung des Buches perfekt wieder.


Fazit:
„Divine Rivals“ ist ein wunderbares Buch, dessen Geschichte ich sehr genossen habe – ach was, geliebt. Trotz Krieg zwischen zwei Göttern und auch mancher Beschreibung von der Front ist diese Liebesgeschichte einfach nur romantisch, zum Wohlfühlen und mit vielen wunderschönen Worten gespickt. Das Geschehen und die Atmosphäre haben mich gefesselt, wodurch das Buch ein Highlight für mich geworden ist.

Veröffentlicht am 31.05.2024

Spannendes Highlight voller toller Ideen

Vengeance (Academy of Dream Analysis 1)
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Hoch oben im Norden befindet sich die Academy of Dream Analysis, wo Traumwandler ausgebildet werden, damit sie später durch ihre Träume die Realität beeinflussen können. Nemesis beginnt dort nun ihr Studium, ...

Hoch oben im Norden befindet sich die Academy of Dream Analysis, wo Traumwandler ausgebildet werden, damit sie später durch ihre Träume die Realität beeinflussen können. Nemesis beginnt dort nun ihr Studium, doch eigentlich ist sie hier mit einem ganz anderen Ziel: Sich an der Direktorin rächen, weil Nemesis‘ Bruder Neiro, der letzte Schlafwandler, durch sie ums Leben gekommen ist. Im selben Jahrgang befindet sich Mercy, der Neffe der Direktorin, welcher ebenfalls trauert.

Ich mag das Setting der Geschichte total gerne. Die Traumakademie im hohen Norden angesiedelt, wo man Polarlichter sehen kann, gibt einen magischen Vibe. Die Rentiere, der Schultag bis tief in die Nacht und der Konsum von Schlafmohn runden den Akademie-Alltag perfekt ab. Und wenn ich schon von den Ideen der Autorin schwärme: Ich finde es total faszinierend, was Ruby Braun aus Realem, wie das luzide Träumen, Schlafwandler/innen und auch einer Schlafkrankheit, macht. Aber die Geschichte ist nicht nur toll konzipiert, sondern auch absolut fesselnd geschrieben. Mit Nemesis kommen wir an der Academy of Dream Analysis an und erfahren durch die wechselnden Perspektiven der beiden Protagonisten auch viel über Nemesis, Mercy und die anderen Personen selbst. Trotzdem hatte ich noch viele Fragen und habe gebannt weitergelesen. In der zweiten Hälfte wird dann einiges erklärt, aber durch die tollen Ideen der Autorin (wie schon eben davon geschwärmt), macht es die Geschichte noch viel spannender! Das Ende ist einfach nur „Wow!“ und ich möchte, nein muss, unbedingt weiterlesen!

Hinzu kommen der tolle Dark-Academia-Vibe und die Enemies-to-Lovers. Neiros Tod, gewisse (Unterrichts)Methoden und bedrückende Träume geben der Universität eine düstere Atmosphäre. Neiro hat Nemesis immer beschützt, ist die Person, die ihr am meisten bedeutet hat, deswegen will sie unbedingt die Verantwortliche für seinen Tod büßen lassen. Doch Mercy hat nach dem Tod seiner Mütter nur noch seine Tante, die immer für ihn da war, weshalb er das nicht zulassen kann. Und das ergibt wirkliche Feinde, die sich dann unter anderem durch den Unterricht erzwungenermaßen näher kommen, sich aber nicht Hals über Kopf verlieben und somit für mich das perfekte Enemie-to-Lovers-Pärchen abgeben.


Fazit:
Ich bin einfach verliebt in „Vengeance“! Ein absolutes Highlight! Atmosphärisches Setting, tolle Ideen und einen unglaublich spannenden Schreibstil machen die Geschichte aus. Ich freu mich unglaublich auf Band 2!

Veröffentlicht am 31.05.2024

Herzlich und herzbewegend

Der Sommer, als wir träumen lernten
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Die vier Problem-Jugendlichen werden in Schweden auf eine Kanu-Tour geschickt, was natürlich alle total doof finden. Durch die wechselnden Perspektiven lernt man den wütenden Jannis, die toughe Alex, den ...

Die vier Problem-Jugendlichen werden in Schweden auf eine Kanu-Tour geschickt, was natürlich alle total doof finden. Durch die wechselnden Perspektiven lernt man den wütenden Jannis, die toughe Alex, den süchtigen Leo und die stetig plappernde Grete gut kennen. Bei einigen ist ihr Problem offensichtlich, bei anderen nur vermeintlich oder man erfährt sogar erst zum Ende des Buches hin, was das Leben der Person schwierig macht. Zwischen Paddeln auf dem Fluss und dem Aufschlagen des Lagers geraten die vier immer wieder aneinander. Doch wie sich später die Gruppendynamik entwickelt, finde ich wirklich schön.

In dem Buch werden natürlich einige Probleme und die mentale Gesundheit angesprochen, was Betroffene triggern könnte, ansonsten ist Adriana Popescus Schreibstil eben so toll, dass man die Gefühle der Protagonisten nachfühlen kann, aber die Geschichte nie zu schwer wird. Die Autorin findet passende Beschreibungen und einfühlsame Worte um die vier Protagonisten darzustellen. Ich liebe den letzten (Ab)Satz. Besonders eine Wendung zum Ende hin sollte die Leser/innen bestimmt erschüttern, aber ich war beim Lesen einfach nur berührt und wollte die Person in den Arm nehmen. SO angenehm und empathisch sind Adriana Popescus Worte, denn die Protagonisten hat sie direkt in mein Herz geschrieben.

>> Es fühlt sich so an, als wären wir in einem Gemälde zu Besuch, in dem außer mir niemand ist.<<, Grete, 25 %

Ein schönes Detail ist ein bereits bekannter Charakter aus "Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln". Tommi war mir damals nur bedingt sympathisch, aber hier hatte ich ihn richtig gern und mich sehr über seine Entwicklung gefreut. Durch eine zusätzliche Perspektive erhält man durch ihn nochmals einen anderen Einblick (als Betreuer) auf die vier Jugendlichen.


Fazit:
"Der Sommer, als wir träumen lernten" ist wieder ein großartiges Buch von Adriana Popescu, die wie keine andere passende und zugleich schöne Worte für die Protagonisten findet. Die vier Problem-Jugendlichen sind von Anfang an sympathisch, deren Gefühle man durch ihre wechselnden Perspektiven gut nachvollziehen und somit die Entwicklung der vier miterleben kann. Eine Mischung aus Feel-Good-Roman und mentaler (womöglich aber auch triggender) Themen.

Veröffentlicht am 17.04.2024

Gelungene historische Fortsetzung

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Das Buch setzt einige Jahre später an den ersten Teil an: Elise ist nun mit Adam Jacobi verheiratet, die die kleine Netty adoptiert haben. Elise erfreut sich an ihrem kleinen Wildfang und den Konzerten ...

Das Buch setzt einige Jahre später an den ersten Teil an: Elise ist nun mit Adam Jacobi verheiratet, die die kleine Netty adoptiert haben. Elise erfreut sich an ihrem kleinen Wildfang und den Konzerten auf ihrer Violine. Sie hat sich ein gutes Leben mit Adam aufgebaut, dessen Risse jedoch immer größer werden, als sie ihre alte Liebe Christian wiedertrifft und bemerkt, dass ihr Herz immer noch für den Kulissenmaler der Oper schlägt. Dieser geht immer öfter mit seinen Freunden auf politische Treffen, denn die Bevölkerung will ihre versprochenen liberalen Rechte.

Da Elise die Protagonistin ist, soll die Sympathie vermutlich auf ihrer Seite stehen, aber ich mochte die Eheleute Jacobi gleichermaßen. Es wird richtig anschaulich dargestellt, wie die beiden zwar eine gute, aber doch sehr distanzierte Ehe führen. Adam ist konservativ, streng und schaut auf ihren guten Ruf, während er trotzdem seine junge Ehefrau glücklich machen will. Elise ist distanziert und erfreut sich vielmehr an der Musik und ihrer wilden kleinen Tochter. Die späteren Entwicklungen ihrer Familie haben mich überrascht und teilweise auch schockiert.

Anne Stern schreibt unglaublich gute Bücher! „Rot das Feuer“ habe ich innerhalb weniger Tage weggelesen. Ich kann gar nicht genau sagen, was ihre Geschichten so besonders macht. Ist ihr Schreibstil ausgesprochen spannend, bildhaft oder nah am Buchcharakter? Auf jeden Fall ist Anne Sterns Erzählstil sehr flüssig und leicht zu lesen, wodurch man das Buch einfach nur genießen kann. Außerdem verwebt die Autorin die fiktiven Charaktere gekonnt mit historischen Begebenheiten und Persönlichkeiten, wodurch ich sehr gespannt über die Dresdner Mairevolution gelesen habe. Eigentlich kein Thema, das mich ansprechen würde, aber Anne Stern verpackt Historisches so gut, dass ich diese Aspekte deutscher Geschichte gerne folge.


Fazit:
„Rot das Feuer“ ist ein weiterer spannender und mitreißender Band über Elise, ihre Familie und die Begebenheiten rund um die Dresdner Semper-Oper. Anne Stern schreibt so großartige Bücher, dass ich dieses innerhalb kürzester Zeit beendet und sehr viel Spaß dabei hatte. Fiktion und deutsche Geschichte habe ich hier gleichermaßen gern verfolgt.