Tod durch KI?
Eine Routineoperation sollte für die erfahrene Chirurgin Sasha Müller kein Problem sein - wird es aber, als der Patient währenddessen völlig unerwartet verstirbt.
Als sie wegen fahrlässiger Tötung angeklagt ...
Eine Routineoperation sollte für die erfahrene Chirurgin Sasha Müller kein Problem sein - wird es aber, als der Patient währenddessen völlig unerwartet verstirbt.
Als sie wegen fahrlässiger Tötung angeklagt wird, wendet sie sich an den Strafverteidiger Rocco Eberhardt, welcher den Fokus auf etwas ganz anderes lenkt: Der OP-Plan wurde durch eine künstliche Intelligenz generiert und seine Mandantin hat sich gewissenhaft daran gehalten. Müsste nicht eigentlich die KI auf der Anklagebank sitzen?
“Der erste Patient” ist bereits der vierte Band aus der Krimireihe von Michael Tsokos und Florian Schwiecker. Wie die drei Vorgänger kann man ihn aber auch losgelöst von den anderen lesen.
Er besticht durch seine kurzen Kapitel mit vielen Orts- und Perspektivwechseln, welche für schnell aufkommende und anhaltende Spannung sorgen. Auch hier wird der Schwerpunkt wieder auf den Gerichtsprozess gelegt und auch hier sind diese Szenen wieder besonders gut gelungen. Durch die Expertise der Autoren sind sie realitätsnah dargestellt und doch für den Laien verständlich.
Strafverteidiger Rocco Eberhardt glänzt wie gewohnt durch seine klugen Einfälle und pointierte Fragen vor Gericht. Seinen “Kollegen” Justus Jarmer und die ganze Rechtsmedizin habe ich allerdings etwas vermisst. Sie finden hier kaum Erwähnung und spielen keine wichtige Rolle.
Die Besonderheit dieses Bandes ist wohl die Thematik: Der Einsatz von KI in der Medizin. Die Debatte darum wird ausführlich mit all seinen Pros und Kontras dargestellt und ich konnte viele neue Informationen daraus mitnehmen.
Eine große Schwäche hingegen ist meiner Meinung nach die Auflösung bzw. das Motiv. Dieses wirkt doch ein bisschen an den Haaren herbeigezogen und nicht wirklich verständlich.
“Der erste Patient” ist für mich bisher der schwächste Band der Reihe, dennoch ein solider Justizkrimi, der wieder einmal ohne Nervenkitzel auskommt und seine Leser*innen doch temporeich in seinen Bann zieht.