Cover-Bild Der Vertraute
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur eBook
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy: historisch
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
  • Ersterscheinung: 02.05.2024
  • ISBN: 9783426284780
Leigh Bardugo

Der Vertraute

Roman | Historische Fantasy mit einer magischen Liebesgeschichte
Alexandra Jordan (Übersetzer), Sara Riffel (Übersetzer)

Magie, Alchemie und ein unsterblicher Vertrauter mit einem tödlichen Geheimnis: Packende historische Fantasy voller Romantik von der Königin der Phantastik Leigh Bardugo
Spanien zu Beginn des Goldenen Zeitalters: In einem heruntergekommenen Haus in Madrid nutzt die junge Luzia Cotado einen Hauch von Magie, um die endlose Schufterei als Küchenmädchen zu überstehen. Doch als ihre intrigante Herrin entdeckt, dass ihre Dienerin ein Talent für kleine Wunder besitzt, verlangt sie, dass Luzia diese Gabe einsetzt, um die gesellschaftliche Stellung der Familie zu verbessern. Dieses Unterfangen nimmt eine gefährliche Wendung, als Antonio Pérez, der in Ungnade gefallene Sekretär des Königs, auf Luzia aufmerksam wird. Pérez schreckt vor nichts zurück, um die Gunst des Hofes zurückzuerlangen. Und der spanische Herrscher ist noch immer von der Niederlage seiner Armada erschüttert und sucht verzweifelt nach einem Vorteil im Krieg gegen Englands ketzerische Königin. 
Luzia ist fest entschlossen, diese eine Chance auf ein besseres Leben zu ergreifen, und taucht ein in die Welt von Sehern, Alchemisten, Heiligen und Gaunern, in der die Grenzen zwischen Magie, Wissenschaft und Betrug schon bald verschwimmen. Um zu überleben, muss sie alles wagen – auch wenn das bedeutet, dass sie die Hilfe von Guillén Santangel in Anspruch nehmen muss, ihrem unsterblichen Vertrauten, dessen eigene Geheimnisse sich für beide als tödlich erweisen könnten.
Der neue Fantasy-Bestseller von Leigh Bardugo: Eine magische Liebesgeschichte im Goldenen Zeitalter Spaniens zur Zeit der Inquisition
Tauche tiefer ein in die magische Welt der Bestseller-Autorin Leigh Bardugo:

- »Das neunte Haus« (Alex-Stern-Reihe 1)
- »Wer die Hölle kennt« (Alex-Stern-Reihe 2)
- »Goldene Flammen« (Grisha-Trilogie 1)
- »Eisige Wellen« (Grisha-Trilogie 2)
- »Lodernde Schwingen« (Grisha-Trilogie 3)
- »Das Lied der Krähen« (Krähen-Dilogie 1)
- »Das Gold der Krähen« (Krähen-Dilogie 2)
- »King of Scars« (»King of Scars« 1)
- »Rule of Wolves« (»King of Scars« 2)
- »Die Sprache der Dornen« (illustrierte Märchen aus der Welt der Grisha)
- »Die Leben der Heiligen« (illustrierte Heiligen-Legenden aus der Welt der Grisha)
- »Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit« (Graphic Novel zur Vorgeschichte des Dunklen)

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2024

Zwischen Realität und Fiktion

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“Der Vertraute” ist ein Einzelband des Genre Historische Fantasy von Leigh Bardugo. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt wurde das Buch von Alexandra Jordan und Sara Riffel, herausgegeben vom Knaur ...

“Der Vertraute” ist ein Einzelband des Genre Historische Fantasy von Leigh Bardugo. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt wurde das Buch von Alexandra Jordan und Sara Riffel, herausgegeben vom Knaur Verlag. Vielen Dank an den Verlag und das Team von Vorablesen für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung ist natürlich trotzdem meine eigene.

Madrid, Ende des 16. Jahrhunderts. Spanien hat den Zenit seiner Macht überschritten, die einst mächtige Armada ist geschlagen. König Philipp ist der katholischen Kirche treu ergeben, die Inquisition hat ein wachsames Auge auf das Volk. Eine Gesellschaft, die nach göttlichen Wundern giert, aber genauso schnell den Teufel sieht. Ein gefährliches Klima für eine jüdischstämmige Milagrera wie Luzia Cotado. Die Magie ihrer Refranes helfen ihr normalerweise dabei, ihre harte Arbeit als Küchenmädchen zu erleichtern. Doch als sie von ihrer Dienstherrin entdeckt und eingesetzt wird, merkt Luzia, dass auch sie mehr vom Leben will. Und bald sieht sich die junge Frau vor der Aufgabe, ein Torneo zu gewinnen, das sie in den Fokus der Inquisition rücken wird. Ihre Tante, ein vom Glück verfolgter Don, ihre Dienstherren und ihr geheimnisvoller Lehrer - sie alle stehen an Luzias Seite und haben doch ihre ganz eigenen Interessen.

Historische Romane - vor allem, wenn es historische Fantasy ist - haben bei mir eher einen schweren Stand. Bardugo hat mich in ihrem neusten Werk allerdings mit ihrem exzellenten Worldbuilding überzeugt. Es gelingt ihr kunstvoll historische Realität und magische Fiktion zu einem stimmigen Gesamtbild zu verweben - der Wunderglaube durch echte Magie erweitert, hat mich überzeugt und erzeugt eine träumerische, schon fast märchenhafte Atmosphäre. Die Realität und der Schrecken der Inquisition, die Verfolgung und Ächtung des Anderen erzeugen dagegen eine bedrohliche und düstere Note, die für ein entsprechend spannungsgeladenes Ausgangssetting sorgen. Darin treten dann diese wunderbar originellen, komplexen Charaktere auf und hauchen der Geschichte durch ihre authentischen zwischenmenschlichen Beziehungen Leben ein. Kommt dazu, dass Bardugo in diesem Einzelband nicht mit ihrem sprachlichen Talent geizt. Insgesamt schafft sie so einen atmosphärischen Roman, der mich mit seinen Bildern und Situationen faszinieren konnte.

Insbesondere in der ersten Hälfte konnte mich zudem auch der Plot überzeugen. Durch die sozialen Situationen, den historischen Hintergrund und das “drohende” Torneo entstand eine erwartungsvolle Spannung, die sich recht lange hielt. Viele - vor allem die kleineren - Twists kamen überraschend. Die Entwicklungen während des Turniers gaben der Geschichte dann sogar fast eine neue Richtung - und haben mich nur knapp nicht abgehängt. Das Ende - sagen wir die letzten achtzig Seiten - konnte die Spannung dann leider nicht mehr halten. Da gab es zuvor zu viel Foreshadowing - im Grossen wie im Kleinen - und mir war grundsätzlich bereits länger klar, wie die Auflösung aussehen würde. Dadurch gab es für mich dann zu viel sinnloses Hin und Her und aufgebauschtes Drama.

Insgesamt ist “Der Vertraute” von Leigh Bardugo für mich ein gelungenes Werk, das mit starken Bildern, glaubhaften und interessanten Figuren und einem bestechenden Worldbuilding überzeugt. Über weite Strecken konnte mich auch die Handlung fesseln. Während die kleinen Geschichten und Twists sehr ansprechend waren, hat der überspannende Handlungsbogen für mich aber nicht bis zum Schluss funktioniert.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Leigh Bardugo mal anders

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Leigh Bardugo mal anders.

Man nehme:
Italienisches Setting. Historisch geprägte Elemente, besonders über Religion und speziell das Judentum. Und das gewürzt mit einer Prise Magie.

Anfangs brauchte ich ...

Leigh Bardugo mal anders.

Man nehme:
Italienisches Setting. Historisch geprägte Elemente, besonders über Religion und speziell das Judentum. Und das gewürzt mit einer Prise Magie.

Anfangs brauchte ich etwas um in die Handlung richtig reinzukommen. Doch Luzia, die Hauptprotagonistin, machte es mir da direkt leicht. Als gewöhnliches Hausmädchen mit jedoch ganz ungewöhnlichen magischen Fähigkeiten gesegnet, rutscht sie aufgrund ihres ungewöhnlichen Verhaltens schnell ins Auge ihrer Hausherrin. Um die gesellschaftliche Stellung ihrer Hausherrin zu retten, wird Luzia dazu gezwungen beim „Heiligen – Kontest“ seiner spanischen Majestät teilzunehmen. Über ihren geldgebenden Unterstützer lernt sie den rätselhaften Santangel kennen, einen unsterblichen Lakaien gebunden an seinen Meister.

Eine Geschichte zu Zeiten der spanischen Inquisition.
Eine Geschichte über Liebe, über Verlangen und eigene Wünsche.
Eine Geschichte über die Identität eines Jeden.
Eine Geschichte über Heilige, über Wunder und über Betrüger.
Eine Geschichte so magisch und doch so schmerzhaft.
Denn Andersartigkeit wird auch in der heutigen Zeit noch bestraft.

Diese Geschichte hat sich direkt in mein Herz gebohrt.
Und wird lange Zeit noch etwas nachbluten.

Doch vielleicht gibt es ja Hoffnung auf ein Happy End…

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Leise Töne im historischen Madrid

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Dieser Einzelband von Leigh Bardugo ist ihr erster Ausflug in die historische Phantastik. Es ist ein Buch gespickt mit Geheimnissen und Intrigen, dem Willen, ein besseres Leben zu führen und der Suche ...

Dieser Einzelband von Leigh Bardugo ist ihr erster Ausflug in die historische Phantastik. Es ist ein Buch gespickt mit Geheimnissen und Intrigen, dem Willen, ein besseres Leben zu führen und der Suche nach ein bisschen Glück - was für jede der Figuren eine andere Gestalt hat.

Madrid im ausgehenden 16. Jahrhundert: Die junge Luzia Cotado nutzt eine Prise Magie um ihr Dasein als Küchenmädchen in einem Haus, in dem die Arbeit niemals endet, leichter zu machen. Als ihre Herrin, Valentina, dies entdeckt, nutzt sie die Gabe des Mädchens um die gesellschaftliche Stellung der Familie zu verbessern. Dies nimmt eine brisante Wendung, als Antonio Peréz, der in Ungnade gefallene Sekretär des Königs auf sie aufmerksam wird, und ihr einen besonderen Lehrer zur Seite stellt: Guillén Santangel - um sich vor dem König zu profilieren.

Das Buch lebt von der Atmosphäre und den Figuren. So viel war mir schon nach dem ersten paar Dutzend Seiten klar. Wenn ich mit Luzia in der Küche stand und leise, beinahe unhörbar sang, webte diese Vorsicht ihr Netz nicht nur um das verbrannte Brot sondern auch um mich. Geheimnisschwanger, gefährlich, verboten. Luzia ist eine Figur, die ich respektiert habe. Sie hatte einen starken Willen und wusste immer, was sie wollte. Das schätze ich sehr.

„Wonach sehnst du dich? (…) Ich sehnte mich nach Schönheit und Macht und Räumen voller Menschen, lebhaften Unterhaltungen, Reisen in geheimnisvolle Länder. Ich wollte gesehen und bewundert werden.“ (S. 312)

Auch der männliche Gegenpart Santangel hat einfach gepasst. Schicht für Schicht wie von einer Zwiebel schält Luzia seinen Charakter und bringt dabei erstaunliche Seiten zum Vorschein. Ich mochte ihn beinahe noch mehr als Luzia. Auch Valentina macht eine beeindruckende Entwicklung durch, die dennoch glaubwürdig ist.

Sprachlich entführt uns Leigh Bardugo - fesselnd und gewandt - in die düstere Geschichte zwischen Verlangen und Liebe, zwischen Identität und Kultur. In diese Buch steckt so viel hintergründiges.

Generell hat Bardugo viel jüdische Kultur und Sprache mit in das Buch gelegt. Die Magie basiert auf Refranes, Sprichwörtern, die essenziell zum Erhalt der Sprache beitragen. Allein diese Sprachbetrachtung und das tiefe Eintauchen in die Sprache finde ich sehr spannend.

Das Buch lebt nicht von seiner Action, sondern eher von der hintergründigen Spannung, die immer vorhanden ist. Trotzdem ist es kein Buch, das ich einfach durchgesuchtet habe. Dafür hatte es ein paar Längen zu viel. Dafür hatte es den Fokus auf Aspekte der Geschichte gerichtet, die mich nicht gänzlich erreichen konnten.

Unter dem Strich ein wirklich empfehlenswertes historisches Werk mit starken Charakterfokus und einer unaufdringlichen Liebesgeschichte, gewürzt mit einer Prise Magie.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder!

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Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Leigh Bardugo und habe alles gelesen, was sie auf den Markt gebracht hat. "Der Vertraute" ist ihr neuer Standalone-Roman, der inspiriert von ihrer Familiengeschichte ...

Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Leigh Bardugo und habe alles gelesen, was sie auf den Markt gebracht hat. "Der Vertraute" ist ihr neuer Standalone-Roman, der inspiriert von ihrer Familiengeschichte von einer jungen Magierin während des goldenen Zeitalter Spaniens zur Zeit der Inquisition erzählt. Der Klapptext und die Themen rund um Magie, Verrat und Ketzerei haben mich schon sehr neugierig gemacht, sodass ich wahnsinnig gespannt auf die Geschichte war, auch wenn ich mir nicht sicher war, was mich erwarten würde. 480 Seiten später kann ich nun bestätigen, dass ich definitiv nicht habe kommen sehen, wohin Leigh Bardugo mit dieser Geschichte über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder geführt hat. Eine bezaubernd düstere, spannende und magische Geschichte!!!

"Es gibt unterschiedliche Arten des Leidens, dachte Valentina. Die Art, die einen überraschte, und die Art, mit der man so lange lebte, dass man sie gar nicht mehr bemerkte.“


Die Covergestaltung ist recht schlicht, aber durchaus eindrucksvoll. Vor einem pechschwarzen Hintergrund ist eine beringte Hand zu sehen, die eine goldene Gebetskette hält, während aus dem pompösen Ärmelaufschlag ein schwarzer Skorpion kriecht. Damit sind die Hauptmotive der Handlung - Reichtum, Kirche und Santangels Wappentier der Skorpion - vertreten. Zum schwarz-goldenen Look des Buches passt auch der schwarze Farbschnitt ganz wunderbar, mit dem die erste Auflage ausgestaltet ist. Vielen Dank an der Stelle an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was aber natürlich wie immer meine Meinung nicht beeinflusst hat.

Erster Satz: "Wäre das Brot nicht verbrannt, so wäre dies eine ganz andere Geschichte. Wäre der Sohn der Köchin in der Nacht zuvor nicht zu spät heimgekommen, hätte die Köchin nicht gewusst, dass er sich mit dieser Theaterdichterin herumtrieb.“

Mit diesem ersten Satz steigen wir in das Leben der Dienerin Luzia Cotado ein, die zwischen harter Arbeit und Angst vor der Inquisition heimlich von einem besseren Leben träumt. Als ihre Herrin Doña Valentina entdeckt, dass sie magische Fähigkeiten hat und kleine Wunder vollbringen kann, ist das ihre Eintrittkarte in eine Welt voller Reichtum und Schönheit aber auch Intrigen und Bigotterie und so schwebt sie bald in Lebensgefahr. Bis wir allerdings an dem Punkt ankommen, an dem sich Luzia der Gier der Adligen stellen muss, gehen einige Seiten ins Land. Gerade in den ersten 100 Seiten benötigt die Geschichte einige Zeit, um ins Rollen zu kommen und uns die Figuren und ihre Lebensumstände vorzustellen. Dabei fokussiert sich die Autorin weniger auf die Vergangenheit oder die Rahmenbedingungen von Luzias Magie, sondern mehr auf deren Wünsche oder Ängste und stellt sie mehr als junge Frau am Boden der Gesellschaft als als Magierin vor. Wie gerade Luzia zu ihren Milagritos gekommen ist und wie die Refranes aus der Mischsprache Ladino zu Zauberformeln werden, bleibt dabei geheimnisvoll und unbeantwortet, was zur vielschichtigen Atmosphäre des Romans beiträgt.

"Du bringst das Blut in meinen Adern aufs Neue zum Fließen. Du erinnerst mein Herz daran zu schlagen."
"Ein Herz kann nicht vergessen zu schlagen", schnaubte sie. Seine Miene wurde ausdruckslos.
"Alles kann in Vergessenheit geraten, wenn nur genug Zeit vergeht.“


Auch im weiteren Verlauf hätte die eigentliche Rahmenhandlung mit der Bedrohung durch die Inquisition, Antonio Pérez´ Plan und dem magischen Turnier für meinen Geschmack noch etwas stärker ausgeprägt sein können. Anders als bei Leigh Bardugos anderen Fantasy-Reihen stehen Magie und Abenteuer allerdings nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Figuren und die generelle Atmosphäre der Geschichte. So ist der Hauptspannungsgeber der Geschichte die Frage, wem Luzia vertrauen kann und wem nicht, sowie die Frage, worauf die Geschichte überhaupt hinauslaufen wird. Diese Unsicherheit erzeugt eine großartige Atmosphäre voll unterschwelliger Spannung, die sich bis zur letzten Seite langsam aufbaut und immer wieder mit einer unerwarteten Wendung überrascht.

"Don Marius, Don Victor Pérez, vielleicht der König selbst... eigentlich sind sie alle gleich.", sagte sie schließlich, als sie fertig war. "Sie kreisen in ihrer Umlaufbahn, und wir dürfen ihre Bewegungen bewundern. Sei vorsichtig... mit Santángel." Scheinbar wollte sie heute jeder warnen.
"Weil ich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe?" Valentina zuckte zusammen.
Sie schüttelte den Kopf. "Weil er ein Mann ist, Luzia.“


Dazu passend ist auch das historische Setting zur Zeit der spanischen Inquisition ausgewählt. Als politisch brisante und künstlerisch spannende Epoche, die als goldenes Zeitalter Spaniens in die Geschichte einging, hält das Setting gesellschaftlichen Reichtum und künstlerische Blüte, aber auch Brutalität und Schrecken bereit. Vor allem der mitschwingende Antisemitismus, den Luzia aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln erfährt, trifft dabei empfindlich den aktuellen Zeitgeist. Dabei ist die Geschichte grob von Leigh Bardugos eigenen Vorfahren inspiriert, die aufgrund ihrer jüdischen Konfession 1492 aus Spanien fliehen mussten. Folter, Verfolgung, Mord, Gefangenschaft - die Autorin schreckt nicht davor zurück, die brutalen Vergehen der Kirche an Andersgläubigen darzustellen, weshalb es sich ausdrücklich nicht um ein Jugendbuch handelt.

"Fürchte die Menschen, Luzia", sagte er. "Fürchte ihren Ehrgeiz und die Verbrechen, die sie dafür begehren. Vor Magie hingegen oder dem, was du damit tun kannst, muss du doch nicht fürchten."

Auch hinsichtlich der Figuren ist die Geschichte deutlich erwachsener und reifer als ihre letzten YA und NA Reihen. Denn auch wenn ich die Figuren alle großartig fand, kommt keine einzige davon einem klassischen Helden auch nur nahe. Auch wenn Luzia als Hauptfigur im Vordergrund steht, wechselt Leigh Bardugo zwischen personalen Erzählperspektiven einer Vielzahl von handelnden Figuren, die unterschiedlicher nicht sein können. Was sie alle verbindet: Sie haben alle geheime Motive, Wünsche, Bedürfnisse, Träume oder Visionen, die sie ohne Zurückhaltung und Rücksicht auf Verluste verfolgen. Während Luzia keinen Hehl aus ihrer Gier und ihren Ambitionen für einen gesellschaftlichen Aufstieg macht, der ihr ein leichteres Leben ermöglicht, tendiert ihre Herrin Valentina in ihrer Machtlosigkeit und Unzufriedenheit zur Grausamkeit gegenüber Unterstellten, Santángel würde sich für seine Freiheit bis nach Italien durchmorden und auch Nebenfiguren wie Teoda, Hualit, Fortún Donadei oder Victor de Paredes verlieren sich in dieser grausamen Zeit. Dennoch gelingt es der Autorin erstaunlicherweise, dass einem die Figuren mit der Zeit unweigerlich ans Herz wachsen und gerade aufgrund ihrer unverschleierten Rücksichtslosigkeit nahbar werden.

"Wenn sie ehrlich war, spürte sie den Sog dieser größeren Magie. Ihr gieriges Herz sehnte sich danach. Nicht nur nach der Hoffnung, aus dieser Stadt, aus diesem Leben entkommen zu können. In Wahrheit hatte sie es genossen, furchterregend zu sein."


Besonders überzeugen konnten mich dabei die dargestellten Beziehungen zwischen Luzia und Valentina, die sich von gehorsamer Dienerin und kleinlicher Herrin zu Leidensgenossinnen wandeln und die romantische Beziehung zwischen Luzia und Guillén Santángel. Zwar bekommt die Liebesgeschichte in der Geschichte nur begrenzten Raum, diesen nutzen die beiden Figuren aber ganz wunderbar aus, um sich einen eigenen kleinen Kosmos ganz für sich alleine zu gestalten, in dem nichts als ihre Nähe eine Rolle spielt. Ob die Liebe der beiden das magische Turnier, die menschlichen Abgründe und die brutale Inquisition überlebt... lest selbst!

"Du bist also fertig mit mir?", fragte sie, als er zur Tür ging.
Ich habe noch nicht einmal angefangen...“



Fazit:


"Der Vertraute" ist eine historische Fantasy-Geschichte, die mit düsterer Atmosphäre, geheimnisvoller Magie, moralisch grauen Figuren und einem lebendigen Historien-Setting überzeugt. Leigh Bardugo erzählt eine düstere, spannende und magische Geschichte über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder!

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Veröffentlicht am 30.04.2024

Historische Fantasy mit märchenhaften Zügen

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Spanien, Ende des 16. Jahrhunderts.
Als Resultat ihrer jüdischen Herkunft und ihres magischen Talentes ist Luzia es gewohnt zum Überleben möglichst unauffällig zu sein und keine Aufmerksamkeit auf sich ...

Spanien, Ende des 16. Jahrhunderts.
Als Resultat ihrer jüdischen Herkunft und ihres magischen Talentes ist Luzia es gewohnt zum Überleben möglichst unauffällig zu sein und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Natürlich wird ihre Magie entdeckt und prompt steht sie im Mittelpunkt finanzieller und machtpolitischer Interessen diverser Parteien. In Konkurrenz mit anderen Wundertätigen darf kein Zweifel am gottgewollten, positiven Charakter ihrer Magie aufkommen, denn die Spanische Inquisition hat schon viel namenhaftere Personen wegen Ketzerei verurteilt und verbrannt…
Zunächst einmal, ich fand es sehr schön, dass es sich um ein Stand Alone handelt, davon scheint es in letzter Zeit immer weniger zu geben. Auch das Setting hebt sich von der Menge ab, indem es im Gegensatz zur Mehrheit der historischen Fantasyromane nicht vage im Mittelalter, Regency oder der späten viktorianischen Zeit spielt. Allerdings stehen historische Aspekte hier nicht im Vordergrund, neben ein paar künstlerischen Freiheiten mit historischen Details fließen lediglich Elemente der religiösen Verfolgung/Diskriminierung maßgeblich in die Handlung ein. Alles andere es nur vage als Teil der durchaus gelungenen Atmosphäre zu fassen, die bisweilen einen fast märchenhaften Charakter annimmt. Dazu trägt auch das Magiesystem bei, dessen genaue Grenzen und Möglichkeiten nicht erklärt werden. Trotz wechselnder Perspektiven verfügt man als Leser nur über Luzias rudimentäres Magie-Verständnis, was leider gerade gegen Ende der Handlung die Spannung dämpft. Generell ist der Roman im Vergleich mit Six of Crows langsamer im Spannungsaufbau und weniger actionreich, besonders im letzten Drittel jedoch stark. Manche der Perspektiven erschienen mir persönlich unnötig bzw. verhinderten mögliche Spannung (Santángel).
Luzia als Charakter verhält sich jünger als die 20-Jährige, die sie sein soll, besonders wenn sie in unpassenden Momenten trotz angeblich jahrelanger Selbstbeherrschung und Untertauchen die Fassung verliert. Die Romanze hat für mich nicht sonderlich funktioniert. Ja, viele der Momente waren romantisch, doch irgendwie hat es mich nicht überzeugt. Vielleicht liegt es an ein paar der derogativen Bemerkungen, die für mich jede Romanze sofort gekillt haben bzw. hätten, oder am Ende, in dem SPOILER quasi ein Meister für einen anderen ausgetauscht wurde und das Leben des Einen immer noch komplett in fremder Hand liegt.
Zum Schreibstil kann ich nur sagen, dass die Autorin ihr Handwerk beherrscht und seit ihren ersten Büchern weiterhin verbessert hat. Die Dialoge sind ein Highlight und sehr amüsant zu lesen. Kleine Details, Verbindungen und Anmerkungen, wie bspw. die Frau mit dem Fisch gegen Ende der Handlung, haben die Erzählung wunderbar angereichert. Wie gut die jüdische Perspektive umgesetzt wurde, kann ich nicht beurteilen, doch mir hat gefallen, dass die Thematik zwischen heimlicher Ausübung des Glaubens und Aufgabe zugunsten eigener Sicherheit von den Figuren differenziert umgesetzt wurde.
Alles in allem ein Fantasyroman, der durch eine schöne Atmosphäre und ein interessantes Magiesystem punktet.

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