Nichts Halbes und nichts Ganzes
Lichterzauber in Schweden„Lichterzauber in Schweden“ von Anna Lindqvist ist ein Buch, das mich vor allem durch den Klappentext und die Prämisse einer wundervollen Liebesgeschichte, in den Tiefen von Lappland, neugierig gemacht ...
„Lichterzauber in Schweden“ von Anna Lindqvist ist ein Buch, das mich vor allem durch den Klappentext und die Prämisse einer wundervollen Liebesgeschichte, in den Tiefen von Lappland, neugierig gemacht hat. Doch leider konnte mich das Buch nicht überzeugen.
Angefangen beim Schreibstil, mit dem ich nicht warm geworden bin. Für mich war er doch sehr distanziert, sodass Emotionen und Gefühle der Protagonisten häufig auf der Strecke geblieben sind. So sehr ich mir Nähe zu Lilje und Juha gewünscht habe, ich habe sie nicht gefunden. Des Weiteren waren die Kapitel für mich immer wieder sehr stockend und besonders die, in denen man Juha verfolgt hat, wirkten oftmals, sehr gestellt. Es hat auf mich den Eindruck gemacht, dass man sie unbedingt einbauen wollte, auch wenn man sie gewiss nicht an jeder Stelle gebraucht hätte.
Und damit komme ich zu den Protagonisten an sich. Lilje soll Journalistin sein. Das habe ich immer wieder vergessen, denn sie war absolut unorganisiert und hat kaum Recherche betrieben. Auf mich hat es eher den Eindruck gemacht, als wäre sie eine Influencerin, die ihre Follower mit auf aufregende Touren nimmt. Mit Juha konnte ich dagegen schon mehr anfangen. Er war für mich greifbarer und auch seine gesamte Familiengeschichte hat, häufig, Sinn gemacht.
Generell fand ich es toll, dass die Sámi eine Rolle gespielt haben, denn ich finde ihr Leben wirklich interessant. Deshalb habe ich mir auch viele Informationen über ihr Leben erhofft. Doch leider wurden auch sie zu großen Teilen oberflächlich behandelt. Oftmals wurde nur über die Kleidung gesprochen und Hintergründe außer Acht gelassen.
Zudem fand ich es schade zu sehen, wie politische und ökologische Probleme, die im Buch eine große Rolle gespielt haben, einfach mit einem kurzen Satz im Prolog abgehandelt wurden. Man hat gemerkt, dass es dafür noch eine Lösung geben musste, die aber eigentlich auch egal ist, solange am Ende alle glücklich sind.
Es hat einfach an jeder Ecke dieses Buches an Tiefe gefehlt und das hat mich sehr genervt. Das Einzige, was mir wirklich gefallen hat, war das Setting in Jokkmokk mit dem Wintermarkt und der damit einhergehenden gemütlichen Atmosphäre. Sie hat die Geschichte definitiv besser gemacht.
Nichtsdestotrotz ist das gesamte Buch, für mich, nichts Halbes und nichts Ganzes, denn vor allem die Liebesgeschichte habe ich Lilje und Juha immer weniger abgenommen. Dazu das gezwungene Drama und Lilje, die direkt vom Schlimmsten ausgeht, sobald sie etwas von Menschen hört, die sie nicht kennt und Juha sich nicht sofort bei ihr meldet. Ich bezweifle auch, dass sich die beiden wirklich und ehrlich kennengelernt haben in der kurzen Zeit. Aber nun gut. Für mich war und ist dieses Buch nichts, obwohl es so vielversprechend klang.
Eine tiefgehende und berührende Liebesgeschichte lässt sich hier nicht finden.