Eine juristischer Roman, der erschreckend ehrlich ist und lange nachhallt
„Gehen Sie nie davon aus, dass jemand Ihnen die Wahrheit sagt, nicht einmal Sie selbst. Es gibt keine echte Wahrheit, nur eine juristische.“
Habt ihr euch schon einmal mit Sexualstrafverfahren beschäftigt? ...
„Gehen Sie nie davon aus, dass jemand Ihnen die Wahrheit sagt, nicht einmal Sie selbst. Es gibt keine echte Wahrheit, nur eine juristische.“
Habt ihr euch schon einmal mit Sexualstrafverfahren beschäftigt?
Wusstet ihr, dass jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer eines Sexualdeliktes wird?
Ich musste mich bisher glücklicherweise noch nicht mit dieser Thematik auseinandersetzen und wurde zum Ersten Mal im Buch von Suzie Miller damit konfrontiert.
Die Hauptprotagonistin Tessa ist Strafanwältin in London und kennt sich mit Sexualstrafverfahren aus. Muss sie doch oft die Männer verteidigen, die sich schweren Vorwürfen gegenübergestellt sehen.
Dabei glaubt sie an die Gerechtigkeit und das Rechtssystem, ja liebt es geradezu.
Bis ihr eines Tages selbst etwas widerfährt, was ihren Sinn für Gerechtigkeit und das Gesetz ins Wanken bringt.
Mit einem sehr guten Schreibstil, erzählt aus der Ich- Perspektive der Protagonistin Tessa, baut Suzie Miller den Plot langsam auf.
Ganz allmählich wird der Leser in das britische Strafrechtssystem eingeführt . Dabei platziert die Autorin geschickt Hintergrundinfos hierzu, ohne dass es für den Lesefluss störend gewesen wäre.
Die Infos fügen sich problemlos in den Plot ein und man erfährt nur soviel, wie man auch benötigt, um die Geschichte um Tessa Ensler zu erfassen.
Dabei nimmt sich die Autorin im Roman Zeit für den Charakter- und Story Aufbau.
Der Leser lernt die junge Strafanwältin mit Cambridge Abschluss kennen.
In Rückblenden erfährt man immer wieder Ausschnitte aus Tessas Leben, das im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen, so gar nicht privilegiert war.
Ein Vater, der sich schon früh aus dem Staub gemacht hatte, ein Bruder, der schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und eine hart arbeitende Mutter.
Tessa musste sich alles erarbeiten und ihren aktuellen Status erkämpfen.
Bis ihr eines Tages selbst etwas widerfährt, was ihren Sinn für Gerechtigkeit und das Gesetz ins Wanken bringt.
Der Plot wird dabei, wie in dem Zitat deutlich, in ein Vorher und Jetzt, bzw. Ein Später aufgeteilt.
Wir erleben die Geschichte um die Protagonistin und die Ungerechtigkeit, die hinter der Unschuldsvermutung bei Sexualdelikten steht.
Geschickt beschreibt die Autorin auch die Gefühle der Protagonistin und die fühlende Ohnmacht, nichts machen zu können und sich hilflos der Rechtssprechung hingeben zu müssen.
Dabei wurden die Charaktere für mich sehr authentisch durch die Autorin gezeichnet.
Auch der Zwiespalt der Protagonistin kam für mich realistisch rüber und es war mir so möglich, mich in die Lage von Tessa hineinzuversetzen.
Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn die Thematik natürlich sehr erschreckend ist.
Die Story wirkt auf jeden Fall lange nach und regt zum Nachdenken an.
Daher kann ich euch das Buch nur sehr ans Herz legen.
Von mir gibt es volle 5 Blitze für diesen herausragenden Roman.