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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2024

Viel Raum für Interpretation

Vom Krähenjungen
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Man weiß nicht viel vom Krähenjungen in Moosbruck, einem kleinen Dorf in der Nähe von München, aber eines weiß man auf jeden Fall: Man hält sich am besten von ihm fern. Warum? Das weiß man nicht so recht.

Durch ...

Man weiß nicht viel vom Krähenjungen in Moosbruck, einem kleinen Dorf in der Nähe von München, aber eines weiß man auf jeden Fall: Man hält sich am besten von ihm fern. Warum? Das weiß man nicht so recht.

Durch die Geschichte "Vom Krähenjungen" fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt, in eine düstere, eine in der es noch üblich war, abergläubisch zu sein und Menschen nach ihrer Herkunft zu be- und verurteilen. Und genau so ergeht es Sam, der plötzlich wieder da ist, zurückgekehrt, um - was eigentlich?

Sonja Ketterings Schreibstil ist sehr besonders und - für meinen Geschmack etwas zu gewollt - ungewöhnlich. Einerseits kann ich mich nicht wirklicht damit anfreunden, andererseits passt er hervorragend zur Geschichte und erzeugt gemeinsam mit der Handlung einen Sog, dem ich mich kaum widersetzen kann. Die Autorin macht Andeutungen, spricht kaum etwas konkret aus und lässt so ganz viel Raum für Interpretation. Immer wieder frage ich mich, ob ich verstehe, was die Autorin sagen möchte. Das lässt mich etwas ratlos zurück.

Veröffentlicht am 02.06.2024

Ausschweifende Geschichte über die Französische Revolution

Die Frauen von Notre Dame
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Josie, eine junge Deutsche, ist zufällig in Paris als im April 2019 Notre Dame brennt. Als Restauratorin hilft sie beim Wiederaufbau und findet einen Ring und einen Brief. Gemeinsam mit Antoine, einem ...

Josie, eine junge Deutsche, ist zufällig in Paris als im April 2019 Notre Dame brennt. Als Restauratorin hilft sie beim Wiederaufbau und findet einen Ring und einen Brief. Gemeinsam mit Antoine, einem Historiker, macht sie sich auf die Suche nach dem Geheimnis, das sich hinter den Fundstücken verbirgt. Dabei finden sie Spuren, die sie mitten in die Französische Revolution und zu bekannten Persönlichkeiten führen.

"Die Frauen von Notre Dame" ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman, der die Geschehnisse rund um die Französische Revolution ausführlich beleuchtet vor dem Hintergrund der Liebesgeschichte von Lucile und Camille Desmoulins. Ausgehend von Josies Fund beschreibt Eva-Maria Bast abwechselnd das große historische Ereignis in Rückblenden in die Zeit ab 1789 und verbindet sie mit dem Brand der Kathedrale in der Gegenwart.

Die Beschreibung der Französischen Revolution und der Beziehung von Lucile und Camille ist sehr detailreich und ausschweifend - für mich zu ausschweifend und hätte deshalb eine inhaltliche Straffung vertragen. Die Sprünge zwischen den Erzählsträngen der Gegenwart und der Vergangenheit kommen in sehr kurzen Intervallen und bilden dazu einen Gegensatz, stören aber den Lesefluss.

Wer sich für französische Geschichte interessiert und sich nicht an meinen Kritikpunkten stört, könnte aber durchaus Spaß an dem Buch haben.

Veröffentlicht am 01.06.2024

Etwas überfrachtete Familiengeschichte

Mit der Flut
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Paul reist 1923 als blinder Passagier an Bord eines Auswandererschiffs nach Amerika, bleibt und lernt dort Antonina und ihre sizilianische Familie kennen. Seine Mutter lockt ihn mit dem Versprechen zurück ...

Paul reist 1923 als blinder Passagier an Bord eines Auswandererschiffs nach Amerika, bleibt und lernt dort Antonina und ihre sizilianische Familie kennen. Seine Mutter lockt ihn mit dem Versprechen zurück nach Deutschland, ihn bei der Erfüllung seines größten Traums, Arzt zu werden, zu unterstützen. 1937 macht er sich tatsächlich auf den Weg.

Ich liebe Familiengeschichten, die sich über mehrere Kontinente erstrecken - eine Geschichte wie "Mit der Flut". Agnes Krups Roman beginnt auch direkt recht turbulent, ereignisreich und dicht. Es fehlt nicht viel, um richtig mitzureißen. Im weiteren Verlauf verfängt sich die Autorin in ausführlichen Beschreibungen der Charaktere und zu vielen Details, die für deutliche Längen und einer gewissen Überfrachtung sorgen. Eine inhaltliche Straffung hätte gut getan und eine fesselnde Geschichte erzählt.

Veröffentlicht am 01.06.2024

Etwas langatmige Geschichte vor südfranzösischer Kulisse

Die Farbe des Feuers
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Die Familie von Rebecca hat ein Haus in der Provence. Anlässlich ihrer geplanten Hochzeit mit Gabriel sind alle dort versammelt, auch ihre Freundin Swann hat den langen Weg aus Deutschland auf sich genommen. ...

Die Familie von Rebecca hat ein Haus in der Provence. Anlässlich ihrer geplanten Hochzeit mit Gabriel sind alle dort versammelt, auch ihre Freundin Swann hat den langen Weg aus Deutschland auf sich genommen. Dann erhalten sie die Nachricht, dass Notre Dame brennt.

"Die Farbe des Feuers" zeigt ungeschönt die Beziehungen einer Familie und ihres Umfelds, dabei werden auch keine Klischees ausgelassen - sehr früh wurde ein Verdacht gestreut, wer für das Feuer in Notre Dame verantwortlich sein könnte. An mancher Stelle war es fast schon Sensationsgier, die mich weiterlesen ließ, aber leider nicht soweit erfüllt wurde, um über eine gewisse Langatmigkeit hinwegtäuschen zu können. Schade, die Geschichte vor dem Hintergrund der südfranzösischen Landschaft hatte durchaus das Potential, zu einem Lesevergnügen zu werden.

Veröffentlicht am 08.03.2024

Aneinandergereihte Begebenheiten

Der Lärm des Lebens
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Jörg Hartmann gibt Einblick in sein Leben. Er erzählt ausführlich von seiner Beziehung zu seinen Eltern, von der Demenz des Vaters und der Stärke der Mutter und von seinen Anfängen als Schauspieler.

Ich ...

Jörg Hartmann gibt Einblick in sein Leben. Er erzählt ausführlich von seiner Beziehung zu seinen Eltern, von der Demenz des Vaters und der Stärke der Mutter und von seinen Anfängen als Schauspieler.

Ich muss gestehen, der Name sagte mir nichts, ich lese aber prinzipiell sehr gerne Biographien, egal ob von Berühmtheiten oder Unbekannten. Ich mag einfach Geschichten mit realem Bezug - so hat mich auch diese, besonders als Wahl-Ruhrpottlerin, interessiert und vom Dortmund-Tatort wusste ich immerhin, dass es ihn gibt.

Der Erzählstil ist sehr unterhaltsam, die Andekdoten sind oft sehr witzig, besonders wenn sie von irgendwelchen Vorsprechen handeln. Der Ton wird aber auch ernst, wenn es um den Zustand des Vaters geht oder wehmütig bei der Erinnerung an die Kindheit und Jugend. Hartmann springt zwischen den Zeiten hin und her und auch zwischen den Themen. Mal geht es um seinen Weg als Schauspieler, dann um die Familie. Während des Lesens beschleicht mich das Gefühl, dass Begebenheiten fast schon wahllos aneinander gereiht sind und der rote Faden immer wieder droht verlorenzugehen.

"Der Lärm des Lebens" erzählt viel Privates und lässt auch vieles aus - zum Glück, denn ich mag es nicht, wenn jemand zu viel von sich preisgibt, um sich positiv zu präsentieren. Jörg Hartmann findet eine angenehme Mischung und vermittelt den Eindruck, dass er ein sympathischer Mensch ist.

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