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Veröffentlicht am 17.04.2018

Level 9

Level 9
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Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber ...

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber noch nicht überwunden (hier bezieht das Buch sich auf den Vorgängerroman von David Morrell „Creepers“).

Im Zuge einer generalstabsmässig geplanten und mit Schauspielern überzeugend dargestellten Szenerie gelingt es einem psychopathischen Computerspiele-Entwickler, Amanda und vier weitere Personen zu betäuben und zu entführen. Alle Entführungsopfer haben eines gemeinsam: sie sind Überlebenskünstler und stellten dies in der Vergangenheit unter extremsten Bedingungen und Lebensgefahr unter Beweis. Und sie haben genau vierzig Stunden Zeit, das „Spiel“ zu gewinnen – ein Spiel, das für sie alle tödlich enden kann.

David Morrell versteht es, die Spannung gleich zu Beginn des Buches aufzubauen und steigert sie bis zum Ende des Buches. Das Ziel des Entführers ist einfach, jedoch arbeitet er mit sehr vielen Fährten und versteckten Hinweisen, dessen Auffinden und Verfolgen dem Leser zum reinsten Vergnügen gereichen.

Mir hat der prägnante Schreibstil des Autors gefallen - nicht zu lange und verschachtelte Sätze. Die Beschreibungen von Landschaft und Situation sind so eindrucksvoll, dass man beim Lesen die unbarmherzige Trockenheit am Tag, die grausame Kälte in der Nacht wie auch den Hunger und Durst der Flüchtenden zu spüren meint. Morrell zeichnet jede Szene mit liebevollen Details, neigt aber keineswegs dazu, sich dadurch zu verzetteln.

Durch die Vorgabe der vierzig Stunden, die den Geiseln Zeit blieb, das tödliche Spiel zu lösen, hört man als "Beinahe-Mitspieler" die Uhr ticken und ist versucht, die Protagonisten zur Eile anzutreiben. Mir hat der Schreibstil dieses Autors bereits bei seinem Vorgänger "Creepers" gefallen und ich wurde auch hier nicht enttäuscht. Morrell schafft es ein weiteres Mal, mich mit seinem Spannungsaufbau von Beginn an von seiner Geschichte zu begeistern und ich fühlte mich wie eine Mitspielerin dieses tödlichen Spiels, die sicher abgeschirmt von den turbulenten Abenteuern und tödlichen Bedrohungen auf ihrer Lesecouch sitzt.

Morrell lässt den Psychopathen seine Opfer geschickt auswählen und durch die Allmacht des Gamemasters sind sie gezwungen, sich gegenseitig ihre schlimmsten Ängste und Erlebnisse einzugestehen. Der Entführer sucht sich regelrechte Überlebenskünstler aus, die er interessant und vielschichtig zeichnet. Er jongliert auch mit Ängsten und es gelingt ihm dabei, den Druck auf die Psyche der einzelnen Personen innerhalb der festgesetzten Frist gekonnt darzustellen.

Die Protagonisten müssen sich wie schon in der Vergangenheit auch in der neuen Situation bewähren, finden wieder Extrembedingungen vor und es kommt nicht nur angesichts der vielen Bedrohungen von außen auch zu Konflikten innerhalb der kleinen Gruppe. An Bethany, die dem immensen Druck nicht standhält, wird ein Exempel statuiert und Morrell veranschaulicht dessen Auswirkungen auf die einzelnen Mitspieler. Er zeichnet sehr wohl auch Schwarz-Weiss, jedoch geht er dabei auf den Hintergrund, die Motive der Handlungen ein, die im Leser Verstehen bzw. Verständnis für die Handlung wecken. Angesichts der Relation zwischen ereignisreichem Plot und Seitenanzahl ist es Morrell jedoch nicht möglich, die Personen noch detaillierter zu zeichnen – und an diesem Punkt vermisse ich ein wenig ihre Vorgeschichten. Der Grund ihrer Auswahl, die dramatischen Vorfälle und ihr Überleben in Extremsituationen, wird zwar angeführt, aber zum Aufbau von Sympathie und dazu, sich mit den Personen noch mehr zu identifizieren, wird eine Spur zu wenig über sie erzählt.

Das vorliegende Taschenbuch hat ein Cover, das farblich an den Vorgänger „Creepers“ erinnert. Mich irritieren jedoch die durch ein Nachtsichtgerät betrachteten flüchtenden Personen zwischen Bäumen – im gesamten Handlungsverlauf kommt es zu keiner solchen Szene. Im Gegenteil – es ist einige Male von der weiten Sicht in dem Gebiet die Rede. Lediglich Frank Balenger, der zuletzt in das gefährliche Spiel einsteigt, bewegt sich kurzfristig in solcher Umgebung.

Fazit: Für mich als Thriller-Fan war "Level 9" ein aufregendes Abenteuer, in das ich tief eintauchen und das ich hautnah miterleben durfte. Erstklassiger Thrill, guter Spannungsaufbau, sorgfältig recherchierte Hintergründe und keine großen Überraschungen, aber dennoch ausgezeichnet konstruierte Szenen.

Veröffentlicht am 27.07.2024

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
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Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Nach einem spannenden Auftakt mit dem „Sandmann-Fall“ setzt das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt seine Buchreihe um wahre Verbrechen mit dem zweiten ...

Ein Gefühl zwischen Euphorie und Jagdtrieb

Nach einem spannenden Auftakt mit dem „Sandmann-Fall“ setzt das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt seine Buchreihe um wahre Verbrechen mit dem zweiten Band der „Im Kopf des Bösen-Reihe“ fort. „Ken und Barbie“ gewährt detaillierte Einblicke in die Geschichte einer schockierenden Mordserie, in der junge Frauen entführt, misshandelt, vergewaltigt und getötet wurden.

Das Hauptaugenmerk ist auf die autistische Fallanalytikerin Sophie Kaiser gerichtet, die gemeinsam mit Leonhard Michels im ersten Band den sogenannten „Sandmann“ zur Strecke brachte. Die Kriminalbeamtin lässt sich nicht von ihren Gefühlen leiten und betrachtet die Dinge auf eine besondere Art und Weise. Ihre analytische Art, ein eidetisches Gedächtnis und die Fähigkeit, tief in die Psyche eines Täters einzutauchen, um seine Motive und Handlungen nachzuvollziehen, machen sie zu einer außergewöhnlichen Profilerin. Mit Kriminalhauptkommissar Leonhard Michels steht Sophie ein hervorragender Ermittler zur Seite, der sich nicht an den Eigenheiten seiner autistischen Kollegin stört. Er ist zudem der einzige Mensch, der auch Sophies verletzliche Seite kennt und gerne mit ihr zusammenarbeitet. Durch ihre gegenseitige Wertschätzung und das Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen stellen Sophie und Leonhard ein außergewöhnliches Team dar, deren Ziel es ist, Serientäter zu überführen.

„Jedes Opfer hat es verdient, dass ihm Gerechtigkeit widerfährt. Und meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen.“ (Sophie Kaiser)

„Sophie mag manch einem eigenartig erscheinen. Für mich jedoch ist sie der logischste Mensch, der mir je begegnet ist. „(Leonhard Michels)


Die Charakterzeichnung der beiden Protagonisten weist eine hohe Authentizität auf und hat mir ausgezeichnet gefallen – ich konnte die Gedanken, aber auch die Emotionen der beiden Figuren hautnah miterleben. Sophies Demonstration ihrer Methoden der Fallanalytik haben mich tief beeindruckt. Es war höchst interessant, die Ermittlungsarbeit der Kriminalbeamten – insbesondere der beiden Protagonisten – mitzuverfolgen, wobei die Aspekte des Autismus und die Arbeit einer Profilerin mich persönlich am meisten faszinierten. Mit den Ermittlerkollegen der Kripo sowie den Familien und Freunden der Opfer werden zahlreiche Nebenfiguren eingebracht. Die Identität des Täters bleibt lange im Dunkeln, seine Aktivitäten und Gedanken werden im Buch kursiv dargestellt.

Axel Petermann und Petra Mattfeldt beschränkten sich in ihren Ausführungen jedoch nicht allein auf die Ermittlungstätigkeiten, sie beleuchteten vielmehr auch die Hintergründe – die Auswirkungen der Morde auf das Umfeld der Opfer, Selbstvorwürfe und Anklagen, Verzweiflung und Trauer sowie Beziehungen, die an diesen traumatischen Erlebnissen zerbrochen sind.

Der einnehmende und fesselnde Schreibstil und der hohe Spannungsbogen haben mich bereits im ersten Band voll und ganz für sich eingenommen. Und obgleich man als Leser dank kursiver Passagen Einblicke in das Denken und Handeln sowie die Motive und Vergangenheit des Täters erhält, bleibt dessen Identität lange Zeit im Dunkeln. Das Buch weist bereits aufgrund der Thematik ein durchgehend hohes Spannungsniveau auf, das durch die kursiven, auf den Täter bezogenen Passagen, deutlich erhöht wird. Tragisch, da dieses Buch auf einem realen Fall basiert, auf dem im Anhang ausführlich Bezug genommen / eingegangen wird.

Das aufwändig gestaltete Buchcover zeigt ein düsteres, auf den Inhalt bezogenes Szenario. Auf der ersten Innenseite dieser Hochglanzbroschur findet man eine Kurzvorstellung inklusive Foto beider Autoren. Fettgedruckte Angaben von Zeit und Schauplatz der Handlung sowie ein kurzes, auf den Inhalt bezogenes Zitat vor jedem einzelnen Kapitel tragen zur Orientierung und Übersichtlichkeit bei. Wie bereits erwähnt heben sich die Passagen über die Aktivitäten des Täters durch ein kursives Schriftbild vom restlichen Inhalt ab.

FAZIT: Die fesselnde, auf einem wahren Kriminalfall beruhende Neuerscheinung „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ hat aus meiner Sicht den Reihenauftakt „Der Sandmann“ bei weitem übertroffen. Als passionierter Krimi-Fan mit einer Vorliebe für das Profiling und einem mindestens ebenso großen Interesse für die verschiedenen Ausprägungen des Autismus lag mein persönlicher Fokus auf der Ermittlungsarbeit und den faszinierenden Einblicken in die Welt der Fallanalytik. Obgleich ich die Gräueltaten dieses sadistischen Mörderpaares zutiefst erschütternd und abstoßend fand und ich mir das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen nicht annähernd vorstellen kann, hat mich die Arbeit der sympathischen Protagonistin Sophie Kaiser völlig in den Bann gezogen. Aus genannten Gründen stellt dieses Buch daher eine hochspannende Lektüre dar und ich sehe einer Fortsetzung dieser interessanten Reihe erwartungsvoll entgegen.

Veröffentlicht am 19.07.2024

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Die Liebenden von Islay
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Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Freya MacLean ist alleinerziehende Mutter einer zwölfjährigen Tochter und besitzt ein kleines Gästehaus auf der Hebrideninsel Islay. Als sie ...

Drachenschiffe am Horizont – die Wikinger auf den Hebriden

Freya MacLean ist alleinerziehende Mutter einer zwölfjährigen Tochter und besitzt ein kleines Gästehaus auf der Hebrideninsel Islay. Als sie bei einem Unfall schwer verletzt ins Krankenhaus muss, springt ihre Schwester Shona ein und kümmert sich um ihre Nichte Erin und das Gästehaus in dem kleinen verschlafenen Ort am Loch Indaal. Der Fund einer sehr alten silbernen Spange aus der Zeit der Nordmänner animiert Erin und Shona dazu, mehr über die Besitzerin dieser Gewandnadel herauszufinden. Mit der Unterstützung von Gavin Ramsay, dem Inhaber einer kleinen Destillerie, begeben die beiden sich auf Spurensuche und kommen dabei gefährlichen Menschen in die Quere.

„Irgendetwas geht hier vor und das macht mir zunehmend Angst“ (Shona MacLean)

In den vierunddreißig Kapiteln dieses Buches erzählt die Autorin die Geschichte der MacLeans in der Gegenwart, sie thematisiert aber auch eine Liebesgeschichte aus längst vergangenen Zeiten. Der siegreiche Kriegsherr Fjell Halvorson galt im Jahre 1085 als bester Schwertkämpfer und erfolgreicher Heerführer, er hatte ein Auge auf eine hochgewachsene Schönheit mit ebenmäßigen Zügen, blondem Haar und blauen Augen geworfen. Mit dem Segen des Vaters, jedoch gegen den Willen ihrer christlichen Mutter, heiratete Hulda Rokadóttir den attraktiven Wikinger mit dem wilden braunen Haar und den dunklen Augen. Während Fjell und seine Männer die meiste Zeit auf ihren Drachenschiffen unterwegs waren, wartete Hulda geduldig auf die Rückkehr ihres Ehemannes. Huldas Volk glaubte an die Macht der Nornen, welche die Schicksalsfäden verweben. Sie fügten sich dem Willen ihrer Götter und brachten Opfer dar, um sie gnädig zu stimmen. Fjells Leben gehörte wie das eines jeden Wikingers seinem Schwert, er glaubte an die alten Götter und daran, dass sein Schicksal von Geburt an vorherbestimmt ist. Die gegenseitigen Machtkämpfe und Raubzüge der Nordmänner waren stets mit großen Gefahren verbunden. Nicht alle kehrten wohlbehalten wieder zurück zu ihren Frauen und nur ein Krieger, der mit seinem Schwert in Händen im Kampf starb, fand nach ihrem Glauben Einlass in Walhall.

„Solange ich ein Schwert führen kann, wird dir niemals jemand ein Leid tun.“ (Fjell zu Hulda)

In Constanze Wilkens Roman stehen zum einen die Geschichte der sympathischen und liebenswerten Familien MacLean und Ramsay im Mittelpunkt, wobei Shona und Gavin als Protagonisten fungieren. In einem zweiten Erzählstrang entführt die Autorin ihre Leser dann in das elfte Jahrhundert und gibt anhand der Lebensgeschichten von Fjell Halvorson und Hulda Rokadóttir interessante Einblicke in den Alltag und die Kultur der Wikinger, die sich auf Islay, der Königin der Hebriden, niedergelassen hatten.

Die große Leidenschaft der Autorin für die Hebriden äußert sich nicht nur in der bildhaften Beschreibung der malerischen Landschaft und eindrucksvoller Schauplätze, auch das zauberhafte Buchcover zeigt ein märchenhaft schönes Bild dieser Inselgruppe vor der Nordwestküste Schottlands. Eine hervorragende Recherche historischer Hintergründe trägt gemeinsam mit dem einnehmenden Schreibstil sowie interessanter Charaktere dazu bei, dass man diese Lektüre nur ungern aus der Hand legen möchte. Ich durfte einen Blick hinter die Fassade der gefürchteten Nordmänner werfen, die mit ihren Drachenschiffen zu Raubzügen und Plünderungen auszogen und dabei Angst und Schrecken verbreiteten. Anhand der Aktivitäten des Protagonisten Fjell und seiner Krieger wird die Fähigkeit zum klugen Taktieren dieser ausgezeichneten Seefahrer aufgezeigt, zugleich aber auch die menschliche Seite dieses streitbaren Volkes offenbart, dem das Reisen zwar im Blut lag, die aber dennoch immer wieder gerne zu ihren Ehefrauen und Kindern zurückkehrten.

Fazit: Ich habe es genossen, erneut ein wenig über die Geschichte einer Hebrideninsel zu erfahren und an der Seite von Fjell Halvorson und Hulda Rokadóttir in das Jahr 1085 nach Ìl zu reisen. Aber auch die bildhaften Beschreibungen im Handlungsstrang der Gegenwart mit Shona MacLean und Gavin Ramsey als Protagonisten weckten den Wunsch in mir, diesen wunderschönen Flecken Erde einmal mit eigenen Augen zu sehen. „Die Liebenden von Islay“ war eine unterhaltsame, aber auch sehr informative Lektüre, die mir das Leben der Wikinger näherbrachte. Ein Roman zum Träumen, mit atemberaubenden Landschaftsbeschreibungen, zwei Zeitebenen und überzeugenden Figuren – das perfekte Buch, um der Langeweile zu entfliehen und Abenteuer im Kopf zu erleben.

Veröffentlicht am 14.07.2024

Das wildeste, aberwitzigste und wunderbarste Abenteuer meines Lebens!

Die Freundin der Braut
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Das wildeste, aberwitzigste und wunderbarste Abenteuer meines Lebens!

„Ich war zur richtigen Zeit am falschen Ort, und am Ende war es das Beste, was mir passieren konnte.“ (Jean-Pierre Morel)

Mit ihrer ...

Das wildeste, aberwitzigste und wunderbarste Abenteuer meines Lebens!

„Ich war zur richtigen Zeit am falschen Ort, und am Ende war es das Beste, was mir passieren konnte.“ (Jean-Pierre Morel)

Mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Die Freundin der Braut“ präsentiert die Bestsellerautorin Daniela Thiele unter ihrem weltbekannten Pseudonym Nicolas Barreau eine humorvolle, turbulente und romantische Geschichte mit einem sympathischen Protagonisten und einem chaotischen Wirbelwind als liebenswert-schräges weibliches Pendant.

In den ersten Kapiteln geht die Autorin ausführlich auf Jean-Pierre Morel und seinen ehemals besten Freund Paul Gèrard ein, die seit der Schulzeit unzertrennlich waren. Sie erzählt von gemeinsamen Erlebnissen, beruflichen und privaten Träumen und erläutert, wie es durch die Rivalität um die Liebe einer Frau zum Zerwürfnis zwischen den beiden kam. Die Hochzeitseinladung von Paul zehn Jahre später bewirkt, dass Jean-Pierre sich endlich mit seinem Freund versöhnen möchte. Er bricht zu jenem Chalet in Aquitanien auf, wo die Hochzeit stattfinden soll, platzt aufgrund zahlreicher Turbulenzen und Missgeschicke aber verspätet mitten in die Hochzeitsfeier. Jean-Pierre hat jedoch keine Sekunde lang damit gerechnet, dass ihm durch diese Reise das wunderbarste Abenteuer seines Lebens bevorsteht.

"Wenn das Glück dir den Schlüssel zum Paradies in die Hände spielt, musst du die Tür auch öffnen.“

Jean-Pierre Morel steht im Mittelpunkt des Geschehens. Der gutaussehende und belesene Besitzer eines Literaturcafés mit dem klangvollen Namen „Café des Poètes“ wird als sympathischer Single dargestellt. In zahlreichen Rückblenden erfährt man einiges über Paul Gérard, einige hübsche junge Damen sowie die Familien von Jean-Pierre und Gerard fungieren als interessante Nebenfiguren. Zu guter Letzt zieht die Freundin der Braut - eine bezaubernde Schönheit mit grünen Augen und leuchtendem Haar - den Protagonisten durch ihre unkonventionelle und unverblümte Art in ihren Bann.

Die Autorin erzählt von Liebe und Freundschaft, von Vertrauensbruch und der Entfremdung von ehemals besten Freunden. Die Umsetzung dieses Romans ist Daniela Thiele alias Nicolas Barreau vortrefflich gelungen. Ich mochte den einnehmenden Schreibstil, gepaart mit liebevoll charakterisierten Figuren, zahlreiche turbulenter Verwicklungen sorgen zudem für Spannung im Buch. In eindrucksvollen Bildern und mit großer Leidenschaft beschreibt die Autorin kleine Läden und Cafés, den Alltag und das Leben der Menschen in Paris, man spürt auf jeder einzelnen Buchseite ihre Begeisterung für diese Stadt. Durch einen temporeichen Plot wird das Leben des Protagonisten gehörig auf den Kopf gestellt und führt schließlich zu einem vorab im Klappentext angekündigten Happy End. Und auch wenn die Zufälle sich an mancher Stelle bereits ungewöhnlich häufen, kann man sich dem Zauber dieser märchenhaften Geschichte dennoch nicht entziehen.

FAZIT: Ich habe mich vollends auf diese romantische und unterhaltsame Liebeskomödie eingelassen, der einnehmende Schreibstil sowie etliche Zitate und Lebensweisheiten sorgten in Kombination mit den sympathischen Figuren dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. „Die Freundin der Braut“ ist die ideale Sommerlektüre für Menschen, die gerne ein wenig träumen möchten und in Büchern Entspannung und Ablenkung von ihrem Alltag suchen. Ein Faible für Frankreich und insbesondere die Stadt der Liebe sind natürlich dabei keineswegs fehl am Platz

Veröffentlicht am 02.06.2024

Eine Reise zu sich selbst – und weit darüber hinaus!

Die Fischerhütte im Irgendwo
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Eine Reise zu sich selbst – und weit darüber hinaus!

„Liebst du die Rosen oder die Dornen? Zu jedem Leben gehören Hindernisse und Enttäuschungen. Und zu jeder Rose gehören Dornen. Und wenn die Dornen ...

Eine Reise zu sich selbst – und weit darüber hinaus!

„Liebst du die Rosen oder die Dornen? Zu jedem Leben gehören Hindernisse und Enttäuschungen. Und zu jeder Rose gehören Dornen. Und wenn die Dornen mir die Hand zerkratzen – ich gebe nicht auf. Ich gehe den Weg der Rose. Man verpasst das Schönste im Leben, wenn man immer nur den leichten Weg geht. Ich glaube, hinter den Dornen wartet das Abenteuer.“

Tom Sander hat irgendwann aufgehört, Abenteuer zu erleben, zu träumen und Freude zu empfinden. Seine Orientierungslosigkeit und Langeweile veranlassen ihn schließlich dazu, sich auf Selbstsuche zu begeben. Er bricht zu einer abgelegenen Fischerhütte auf, um seine Lebensfreude wiederzuentdecken und Antworten zu finden. Am Ziel der Reise angekommen wird Tom mit unerwarteten Situationen und außergewöhnlichen Menschen konfrontiert. Fragen werden aufgeworfen und nach und nach bekommt sein Leben wieder mehr Farbe.

Der Protagonist Tom nimmt den Leser mit auf dieses Abenteuer, einer intensiven Reise zu sich selbst. Die Gegebenheiten vor Ort sorgen für wertvolle Denkanstöße, die Begegnungen mit interessanten Menschen tragen dazu bei, dass Tom letztendlich wieder ins Leben eintaucht, anstatt es wie bisher einfach an sich vorbeiziehen zu lassen.

„Ich glaube, dass es im Leben nicht um das große Ganze geht, sondern um das kleine, um dein alltägliches Leben. Wenn du den Himmel spüren willst, dann such ihn nicht über den Wolken, sondern hier unten auf der Erde.“

Der Protagonist dieses Buches begegnet dem örtlichen Kaufmann, der eine erfolgreiche Karriere für seinen kleinen Dorfladen aufgegeben und damit seinen Traum verwirklicht hat. Er trifft auf eine positive, stets gut gelaunte Frau, die ihm neben guten Ratschlägen und klugen Weisheiten auch kulinarische Leckerbissen schenkt. Eine Künstlerin berührt mit ihrem wunderschönen Flötenspiel und ihren Geschichten sein Herz. Und ein kleiner Junge namens Finn begleitet Tom gemeinsam mit seinem Großvater Olaf ein Stück seines Weges. Die Nebenfiguren bleiben zwar allesamt blass und vieles bleibt unausgesprochen, sie tragen aber nichtsdestotrotz dazu bei, dass Tom über sein Leben nachdenkt. Durch gemeinsam erlebte Abenteuer und intensive Gespräche betrachtet er viele Dinge in einem anderen Licht, er spürt und schätzt das Leben wieder intensiver. Die existenziellen Fragen, die in diesem Buch aufgeworfen werden, sind hervorragend dazu geeignet, auch vom Leser reflektiert zu werden:

„Was ist dein Abenteuer? Wohin führt dich deine Sehnsucht? Wovon bist du begeistert? Wo bin ich hier nur gelandet? Wie wirst du dich entscheiden? Warum bin ich so oft unzufrieden? Warum ärgere ich mich über so vieles? Warum gibt es so wenig, worüber ich mich freue? Warum muss es immer mehr sein? Warum ist in meinem Leben ein Tag wie der andere?“

Fazit: „Die Fischerhütte im Irgendwo“ ist eine berührende Erzählung, die weder mit einem fesselnden Spannungsroman, noch einer romantischen Liebesgeschichte aufwartet. Hier steht vielmehr ein Mann im Mittelpunkt, der seine Träume verloren hat, der abgestumpft und orientierungslos durch den Alltag geht. Durch den Aufenthalt in der alten Fischerhütte gelangt er an eine Weggabelung. Er versucht anhand neuer Erfahrungen und mystischer Begegnungen, bei denen unter anderem ein leuchtend grüner, geheimnisvoller Briefkasten eine Rolle spielt, sein Leben zum Positiven zu verändern. Ich möchte dieses Buch jenen Menschen ans Herz legen, die eine berührende und tiefgründige Lektüre schätzen, sich mit ihrem Innersten auseinandersetzen, gemeinsam mit dem Protagonisten Antworten finden und dabei auch ihr eigenes Leben reflektieren möchten.

„Ich mag Menschen, hast du das noch nicht gemerkt? Ich gehe meinen eigenen Weg, ohne fortzugehen. Ich liebe die Menschen hier, auch wenn sie mich nicht immer verstehen. Ich bin eine von ihnen und ganz anders.“