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Veröffentlicht am 16.06.2024

Der wütende Mob

VIEWS
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"Views" ist der erste Thriller von Marc-Uwe Kling, der bisher vor allem für seine Känguru-Chroniken und seine humorvollen Kinderbücher bekannt war. Dieser spielt hauptsächlich im Berlin der Gegenwart und ...

"Views" ist der erste Thriller von Marc-Uwe Kling, der bisher vor allem für seine Känguru-Chroniken und seine humorvollen Kinderbücher bekannt war. Dieser spielt hauptsächlich im Berlin der Gegenwart und die Thematik ist, insbesondere auch aufgrund der Wendung, über die ich hier noch nicht mehr verraten will, erschreckend aktuell und (leider) nicht unrealistisch.

Alles beginnt damit, dass die 16-jährige Lena Palmer spurlos verschwunden ist und drei Tage später ein Video im Internet viral geht, in dem das Mädchen zu sehen ist, wie es von mehreren Afrikanern vergewaltigt wird. BKA-Kommissarin Yasira Saad soll Lena möglichst schnell finden und die Täter verhaften, da die Stimmung im Land extrem aufgeheizt ist und die rechtsradikale Bürgerwehr »Aktiver Heimatschutz« starken Zulauf hat. Aber, sie und ihre Kolleginnen tappen im Dunkeln und scheinen nicht in der Lage zu sein, mehr über den Aufenthaltsort des Mädchens herauszufinden. Schnell gerät zudem auch sie wegen ihrer ausländischen Wurzeln und des ausbleibenden Ermittlungserfolgs ins Visier des wütenden Mobs.

Ich fand die Thematik erschreckend realistisch und aktuell. Die Handlung blieb lange fesselnd und spannend. Nur am Ende blieb für meinen Geschmack etwas viel offen, was vom Autor aber wahrscheinlich beabsichtigt war. Marc-Uwe Kling ist es gelungen, sehr individuelle Charaktere zu erschaffen und diese bis ins Detail überzeugend auszugestalten. Dadurch wirkt alles sehr überzeugend, ab und an sorgt das aber auch, trotz des ernsten Themas, für einen Moment des Schmunzelns. Der Schreibstil des Autors ließ sich angenehm flüssig lesen und es ist ihm auch gelungen, mir Dinge verständlich zu machen, mit denen ich mich bisher noch nicht so befasst hatte. Auf jeden Fall ein sehr lesenswertes Buch, dem auch eine gute Dosis Gesellschaftskritik nicht fehlt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2024

Gefährdet die KI Menschenleben?

Der 1. Patient
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Beim vierten Fall des Berliner Strafverteidigers Rocco Eberhardt geht es um die sehr aktuelle Thematik der künstlichen Intelligenz und zwar um deren Einsatz im medizinischen Bereich, wo sie, aufgrund des ...

Beim vierten Fall des Berliner Strafverteidigers Rocco Eberhardt geht es um die sehr aktuelle Thematik der künstlichen Intelligenz und zwar um deren Einsatz im medizinischen Bereich, wo sie, aufgrund des Fachkräftemangels und der immer älter werdenden Bevölkerung, mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, was nicht unumstritten ist.


Chefärztin Dr. Sasha Müller setzt voll auf den Einsatz von KI. Dann verstirbt aber einer ihrer Patienten bei einer OP, die eigentlich als Routineeingriff galt. Rechtsmediziner Justus Jarmer kommt nach der Obduktion zu dem Schluss, dass ein Behandlungsfehler vorliegt und die Staatsanwaltschaft klagt die Ärztin wegen fahrlässiger Tötung an. Doch, da sie bei dem Eingriff von einem KI-System unterstützt wurde, ist nun unklar, ob überhaupt sie für diesen Fehler verantwortlich gemacht werden kann oder vielleicht auch die Entwickler der Software.

Ich fand die Thematik hinter diesem Fall sehr interessant, da ich mich zuvor noch nicht weiter mit dem Einsatz von KI in der Medizin und möglichen Problemen dadurch befasst habe. Und auch die Handlung blieb lange spannend, da sie immer wieder überraschende Wendungen aufwies. Anwalt und Rechtsmediziner sind mir weiterhin sehr sympathisch, wie sie an ihre Arbeit herangehen. Der Schreibstil des Autorenduos war gut und flüssig lesbar und sie verfügen auch über die nötige Fachkompetenz, um Leser:innen ein derartiges Thema verständlich näherzubringen.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Ein kleines bisschen Hoffnung durch die Bahnhofsmission

Die Bahnhofsmission
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Der zweite Teil der Reihe um die Frauen der Bahnhofmission beginnt 1945 zum Kriegsende, als Berlin in die verschiedenen Sektoren aufgeteilt wird und langsam der Wiederaufbau beginnt, während viele Flüchtlinge ...

Der zweite Teil der Reihe um die Frauen der Bahnhofmission beginnt 1945 zum Kriegsende, als Berlin in die verschiedenen Sektoren aufgeteilt wird und langsam der Wiederaufbau beginnt, während viele Flüchtlinge und heimkehrende Soldaten in der zerbombten Stadt eintreffen und der Wohnraum mehr als knapp ist. Auch bei Alice ist eine Familie einquartiert und sie und ihre Nachbarn kommen gerade so über die Runden. Dennoch möchte sie auch anderen helfen und setzt sich dafür ein, dass die Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof, die sich im russischen Sektor befindet, wieder ihre Dienste anbieten kann. Dabei hilft es ihr, dass sie einen guten Draht zu einem russischen General hat. Außerdem tauchen bald auch immer mehr ehemalige Mitstreiterinnen aus der Anfangszeit der Bahnhofsmission wieder auf.

Schon die Covergestaltung hat mein Interesse geweckt, passt sie doch sehr gut zur Zeit und zum Schauplatz der Handlung. Ich war aber auch grundsätzlich neugierig, wie nach dem sehr fesselnden ersten Teil alles weiter ging mit Alice und den anderen Frauen. Der Zeitsprung vom ersten zum zweiten Teil ist untypisch groß, die noch junge Alice aus dem ersten Band ist nun schon eine über 50-jährige Frau. Was dazwischen in ihrem Leben passiert ist, erfährt man im Verlauf der Handlung nur am Rande. Dennoch konnte ich mich nach einiger Zeit wieder gut in die Geschichte einfinden und habe mich über das Wiedersehen mit alten Bekannten ebenso gefreut, wie die Protagonistin. Die Zeit, in der alles spielt, ist eine ebenso spannende wie harte, aber die Frauen lassen sich so schnell nicht einschüchtern. So fand ich es sehr interessant, die historischen Ereignisse und auch das relativ ungeschönte Grauen, mit dem sie auch konfrontiert wurden, aus ihrer Perspektive mitzuerleben. Der Schreibstil der Autorin war dabei gut lesbar und zugleich sehr anschaulich, sodass man sich gut in die beschriebenen Situationen hineinversetzen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
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Veröffentlicht am 03.06.2024

Schicksalsgemeinschaft

Das Licht in den Birken
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Thea kommt mit Mitte fünfzig aus Portugal, wo sie mit einer Ziegenherde umher zog, zurück in die Lüneburger Heide. Von dort war sie vor über 20 Jahren quasi geflüchtet. Sie mietet eine Wohnung bei Benno, ...

Thea kommt mit Mitte fünfzig aus Portugal, wo sie mit einer Ziegenherde umher zog, zurück in die Lüneburger Heide. Von dort war sie vor über 20 Jahren quasi geflüchtet. Sie mietet eine Wohnung bei Benno, der einen Gnadenhof betreibt, aber mittlerweile große finanzielle Probleme hat und anderen Menschen gegenüber sehr abweisend auftritt. Kurz darauf stößt Juli zu den beiden, die eigentlich von Mecklenburg-Vorpommern bis nach Amsterdam wandern wollte, um ihrem verstorbenen Opa nahe zu sein. Dann verletzte sie sich jedoch am Fuß und muss nun erst einmal eine Zwangspause bei Thea und Benno einlegen. Als Juli und Thea mitbekommen, wie es um Bennos Lebenswerk steht, setzen sie alles daran, den Gnadenhof zu retten.

Das Cover des Romans passt sehr gut zur Atmosphäre morgens um den einsamen Hof in der Lüneburger Heide herum und zu seinen Bewohner:innen, die es eigentlich alle drei gewohnt sind, für sich zu sein und das zu tun, was sie selbst gerade für richtig halten. Alle Charaktere haben ihre Ecken und Kanten und zugleich aber auch einen weichen Kern und viel Mitgefühl für Tiere, aber auch ihre Mitmenschen, selbst wenn das nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist. Jede:r von ihnen hat ein spezielles Päckchen zu tragen, in Form von Schicksalsschlägen, die er/sie nie wirklich verarbeitet hat und die zu der Schutzschicht anderen gegenüber beigetragen haben. Nun öffnen sie sich einander aber Stück für Stück und sind füreinander da. Das fasst die Autorin sehr überzeugend in passende Worte. Ihr Schreibstil ist gut nachvollziehbar, aber auch angereichert mit passenden sprachlichen Bildern und anschaulichen Schilderungen, sodass man sich gut an den Ort des Geschehens und in die Protagonist:innen hinein versetzen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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Veröffentlicht am 02.06.2024

Eine faszinierende Persönlichkeit

Queen of Fashion
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Dieser Band der Reihe um interessante weibliche Persönlichkeiten beschäftigt sich mit der bekannten britischen Designerin Vivienne Westwood, die man auch auf dem Cover erkennen kann. Diese hatte einen ...

Dieser Band der Reihe um interessante weibliche Persönlichkeiten beschäftigt sich mit der bekannten britischen Designerin Vivienne Westwood, die man auch auf dem Cover erkennen kann. Diese hatte einen langen Weg vor sich, bis sie bekannt und auch wirtschaftlich gesehen erfolgreich war. 1965 ist sie erst einmal frisch geschieden und alleinerziehende Mutter. Um über die Runden zu kommen, arbeitet sie als Lehrerin, auch wenn ihre Leidenschaft der Kunst und der Mode gilt. Doch schon bald lernt sie den Kunststudenten Malcolm McLaren kennen und eröffnet mit ihm einen Modeladen, für den sie die Kleidung entwirft und näht, während er viel unterwegs ist und ständig auf der Suche nach neuen Projekten. Unter anderem gründet er die Sex Pistols, für die Vivienne dann die Outfits entwirft und so den Look des Punks prägt. Sie wird immer bekannter, aber es gibt neben Malcolm auch noch weitere Menschen in ihrem geschäftlichen Umfeld, die ihr mehr schaden als helfen und so steht sie immer wieder nahe am Ruin.

Ich fand die Geschichte von Vivienne Westwood sehr spannend. Als Designerin war sie mir natürlich ein Begriff, aber so habe ich den Menschen Vivienne Westwood näher kennen gelernt und sie war mir sehr sympathisch, wie sie ihren Weg trotz aller Schwierigkeiten geht und für Menschen und Dinge einsteht, die ihr wichtig sind, auch wenn sie damit aneckt. Solche Persönlichkeiten sind heutzutage leider sehr selten geworden. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und auch so anschaulich, dass ich mir das, was beschrieben wurde, sehr gut vorstellen konnte.

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