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Veröffentlicht am 07.07.2024

Starke Themen, schwache Umsetzung

Die geheimnisvolle Freundin
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"Die geheimnisvolle Freundin" von Simona Baldelli erzählt die Geschichte von Nina und Lucia, die in einem Waisenhaus in den Abruzzen der 1950er Jahre aufwachsen. Die Autorin, 1963 geboren, hat Theater ...

"Die geheimnisvolle Freundin" von Simona Baldelli erzählt die Geschichte von Nina und Lucia, die in einem Waisenhaus in den Abruzzen der 1950er Jahre aufwachsen. Die Autorin, 1963 geboren, hat Theater und Kreatives Schreiben studiert und lebt heute als freie Autorin in Rom. Sie wurde für mehrere ihrer Werke in Italien mit Literaturpreisen ausgezeichnet.

Zum Inhalt

Nina lebt von Geburt an in einem von strengen Nonnen geführten Waisenhaus. Als sie sieben Jahre alt ist, wird Lucia, die gerade ihre Eltern verloren hat, aufgenommen. Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich über die Jahre eine enge Freundschaft. Ein dramatisches Missverständnis erschüttert jedoch ihr Vertrauensverhältnis, und sie gehen getrennte Wege. Nina findet später Arbeit in einer Tabakfabrik, wo sie Solidarität und Zuversicht erfährt. Eines Tages steht Lucia vor ihrer Haustür und vertraut ihr ein weitreichendes Geheimnis an, das beide Leben verändert.

Meinung

Ich bin anfangs sehr gut in das Buch hineingekommen, und die Beschreibung der bedrückenden Stimmung im Heim zu Beginn fand ich sehr bildhaft. Trotzdem catchte mich die Geschichte schlussendlich leider gar nicht. Nach etwa einem Drittel des Buches wird Lucia (aka die zweite Freundin) erst eingeführt und wirkt von Anfang an für mich unsympathisch, da sie Nina nicht gut tut. Die angekündigte Freundschaft zwischen Nina und Lucia kam auch im weiteren Verlauf nicht wirklich zur Geltung, und ich konnte die beiden weder als Kinder noch als Erwachsenen wirklich als Freundinnen erkennen - im Gegenteil: Die Beziehung fand ich sehr toxisch. Schwester Immacolata, die sich rührend um Nina kümmert, fand ich ebenfalls toll. Die historischen Details rund um das Streikthema fand ich aber spannend.

Ich hätte mir allgemein gewünscht, dass das Buch aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben wäre. Zum Beispiel hätten auch Marcella, Schwester Immacolata (die Nonne) oder Olmo, der Sohn des Fotografen, ihre Perspektiven einbringen können. Die Zeitsprünge sind irritierend, und Unterüberschriften mit Monats- und Jahresangaben hätten geholfen, sich besser zu orientieren. Die abrupten Wechsel zwischen Ninas Gegenwart und ihrer Vergangenheit im Kinderheim sind verwirrend. Ninas Entwicklung ist jedoch positiv hervorzuheben, sie befreit sich allmählich aus ihrer Opferrolle und gewinnt an Selbstbewusstsein. Die Darstellung der prägenden Auswirkungen einer lieblosen Kindheit und der Isolation von der Außenwelt ist wahnsinnig traurig und lässt Ninas anhaltende Selbstzweifel als Erwachsene nachvollziehbar erscheinen. Wobei Ninas Suche nach ihrer Mutter für mich unverständlich blieb.

Das große Geheimnis, das im Klappentext angepriesen wird, kommt für mich nicht klar heraus. Auch habe ich im letzten Teil kein Gefühl dafür, wie viel Zeit wirklich zwischen den Ereignissen vergangen war. Die Charaktere bleiben unnahbar, und ich konnte für keine Figur Sympathie entwickeln, vor allem nicht für Lucia. Schwester Immacolata hingegen verdient Respekt angesichts ihrer Überzeugung, das Richtige zu tun, selbst wenn es ihrem Glauben widerspricht. Feministische und klassistische Themen schwingen im letzten Teil mit, was ihn für mich zum besten Abschnitt des Buches machte. Der Zusammenhalt der Frauen angesichts des Streiks und die Mädels-WG mit Nina und Marcella fand ich schön dargestellt.

Fazit

"Die geheimnisvolle Freundin" von Simona Baldelli bietet eine einfühlsamen Darstellung einer schwierigen Kindheit im Waisenhaus und den Auswirkungen auf das Erwachsenenleben. Die Geschichte und die Charaktere blieben jedoch distanziert und wenig fesselnd, was zu meiner Bewertung von 2 von 5 Sternen führt. Trotz einiger starker Momente fehlt es dem Buch an emotionaler Tiefe und kohärenter Erzählweise.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.06.2024

Leider gar nicht mein Fall - mehr Psychothriller & verwirrende Story

Anna O.
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»Erstens: Dieses Treffen heute Nacht hat nie stattgefunden. Zweitens: Sie haben mich nie kennengelernt. Drittens: Was Sie gleich erfahren werden, wird dieses Haus nie verlassen, nicht mal diesen Raum. ...

»Erstens: Dieses Treffen heute Nacht hat nie stattgefunden. Zweitens: Sie haben mich nie kennengelernt. Drittens: Was Sie gleich erfahren werden, wird dieses Haus nie verlassen, nicht mal diesen Raum. Falls jemand fragen sollte, sind Sie noch mal ins Büro gefahren, um Patientenakten zu holen und sie mit nach Hause zu nehmen. Ist das klar?« - Buchzitat (S. 19)
"Anna O." von Matthew Blake ist ein Thriller, der sich um die mysteriöse Geschichte von Anna Ogilvy dreht, die seit vier Jahren im Tiefschlaf liegt, nachdem sie mit blutverschmierten Händen neben den Leichen ihrer beiden besten Freund:innen gefunden wurde. Der Buchautor - Matthew Blake - hat Anglistik an der Durham University und am Merton College in Oxford studiert und als Rechercheur und Redenschreiber für das britische Parlament gearbeitet. Mit diesem Buch behandelt er die spannende Frage, ob jemand, der im Schlaf einen Mord begeht, schuldig oder unschuldig ist.

Anna Ogilvy hat ihre Augen seit vier Jahren nicht mehr geöffnet. Gefunden mit einem blutigen Küchenmesser neben den Leichen ihrer beiden besten Freund:innen, hat sie sich seitdem in einem ununterbrochenen Schlafzustand befunden. Während einige sie für unschuldig halten, sind andere überzeugt, dass sie eine kaltblütige Mörderin ist. Dr. Benedict Prince, ein Psychologe und Experte für Verbrechen im Schlaf, wird in die Schlafklinik The Abbey gerufen, um Anna zu untersuchen und möglicherweise zu wecken. Umgeben von Beobachtern wie dem Justizministerium, seiner Ex-Frau, Annas Mutter und einer Bloggerin mit Annas geheimen Aufzeichnungen, muss Ben schnell handeln, ohne die Gefahren zu ahnen, die auf ihn lauern.

Leider hat sich beim Lesen von "Anna O." kein wirklicher Lesefluss eingestellt. Die Spannung, die ich mir von einem Thriller erhofft hatte, blieb aus und ich musste mich zwingen, die rund 480 Seiten zu lesen. Mit keinem der Charaktere konnte ich mich anfreunden; sie blieben für mich alle unnahbar und distanziert. Auch der Schreibstil konnte mich nicht packen, was das Lesevergnügen zusätzlich erschwert hat. Die Geschichte an sich wirkte sehr verworren und las sich mehr wie ein Psychothriller als ein klassischer Thriller.

Manche Passagen im Buch wirkten auf mich sehr befremdlich, wie etwa die philosophischen Ausführungen zum Thema "das Böse". Ein Beispiel ist die Stelle: "Muss man das Böse im Körper ausmerzen, wie ein Krebsgeschwür? Muss man den Patienten ganz neu aufbauen? Oder ist das Böse angeboren, untrennbar mit dem Menschen verbunden? Was heißt das überhaupt: das Böse?" Diese Abschnitte empfand ich als störend und unpassend. Das Ende der Geschichte war für mich vorhersehbar und die Handlungen der Charaktere wenig überraschend.

Ein kleiner weiterer Kritikpunkt ist die Wortwahl im Buch im Fall von Selbstmord statt Suizid. Der Begriff Selbstmord impliziert juristisch eine Straftat (Mord), weshalb die Begriffe Selbsttötung oder Suizid angemessener wären. Positiv hervorzuheben sind die kurzen Kapitel, die das Lesen erleichtern und für ein schnelleres Vorankommen sorgen.

Alles in allem hat mich "Anna O." von Matthew Blake insgesamt leider enttäuscht. Der fehlende Spannungsbogen, die unnahbaren Charaktere und der wenig packende Schreibstil ließen bei mir keine rechte Lesefreude aufkommen. Deshalb vergebe ich nur 2 von 5 Sternen.

»Der psychologische Aspekt wird bei True Crime selten gründlich ausgeleuchtet. Alle konzentrieren sich auf das Wer und Wie anstatt auf das Warum.« - Buchzitat (S. 424)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2024

Keine Empfehlung. Lieber die "Pia Korittki" Reihe lesen...

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Eva Almstädts "Akte Nordsee - Das schweigende Dorf" entführt uns als Leser:innen in ein malerisches Dorf an der Nordsee, in dem die Anwältin Fentje Jacobsen unerwartet in einen mysteriösen Mordfall verwickelt ...

Eva Almstädts "Akte Nordsee - Das schweigende Dorf" entführt uns als Leser:innen in ein malerisches Dorf an der Nordsee, in dem die Anwältin Fentje Jacobsen unerwartet in einen mysteriösen Mordfall verwickelt wird. Die Autorin Eva Almstädt, geboren und aufgewachsen in Hamburg, hat bereits eine erfolgreiche Karriere als freie Autorin hinter sich und ist eine feste Größe in der Krimiszene. Sie präsentiert mit dem Buch Kriminalroman, der von ihren Erfahrungen in Norddeutschland und ihrer Liebe zur Region zeugt.

In "Akte Nordsee - Das schweigende Dorf" wird die Anwältin Fentje Jacobsen von einem mysteriösen Anrufer um Hilfe gebeten, der kurz darauf selbst ermordet wird. Gemeinsam mit dem Journalisten Niklas John begibt sie sich auf die Suche nach Antworten und gerät dabei in Lebensgefahr. Es ist der 3. Band der Reihe.

Ich hab das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen, weil ich schon die beiden vorangegangenen Bänder der Reihe gelesen hab und großer Fan der "Pia Korittki" Reihe der Autorin bin. Doch leider ist dieser Teil weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben... Die Vielzahl an Charakteren machte es schwierig, den Überblick zu behalten. Und das sag ich, obwohl ich viele der Charaktere schon aus den vorangegangenen Bücher kannte. Und auch die Handlung und das Motiv für die Morde blieb für mich stellenweise undurchsichtig. Der Einstieg war vielversprechend. Die Kapitellänge ist angemessen, und der Schreibstil ist leicht verständlich, jedoch könnte mehr Abstand zum inneren Buchrand die Lesbarkeit verbessern. Die plattdeutschen Ausdrücke verleihen dem Text eine authentische Note und sind gut verständlich.

Im Verlauf der Geschichte verlor sich die Spannung leider zunehmend. Die Beziehung zwischen Fentje und Niklas blieb oberflächlich und ihre mangelnde Kommunikation frustrierte mich - auch weil sich auch im 3. Band kein "real talk" ergibt und die beiden nicht vernünftig wie 2 Erwachsene miteinander reden. Es werden zwar einige wichtige gesellschaftliche Themen, wie häusliche Gewalt, die Rolle der Frauen im Dorf oder Mobbing angeschnitten, jedoch ohne sie ausreichend zu vertiefen. Das Thema Mobbing verläuft beispielsweise ganz im Sand und man weiß nicht, wie es diesbezüglich ausgeht.

Die geringe Spannung und die unsicheren, teilweise unsympathischen Charaktere haben mich gelangweilt. Daher kann ich das Buch leider nicht weiterempfehlen und vergebe aus den genannten Gründen leider nur 2 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 03.06.2024

Interessante Einblicke, aber schwaches Storytelling

Alles gut
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„Du solltest deine eigenen Regeln schreiben. Brauchen wir wirklich noch einen reichen alten, weißen Mann, der seine Meinungen in die Welt hinausejakuliert?“ – Buchzitat, S. 139 (E-Book)

„Alles gut“ ist ...

„Du solltest deine eigenen Regeln schreiben. Brauchen wir wirklich noch einen reichen alten, weißen Mann, der seine Meinungen in die Welt hinausejakuliert?“ – Buchzitat, S. 139 (E-Book)

„Alles gut“ ist der erste Roman der Autorin Cecilia Rabess, die als Data Scientist bei Google und als Associate bei Goldman Sachs gearbeitet hat. Sie bringt darin bringt in ihrem ihre Erfahrung aus der Finanzwelt ein.

Zum Inhalt: Jess bekommt einen begehrten Job bei Goldman Sachs in New York. Zu ihrer Überraschung trifft sie dort auf Josh, der ihr mit seinen reaktionären Ansichten bereits während der Uni auf die Nerven ging. Trotz ihrer Differenzen entwickelt sich Josh bald zu ihrem engsten Verbündeten im Büro - eine wichtige Stütze, denn Jess ist die einzige Frau und die einzige Schwarze in ihrer Abteilung. Aus den einstigen Kontrahent:innen werden Freund:innen, die sich weiterhin hitzige Debatten liefern. Doch bald mischt sich der komplizierende Faktor der Liebe in ihre Beziehung, was die Geschichte zu einem Plädoyer für Toleranz, Neugier und Kommunikation macht.

Das Buch wurde im Vorfeld ziemlich gehypt, doch leider hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr auf die Situation und Probleme von Jess als schwarze Frau eingegangen wird. Stattdessen wurde für meinen Geschmack der Fokus zu stark auf die Liebesgeschichte gelegt, die mir mit ihrem ständigen Hin und Her zu viel Raum einnahm. Die ersten 50 Seiten zogen sich extrem, und ich überlegte kurz, das Buch abzubrechen, doch danach wurde es besser und das Tempo zog an.

Interessant war für mich der Einblick in die Welt der Investmentbanker:innen, da ich keinerlei Erfahrung oder Berührungspunkte damit habe. Es wird gut dargestellt, wie Frauen und insbesondere Schwarze Frauen in der Finanzwelt als inkompetent abgestempelt, übergangen und nicht unterstützt werden, wie beispielsweise in der Szene, in der Jess von ihrem Mentor um Kaffee gebeten wird, statt echte Unterstützung zu erhalten.

Grafisch hätte man definitiv mehr herausholen können, zum Beispiel die Chatverläufe grafisch hervorheben – diese gingen leider unter. Teilweise irritierten mich auch Schreibweisen wie "M-hm" statt einfach "mhm". Das Cover kann man nur halbwegs deuten, wenn man den Inhalt des Buches kennt, da es eine Anspielung ist.

Jess war für mich eine sehr widersprüchliche und ambivalente Figur. Einerseits will sie wie alle anderen behandelt werden, regt sich dann aber in bestimmten Situationen auf, etwa als die Kinder in der Firma zu Besuch kommen und sie ihre Entscheidung geändert hätte, wenn sie gewusst hätte, dass die Kinder schwarz sind. Ihr Verhalten ist wohl nur für Betroffene wirklich nachvollziehbar. Da ich selbst aus der Sicht einer privilegierten Person betrachte, was das Schwarz-Sein betrifft, kann ich hierzu nicht wirklich eine Aussage treffen.

Trotz der Kritik enthält das Buch auch einige gute Stellen. Ich würde es jedoch aus den genannten gründen bedingt empfehlen, insbesondere für Leser:innen, die sich sowohl für Romance als auch für Antidiskriminierung interessieren. Mein persönliches Highlight im Roman war die Freundschaft der "Weingirls". Solche Freundinnen sollte jede:r haben!

Abschließend kann ich sagen, dass "Alles gut" hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Die interessanten Einblicke in die Finanzwelt und die wichtigen Themen rund um Diskriminierung und Antirassismus gingen in der Liebesgeschichte zu oft unter. Daher gebe ich dem Buch 2 von 5 Sternen.

„Obwohl die Führungsebene die im Artikel vorgebrachten Anschuldigungen vehement bestreitet, wird eine verpflichtende Antidiskriminierungsschulung anberaumt…. Alle aus ihrer Etage funkeln Jess an, als wäre es ihre Schuld. Nicht, weil sie sie für eine der anonymen Quellen halten – zumindest hofft Jess das –, sondern weil sie denken, wenn es Jess nicht gäbe, müsste keiner von ihnen mitten am Tag eine Stunde lang seinen Schreibtisch verlassen und sich bevormunden lassen.“ – Buchzitat, S. 56 (E-Book)

„In der Liebe gibt es nichts zu verurteilen. Du hast das erkannt. Aber ich habe länger gebraucht, um das zu begreifen. Ich war … ich hatte das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Und ich empfinde immer noch so. Ich will dich nicht enttäuschen. Aber ich habe gelernt, Jessie, dass es manchmal besser ist, glücklich zu sein, als recht zu haben.“ – Buchzitat, S. 254 (E-Book)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2024

Ein Roman, der dem Hype nicht gerecht wird und hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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"Glaubst du... ich vergeude meine Zeit?" Mein Onkel lächelte mich an. "Nein, das glaube ich nicht. Das Leben ist lang. Zwischendurch muss man auch mal innehalten, Pause machen. Du ankerst hier bloß ein ...

"Glaubst du... ich vergeude meine Zeit?" Mein Onkel lächelte mich an. "Nein, das glaube ich nicht. Das Leben ist lang. Zwischendurch muss man auch mal innehalten, Pause machen. Du ankerst hier bloß ein Weilchen, und wenn du dich erholt hast, stichst du wieder in See." - Buchzitat S. 44/45 (E-Book)
"Satoshi Yagisawa entführt uns mit seinem Debütroman "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" in das faszinierende Antiquariatsumfeld von Tokios berühmtem Bücherviertel Jimbōchō und entfaltet dabei eine Geschichte über Selbstfindung und Neubeginn."

Die Storyline folgt der 25-jährigen Takako, deren Leben durch die überraschende Ankündigung ihres Freundes, eine andere Frau zu heiraten, aus den Fugen gerät. Verletzt und orientierungslos, findet sie vorübergehend Zuflucht bei ihrem Onkel in dessen Antiquariat. Dort entdeckt sie eine Leidenschaft für Bücher und beginnt, sich neu zu definieren.

Ich hatte hohe Erwartungen an diesen Roman, aber leider wurden sie nicht erfüllt. Die Protagonistin Takako erschien mir einfach nur sehr verunsichert. Mir ist schleierhaft, dass sie nicht mitbekommt, dass ihr Freund sie betrügt und sie nicht den Mut hat, ihm mal ordentlich die Meinung zu geigen oder den Kontakt ganz abzubrechen. Klar sie ist noch jung, aber lässt sich viel zu viel gefallen.

Der zeitliche Rhythmus der Handlung wirkte überstürzt und vieles hat auf mich sehr unwirklich gewirkt. Vorallem der Einzug bei einem Onkel, den man jahrelang nicht gesehen und dessen Telefonnummer man nicht einmal gespeichert hatte. Aber auch das plötzliche Auftauchen der Tante, dass das Buch quasi in zwei Teile ein VOR der Tante und ein NACH der Tante einteilt und daher auch nur in zwei Kapitel gegliedert ist.

Positiv hervorzuheben ist das wunderschön illustrierte Cover, das jedoch keinen Bezug zum Inhalt des Buches herstellt. Einige Lebensweisheiten und Zitate wirkten auf mich eher wie konstruiert, damit etwas tiefgründiges enthalten ist und trugen alles in allem aber nicht zur Tiefe der Geschichte bei. Was mich auch gestört hat ist, dass nicht gegendert wurde und im Gegenteil auch vielfach Sexismus mitschwang, oder ich mich zu wenig mit der japanischen Kultur auskenne und es dazu gehört Frauen auf ihr Äußeres zu reduzieren wie beispielsweise hier:

"Sieh an«, sagte der ältere Herr und musterte mich anerkennend. »Ich wusste gar nicht, dass Satoru-san eine so hübsche, junge Nichte hat." - Buchzitat S. 27 (E-Book)
„Tante Momoko war als junge Frau ziemlich hübsch gewesen. Keine Schönheit, aber sie hatte eine ganz eigene Anziehungskraft gehabt. Wie ein nicht besonders wertvoller Stein am Strand, der herrlich funkelt.“ - Buchzitat S. 96 (E-Book)


Mich hat auch die Haltung des Autors bzw. der Figuren zu vielen Themen wie Altern, Abtreibung oder Geschlechterrollen gestört:

„Schau doch, wie makellos deine Haut vom Hals bis zur Brust hinunter ist. Da zeigt sich das Alter als Erstes! Bei dir - nicht eine Falte! Beneidenswert«, - Buchzitat S. 167 (E-Book)
Aber noch bevor es auf die Welt kommen konnte, ist es in mir gestorben ... Das ist dachte ich. Die Strafe dafür, dass du dein erstes Kind nicht zur Welt gebracht hast. Du hast kein Recht mehr, Mutter zu sein Satoru hat versucht, mich zu trösten, dabei war er selbst am Boden zerstört. - Buchzitat S. 164 (E-Book)
"Wusstest du, dass Takako-chan einen Freund hat, Satoru?", fragte meine Tante sofort. "Was? Nein! Das wusste ich nicht. Wirklich? Warum hast du mir nichts erzählt?", fragte mein Onkel und sah mir ins Gesicht. "Ach, da gibt's nicht viel zu erzählen ..." "Perfekt!«, sagte meine Tante und klatschte in die Hände. Wenn sie heiraten, kann der das Geschäft übernehmen. Kinder haben wir ja nicht." "Dem Kerl willst du das Geschäft überlassen?", rief mein Onkel fassungslos.
Buchzitat S. 187 (E-Book)
„Aber mein Onkel? Mein Onkel war wie ein Weichtier. Ich hatte noch nie so viel Zeit mit ihm ver- bracht, aber je länger ich mit ihm zusammen war, desto mehr überraschte mich, wie weich er war. Vielleicht hatte Tante Momoko ja deswegen das Weite gesucht.“ - Buchzitat S. 33 (E-Book)


Das Buch konnte mich trotz einiger weniger schönen Zitat leider nicht abholen.

Fazit: "In Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" vermag Satoshi Yagisawa zwar eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen, jedoch bleibt die Geschichte insgesamt flach und erreicht nicht das Potenzial, das ich mir erhofft hatte. Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher wenig Bücher von japanischen Autoren gelesen habe und mit dem Stil nicht vertraut bin. Aber mit den durchschnittlichen Figuren und für mich unrealistischen Handlungselementen konnte mich dieser Roman nicht überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.

Je mehr man reist und liest, hatte ich umgekehrt immer das Gefühl, desto weniger weiß man. So ist das im Leben. Du kannst dir deiner nie sicher sein. Wie heißt es so schön bei Taneda Santoka? Der Wald bleibt grün, egal wie weit du hineingehst. - Buchzitat S. 45 (E-Book)

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