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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2017

Interessante, lehrreiche und unterhaltende Geschichte über unser aller Brot

Brot
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Walter Mayer formuliert den Brotduft sehr gut: „Brot reicht nach Heimkommen, Erwartetwerden. Brot riecht nach Liebe und Familie.“
Die Heimat des Brotes ist wohl Ägypten. Ein gutes Brot braucht nur Mehl, ...

Walter Mayer formuliert den Brotduft sehr gut: „Brot reicht nach Heimkommen, Erwartetwerden. Brot riecht nach Liebe und Familie.
Die Heimat des Brotes ist wohl Ägypten. Ein gutes Brot braucht nur Mehl, Wasser und Salz. Interessant: in einem Kilo Mehl befinden sich 28.000 Weizenkörner.
Das Brot befindet sich stets im Wandel, genauso wie seine Esser. Im Mittelalter galt: je heller das Brot, desto wohlhabender sein Käufer. Heute geht die Tendenz eher zu dunklerem Brot. Am besten auch noch vegan und glutenfrei.
Gefallen hat mir folgende Aussage: durch Backöfen haben die Menschen die Möglichkeit Brot zu backen. Und wo gebacken wird, werden die Menschen sesshaft. Somit entstehen Dörfer, Märkte und Strukturen.

Walter Mayer stammt aus einer Salzburger Bäckerfamilie und liebt das Brot. Als er über das Thema Brot nachdenkt, wird ihm schnell klar, dass dies keinesfalls langweilig und trocken wie altes Brot ist. Aus seinen Überlegungen ist dieses wunderbare Buch geworden. Mit vielen Interviews und Reportagen schafft Mayer es dem Leser das Brot in all seinen Facetten näherzubringen. Neben Fakten finden wir auch immer wieder passend eingebaute witzige Stellen und vor allem kommen andere Menschen zu Wort und erzählen Walter Mayer und auch uns ihre Brotgeschichte. Und dies über die Welt verteilt. Er trifft unter anderem Sarah Wiener und Heiner Kamps. Er backt zusammen mit Bäckern in den albanischen Bergen Brot. In Marrakesch findet er nicht nur neue Brotrezepte, sondern auch eine zweite Heimat. Mayer sagt: „Jedes Brot hat eine Story.“ Während dem Lesen wird einem dies sehr bewusst. Wieso essen wir eigentlich das Brot, das wir essen?
Nach der Lektüre dieses Buch hat der Leser nicht nur Lust auf frischgebackenes Brot (Rezepte innenliegend), sondern kennt die Herkunft und Entwicklung des Brotes. Weiß wie sich der Brotofen entwickelte und wie er funktioniert und wie das Mehl in unsere Küchen kommt. Sogar die Kunst interessiert sich für Brot!
Walter Mayer behandelt nicht nur die schönen Seiten der Brotwirtschaft. Er zeigt auch die Schattenseiten auf. Zum Beispiel werfen wir in Deutschland jährlich 500.000 Tonnen Brot in den Müll. Dieses Brot wird als neues Heizmittel gehandelt, doch bis jetzt ist dies nicht der Fall. In Deutschland schließen immer mehr Bäckerei, um genau zu sein: jede Woche eine. Warum? Weil alle nur noch günstiges Brot wollen und dieses im Supermarkt oder beim Discounter kaufen und dieses von großen Ketten stammt. Diese Brote haben leider nie Bäckerhände gespürt.

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Sachbuch. Dennoch war die Lektüre zu keiner Zeit trocken. Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen und habe es an einem Nachmittag/Abend durchgelesen. Mayers Schreibstil ist sehr angenehm und er schreibt leicht verständlich. Fakten werden durch persönliche Geschichten oder witzige Einschübe ergänzt. Die Illustrationen von Alexandra Klobouk sind gelungen und untermauern den Text ganz wunderbar. Auch in diesen Illustrationen findet sich gern mal ein bisschen Witz. ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen. Man bereut die Lektüre keineswegs.

Ich vergebe für dieses Buch volle fünf von fünf Sternen, da es mich sehr gegeistert hat und es mir sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Was steckt hinter der verworrenen Familiengeschichte?

Preiselbeertage
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Ariane ist Ende zwanzig, aufgewachsen ist sie in Schweden. Seit zehn Jahren lebt sie allerdings in Leipzig. Der Heimat ihrer Mutter und ihrer Großeltern. Eines Abends erreicht sie der Anruf ihr Vater Jörg ...

Ariane ist Ende zwanzig, aufgewachsen ist sie in Schweden. Seit zehn Jahren lebt sie allerdings in Leipzig. Der Heimat ihrer Mutter und ihrer Großeltern. Eines Abends erreicht sie der Anruf ihr Vater Jörg sei gestorben. Sofort macht sie sich auf den Weg nach Söderby in Schweden zu ihrer Mutter Ina und ihrer Schwester Jolante. Dort erfährt sie, dass Jörg ihr und Jolante ein Manuskript vererbt hat. Doch Ina streitet die Existenz eines Manuskripts vehement ab. Arianes Familie stammt aus Leipzig. Hat das Manuskript etwas mit ihrer Zeit in der DDR zu tun?

„Preiselbeertage“ ist ein sehr schöner Familienroman. Es geht um die verworrene Familiengeschichte von Ariane. Erzählt wird diese einerseits aus Arianes Sicht in der Gegenwart und andererseits durch Rückblenden aus Inas Sicht. Diese Rückblenden erzählen die Geschehnisse Ende der Achtziger Jahre in Leipzig und wie Ina sich auf den Weg zu einer Chorreise nach Schweden macht.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und sehr gut beschrieben. Man kann sich in sie hineinversetzen und fiebert mit ihnen mit. Ariane war mir sehr sympathisch. In sie konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Gefallen hat mir, dass die Charaktere sich während der Handlung etwas entwickeln. Anfangs sind die zwischenmenschlichen Beziehungen eher kühl und distanziert. Sie sind sich irgendwie alle fremd, obwohl sie eine Familie sind. Doch nach und nach lernt nicht nur der Leser die Charaktere kennen, sondern auch die Charaktere sich untereinander.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und lebendig. Durch das verschwundene Manuskript entsteht eine gewisse Spannung, die es unmöglich macht das Buch aus der Hand zu legen. Durch die Rückblenden erfährt man als Leser Stück für Stück, was Ende der Achtziger geschah. Man hofft nun immer, dass Ariane endlich die Wahrheit erfahren wird.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich habe nichts an ihm auszusetzen. Es war spannend, aber auch interessant etwas über das Leben in der DDR zu erfahren. Auch die schwedische Landschaft kam nicht zu kurz. Durch die vielen Beschreibungen fühlte man sich beim Lesen nach Schweden versetzt. Ich vergebe guten Gewissens volle fünf von fünf Sternen für dieses Buch und kann es jedem nur ans Herz legen. Ein wunderbarer Roman für alle Liebhaber von Schweden und für die, die sich für die DDR interessieren.

Durch die vielen Zimtschnecken, die während der Handlung gegessen werden, bekam ich selbst Lust darauf – aber das war kein Problem, denn das Rezept steht im Schutzumschlag.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Sehr, sehr lustig und unterhaltsam – leider viel zu wahr

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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In diesem Buch fassen Lena Greiner und Carola Padtberg ihre Rückmeldung auf einen Aufruf bezüglich Helikoptereltern auf Spiegel Online zusammen. Das Phänomen der Helikoptereltern ist vor allem in den letzten ...

In diesem Buch fassen Lena Greiner und Carola Padtberg ihre Rückmeldung auf einen Aufruf bezüglich Helikoptereltern auf Spiegel Online zusammen. Das Phänomen der Helikoptereltern ist vor allem in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten. Es scheint, als würde sich diese unkontrolliert vermehren. Schlimm für ihre Umwelt, gut für unsere literarische Unterhaltung! In diesem Buch wurden sehr viele Erlebnisse dargestellt. Immer thematisch in ein Kapitel gepackt. Beispielsweise in der Kita, in der Schule oder auf dem Sportplatz. Über viele dieser Anekdoten kann man lachen. Bei einigen schmunzelt man. Doch bei anderen kann man nur den Kopf schütteln und ist schon fast entsetzt, was Eltern tatsächlich alles tun. Gerne würde ich diese Eltern mal durchschütteln. Mittlerweile kommen diese sogenannten Helikoptereltern wohl auch schon mit zur Uni oder in den Ausbildungsbetrieb. Es ist ja schön, wenn sich Eltern um ihre Kinder kümmern. Aber das ist dann doch alles zu übertrieben. Das kann ja nicht gut enden. Wie sollen diese Kinder denn zu Selbstständigkeit finden?
Im Anschluss an die Anekdotensammlung kommen noch betroffene Kinder zu Wort. Auch Helikoptereltern dürfen verraten, wieso sie sind, wie sie sind. Und im letzten Kapitel kommt der Bonner Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff zu Wort. Und erklärt wie sich das Auftreten von Helikoptereltern erklären lässt.

Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Immer dachte ich: „Ach, ein Kapitel les ich noch“. Und schwupps war ich durch. Von mir erhält dieses Buch volle fünf von fünf Sternen. Ich hätte noch Stunden weiterlesen können!

Veröffentlicht am 11.09.2017

Interessant und empfehlenswert

Rumänien - der unbekannte Nachbar
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Rumänien. Die meisten denken da an Dracula, der in Transsilvanien wohnt. Doch Rumänien hat weit mehr zu bieten als diesen brutalen Fürsten Vlad Tepes. Rumänien fasziniert mit seiner vielgesichtigen Landschaft. ...

Rumänien. Die meisten denken da an Dracula, der in Transsilvanien wohnt. Doch Rumänien hat weit mehr zu bieten als diesen brutalen Fürsten Vlad Tepes. Rumänien fasziniert mit seiner vielgesichtigen Landschaft. Unendliche grüne Wiesen. Schneebedeckte Berge. Das Meer mit dem Donaudelta. Außerdem einige Großstädte in denen viel los ist. Was viele nicht wissen, in Rumänien lebten einst um die eine Millionen Deutsche. Heute sind es nur noch 36.000 (2011). Wer sich hierfür interessiert ist bei diesem Buch genau richtig. Manfred Kravatzky erzählt und erläutert die Geschichte Rumänien auf sehr interessante und auch unterhaltende Weise. Zu keiner Zeit war der Text trocken. Immer wieder gab es zwischendurch einen Witz um die Fakten aufzulockern. Oft kam es auch zu überspitzen Formulierungen.
Vor allem für Menschen ohne Vorkenntnisse über Rumänien ist dieses Buch empfehlenswert. Es beginnt mit der Gründung der historischen Provinzen Rumäniens und endet im heute. Weiter wird auf die unterschiedliche Bevölkerung eingegangen und die Gründe, wieso diese Vielfalt heute nicht mehr existiert. Das letzte Kapitel widmet sich einigen Persönlichkeiten aus Rumänien, die über die Landesgrenzen hinweg bekannt sind.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Für mich war Rumänien kein Neuland, allerdings habe ich doch noch einiges dazu gelernt. Dieses Buch eignet sich auch sehr gut dafür, um noch einmal kurz etwas nachzuschlagen! Eine klare Leseempfehlung um unseren noch recht unbekannten Nachbarn besser kennen zu lernen. Ich vergebe volle fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Ergreifender und aufrüttelnder Roman

Kukolka
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Samira wächst in den Neunzigern in einem Kinderheim in der Ukraine auf. Ihre beste und einzige Freundin wird nach Deutschland adoptiert. Von da an fasst Samira den Entschluss ebenfalls nach Deutschland ...

Samira wächst in den Neunzigern in einem Kinderheim in der Ukraine auf. Ihre beste und einzige Freundin wird nach Deutschland adoptiert. Von da an fasst Samira den Entschluss ebenfalls nach Deutschland zu gehen. Am Tag ihrer Einschulung verlässt sie das Heim und macht sich auf den Weg zum Bahnhof, um nach Deutschland zu kommen. Doch auf dem Weg wird sie von Rocky abgefangen. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause. Dort hat er schon ein paar Kinder/Jugendliche, die er zu Dieben ausgebildet hat. Wird Samira aus den Bettlerkreisen wieder rauskommen und den Weg nach Deutschland finden?

Dieser Roman zeigt auf, wie es dem kleinen Heimkind Samira auf der ukrainischen Straße ergeht. Im Kinderheim erleidet Samira Grauenhaftes. Vor allem durch das Verhalten ihrer Erzieherin Elena Wladimirowna. Doch diese Phase wird noch ihre angenehmste sein und vor allem wird sie Samira auf die Welt vorbereiten. Sie lernt im Heim, dass man sich anzupassen hat, um überleben zu können. Bei Rocky angekommen wird sie zum Bettlerkind und zur Diebin. Allerdings erlebt sie auch zum ersten Mal so etwas wie Zuneigung kennen. Auch wenn diese Zuneigung nur Mittel zum Zweck ist. Sie drückt es so aus: sie war noch nie jemanden so wichtig, dass er ihr etwas beibringen wollte. In dieser Phase lernt sie auch einige Menschen kennen, die ihr weiteres Leben prägen werden. Auch diese Phase wird nicht ihre schlechteste sein. Es zeigt sich schnell, dass es immer auch schlimmer geht. Als Samira dreizehn ist heißt es im Buch: „Im Sommer hatte ich jeden Tag zwei bis drei Kunden.“. Für Samira ist Deutschland das Paradies. Sie träumt auch Jahre nachdem ihre Heimfreundin sie verlassen hat noch von einem Wiedersehen mit ihr. Sie bewahrt sogar einen Brief von ihr zehn Jahre lang auf. Dieser ist für Samira sozusagen ihr Anker, ihr Licht am Ende des Tunnels und lässt sie ihre Schreckenserlebnisse überleben. Doch auch Deutschland hat seine Schattenseiten.
Samira ist am Ende des Buches erst fünfzehn. Sie wirkt allerdings viel reifer und erwachsener. Das merkt man auch an ihrer Wortwahl und Sprache. Diese wirkt in diesem Roman etwas zu erwachsen. Ansonsten ist die Sprache sehr direkt, klar und nüchtern. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und man saugt das Buch in sich auf. Es wird schonungslos und direkt erzählt, was Samira passiert. Das hat mir sehr gefallen. Die Autorin schreibt, wie es ist und verschönert nichts – sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Es gibt viele Szenen die sehr detailliert beschrieben werden. Zum Beispiel eine Abtreibung. Durch diesen Schreibstil gibt es beim Lesen immer wieder Stellen, an denen man halten muss und das Gelesene zunächst verarbeiten muss. Sehr gut fand ich, dass es aus Samira Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben wurde, so wirkte alles noch authentischer.

Dieser Roman war wirklich sehr schonungslos und ergreifend. Er hat mir sehr gut gefallen und mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Darum vergebe ich volle fünf von fünf Sternen.