Intensiver Roman
Mit nur 128 Seiten ist "Der ehrliche Finder" von Lize Spit zwar ein wirklich dünnes Büchlein, aber es steckt so viel in diesen wenigen Seiten!
Es geht in der Geschichte um Jimmy und seine Freundschaft ...
Mit nur 128 Seiten ist "Der ehrliche Finder" von Lize Spit zwar ein wirklich dünnes Büchlein, aber es steckt so viel in diesen wenigen Seiten!
Es geht in der Geschichte um Jimmy und seine Freundschaft zu Tristan. Jimmy ist ein Außenseiter, ein liebenswerter Nerd, der sich dem Sammeln von Flippo-Kärtchen mit voller Hingabe widmet und mit Tristan, einem aus dem Kosovo geflohenen Jungen, seinen ersten richtigen Freund gefunden hat. Als Tristan und seiner Familie die Abschiebung droht, schmieden er und seine Schwester einen gefährlichen Plan um dies zu verhindern. Für diesen Plan benötigen sie Jimmys Hilfe.
Dieses Buch fängt sehr unscheinbar an, indem die Leser:innen zunächst über Jimmys Sammelleidenschaft und seine Freundschaft zu Tristan lesen. Mir ist Jimmy hier schon sehr ans Herz gewachsen mit seiner speziellen Art und seinen alltäglichen Herausforderungen. Was als "schöne Freundschaftsgeschichte" anmutet, entwickelt sich immer mehr zu einem gesellschaftskritischen Roman über das Thema Flucht/Abschiebung. Als Leser:innen sehen wir die Perspektive der Kinder, die in großer Angst darum leben, ihre neue Heimat verlassen zu müssen.
Ich bewundere Lize Spit dafür, wie sie es in so wenigen Seiten schafft sowohl einen intensiven Spannungsbogen zu erzeugen und gleichzeitig die Ängste und Sorgen der Kinder zu vermitteln. Ich habe während der ganzen Lektüre sehr mit den Protagonist:innen mitgefühlt und werde sicherlich noch lange über das Thema Abschiebung, und was dies mit den betroffenen Menschen macht, nachdenken. Der Schreibstil der Autorin liest sich ausgesprochen flüssig und lässt einen sehr nah an die Geschichte heran. Außerdem ist es Lize Spit gelungen, die Geschichte sehr glaubhaft aus einer kindlichen Perspektive zu erzählen und die Gedankenwelt sowie die Gefühle von Jimmy als Haupterzähler wiederzugeben.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich das offene Ende bewerten möchte. Grundsätzlich bin ich kein Fan von offenen Enden und natürlich hätte ich die Geschichte gerne mit einem deutlichen Abschluss gelesen. Gleichzeitig sorgt Lize Spit mit einer Geschichte, die am höchsten Spannungspunkt endet, dafür, dass mich der Roman nach dem Lesen noch stark beschäftigt.
Fazit: Ein unfassbar starker, gesellschaftskritischer Roman!