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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2017

Leseempfehlung!

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Hauptkommissar Henri Frei und seine Kollegin Louisa Albers haben es mit einem schwierigen und emotionalen Fall zu tun. Die 14jährige Jacqueline ist spurlos verschwunden. Sie hat eine Freundin besucht und ...

Hauptkommissar Henri Frei und seine Kollegin Louisa Albers haben es mit einem schwierigen und emotionalen Fall zu tun. Die 14jährige Jacqueline ist spurlos verschwunden. Sie hat eine Freundin besucht und sich danach auf den Weg nach Hause gemacht. Die alleinerziehende Mutter dreier Kinder entdeckt ihr Verschwinden erst am nächsten Morgen.

Das Verschwinden von der 14jährigen Jacqueline ist der erste Fall von Frei und Albers. Ich hoffe weitere werden folgen, denn die Story hat mir ausserordentlich gut gefallen. Sie hat alles was einen guten Thriller ausmacht. Spannung, toll gezeichnete Figuren und ein paar Leichen und Opfer.
In wechselnden Perspektiven entführt uns Martin Krist in eine komplexe und abwechslungsreiche Story. Er zeigt den Alltag der Ermittler, die auch private Sorgen haben, und dadurch sehr menschlich und authentisch sind. Luisa Albers, die unter Schlafmangel leidet, weil sie zu Hause ein Baby hat, das nicht durchschläft. Und Henri Frei, dessen Sohn unter dem Asperger Syndrom leidet. Da ich aus beruflichen Gründen mit Menschen ,die unter einem einem Asperger Syndrom leiden, zu tun habe, kann ich bestätigen, wie gut und realitätsnah Freis Sohn Benni charakterisiert ist.
Sehr gut gezeichnet ist ebenfalls Jacquelines Mutter, die verzweifelt ,weil ihre minderjährige Tochter verschwunden ist. Man nimmt ihr die Rolle der überforderten, alleinerziehenden Mutter ab.
Lange laufen zwei Erzählstränge nebeneinander. Einerseits Kapitel über die Arbeit der Ermittler: das Ermittlen in einem Mordfall, der zwar in die Arbeitsweise der Ermittler einführt, jedoch gegen Schluss nicht mehr erwähnt wird. Anderseits die Szenen nach dem Verschwinden von Jacqueline. Immer wieder wurden kurze "Intermezzo" eingeschoben, in denen ein Opfer im Mittelpunkt steht.
Da ich schon mehrere Bücher von Martin Krist gelesen habe, wusste ich, dass mir sein Schreibstil zusagt. "Böses Kind" ist wie gewohnt mitreissend und flüssig zu lesen. Der Spannungsbogen ist von Beginn bis ganz am Schluss unverändert hoch und ich habe das Buch dadurch regelrecht verschlungen. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung ab !

Veröffentlicht am 11.11.2017

Der Mörder? Ein Stier...oder doch nicht ?

Himmel, Hölle, Mensch
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Am Schweizer Nationalfeiertag, am ersten August, wird eine Leiche im Wauwilermoos gefunden. Der Mann wurde von "Sparracus" , dem Stier, zu Tode getrampelt. Barbara Amato und Cem Cengiz von der Luzerner ...

Am Schweizer Nationalfeiertag, am ersten August, wird eine Leiche im Wauwilermoos gefunden. Der Mann wurde von "Sparracus" , dem Stier, zu Tode getrampelt. Barbara Amato und Cem Cengiz von der Luzerner Kriminalpolizei leiten die Ermittlungen und diese führen sie in ein Tatoostudio, denn das Opfer war tätowiert. Bald stellt sich heraus, dass das Opfer aus China stammt und Kontakt zu den mafiaähnlichen Triaden hatte.

Dies ist der zweite Fall rund um das Ermittlerduo Cengiz /Amato. In Sachen Spannung steht dieses Buch seinen Brüdern "Liebe , Sünde ,Tod (Fall 1) und "Luzerner Totentanz (Fall 4), die ich schon gelesen habe, in nichts nach.
Was mich hier in diesem Buch fasziniert hat, ist der Gegensatz der Schauplätze. Hier ist man in einem Kapitel in einer Bauernküche und wenige Seite später im Tatoostudio. Dafür drückt der Lokalkolorit etwas weniger durch als beispielsweise in Band 4…doch man kann ja nicht alles haben :)
Die Story beginnt nicht krimimässig, sondern als Liebesgeschichte …ich empfand dies als wohltuend anders, denn oft beginnen Krimis mit Mord und Totschlag. Auch ist dieser Krimi nicht einer der besonders blutigen Sorte und ich denke dadurch könnte er vor allem Leser, die genau deswegen nicht oft Krimis lesen, ansprechen.
Die Geschichte spielt in der Schweiz, in und um Luzern. Die Sprache ist authentisch und immer wieder mit Schweizer Ausdrücken gewürzt. Beigefügt ist ein Glossar um die Ausdrücke auch für Leser ausserhalb der Schweiz verständlich zu machen.
Mir gefällt der Schreibstil der Autorin sehr, sie versteht es durchgehend die Spannung der Story zu halten. Auch ihre Art, schnurgerade bei der Geschichte zu bleiben ohne unnötig abzuschweifen ,gefällt mir. Auch hier in diesem Buch hat die Autorin es wieder geschafft, die für mich genau richtige Mischung von Ermittlungen und Privatem der Ermittler zu erwischen. Ein guter Einblick bekommt man in das Schweizer Landleben…der Beruf des Besamers zum Beispiel war für mich als Landkind zwar nichts Neues, doch hier für einen Lacher gut.
Von Cem Cengiz bin ich schon zwei Bücher lang ein Fan. Überraschend für mich ist, dass er mich als Figur mit seinem Hin und her im Liebesleben nicht nervt. Ich denke der Grund ist, weil er so charmant charakterisiert wurde. Staatsanwältin Eva Roos zeigt in diesem Band mal eine verletzliche Seite, man blickt hinter ihre Fassade und gerade Geständnisse aus der Kind und Jugendzeit haben sie weicher erscheinen lassen als in den anderen Büchern.
Sehr gut gefällt mir, dass Gesagtes und Reaktionen der Figuren nachvollziehbar und passend ist,die Ermittlungen sind schlüssig und reflektiert…Kommissar Zufall findet man in diesem Buch nicht.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Ein Herzensbuch!

Ein Baum wächst in Brooklyn
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Francie Nolan ist 11 Jahre alt und wächst in Brooklyn, New York, als Kind einer armen Familie auf. Die Jahre ,vor dem ersten Weltkrieg, sind geprägt von Hunger und Armut. Ihre Mutter, Kate, arbeitet als ...

Francie Nolan ist 11 Jahre alt und wächst in Brooklyn, New York, als Kind einer armen Familie auf. Die Jahre ,vor dem ersten Weltkrieg, sind geprägt von Hunger und Armut. Ihre Mutter, Kate, arbeitet als Hausmeisterin für einen Hungerlohn.Vater Johnie ist ein Säufer und arbeitet mal mehr, mal weniger als singender Kellner. Francie und ihr Bruder Neeley, sind es von klein auf gewohnt mit wenig auszukommen. Neeley flüchtet auf die Strasse zu seiner Bande. Und die kleine Francie liest pro Tag ein Buch und flüchtet so in eine Welt der Fantasie, der Farben und des Glückes.

Betty Smith hat dieses Buch 1943 geschrieben und erhält 1944 den Pulitzerpreis für "Ein Baum wächst in Brooklyn".
Mit ausdrucksstarken Worten beschreibt sie den Alltag einer armen Familie in New York.
Die Geschichte um die Familie Nolan spielt um 1910 und ist durch und durch authentisch. Hunger, Mobbing,angewiesen auf die Wohlfahrt und den Almosen anderer Leute,schlägt sich die Familie mehr schlecht als recht durch. Die Autorin skizziert ein Leben, das voller Entbehrungen ist. Sie zeigt auch, wie Literatur und Bücher als Zuflucht dienen können, um dem realen Leben eine Weile zu entliehen. Hier habe ich wieder gefunden was ich beim Lesen empfinde. Das Eintauchen in andere Welten während man Bücher liest.Francie wurde von ihrer Mutter von klein auf an Bücher heran geführt…diese wollte, dass ihre Kinder ein besseres Leben haben und hat erkannt, dass Literatur den Weg dahin ebnen kann.
Die Schulbildung, Religion und der Einfallsreichtum, aus wenig, nahrhafte Mehlzeiten zuzubereiten werden thematisiert und sind treffend für die damalige Zeit beschrieben.
Mich hat dieses Buch begeistert, denn immer wieder hat die Autorin mit leisen Zwischentönen auf eine Ungerechtigkeit der damaligen und heutigen Gesellschaft hingewiesen. Ein Kind, das in Armut aufwächst, hat einen viel steinigeren Weg in eine erfüllte Zukunft als ein Kind aus reichem Elternhaus. Und doch kann es den Sprung schaffen…doch dazu braucht es viel Geduld, einen grossen Willen und ein Quentchen Glück.
Die Figuren sind hervorragend charakterisiert und gerade Francie habe ich sehr gemocht. Sie ist anders als andere Kinder, ungeheuer liebenswert und sehr intelligent. Ihr Faible für Bücher war mir sehr sympathisch! Gerne machte ich hier ein Zitat von Seite 211 einfügen:
"Nie wieder würde Francie einsam sein, nie wieder würden ihr vertraute Freundinnen fehlen.Die Bücher wurden ihre Freundinnen,und für jede Stimmung gab es eines."
Nach der Lektüre verstehe ich sehr gut, warum "Ein Baum wächst in Brooklyn " seit 70 Jahren Leser bezaubert und begeistert. Mich hat die Story um Francie und ihre Familie berührt !
Dieses Buch hat sich für mich auch als ein Herzensbuch herausgestellt und ich kann es interessierten Lesern wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Herausragender Krimi

Liebe, Sünde, Tod
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Cem Cengiz, ein Schweizer mit türkischen Wurzeln, arbeitet seit drei Wochen im Team der Luzerner Polizeizentrale. Sehnsüchtig wartet er darauf, dass die Arbeit richtig beginnt ,auf den ersten Mordfall. ...

Cem Cengiz, ein Schweizer mit türkischen Wurzeln, arbeitet seit drei Wochen im Team der Luzerner Polizeizentrale. Sehnsüchtig wartet er darauf, dass die Arbeit richtig beginnt ,auf den ersten Mordfall. Endlich ist es so weit, eine junge Frau wird in Zürich erstochen aufgefunden. Cem lässt sich als verdeckter Ermittler in eine Firma für Transporte einschleusen.Dies, weil die Ermittlungen in die Richtung gehen, dass jemand aus dieser Firma etwas mit dem Mord zu tun haben könnte.
Cems neue Arbeitskollegin, die LKW Fahrerin Lana gerät in Verdacht etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Cem ist jedoch von ihrer Unschuld überzeugt.

Dies ist mein zweites Buch von der Autorin Monika Mansour ,das von dem türkisch-schweizerischen Ermittler, Cem Cengiz, handelt. Ich habe einen späteren Band schon gelesen und nun mit "Liebe, Sünde, Tod " den ersten Band nachgeholt. Wobei die Bücher in sich abgeschlossen sind und unabhängig voneinander gelesen werden können.
Hier ist Cem noch jung und ganz am Anfang seiner Polizeikarriere. Und genau das spürt man, denn ich empfand Cem im späteren Band als reifer , sicherer und gefestigter. So plaudert er hier zum Beispiel bei seinen Verwandten Interna zum Fall aus, etwas was eigentlich nicht sein dürfte.
Dadurch wirkt die Figur jedoch auch sehr authentisch. Ich denke, jeder Polizist hat zu Beginn seiner Arbeit damit zu kämpfen, im Privatleben kein Ventil für die aufgestauten Ängste, Bedenken und Zweifel haben zu dürfen.
Der Lokalkolorit ist hervorragend. Mitten im Herzchen der Schweiz, im schönen Luzern, ermittelt Cem und das Team. Ich habe sehr Vieles wieder erkannt und man spürt, dass hier eine Schweizer Autorin einen Schweizer Krimi geschrieben hat. Nicht nur an den beschriebenen Orten, sondern auch am Schreibstil.
Cem verkehrt als Türke natürlich auch in türkischen Restaurants. Gerade die Atmosphäre im Lokal "Arkadas", das seine Cousine führt, ist gut getroffen.
Die Geschichte ist sehr spannend, sie enthält auch eine grosse Überraschung Punkto Identität einer Protagonistin. Zudem ist die Handlung schlüssig und durchdacht.
Ich mag, wenn eine Geschichte bis zum Schluss die Spannung hält…hier ist das der Fall, denn wenige Seiten vor Schluss habe ich noch immer gerätselt, wer denn nun genau der Täter ist !

Veröffentlicht am 19.10.2017

Hat mich berührt!

Ein Winter voller Wunder
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Bea ist erst 53 Jahre alt, als ihr Mann Peter stirbt. Mit ihrem Sohn Wyatt und seiner Familie hat sie nur sporadisch Kontakt, ihr Leben spielt sich in und um ihr Café ab. Durch einen Brief beginnt sie, ...

Bea ist erst 53 Jahre alt, als ihr Mann Peter stirbt. Mit ihrem Sohn Wyatt und seiner Familie hat sie nur sporadisch Kontakt, ihr Leben spielt sich in und um ihr Café ab. Durch einen Brief beginnt sie, mit der Cafébesitzerin Alex aus Edinburgh zu mailen und fühlt sehr schnell eine freundschaftliche Verbindung zu ihr. Als ihre dreizehnjährige Enkeltochter Flora Probleme in der Schule und mit ihren Eltern hat, bietet Bea ihr in der Vorweihnachtszeit eine Reise nach Schottland an. Die beiden machen sich mit der Einwilligung von Floras Eltern auf den Weg, der auch eine Reise in die Vergangenheit wird.

Auf der zweiten Seite fällt das Wort "Sterben" und ich habe schon da geahnt, dass dies nicht unbedingt nur ein locker und heiteres Buch wird. Sehr schnell empfand ich auch tiefes Mitleid mit Bea, denn man ist als Leser haunah dabei, als sie ihren Mann Peter beim Sterben begleitet. Dies ist so eindrucksvoll beschrieben, dass unwillkürlich bei mir "was wäre wenn" Gedanken aufgetaucht sind. Wie auch oft in der Realität kommt mit dem Tod des Partners die Einsamkeit, so auch bei Bea.
Dann macht die Geschichte einen Sprung und geht 1 Jahr danach weiter. Auch hier kann man sehr gut nachvollziehen, wie Bea unter dem Verlust ihres Mannes und der fehlenden Aufmerksamkeit von Sohn Wyatt leidet. Gerade die Figur "Bea" empfand ich als grandios charakterisiert. Mit dieser Figur hat die Autorin wirklich etwas durch und durch Authentisches geschaffen. Man fühlt mit Bea mit, man leidet und freut sich mit ihr. Hier hat die Autorin ab und zu geschickt kursiv geschriebene Gedanken von Bea eingebaut. So sieht man als Leser Bea beim Denken zu. Etwas, was einem die Figur noch näher bringt . So hat mich das Leben von Bea von der ersten Seite an nicht mehr los gelassen und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen.
Doch auch Enkeltochter Flora hat mir gefallen. Hier merkt man, dass Flora 13 Jahre alt ist. Sie ist weder altklug, wie Jugendliche in Bücher manchmal Tendenz zeigen, noch zu kindisch beschrieben. Flora fragt nach, wenn sie was nicht versteht und ist auch mal zickig. Ein zentrales Thema in diesem Buch ist das Verhältnis zwischen Grossmutter Bea und Enkeltochter Flora. Man spürt, wie sie sich besser kennen lernen , voneinander lernen und ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen. Ich empfand das als sehr berührend und wünsche mir jeder Enkeltochter eine Oma wie Bea. Und jeder Oma einen Sonnenschein wie Flora! Dies gerade, wenn man mit einem Vater oder Sohn wie Wyatt gesegnet ist. Beas Sohn war mir zutiefst unsympathisch. Er parkt seine aufmüpfige Tochter bei der Grossmutter, mit der er selbst nur an Weihnachten und Geburtstagen Kontakt hat. Dies ist für mich nicht gerade die feine Art. Die Autorin hat sich jedoch plötzlich entschieden, Wyatt etwas weicher zu zeichnen. Für mich nicht unbedingt sympathischer, denn so kommt er als nicht wirklich ausgereift rüber.
Wie das Cover verrät, spielt sich die Story in der Vorweihnachtszeit ab. Ich habe den Eindruck, das Bild ist zu spezifisch gewählt. Denn gerade so ein weihnachtlich anmutendes Bild könnte Leser in den restlichen 10 Monaten des Jahres davon abhalten, zu dem Buch zu greifen. Da das Thema Weihnachten nur dezent eingesetzt wurde, empfinde ich das als schade.
Der Schreibstil ist detailliert und auf den Punkt gebracht. Gestaunt habe ich, als die Autorin auf fast eineinhalb Seiten die Wohnung von Bea so beschrieben hat, dass ich sie erstens bildlich vor mir gesehen habe. Und zweitens, dass dies weder langweilig noch langatmig war !
Absolut unvorhersehbar weiss man als Leser nicht wie sich die Geschichte entwickeln wird. Die Autorin hat mich durch einige Wendungen völlig überrascht und das ist genau, das was für mich ein gutes Buch ausmacht.
Ich kann eine Leseempfehlung aussprechen, denn dieses Buch hat mich berührt und begeistert!