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Veröffentlicht am 18.06.2024

Mitreißender Thriller

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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Das zweite Buch der Ishikli-Caner-Serie hat es in sich. Auch wenn ich das Vorgängerbuch „Der 8. Kreis“ (noch) nicht kenne, so war ich auch ohne Vorkenntnisse bald mittendrin im Geschehen.

Hauptkommissar ...

Das zweite Buch der Ishikli-Caner-Serie hat es in sich. Auch wenn ich das Vorgängerbuch „Der 8. Kreis“ (noch) nicht kenne, so war ich auch ohne Vorkenntnisse bald mittendrin im Geschehen.

Hauptkommissar Thierry Meissner, Leiter der Abteilung für Terrorabwehr des MAD, wird mit einer übel zugerichteten weiblichen Leiche konfrontiert. Der Auffindeort, eine verlassene Autowerkstatt in einem Pariser Hinterhof, ist komplett schallschutzisoliert und auch die Inneneinrichtung hat so gar nichts mit der ehemaligen Werkstatt zu tun. Und da ist ein Mädchen, das nicht spricht. Außer einem Foto, das es bei sich trägt, deutet nichts auf dessen Identität hin. Bald steht fest, dass das Kind durch seine bloße Existenz und seine besonderen Fähigkeiten eine zentrale Rolle in einem hochkriminellen, tödlichen Spiel innehat.

Im Rahmen illegaler Medikamentenstudien eines erfolgreichen Pharmakonzerns werden deren Machenschaften zunehmend sichtbar. „Ware … sichergestellt“ heißt es lapidar, der monetäre Erfolg steht über jedweder Ethik, ein Menschenleben bedeutet nichts.

Das Buch beginnt rasant und hält sein Tempo bis zum Schluss. Da ich, wie schon erwähnt, den „…8. Kreis“ nicht kenne, waren es zunächst die Figuren, die ich zuordnen musste. Neben Meissner und seiner Kollegin Yvonne Cassél ist es Ishikli Caner, die bis vor Kurzem als Auftragskillerin der türkischen Mafia unterwegs war und nun als Agentin des deutschen MAD nicht minder gefordert ist.

Die Ermittler dürfen beileibe nicht zimperlich sein, ihre Gegner sind in allen Gesellschaftsschichten zu finden. Und sie sind hart im Nehmen, können sich dank ihrer herausragenden Ausbildung jedoch ganz gut zur Wehr setzen. Neben den illegalen Medikamentenstudien gilt es, einen bestens organisierten Menschenhandel aufzudecken. Dass dabei angesehene, jedoch äußerst korrupte Persönlichkeiten mitmischen, dürfte jedem klar sein.

Actionreiche Szenen wechseln sich ab mit Tiefgründigem. Dabei geht es hart zur Sache, mitunter wird (muss) die Legalität zugunsten des anvisierten Zieles etwas legerer ausgelegt werden. Philipp Gravenbach verliert jedoch nie den roten Faden, seine Figuren haben Biss, sie sind charakterstark und unverwechselbar. Jede einzelne verdient das Prädikat „brillant“. Gravenbach hat mit seinem zweiten Buch um Ishikli Caner einen fesselnden, mitreißenden Thriller vorgelegt, der am Stück konsumiert werden muss.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Mikroplastik – eine Bedrohung ungeahnten Ausmaßes

Partikel
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Wer kennt sie nicht, die Bilder von den Stränden mit angeschwemmtem Müll, unsere Ozeane versinken regelrecht in Plastikabfällen. Wir sind mittendrin in einer ökologischen Katastrophe. Die Meerestiere nehmen ...

Wer kennt sie nicht, die Bilder von den Stränden mit angeschwemmtem Müll, unsere Ozeane versinken regelrecht in Plastikabfällen. Wir sind mittendrin in einer ökologischen Katastrophe. Die Meerestiere nehmen die Mikroplastikpartikel mit der Nahrung auf, wir wiederum haben nicht nur einen gesunden Fisch auf dem Teller, auch die winzigen Plastikteilchen essen wir mit, die so in unseren Organismus gelangen.

Wolf Harlander hat sich mit dieser Bedrohung ungeahnten Ausmaßes auseinandergesetzt, „Partikel“ zeigt dies aus mehreren Blickwinkeln. Sehr anschaulich, sehr nachdenklich machend.

Alles beginnt ganz fröhlich mit einer Hochzeitsfeier auf Sylt, das Ende jedoch kommt abrupt - für mehrere Personen endet es im Krankenhaus, zwei schweben in Lebensgefahr, einer überlebt das Hochzeitsessen nicht. Grund genug, um den Wirt und die Zulieferer zu verklagen.

Nahe der Straße von Gibraltar ist ein Frachtschiff mit dubioser Ladung untergegangen, neben den örtlichen Behörden schaltet sich auch der BND ein.

Melissa ist Journalistin und als solche berichtet sie über Cyaclean, eine Firma, die das globale Plastikproblem mit innovativen Ansätzen lösen will. Bei Melissas zweijähriger Nichte ist ein bösartiger Tumor in ihrer Leber festgestellt worden, mit ausgelöst durch das Mikroplastik in ihrem Blut. Eine bei uns nicht zugelassene, extrem teure, neuartige Behandlungsmethode in den USA ist der einzige Strohhalm, an den sie sich klammern.

Die Handlungsstränge werden abwechselnd weitererzählt, jeder einzelne zeigt die Problematik um das aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkende Plastik nur allzu deutlich auf. „…sie feierten ihre Entdeckung voller Euphorie und gaben ihr einen Namen: Kunststoff. Eine neue Ära war geboren. Das Plastikzeitalter… Ein Segen für die Zivilisation, oder?“ eher ein Fluch? Kunststoffpartikel finden sich überall. „Ist unser ganzer Planet längst unsichtbar verseucht?“

Dieser Ökothriller steht Harlanders vorangegangenen Büchern in nichts nach. Anhand der einzelnen Erzählstränge verdeutlicht er das von ihm bestens recherchierte, hochbrisante Thema, das er geschickt und gut lesbar in Zwischenmenschliches verpackt, die hierfür geschaffenen Charaktere sind perfekt auf die jeweilige Handlung abgestimmt wie etwa die kleine Zoe mit ihrem Vater und ihrer Tante oder auch die Insider der einflussreichen Mülllobby.

Auch wenn wir es schon lange wissen, dass wir im Plastikmüll ersticken, so machen wir doch munter weiter. Vielleicht gibt dieses Buch den Anstoß, unseren Konsum zu überdenken, sorgfältiger mit unserem Planeten umzugehen. „Partikel“ ist informativ, es ist spannend, kurzweilig und äußerst fesselnd – ein Buch, das gelesen werden will.

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Veröffentlicht am 07.06.2024

Der Mörder unter uns

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Ein Mörder, der seit Jahren tötet und doch nicht entdeckt wird, muss ein Genie sein. Dass viele Morde für immer im Verborgenen bleiben, ist bittere Realität, Chris Carter weiß dies nur zu gut. Bei ihm ...

Ein Mörder, der seit Jahren tötet und doch nicht entdeckt wird, muss ein Genie sein. Dass viele Morde für immer im Verborgenen bleiben, ist bittere Realität, Chris Carter weiß dies nur zu gut. Bei ihm greife ich blind zu, er hat mich noch nie enttäuscht. „Der Totenarzt“ ist das mittlerweile dreizehnte Buch mit dem Ermittlerduo Robert Hunter und seinem Partner Carlos Garcia. Carter weiß, wovon er schreibt, als ehemaliger Kriminalpsychologe hat er tief in menschliche Abgründe geblickt.

Der Autopsiebericht lässt zunächst auf einen Verkehrsunfall schließen, die Todesursache soll jedoch Hypothermie, also Unterkühlung sein – ziemlich ungewöhnlich für die örtlichen Verhältnisse. Zudem lassen noch etliche andere Ungereimtheiten an dem Unfall erhebliche Zweifel zu. Hunter und Carlos wird je eine Kopie der Obduktion ausgehändigt mit der Bitte, sich diese Akte genauer anzusehen. Während sie noch an diesem Fall zu knabbern haben, macht sich andernorts einer auf, sein Werk transportfähig zu machen.

Schon die ersten Seiten sind so einnehmend, dass ich nicht anders kann, als weiterzulesen, auch wenn ich bei dem, was ich lese, hart schlucken muss. Es bleibt beileibe nicht bei diesem oben erwähnten Verunfallten, dem ersten Toten folgt ein zweiter hinterher. Eine Studentin der Gerichtsmedizinerin Dr. Hove bekommt einen vermeintlichen Selbstmörder auf den Tisch, bei ihm entdeckt sie allzu Auffälliges. Die LAPD wird informiert, Hunter und Carlos stehen vor einem erneut mysteriösen Fall. Aber Hunter wäre nicht er, wenn er keinen Zusammenhang erkennen würde. Nur, was nützt ihm diese Erkenntnis? Denn lange laufen er und Carlos einem Phantom hinterher.

Das ganze Konstrukt um einen Serientäter ist komplex und dennoch gut nachvollziehbar, der äußerst intelligente Täter agiert im Verborgenen, seine Motivation ist nicht erkennbar. Hunter und Garcia bleiben dran, denn sie befürchten, dass hier ein Serientäter am Werk ist. Die Opfer, soweit bekannt, waren Einzelgänger, die keiner vermisst.

Der Thriller à la Carter hat, wie schon erwähnt, einen realen Hintergrund. Viele Morde werden nicht aufgedeckt, viele Mörder leben als brave Bürger unter uns. Das Ermittlerteam ist mir mittlerweile sehr vertraut, ich möchte noch viel von ihnen lesen, noch ganz viele Fälle mit ihnen lösen. Sie sind ein eingespieltes Team, sie können sich aufeinander verlassen, ihre Dialoge haben Biss. „Jetzt schlägt´s 13!“ ist vorbei, ich warte auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 07.06.2024

Bekker & Meislow zum Zweiten

Tote Augen weinen nicht (Thriller)
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Der zweite Fall für Charlie Bekker und Stella Meislow erschüttert nicht nur die beiden Spezialermittlerinnen, das gesamte Team ist fassungslos ob solcher Grausamkeiten. Eine Frauenleiche wird gefunden, ...

Der zweite Fall für Charlie Bekker und Stella Meislow erschüttert nicht nur die beiden Spezialermittlerinnen, das gesamte Team ist fassungslos ob solcher Grausamkeiten. Eine Frauenleiche wird gefunden, der Stich ins Herz war tödlich. Aber nicht genug damit, steckt auch noch in jedem Auge ein Nagel. Sollte diese rigoros vollzogene Tötung eine Botschaft sein? Zumindest das Messer gibt bei näherer Betrachtung Anlass zu dieser Vermutung.

Bekker & Meislow, zum Zweiten, ist in sich abgeschlossen, kann also ohne das Vorgängerbuch zu kennen gelesen werden. Charlotte, die auf Charlie hört, strahlt eine natürliche Autorität aus, Stella kann sie für ihre zuweilen burschikose Art nur bewundern. Aber auch Stella ist gut in ihrem Job, wenngleich dies ihr so einige nicht zutrauen. Ihr Vater, ein einflussreicher Politiker, lässt sie nicht aus den Augen, was für sie eher einengend denn beschützend ist.

Nun, den beiden Ermittlerinnen wird bald klar, dass es sich hier um keine Einzeltat handelt. Eine zweite Leiche wird gefunden, ein Stich ins Herz und je ein Nagel in den Augen lassen einen Serientäter vermuten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt für die Ständige Mordkommission, alle arbeiten fieberhaft und als der nächste Tote gefunden wird, werden Gemeinsamkeiten sichtbar.

Als hätten sie nicht genug zu tun, taucht ein seit einem Jahr auf der Flucht befindliche Mörder auf, der seine Unschuld beteuert, sich aber versteckt halten muss. Er wird per Haftbefehl gesucht und nimmt nun Kontakt zu Charlie auf. Sie hat seinen Fall damals bearbeitet und meint, sein Ergreifen vermasselt zu haben, als hört sie ihn an. Dieser Nebenstrang ist nicht minder interessant, auch kommt der Mörder des aktuellen Falles mehrmals zu Wort.

Gunnar Schwarz hat es auch hier wieder geschafft, mich bis zum Schluss miträtseln zu lassen. Neben seinen beiden Hauptakteurinnen Charlie und Stella, die ich direkt vor Augen sehe, sind auch die anderen Charaktere lebensnah dargeboten. Der komplexe Fall mit mehreren Leichen ist lange nicht durchschaubar, der Täter und sein Motiv trotz der losen Fäden, die sich mehr und mehr verknüpfen, erst spät sichtbar. Die Spannung ist sofort da und hält bis zur Aufklärung an, wenngleich das Ende ein wenig abrupt daherkommt.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Bertha Benz - eine faszinierende Frau

Bertha Benz und die Straße der Träume
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Carl Benz dürfte auch denen ein Begriff sein, die auch ohne Auto glücklich sind. Über ihn ist viel geschrieben worden, seine Erfindungen sind hinlänglich bekannt, noch heute profitieren wir davon.

In ...

Carl Benz dürfte auch denen ein Begriff sein, die auch ohne Auto glücklich sind. Über ihn ist viel geschrieben worden, seine Erfindungen sind hinlänglich bekannt, noch heute profitieren wir davon.

In Alexander Schwarz´ Roman „Bertha Benz und die Straße der Träume“ steht eher sie, Carls Ehefrau Bertha, im Mittelpunkt. Mit ihrem unternehmerischem Geschick und ihrem technischen Gespür war sie an Carls Seite, auch brachte sie so eines mit in die Ehe. Carl war ein begnadeter Tüftler, seine Erfindungen entwickelte er stets weiter. Er gründet seine erste Firma, holte sich Gesellschafter und war nicht nur einmal am Ende seiner finanziellen Möglichkeiten. Schließlich beschließt Bertha, mehr als ein Wörtchen mitzureden, was der neu gegründeten Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik gut getan hat. Carl war eher der Visionär, sie war pragmatisch und durchsetzungsstark, ihre Liebe überstand alle Höhen und Tiefen.

Der fiktive Roman basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Von der Idee eines selbstfahrenden Wagens bis hin zur ersten Fahrt war es ein langer, ein mühseliger Weg mit nicht ausbleibenden Rückschlägen, was Carl jedoch nicht davon abhielt, an seinem Benz Patent-Motorwagen weiter zu tüfteln, ihn zu verbessern und zu verfeinern und bei so mancher Probefahrt kam der Werkzeugkasten zum Einsatz. Irgendwann war es genug damit, ständig ums Firmengelände zu fahren, der Motorwagen musste unter die Leute. So kam es dann auch.

Mit dem Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 fuhr Bertha mit ihren beiden Buben im August 1888 von Mannheim ins 106 Kilometer entfernte Pforzheim, Carl wusste nichts davon. Sie wollte, dass dieses dreirädrige Automobil bekannt wird, es war die erste erfolgreiche Fernfahrt und sie der erste Mensch, der über eine längere Strecke ein selbstfahrendes Gefährt gelenkt hat.

Alexander Schwarz spannt den Bogen von der jungen Bertha Ringer und ihrer ersten Begegnung mit dem Ingenieur Carl Benz und den Jahren ihrer Verlobung bis hin zur Hochzeit. In drei Teilen erzählt er von den Jahren in Pforzheim, später dann von Mannheim und der dritte Teil handelt von dieser Autofahrt. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat Bertha es geschafft, ihr Ziel zu erreichen und auch wieder ins heimische Mannheim zu fahren, sie hatte einen nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg.

Die bestens recherchierte Roman-Biographie über eine fortschrittlich denkende, eine starke Frau hat mich nicht nur gut unterhalten, sie hat mir auch einen guten Einblick in die Anfänge des Automobils gewährt. Ein kurzweilig geschriebenes Buch, das sich interessant und durchweg spannend liest und das ich gerne weiterempfehle.

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