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Venatrix

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Ein gelungener hist. Roman

The Vienna Writers – Sie schrieben um ihr Leben
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Mit diesem historischen Roman begibt sich Autor J.C.Maetis auf Spurensuche nach seinen jüdischen Familienmitgliedern, die während der NS-Zeit in Wien gelebt haben. Er widmet dieses Buch der Familie seines ...

Mit diesem historischen Roman begibt sich Autor J.C.Maetis auf Spurensuche nach seinen jüdischen Familienmitgliedern, die während der NS-Zeit in Wien gelebt haben. Er widmet dieses Buch der Familie seines Vater, zu der sowohl Opfer als auch Überlebende der Shoa gehören.

Der Autor beschreibt den Überlebenskampf der Familien Kraemer und Namal, die kurz nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschlands, mit falschen Identitäten ausgestattet und durch optische Veränderungen der Gesichter in Wien das NS-Regime knapp, aber doch überleben. So wird aus Mathias Kraemer Daniel Lendt und aus Johannes Namal Andreas Sieber. Zahlreiche Freunde und Helfer unterstützen die beiden Familien, obwohl sie damit ihre eigenen Leben aufs Spiel setzen. Unter den Unterstützern ist auch Josef Weber, ein Polizist, der mit einer Bardame liiert ist. Weber ist gewitzt und nagelt, um der Gestapo eins auszuwischen, sogar eigenhändig ein Kreuz an die Wohnungstüre einer jüdischen Familie.

Das Leben wäre um einiges leichter, wenn es sich der fanatische SS-Mann Heinrich Schnabel nicht in den Kopf gesetzt hätte, die Familien inklusive Josef Weber und seiner Freundin deportieren zu lassen. Langsam aber sicher, zieht sich die Schlinge um die beiden Familien zu, denn Schnabel lässt nicht locker. Er erpresst den Verleger Julian, der ihm Johannes Namen verrät. Aus welchem perfiden Grund Schnabel nun Johannes unter seinem falschen Namen Andreas Sieber als Dissident nach Sobibor schickt, ist nicht ganz klar.

Ist nun Johannes‘ Schicksal besiegelt? Und welche Rolle spielt der Lagerkommandant Meisel, der vor einiger Zeit einen dilettantisch verfassten Roman an Julian gesendet hat?

Meine Meinung:

Dieser historische Roman zeigt, dass es doch, wenn auch nur wenige Menschen gegeben hat, die Juden geholfen haben, in dem sie ihnen Unterschlupf gewährt oder ihnen ein paar Lebensmittel zugesteckt haben.

Dabei verwebt der Autor Fakten und Fiktion zu einem spannenden Katz-und-Maus-Spiel, das nicht immer zu Gunsten der Katze ausgeht. Wir begegnen historischen Persönlichkeiten wie Sigmund Freud, dem es nur mit Unterstützung aus dem Ausland gelingt, Wien zu verlassen. Seine betagten Schwestern werden im KZ ermordet.

Der Roman ist in zwei Handlungsstränge geteilt. Der eine spielt in Wien und der andere im KZ Sobibor. Beide sind sehr gut recherchiert und gekonnt erzählt.

Aufgefallen ist mir allerdings, dass auch Schnabel von Österreich spricht, das aber seit dem Anschluss 1938 zu existieren aufgehört hat und nunmehr als „Ostmark“ Teil von Nazi-Deutschland ist. Auch die Namensänderung von Mathias in Daniel halte ich für riskant, ist doch Daniel ein eher ungewöhnlicher Name zu dieser Zeit. Möglicherweise ist das den eingeschränkten Möglichkeiten des Fälschernetzwerks geschuldet. Für ziemlich unglaubwürdig halte ich die angedeuteten kosmetischen Operationen.

Die Geschichte wird abwechselnd von Mathias und Johannes erzählt. Zwischendurch kommt auch die Beobachterperspektive zum Einsatz. Das ermöglicht die Leser verschiedene Blickwinkel einzunehmen.

Sehr gut hat mir gefallen, dass jedes Kapitel mit einen Zitat Sigmund Freuds oder - sehr beklemmend - mit einem Auszug aus der aktuellen Gesetzen beginnt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden historischen Roman 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.06.2024

Japans Geschichte im Schnelldurchlauf

Geschichte Japans
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Ich bin ja ein großer Fan der Reihe Wissen aus dem C.H. Beck-Verlag, die auf knapp 130 Seiten Kenntnisse zu unterschiedlichen Themen vermittelt. Hoch erfreut habe ich die folgende Inhaltsangabe gelesen: ...

Ich bin ja ein großer Fan der Reihe Wissen aus dem C.H. Beck-Verlag, die auf knapp 130 Seiten Kenntnisse zu unterschiedlichen Themen vermittelt. Hoch erfreut habe ich die folgende Inhaltsangabe gelesen:

„Japanische Populärkultur in Gestalt von Manga, Anime, J-Pop, Fernsehserien und Computerspielen erfreut sich in der westlichen Welt großer Beliebtheit, und japanische Marken sind in der globalen Konsumkultur fest etabliert. Der vorliegende Band sucht das heutige Japan historisch zu erhellen. Nach einem knappen Durchgang durch die vormoderne Geschichte wird der Neuzeit deutlich mehr Platz eingeräumt, weil sie für die Erklärung der gesellschaftlichen und kulturellen Gegenwart Japans ungleich wichtiger ist. Eine kurze Einführung in die geografischen und klimatischen Grundlagen der japanischen Geschichte bildet den Auftakt des Bandes.“

Daher bin ich doch recht erstaunt, dass weder die geografischen noch die klimatischen Grundlagen, wenn man vom Abholzen der dichten Wälder absieht, beschrieben werden. Auch die angesprochene „Japanische Populärkultur“ suche ich vergeblich. Für mein Gefühl ist der „knappe Durchgang durch die vormoderne Geschichte“ doch ein wenig länger geraten. Hat man hier einen Klappentext für ein anderes Buch konzipiert?

Also, bitte nicht falsch verstehen, aber eine solche Inhaltsangabe weckt doch eine bestimmte Erwartungshaltung, die dann doch in eine leichte Enttäuschung abgeglitten ist, zumal ich glaube, ein Buch mit dem selben Titel bereits 2014 (?) gelesen zu habe.

Nun, ich will ja nicht nur meckern, denn mit Erstaunen habe ich gelesen, dass zwischen 592 und 770 mehrere KÖNIGINNEN und fünf KAISERINNEN regierten. Das war mir neu!

Mit dem neuen Tenno Kanmu (737-806), der alles daran setzte die Macht der Frauen zu brechen und sie auf das ihnen zugedachte Maß zurechtzustutzen, ist der Traum vom Regieren für die nächsten 1.000 (plus ein paar) Jahre einmal ausgeträumt. Das scheint sich bis heute nicht geändert zu haben, denn obwohl Gleichberechtigung der Frauen im Gesetz steht, sieht es damit ziemlich schlecht aus. Aber, wir wissen ja, Papier ist mehr als geduldig. Ob die Frauen das auch sind?

Grundsätzlich ist das Buch für alle jene, die einen kurzen Abriss der Historie Japans bekommen wollen, gut geeignet. Der Autor spannt den Bogen von der Steinzeit bis hin zur Gegenwart. Allerdings, das merkt auch Hans Martin Krämer an, ist die Einteilung der Epochen Japans nicht unbedingt mit denen Europas zu vergleichen.

Um sich in Japan zurechtzufinden, sind zwei Karten abgebildet. Der Schreibstil ist gut zu lesen. Die japanischen Namen und Bezeichnungen bedürfen allerdings ein genaues Hinsehen.

Fazit:

Das Buch eignet sich gut für alle jene, die einen kurzen Abriss der Historie Japans bekommen wollen. Die Inhaltsangabe hat mich etwas anders erwarten lassen, daher ziehe ich einen Stern ab (4 Sterne).

Veröffentlicht am 09.06.2024

Nicht der allerbeste Dupin-Krimi

Bretonische Sehnsucht
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In seinem nunmehr 13. Fall bekommt es Kommissar Georges Dupin mit mehreren toten Männern und uralten bretonischen Riten auf der Insel d’Ouessant zu tun. Blöderweise muss er ohne die bewährte Hilfe von ...

In seinem nunmehr 13. Fall bekommt es Kommissar Georges Dupin mit mehreren toten Männern und uralten bretonischen Riten auf der Insel d’Ouessant zu tun. Blöderweise muss er ohne die bewährte Hilfe von Nolwenn auskommen, die aktuell an einer Atlantiküberquerung teilnimmt. Immerhin, starker Kaffee wird ihm auf der mystischen Insel gekocht und Kollege Riwal weiß viel über die Insel und ihre historischen Wurzeln zu berichten.

Zunächst wird Dupin nur wegen eines Toten auf die Insel gerufen. Der glücklose Musiker Lionel wird tot an die Küste gespült, ertrunken ohne Spuren auf Fremdeinwirkung. Im Haus des Toten machen die Polizisten dann eine eigenartige Entdeckung: auf dem Kopfkissen finden sie ein aus Wachs gefertigtes Kreuz, hinter dem, wie man Dupin erzählt eine Jahrhunderte alte Tradition der Insulaner steckt: Es soll als Symbol für alle jene gelten, die auf See verschollen sind. Allerdings ist das Gedenkritual seit 1962 nicht mehr angewendet worden.

Dupin ist überzeugt, dass das Wachskreuz ein Hinweis auf oder vom Mörder ist. Sybill, eine uralte, weise Frau warnt Dupin mehrmals vor allerlei Gefahren wie Dämonen, Nixen und Sirenen, vor denen es auf und rund um die Insel nur so wimmeln soll. Obwohl Georges Dupin ein rational und analytisch denkender Mensch ist, hat er in seinen Jahren in der Bretagne dazugelernt und nimmt die Warnungen nicht ganz auf die leichte Schulter. Allerdings, die eindringliche und mehrfache ausgesprochene Warnung „sich ja nicht zu verlieben“ findet er ein bisschen seltsam, denn er ist bei Claire, in festen Händen.

Dann folgen kurz nacheinander zwei ganz ähnliche Todesfälle, wieder Männer, wieder ertrunken, das ominöse Kreuz auf dem Kopfpolster und wieder ist Sybill ganz in der Nähe. Hat die alte Frau etwas mit den Toten zu tun? Zu den anderen Verdächtige gehören fünf Musikerinnen, die sich die „Sirenen“ nennen und einige Geheimnisse miteinander haben. Besonders Rayanne, die erst vor Kurzem von Irland wieder auf ihre Heimatinsel gezogen ist, erweckt Dupins Misstrauen.

Meine Meinung:

Die Geschichte der Île d’Ouessant mit ihren keltischen Wurzeln hat mein Interesse geweckt. Trotzdem hat mir dieser Krimi nicht ganz so gut gefallen.

Ich bin ein seit Beginn der Reihe ein Georges Dupin-Fan und mag die mystischen Geheimnisse der Bretagne. Diesmal ist es mir einen Hauch zu viel. Überall wittert Riwal Mysterien, die er weitschweifend zu erklären versucht. Genauso wie die oftmaligen Wiederholungen, wann und warum Dupin bei seinem eBike auf Boost schaltet oder nicht. Ja, die Île d’Ouessant ist nahezu autofrei, aber schneller als zu Fuß ist man mittels eBike. Aber muss das dauernd erwähnt werden? Wir Leser können uns das merken, dass die Ermittler mit dem modernen Drahteseln unterwegs sind.
Die eBikes bilden einen interessanten Kontrast zur urgeschichtlichen Insel. Die einen wollen die Urtümlichkeit bewahren, andere wiederum Fortschritt und Touristen auf die Insel locken. Ein ewiges Dilemma, das sich als Mordmotiv sehr gut eignet. Neben der Insel mit ihren Leuchttürmen und Menhiren spielt auch die keltische Musik eine große Rolle.

Ein bisschen hat mich auch gestört, dass Jean-Luc Bannlec alias Jörg Bong, so dreist Werbung für die Île d’Ouessant als Ausflugsziel bzw. Urlaubsdestination macht, dabei bleiben die Insulaner lieber unter sich.

Fazit:

Für mich ist dieser 13. nicht der allerbeste Dupin-Krimi, daher gibt es diesmal nur 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Beste Krimiunterhaltung

Mordsschnitzel
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Dieser Krimi ist der zweite, der in Bad Gastein spielt. Für mich ist es das erste Zusammentreffen mit Valerie Thaller, der toughen Besitzerin des Grand Hotels und Hobbyermittlerin.

Die aktuelle Tourismussaison ...

Dieser Krimi ist der zweite, der in Bad Gastein spielt. Für mich ist es das erste Zusammentreffen mit Valerie Thaller, der toughen Besitzerin des Grand Hotels und Hobbyermittlerin.

Die aktuelle Tourismussaison ist gelaufen, daher können Valerie und ihr Mann Victor in wenigen Tagen zu einem wohlverdienten Urlaub aufbrechen. Zuvor will man noch mit Bernhard Lederer, dem als „Schnitzelwirt“ bekannten und geschätzten Gastronomen, seinen 70. Geburtstag feiern. Doch die große Feier, bei der er seiner Freundin einen Heiratsantrag macht, wird vom unerwarteten Auftritt seiner arroganten nicht eingeladenen Ex-Frau, einem Ungewitter und der Präsentation eines Bauprojektes, das Bad Gasteins Hausberg, den Graukogel, verschandeln wird, überschattet. Am nächsten Morgen ist der Jubilar tot!

Auf Anordnung der Polizei darf niemand abreisen und so müssen die Ex-Frau und die ebenso arroganten erwachsenen Kinder des Toten im Grand Hotel untergebracht werden. Das bringt naturgemäß jede Menge Zores.

Weil Valeries Neugier bekannt ist, beschließt Dorothea Oswald, die ermittelnde Kriminalbeamtin, die Orts- und Menschenkenntnis der Hotelbesitzerin für ihre Zwecke zu nutzen. Valerie muss versprechen, keine eigenen Recherchen anzustellen ...

Meine Meinung:

Der Krimi ist in das Sub-Genre Cozy-Krimi einzuordnen, denn es stehen die Nachforschungen von Valerie und ihrer Freundin Nora im Mittelpunkt. Echte Polizeiarbeit sieht vermutlich anders aus.

Eine wichtige Rolle spielen auch die schöne Landschaft mit dem großen Wasserfall sowie die Sorge der Gasteiner, dass aus das großkotzige Immobilienprojekt der Graukogel in ein gesichtsloses Skigebiet verwandelt wird, von denen es schon genügend in Österreich gibt. Die Gasteiner sind in der Vergangenheit schon mehrmals von Immobilienentwicklern getäuscht worden, die ihnen das Blaue vom Himmel versprochen haben.

Die Charaktere sind eindeutig in Gute und Böse eingeteilt. Daher ist es als Leser recht einfach Sympathiepunkte zu verteilen.

Der Krimi lässt sich leicht und flüssig lesen und eignet sich daher sehr gut als Urlaubslektüre.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Cozy-Krimi aus Bad Gastein 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Hat mir gefallen

Hausverwaltung im Rampenlicht
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Clemens und Bernhard Riha betreiben gemeinsam eine Hausverwaltung und erzählen aus ihrem Alltag. Dass das Verwalten von Zinshäusern nicht immer trockene Zahlenspielerei ist, erfährt der interessierte Leser ...

Clemens und Bernhard Riha betreiben gemeinsam eine Hausverwaltung und erzählen aus ihrem Alltag. Dass das Verwalten von Zinshäusern nicht immer trockene Zahlenspielerei ist, erfährt der interessierte Leser in diesem Buch. Dafür haben sie auch Anekdoten von ihren Kollegen gesammelt, die in sechs Themengruppen zusammengefasst sind:

Vom Glacis zur Ringstraße: die Hausadministration um alten Wien
Mieterschutz und Konzession: die Hausverwaltung nach dem Ersten Weltkrieg
Verdunkelung und Wiederaufbau: Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
Neubeginn im Neubau: das Wohnungseigentumsgesetz 1948
Punks, Neuverträge, Pinke: das Mietrechtsgesetz 1982
Work-Life-Balance und Dekarbonisierung: die Zukunft der Hausverwaltung

Der Blick hinter die Fassaden ist interessant, denn die Mitarbeiter der Hausverwaltungen bekommen es mit unterschiedlichsten Menschen zu tun. Da kann schon der eine oder andere Prominente oder eine Unterweltgröße dabei sein. Aus der Vielzahl von Anekdoten haben die beiden Autoren einige herausgepickt, die zum Schmunzeln verführen oder aber auch vereinzelt die Abgründe der Menschen aufzeigen. Der Hausverwalter weiß nie, was ihm der nächste Arbeitstag bringen wird. Daher ist der Job nichts für Leute mit schwachen Nerven.

Sehr interessant ist der Rückblick auf die Geschichte der Hausverwaltungen sowie der - mitunter sorgenvolle - Blick in die Zukunft, denn die Dekarbonisierung wird neue Herausforderungen an Eigentümer, Hausverwaltungen und Mieter stellen.

Zum Abschluss eine persönliche Anmerkung: Lobe deine Hausverwaltung hin und wieder. Meistens arbeiten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verborgenen, ohne dass die Mieter das mitbekommen. Erst wenn es im Haus Probleme, egal welcher Art, gibt erinnert man sich an sie.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Einblick in den Arbeitsalltag einer Hausverwaltung 4 Sterne.