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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Eine moderne Bonnie-und-Clyde-Geschichte

Infinity Plus One
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Bonnie Rae Shelby ist eine der erfolgreichsten Popsängerinnen Amerikas. Während sie das glamouröse Leben lebt, um das sie viele beneiden, kämpft sie jedoch mit ihrer Lebensmüdigkeit, bis sie sich letztendlich ...

Bonnie Rae Shelby ist eine der erfolgreichsten Popsängerinnen Amerikas. Während sie das glamouröse Leben lebt, um das sie viele beneiden, kämpft sie jedoch mit ihrer Lebensmüdigkeit, bis sie sich letztendlich auf einer Brücke wiederfindet, bereit zum Sprung. Nur Finn Clyde, der auf der Durchreise ist, sieht Bonnie auf der Brücke. In seinem Leben hat er sich immer auf Mathematik gestützt, die ihm nicht nur Sinn und Sicherheit gegeben, sondern ihm auch viel Ärger bereitet hat. Bonnie will springen – doch Finn hält sie ab. Und entgegen sämtlicher Vorhersehbarkeit und Wahrscheinlichkeiten beginnt das ungleiche Duo einen gemeinsamen Roadtrip, der jeder Logik und Berechenbarkeit zu trotzen scheint.

Um ehrlich zu sein, ist mir der Roman wegen des wunderschönen Covers in der Buchhandlung aufgefallen und wahrscheinlich nur deshalb habe ich mich für ihn auch entschieden. Mir gefallen die Farben sowie auch der Stil sehr, der mich an Alkoholfarben erinnert. Die kleinen Lichtreflexionen lassen das Cover zusätzlich leicht verträumt wirken.

Die erzählte Geschichte des Romans ist – in Ermangelung eines anderen Wortes – abstrus. Bonnie und Finn lernen sich in einer Ausnahmesituation kennen und starten gemeinsam (ungeplant) einen Roadtrip, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch zwei völlig Fremde sind. Während der Fahrt sind sie mit Problemen konfrontiert, denen ich den Zufall irgendwann einfach nicht mehr abkaufen konnte. Situationen waren sehr konstruiert und gewollt, und war einmal das Schema erkannt, wusste man schon sehr gut, was als Nächstes passiert. Das Abenteuer des Duos ist berechenbar. Sowohl die Beziehung zwischen Bonnie und Finn sowie die einzelnen Charaktere sind es hingegen ganz und gar nicht.

Vor allem Bonnie hat mich in ihren Handlungen und Reaktionen jedes einzelne Mal sehr überrascht. Sie war sehr laut, verspielt, manchmal sogar kindlich, aber auch tiefgründig, still und in sich gekehrt. Auch ihre Hilfsbereitschaft, die man anfangs mit Naivität verwechseln könnte, gehört zu ihren Stärken. Eigentlich ist ihr Charakter einfach erklärt: Alles, was logisch ist, nachvollziehbar oder in bestimmten Situationen erwartbar ist, macht sie nicht. Eher das Gegenteil. Und ganz ehrlich: Manchmal hat mich das gestört. Bonnie an sich ist ein interessanter und facettenreicher Charakter, aber die Frage, ob ich sie sympathisch fand, kann ich nicht aus Überzeugung bejahen. Finn ist vom Leben gekennzeichnet und möchte die Vergangenheit hinter sich lassen. Er erweckt den Anschein, dass er als stilles Wasser tief ist – doch durch viele Rückblenden in die Vergangenheit wird schnell klar, dass er einmal ein anderer Mensch war. Laut, lebensfroh, aktiv – ein Schicksalsschlag hat ihm vermeintlich all das jedoch genommen. Auch er hat mich oft überrascht und ich konnte ihn beim besten Willen nicht einschätzen. Besonders hat mich seine Liebe zur Mathematik begeistert, und obwohl er neben den schönsten Erinnerungen auch die schlechtesten Erfahrungen mit ihr verbindet, spendet sie ihm dennoch Sicherheit und Struktur. Für ihn besteht das ganze Leben aus mathematischen Formeln, Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Zahlenspielen. Und dann lernt er Bonnie kennen – die Unberechenbarkeit in Person…

Die Beziehung zwischen Bonnie und Finn war zwar absehbar, klar, davon lebt der Roman schließlich auch, aber sie war alles andere als normal. Nach meinem Empfinden war ihre Beziehung auch nicht im Vordergrund, sondern war plötzlich einfach da. Mir ging das viel zu schnell und genauso wie alle Zufälle eigentlich keine Zufälle waren, hat mir die Glaubwürdigkeit auch an dieser Stelle gefehlt. Die Liebe zwischen den beiden hat mich nicht überzeugt. Auf der anderen Seite scheinen Bonnie und Finn in ihrer eigenen kleinen Welt zu leben, die sie sich erschaffen haben, und auch nach ihren eigenen Regeln zu spielen, aber als Leserin habe ich dazu keinen Zugang gefunden. Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt.

Mit Amy Harmons Schreibstil und Art zu erzählen bin ich lange nicht warm geworden. In Kapiteln wechseln oft ohne Hinweis die Erzählperspektiven – einmal blickt man in Bonnie hinein, während im darauffolgenden Absatz die Geschichte aus Finns Sicht erzählt wird. Und danach wird alles in der dritten Person geschrieben, was manchmal regelrecht befremdlich gewirkt hat. Über viele Rückblicke in die Vergangenheit lernt man sowohl Bonnie als auch Finn besser kennen und erhält damit auch einen Einblick in die vielen Gemeinsamkeiten, die Bonnie und Finn unter der Oberfläche doch miteinander verbinden.

Nachdem die Lektüre von Infinity plus one schon einige Tage zurückliegt, weiß ich noch immer nicht, was ich von dem Roman halten soll. Ja, dass er in einigen Punkten unberechenbar war, war interessant und erfrischend. Die Tiefgründigkeit in den Gedanken und Gesprächen von Bonnie und Finn waren fast schon next level. Auch dass das Thema Mathematik aufgegriffen und so flüssig in die Geschichte eingebaut wurde, war etwas ganz Neues. Letztendlich glaube ich aber, dass ich dazu noch den meisten Bezug aufbauen konnte. Mathe ist nicht so schlecht, wie es mir aus Schulzeiten in Erinnerung geblieben ist! Die Tatsache, dass mich allerdings die Protagonisten oder die erzählte Geschichte nicht nachhaltig beeindruckt haben – nein, eigentlich haben sie mich so gut wie gar nicht beeindruckt – ist fast schon bedauerlich. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich in Zukunft einen weiteren Roman von Amy Harmon lesen werde; wahrscheinlich werde ich es einfach bei der außergewöhnlichen und modernen Geschichte von Bonnie und Clyde beruhen lassen.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Zu viele POVs, die von der eigentlichen Handlung ablenken

Sandover Prep - Der Einzelgänger
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Band 1 der Reihe habe ich übersprungen und habe stattdessen direkt mit dem zweiten Teil begonnen. Leider verlief mein Einstieg in die Geschichte dementsprechend etwas holprig, weil viele Informationen ...

Band 1 der Reihe habe ich übersprungen und habe stattdessen direkt mit dem zweiten Teil begonnen. Leider verlief mein Einstieg in die Geschichte dementsprechend etwas holprig, weil viele Informationen aus dem ersten Band bereits als bekannt vorausgesetzt waren und darauf aufgebaut haben. Aber: my bad!

Zur Geschichte an sich habe ich leider bis zum Schluss keinen Zugang finden können. Zentrales Thema sind die Umstände von Caseys Autounfall. Da die Geschichte aber aus mindestens sechs verschiedenen POVs erzählt wird, verliert sich der Fokus schnell. Mir waren die Erzählungen zu sprunghaft und ohne roten Faden. Man kratzte so nur an der Oberfläche, aber die meisten Themen wurden kaum ausreichend oder tief genug behandelt.

Die Charaktere waren immer als ein Extrem dargestellt. Es gab grundsätzlich ein "zu viel", kein ausgewogenes Mittelmaß. Nur in puncto Sympathie gab es für mich ein "zu wenig". Emotional war die Geschichte kaum ausgeleuchtet. Herzschmerz, Wut, Trauer oder Liebe waren nicht wirklich greifbar, da ich mich nie lange genug auf eine Figur einlassen konnte.

Ich bin fast ein bisschen enttäuscht, denn der Rahmen und das Setting haben sich gut angehört. Allerdings hat mich die verzerrte Erzählung viel zu sehr davon ablenkt. Den Cliffhanger zum Schluss habe ich überhaupt nicht kommen sehen. Und obwohl er bestimmt noch eine großartige Story im dritten Teil der Reihe mit sich ziehen wird, werde ich die Reihe nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Eine seltsame Geschichte mit verschenktem Potenzial

Flat-Out Love
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Meine Gedanken zu »Flat-out Love« gehen in die unterschiedlichsten Richtungen.

Dass der Roman in der dritten Person geschrieben ist, hat mir anfangs sehr gut gefallen. Allerdings hatte ich bald den Eindruck, ...

Meine Gedanken zu »Flat-out Love« gehen in die unterschiedlichsten Richtungen.

Dass der Roman in der dritten Person geschrieben ist, hat mir anfangs sehr gut gefallen. Allerdings hatte ich bald den Eindruck, dass daran etwas nicht gepasst hat. Als hätte Jessica Park kein Händchen für die Erzählperspektive des personalen Erzählers (oder lag es an der Übersetzung?). Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.

Julie war mir von Beginn an sehr unangenehm und unsympathisch. Durchgehende Nörgeleien wegen Matts Kleidungsstil und die gewollten (äußerlichen) Veränderungen an Celeste haben sie sehr oberflächlich und herablassend wirken lassen. Ganz furchtbar fand ich es zudem, dass sie sich ununterbrochen in die Angelegenheiten einer ihr eigentlich fremden Familie eingemischt hat und fast schon mit Gewalt in deren Privatsphäre eingedrungen ist. Ein Nein hat sie nie akzeptiert, sie musste unbedingt ihren Willen durchsetzen. Sie war übergriffig und anmaßend in jeglicher Hinsicht.

Matt und Celeste fand ich hingegen sehr liebenswert, wenn auch eigenartig auf ihre Weise. Beide haben all die guten Charaktereigenschaften in sich vereint, die bei Julie erfolglos zu suchen waren. Während des Lesens fand ich Celestes Papp-Finn, den lebensgroßen Aufsteller ihres abwesenden Bruders, weird bis verstörend. Tatsächlich trifft das auf einige weitere Bestandteile des Romans zu. Ich war oft irritiert.

Zuletzt bin ich mir auch sicher, dass die Geschichte weitaus tragischer und emotionaler hätte sein können, das Potenzial war jedenfalls da. Oft wurde zwar über Emotionen gesprochen, es haben aber die Lebendigkeit und das eigentliche Gefühl hinter dem Wort gefehlt.

Alles in einem hat mich die Geschichte auf ihre Art doch gepackt – nicht auch zuletzt wegen des Geheimnisses hinter Papp-Finn – allerdings habe ich Schwierigkeiten, meine Gedanken und Gefühle zu der Geschichte richtig zu greifen. Für mich war sie in erster Linie seltsam und schräg und damit weder herausragend gut noch schlecht.

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Veröffentlicht am 11.01.2024

Starke Geschichte, schwache Umsetzung

The Perfect Fit
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Okay, was genau habe ich da gelesen?
Und leider ist die Frage ernst gemeint, weil ich nämlich keine Antwort darauf habe.

Die Idee für die Geschichte fand ich echt cool. Ich mag grundsätzlich die Tropes ...

Okay, was genau habe ich da gelesen?
Und leider ist die Frage ernst gemeint, weil ich nämlich keine Antwort darauf habe.

Die Idee für die Geschichte fand ich echt cool. Ich mag grundsätzlich die Tropes fake dating und only one bed, ich mochte Ellie und Caleb und vor allem die Dynamik und die Annäherungen zwischen den beiden sehr. Das Setting ist in Mailand und als Leserin habe ich mich gerne in den Trubel und die Hektik rund um die Fashionweek gestürzt - sogar der kleine Plotttwist kam unerwartet!

Was mir jedoch absolut nicht gefallen hat, war Kara Atkins Schreibstil. Ihre Schachtelsätze, die sich teilweise über acht Zeilen (!) gezogen haben, haben mich schier wahnsinnig gemacht. Gefühlt habe ich das Buch zwei Mal gelesen, weil ich so oft ganze Passagen wiederholen musste, um die Aussage zu begreifen. Bei New Adult will ich mich aber berieseln lassen und ungehindert durch die Seiten fliegen. Wenn ich Lust auf komplizierte Schachtelsätze gehabt hätte, hätte ich gleich Thomas Mann lesen können.

Ich finde das wirklich schade, denn ich hatte mich anfangs sehr auf den Roman und die Geschichte gefreut. Der Schreibstil hat mich jedoch so abgeschreckt, dass ich die Reihe trotz interessanter Klappentexte vermutlich nicht weiterverfolgen werde.

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Eine opulente Geschichte ohne Inhalt

Ein Duke wider Willen
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Ich bin ehrlich: Erst durch Bridgerton bin ich auf die Welt der Regency Romance bewusst aufmerksam geworden. Und da ich generell immer offen für Neues bin, wollte ich mit „Ein Duke wider Willen“ einen ...

Ich bin ehrlich: Erst durch Bridgerton bin ich auf die Welt der Regency Romance bewusst aufmerksam geworden. Und da ich generell immer offen für Neues bin, wollte ich mit „Ein Duke wider Willen“ einen weiteren Ausflug in das London der feinen Gesellschaft unternehmen.

Jedoch war der Ausflug anders als erhofft. Von Anfang an waren mir die (Haupt-)Charaktere von „Ein Duke wider Willen“ zu oberflächlich, sodass ich keinerlei Beziehung oder Bindung zu ihnen aufbauen konnte. Vielmehr wirkten sie auf mich sehr distanziert und kalt. Während des gesamten Romans konnte ich darüber hinaus keine nennenswerte charakterliche Entwicklung feststellen oder tiefergehende Gefühle.

Leider hat das auch dazu beigetragen, dass die erzählte Geschichte beziehungsweise die Handlung sehr flach war, um nicht zu sagen kaum vorhanden. Die Idee um Elegant Occasions finde ich grandios, wobei das zu sehr in den Vordergrund und wichtigeres in den Hintergrund gerückt wurde. Nichtsdestotrotz habe ich als Leserin davon profitiert, denn bei Regency Romance geht es mir auch darum, einen Einblick (ob nun authentisch oder nicht) in die damalige Zeit und das London der feinen Gesellschaft zu erhalten. Hier wurde ich gut abgeholt durch beispielsweise detaillierte Beschreibungen der Mode oder der Umgangsformen. Auch die Sprache wurde der damaligen Zeit angepasst – für mich war das ein sehr ungewohntes Vokabular, weshalb ich mehrere Stellen wiederholen musste und keinen flüssigen Lesefluss hatte. Gestört hat mich das allerdings nicht besonders.

Ein wenig Handlung gab es ja nun doch; das vermeintliche Kernproblem des Romans hat mich allerdings sehr irritiert. Das war irgendwie eine Art Selbstläufer, ohne Zutun der Charaktere. Das Geheimnis um das Problem erzeugt zwar Spannung und Neugierde, aber auch hier war der Spannungsbogen wieder viel zu flach. So recht konnte ich kein Verständnis dafür aufbringen, weshalb so viel misslungenes Drama darum gemacht wurde. Im Übrigen haben schon die Protagonisten wenig zum Handlungsverlauf beigetragen – auf die Nebencharaktere hätte man im Vergleich dazu auch fast schon verzichten können, da sie einfach nur da und ohne Aufgabe und Funktion waren.

Alles in einem muss ich leider sagen, dass „Ein Duke wider Willen“ ein zäher und langatmiger Roman ohne Inhalt für mich ist, der jedoch durch die Zeit, in der er spielt, und die anschaulichen Beschreibungen der Ballsäle oder opulenten Kleider doch nicht ganz in Ungnade fällt.

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