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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2024

wunderbar

Mitternachtsschwimmer
1

Für mich sind Bücher, deren Grundtenor melancholisch oder gar traurig sind, oft richtige Wohlfühlbücher. Das mag seltsam klingen, aber natürlich sollte der Plot sich auf eine gewissen Zuversicht und einen ...

Für mich sind Bücher, deren Grundtenor melancholisch oder gar traurig sind, oft richtige Wohlfühlbücher. Das mag seltsam klingen, aber natürlich sollte der Plot sich auf eine gewissen Zuversicht und einen Hoffnungsschimmer zubewegen.

Mitternachsschwimmer ist ein Buch, dass über Menschen erzählt, die einen unglaublich schmerzlichen Verlust erlitten haben. Über Menschen, die den Kontakt zu denen verloren haben, die ihnen eigentlich am nächsten stehen sollten. Über Menschen, die sich schwer mit anderen Menschen tun und sich deshalb durch Abwehr schützen wollen. Und es ist ein Buch über das Aufbrechen von Panzern, das Überwinden von Mauern, die Rückkehr zum Leben und zu dem stillen privaten Glück, dass auch aus großem Schmerz erwächst.

Die Autorin hat eine wunderbare Sprache gefunden. Sie beschreibt die Natur und die Gefühle ihrer Darsteller intensiv ohne Kitsch, malerisch und doch ganz zurückhaltend. Ein wunderbares Buch.

Veröffentlicht am 11.06.2024

Lieblingsbuch

In den Farben des Dunkels
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Zwei, drei Seiten hat es gedauert und dann hat mich dieses Buch eingesaugt in eine Welt mitten in der nordamerikanischen Provinz. Für die dreizehnjährige Saint bricht eine Welt zusammen, da ihr bester ...

Zwei, drei Seiten hat es gedauert und dann hat mich dieses Buch eingesaugt in eine Welt mitten in der nordamerikanischen Provinz. Für die dreizehnjährige Saint bricht eine Welt zusammen, da ihr bester und einziger Freund Patch entführt wird. Während sie daran verzweifelt, geht die Welt um sie rum bald wieder zur Normalität über. Saint streift Tag und Nacht umher, sucht nach Hinweisen, nach dem Täter, der wohl eigentlich ein Mädchen entführen wollte und der nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal zugeschlagen hat.
Nach fast einem Jahr taucht Patch wieder auf. Das ist aber nur der dramatische Startschuss zu einer langen Reise der Freundschaft, die Saint und Patch verbinden wird. Einer Sehnsucht auf der einen Seite, vieler Verletzungen auf der anderen. Einer Liebe, die Jahrzehntelanges Warten überdauert, die alle Höhen und Tiefen, alle Dunkelheit übersteht. Zwei junge Menschen, gebeutelt vom Schicksal, vom Leben, von dunklen Ereignissen, finden Halt aneinander.

Mich hat umgehauen, mit welch klaren kraftvollen Worten Chris Whitaker erzählt. Die Gefühle der Darsteller werden für den Leser spürbar. Die Lebensumstände gerade der Kinder, berühren. Man leidet mit, spürt die feinen Verästelungen, die eine menschliche Gesellschaft verbinden aber auch die Gräben, die sich zwischen ihnen auftun können.

Für mich war es ein absolutes Lieblingsbuch, dass ich hier gefunden habe. Ich freue mich, dass ich noch zwei ungelesene Romane von Whitaker vor mir habe.

Veröffentlicht am 10.06.2024

mutige Frauen

Wir waren nur Mädchen
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Von gagamaus
"Wir waren nur Mädchen" werden sich Hannie Schaft und ihre beiden jüdischen Freundinnen gedacht haben, als die Deutschen im zweiten Weltkrieg in Amsterdam einmarschiert sind. Anfangs konnte ...

Von gagamaus
"Wir waren nur Mädchen" werden sich Hannie Schaft und ihre beiden jüdischen Freundinnen gedacht haben, als die Deutschen im zweiten Weltkrieg in Amsterdam einmarschiert sind. Anfangs konnte man noch die Augen verschließen und ganz leicht wegschauen aber irgendwann beginnen die Nazis ihr wahres Gesicht zu zeigen. Geboren aus dem Wunsch, den Freundinnen zu helfen, rutscht Hannie nach und nach in den Widerstandskampf hinein. Sie findet Menschen, die sie anleiten, die ihr Schießen beibringen und anderes, um sich dem Regime der Besatzer zu widersetzen.

In der Ich-Perspektive wird hier auf eindringliche Weise erzählt, was der ganz realen Hannie Schaft alles passiert ist, wie sie im Untergrund mit anderen mutigen Frauen gegen die Deutschen gekämpft hat und was aus ihr und ihren Mitstreiterinnen wurde.

Die Autorin schafft es nicht nur nach und nach den Spannungsbogen anzuziehen sondern auch, dass man einiges in neuem oder intensiverem Licht sieht. Ich denke, man kann nicht oft genug solche Bücher schreiben und erzählen was passiert ist. Nicht nur im Gedenken an die mutigen Menschen sondern auch mit der Hoffnung, dass so etwas nie wieder passierten wird.

Veröffentlicht am 10.06.2024

superschlau

Krähentage
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Der Autor Benjamin Cors war mir gänzlich unbekannt. Neugierig bin ich eher über sein Portfolio geworden, dass das eines ernsthaften Politjournalisten ist. Umso gespannter war ich also auf dieses Buch.

Die ...

Der Autor Benjamin Cors war mir gänzlich unbekannt. Neugierig bin ich eher über sein Portfolio geworden, dass das eines ernsthaften Politjournalisten ist. Umso gespannter war ich also auf dieses Buch.

Die Einsatztruppe, die hier ganz neu ins Leben gerufen wird, wird erst mal dem Leser ausführlich vorgestellt. Da es sich wohl um einen ersten Band handelt, fand ich das in Ordnung war aber erfreut, dass es dann doch zügig mit dem Fall voran ging.

Was mir auch sehr gefallen hat war, dass die Grundstimmung sehr düster und fast ein wenig horrormäßig daherkam. Die Krähen haben eine verschiedene Bedeutungen in der Geschichte und so eine Doppeldeutigkeit mag ich.

Ebenfalls hervorheben muss man, dass es wirklich überraschende Plottwists gibt. Das erinnert fast ein wenig an Nesbo zu besten Zeiten und da hatte mich der Autor dann endgültig. Ich hoffe also auf mehr.

Veröffentlicht am 04.06.2024

sehr lesenswert

Amrum
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An diesem Buch hat mich einfach alles angesprochen. Zum einen der Autor Hark Bohm, dessen Filme ich sehr schätze. Der Titel und das Cover sind genau mein Geschmack und die Story ist absolut mein Beuteschema. ...

An diesem Buch hat mich einfach alles angesprochen. Zum einen der Autor Hark Bohm, dessen Filme ich sehr schätze. Der Titel und das Cover sind genau mein Geschmack und die Story ist absolut mein Beuteschema. Hoher Norden, Mitte des 20.ten Jahrhunderts, Coming of Age. Hach, da waren die Erwartungen ziemlich hoch.

Die beiden Autoren erzählen vom 10jährigen Nanning, der auf der Insel Amrum aufwächst. Das Ende des zweiten Weltkrieges ist nahe und auch wenn das Inselleben meist eher beschaulich und von Wind und Wellen umspült ist, so spürt man doch unterschwellig immer das radikale Regime und die Einschränkungen durch den Krieg. Eine sehr präsente Rolle spielen die Natur und die Insel in dieser Geschichte. Es ist mehr die Alltags-Dramatik, die den Ton angibt. Aber gerade das hat mir sehr gefallen, denn der Erzählstil ist ausgesprochen klug und intensiv. Nanning ist ein durch und durch liebenswerter Charakter. Wie er versucht, seine Mutter zu beschützen und den durch den Krieg abwesenden Vater zu ersetzen, ist herzerwärmend tapfer. Wie er mit noch kindlichem Blick auf die politischen Geschehnisse blickt, auch auf die Nähe der Eltern zum Nazi-Regime, das ist authentisch und mit einer klaren reinen Aufmerksamkeit, die zum Nachdenken animiert.

Hurra. all meine Erwartungen wurden erfüllt. Ein sehr lesenswerter Roman.