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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2024

Gelungene Fortsetzung

Blutiger Schnee
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Berlin 1925: Die Inflation nimmt immer stärker zu und auch die Geschäfte der Sass-Brüder laufen nicht mehr so gut wie sie es eigentlich sollten. Um ein neues Standbein zu entwickeln, lassen sie sich daher ...

Berlin 1925: Die Inflation nimmt immer stärker zu und auch die Geschäfte der Sass-Brüder laufen nicht mehr so gut wie sie es eigentlich sollten. Um ein neues Standbein zu entwickeln, lassen sie sich daher mit den chinesischen Triaden ein und sollen für die Heroin im großen Umfang von Hamburg nach Berlin bringen. Doch das große Geschäft erweist sich als harter Brocken: Die Transporte werden überfallen, statt Gewinnen droht Verlust. Offenbar spielt eine weitere Partei mit und diese will nicht, dass das Syndicat ein Stück des neu zu verteilenden Kuchens abbekommt. Zu allem Übel hat Franz Sass sich mit seiner Leidenschaft fürs Safeknacken in eine weitere Bredouille gebracht: Er wurde erwischt und wird nun von einem aufstrebenden Politiker der Rechten erpresst: Joseph Goebbels...

Tja, was kann ich zu dem Buch sagen, dass ich nicht schon zu den beiden ersten Bänden der Reihe geschrieben habe? Es ist einfach wieder ein sehr guter historischer Krimi mit einer anderen Perspektive. Wieder gibt es leichte oder auch größere Freiheiten bei den historischen Wahrheiten, was sich aber nicht negativ auf das Leseerlebnis auswirkt. Mittlerweile ist zu meiner großen Freunde auch ein vierter Band angekündigt worden, es geht also weiter mit der Reihe.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Gute Persüektive

Windstärke 17
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Es sind ein paar Jahre vergangen zu „22 Bahnen“, jetzt ist es Ida, die im Mittelpunkt steht. Nach dem Tod der Mutter verlässt sie ihre Heimatstadt, fährt aber nicht zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, ...

Es sind ein paar Jahre vergangen zu „22 Bahnen“, jetzt ist es Ida, die im Mittelpunkt steht. Nach dem Tod der Mutter verlässt sie ihre Heimatstadt, fährt aber nicht zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, sondern bleibt einfach im Zug sitzen und landet so zufällig auf Rügen. Sie will den Tod ihrer Mutter verarbeiten und das ohne ihre Schwester. Im Rahmen ihrer Jobsuche lernt sie Marianne und Knut kennen und kommt bei ihnen unter. Mit den beiden und dem ebenfalls gestrandeten Leif lernt sie das Leben von einer anderen, neuen Seite kennen und auch, mit ihrem Schmerz umzugehen.

Es ist kein leichtes Buch, das uns die Autorin präsentiert, dafür aber eines, das Hoffnung macht. Ida trägt eine Menge an Wut und Trauer in sich, auch das Gefühl von Schuld und versagt-haben – da braucht es Zeit und liebevolle Menschen an ihrer Seite. Ich mochte Ida, auch wenn sie sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat, als ich es nach „22 Bahnen“ erwartet hätte – ganz nach dem Motto „harte Schale, weicher Kern“ wirkt sie immer ein bisschen aggressiv, ist sehr direkt und manchmal auch taktlos, tief in ihrem Inneren aber ruht ein verletzliches Wesen, das mit Schmerz nicht umzugehen weiß. Ich habe Ida gerne auf ihrer Suche nach sich selbst gerne begleitet, liebenswert wie sie sein kann, auch wenn sie das oft gut versteckt. An ihrer Seite sind Leif, Marianne und Knut – auch drei Menschen, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Alle haben eine eigene Geschichte und auch bei ihnen läuft nicht immer alles gut im Leben - das klingt vielleicht ein wenig melodramatisch, Caroline Wahl ist es aber gelungen, alles sehr nah- und greifbar darzustellen und es so sehr realistisch wirken zu lassen. Einzig die Motivation von Knut und Marianne, die ihr unbekannte Ida bei sich aufzunehmen, habe ich nicht verstanden und fand ich auch nicht realistisch.

Die Autorin nutzt einen eigenwilligen Schreibstil mit kurzen Sätzen, vielen Dialogen und Wiederholungen. Wiederholungen, die dadurch entstehen, dass Ida einen Satz denkt und ihn dann sagt – dadurch entstehen abhackte Sätze und Abschnitte und eben kein fließender Text. Und trotz dieses eigenwilligen Stilmittels ist die Atmosphäre im Buch warm und voller Emotionen, manchmal auch sarkastisch und an anderer Stelle voller Freude.

Gefallen hat mir auch, dass man Tilda, die in „22 Bahnen“ im Mittelpunkt stand, wiedertrifft und erfährt, dass sie für sich einen guten Weg gefunden hat.

So traurig das Buch an mancher Stelle ist, so hat es mich am Ende doch mit Vertrauen ins Leben und Zuversicht zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Spannender Start

Terra Alta
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Melchor Marin, der Sohn einer Prostituierten mit einem unbekannten Vater, arbeitet für ein kolumbianisches Drogenkartell in Barcelona. Als er verhaftet wird und im Gefängnis von der Ermordung seiner Mutter ...

Melchor Marin, der Sohn einer Prostituierten mit einem unbekannten Vater, arbeitet für ein kolumbianisches Drogenkartell in Barcelona. Als er verhaftet wird und im Gefängnis von der Ermordung seiner Mutter erfährt, flüchtet er sich in die Welt der Bücher – und beschließt, wie sein Idol aus seinem Lieblingsroman, Polizist zu werden. Jahre später lebt er auf dem Land mit Frau und Tochter und führt ein ruhiges Leben. Bis zu einem grausamen Mordfall an einem lokalen Unternehmer und seiner Frau, die brutal gefoltert und ermordet wurden. Die Polizei tappt im Dunkeln und legt den Fall letztendlich zu den Akten. Doch Melchor kann dies nicht akzeptieren und ermittelt auf eigene Faust.
Dieser Krimi hat mich direkt durch den Klappentext angezogen. Der Protagonist ist wunderbar authentisch charakterisiert. Ein noch recht junger Kommissar, der aber eine kriminelle Vergangenheit hat und durch den Schicksalsschlag des Mordes an seiner Mutter sich entschließt, die „Seiten zu wechseln“ und Polizist zu werden. Ein Mann, der getrieben ist von Ehrgeiz und Gerechtigkeitssinn und diese Gerechtigkeit zu Beginn auch mal selbst in die Hand nimmt. Der sich verliebt und sesshaft wird. Die gesamte Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt – von seiner Kindheit bis in die aktuelle Zeit. Teilweise waren es mir zu viele Zeitsprünge, die nicht klar abgetrennt vom aktuellen Geschehen waren, was den Lesefluss etwas gestört hat. Die geschichtlichen Episoden aus dem Bürgerkrieg waren angenehme Einschübe. Ein Krimi, rund um die Macht der Rache und die Schatten der Vergangenheit, der mich gefesselt hat.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Sehr interessant

Dreizehnfurcht
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„Dreizehnfurcht“ ist wirklich eine ungewöhnliche Geschichte und ein Buch voller putziger Eigenarten. Schon allein das Fehlen der Seitenzahlen, die die Zahl 13 enthalten, ist ein amüsantes kleines Gimmick, ...

„Dreizehnfurcht“ ist wirklich eine ungewöhnliche Geschichte und ein Buch voller putziger Eigenarten. Schon allein das Fehlen der Seitenzahlen, die die Zahl 13 enthalten, ist ein amüsantes kleines Gimmick, dass mich beim Lesen schmunzeln lies.
Der Protagonist Momme war mir mit seiner verschrobenen und außergewöhnlichen Phobie gleich sympathisch und die Passagen, in denen es um ihn ging mochte ich am liebsten. Die Herausforderungen, denen sich Momme tagtäglich stellen muss, um mit seiner Angst zu leben sind zwar offenkundig liebenswert, geben aber auch einen guten Einblick, wie hart und einsam solch ein Leben sein kann. Gerade im Hinblick auf unsere heutige schnelllebige Gesellschaft, in der immer mehr Menschen mit Ängsten und Phobien ihr Leben meistern.
Das Konstrukt „Dreizehneichen“ in meinen Kopf zu kriegen und für meine Fantasie greifbar zu machen fiel mir zunächst etwas schwer und hat einige Zeit in Anspruch genommen. Toll fand ich wiederum, dass der Schreib- und Erzählstil den jeweiligen Personen in den Kapiteln angepasst wurde. So finden in Dreizehneichen unglaublich poetische und gesellschaftskritische Unterhaltungen statt, die ich mir mit kleinen Post-its markieren musste, weil sie so schön philosophisch waren.
Im Allgemeinen ist Wieland Freund die Gegensätzlichkeit mit dem Schaffen zweier Welten, die gleich und doch vollkommen verschieden sind, ausgesprochen gut gelungen. Ich mochte die Kontrarietät zwischen dem schnelllebigen, progressiven, „echten“ Berlin und dem traditionsbewussten Dreizehneichen, dass Fortschritt um jeden Preis ablehnt. Dadurch hat man das Gefühl, als bewege man sich zwischen zwei unterschiedlichen Zeitepochen hin und her.
„Dreizehneichen“ bot mir eine interessante Reise. Der Einstieg war fesselnd und vielversprechend. Doch im zweiten Drittel empfand ich die Handlung als zäh und langwierig, was meinen Lesegenuss etwas beeinträchtigte. Zum Glück konnte mich das Ende des Buches wieder begeistern, da es sich als packend und mitreißend erwies.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Moers ist immer lesenswert

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Wie so viele Zamonien-Romane beschreibt auch dieser im Grunde eine Reise, in der die Hauptfigur nicht nur Abenteuer erlebt sondern auch mehr über sich selbst herausfindet und dabei an ihren Herausforderungen ...

Wie so viele Zamonien-Romane beschreibt auch dieser im Grunde eine Reise, in der die Hauptfigur nicht nur Abenteuer erlebt sondern auch mehr über sich selbst herausfindet und dabei an ihren Herausforderungen wächst. Auch sonst kommen die üblichen Elemente eines solchen Romans vor: Aufzählungen, wechselnde sich stark voneinander unterscheidende Szenerien und Landschaften, scheinbar harmlose Herausforderungen welche fast ins Verderben führen und exotische Wortschöpfungen als Garnierung.
Auffällig ist, dass die Geschichte - zumindest auf mich - einen deutlich weicheren, versöhnlicheren Eindruck macht als die vorherigen Geschichten. Elemente der Gnadenlosigkeit, Härte oder des kalten Zynismus - wie Eispins Vernichtungswille, der alles tötende Laubwolf oder gnadenlose Zirkusspiele - finden sich hier nicht wirklich. Tatsächlich braucht die Geschichte auch relativ lange, um wirklich richtig zu beginnen.
Trotzdem ist dies kein schlechtes Buch. Die beiden Hauptfiguren sind interessante Charaktere die mit eher unauffällig untypischen Kombinationen von Eigenschaften und Angewohnheiten ausgestattet sind. Die Sprache des Buches ist angenehm und flüssig und ist gibt viele sehr schöne, phantasievolle und liebevoll ausgedachte und beschriebene Passagen und Szenerien.
Dieses Buch ist kein Knaller wie "Die Stadt der träumenden Bücher" oder "Rumo" sondern eine angenehme Lektüre die zwei oder drei Tage gut unterhält und den Leser mit einem Lächeln zurücklässt. Wenn dieser denn auch bereit ist, sich darauf einzulassen.

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