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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2019

Gegen das Vergessen

Der Fotograf von Auschwitz
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Reiner Engelmann hat nach einer fundierten Recherchearbeit das Leben von Wilhelm Brasse und dessen Persönlichkeit in klaren, sensibel gewählten Worten beschrieben. Dabei verliert er sich nicht in ausschweifenden ...

Reiner Engelmann hat nach einer fundierten Recherchearbeit das Leben von Wilhelm Brasse und dessen Persönlichkeit in klaren, sensibel gewählten Worten beschrieben. Dabei verliert er sich nicht in ausschweifenden Beschreibungen, sondern hält sich eher zurück. Eben diese Art, sich dem Thema anzunehmen bewirkt einen Tiefgang und eine Nachhaltigkeit, die noch lange nach dem Lesen der letzten Worte anhält. Ich wünsche diesem Buch viele Leser. Und nicht nur solche, die eh schon der Meinung sind, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Ich wünsche, solche Bücher würden viel mehr an Schulen gelesen werden. Ich wünsche solche Bücher vor allem Lesern, die sich durch unsere politischen Parteien so verunsichern lassen und aus Protest den verkehrten Leuten hinterherlaufen. Dieses Buch gehört zu den Zeitzeugnissen des Holocaust, den man
als Mensch nur schwer ertragen kann. Und doch sprechen die Bilder
in diesem Buch ihre eigene Sprache.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Düsternbrook

Düsternbrook
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Dieser Roman erzählt, neben einer stimmungsvoll verfassten Coming-of-Age-Geschichte, humorvoll verschiedene Geschichten aus mehreren Lebensabschnitten des jungen Axel im Deutschland der 50er und 60er Jahre. ...

Dieser Roman erzählt, neben einer stimmungsvoll verfassten Coming-of-Age-Geschichte, humorvoll verschiedene Geschichten aus mehreren Lebensabschnitten des jungen Axel im Deutschland der 50er und 60er Jahre. Dies geschieht in einem ganz eigenen Sprachstil, sehr reduziert, dabei punktgenau, mit dem gelegentlich aufblitzenden unterkühlten Humor des Norddeutschen. Es ist eine Lust, als Leser diese Lebenssplitter einzusammeln und der Entwicklung des jungen Axel zu folgen. Ich habe mich sehr unterhalten gefühlt, die kleinen Anekdoten, Erzählungen und Erinnerungen aus der Sicht eines Kindes sind nicht nur amüsant, sie lassen uns auch manchmal nachdenklich zurück. Ein einfach schönes Buch.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Große Freiheit

Große Freiheit
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Zuerst mal- mir hat das gefallen! Sehr gut sogar! Und dann: Man sollte aufhören dieses Buch mit dem goldenen Handschuh zu vergleichen!! Das einzig gemeinsame ist der Ort. St Pauli! Und sonst nichts, weder ...

Zuerst mal- mir hat das gefallen! Sehr gut sogar! Und dann: Man sollte aufhören dieses Buch mit dem goldenen Handschuh zu vergleichen!! Das einzig gemeinsame ist der Ort. St Pauli! Und sonst nichts, weder der Schreibstil, noch die Handlung! Ich habe auf der Buchmesse bereits mit großer Neugier die Lesung des Autors verfolgt, und danach innerhalb von 2 Tagen das Buch durchgelesen. Allerdings hatte ich auch keine Erwartungen und stellte auch keine Vergleich mit dem Handschuh an. Ich habe mich sehr gut ins Buch hineingefunden, manche biografische Ereignisse gingen mir zwar etwas schnell und ich hätte mir einige mehr Zeilen dazu gewünscht..aber dennoch hat mir dieses Werk ausgesprochen gut gefallen. Ein Blick in eine Zeit und in ein Milieu, welches so nie wieder kommt und was vor meiner Zeit war und mich trotzdem fasziniert. Viele Fragen tauchen in meinem Kopf auf, warum/wieso wird ein Mensch der er ist, was bringt ihn dazu der zu sein und sein zu wollen? Interessante Hintergründe und Fakten einer Person, die ich bis dato nicht kannte und in dessen Lebensgeschichte ich hier im Buch blicken konnte.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Ganz gelungen

James Bond: Mit der Absicht zu töten
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Nachdem er in Trigger Mortis – Der Finger Gottes von James Bonds ersten Auftrag als 007 erzählte und danach den Roman Ewig und ein Tag in der Mitte der Karriere des Geheimagenten ansiedelte, vollendet ...

Nachdem er in Trigger Mortis – Der Finger Gottes von James Bonds ersten Auftrag als 007 erzählte und danach den Roman Ewig und ein Tag in der Mitte der Karriere des Geheimagenten ansiedelte, vollendet Horowitz jetzt seine Trilogie. Im Gegensatz zu fast allen anderen nicht von Ian Fleming geschriebenen 007-Büchern wird auch in Mit der Absicht zu töten keine in der Gegenwart angesiedelte Geschichte erzählt, die sich zudem auch noch darum bemüht, die Gigantomanie der 007-Kinofilme zu übertreffen. Anthony Horowitz, der bereits Bücher mit Sherlock Holmes schrieb, lässt seine Geschichte 1964 spielen, also in jenem Jahr in dem Ian Fleming starb und nicht mehr erlebte, wie sein letzter Roman Der Mann im dem goldenen Colt veröffentlicht wurde.

Fleming erzählt in diesem Buch nicht nur davon, wie James Bond versuchte, jenen gefährlichsten Hitman Francisco “Pistol“ Scaramanga zu töten, den Christopher Lee in der Verfilmung spielte. Am Anfang des Romans geht es darum, dass der KGB dem gefangen genommenen 007 das Gehirn gewaschen hat und nach London zurückschickt, damit dieser seinen Chef M tötet. Doch der Anschlag misslingt und nach einer intensiven Elektroschock-Behandlung ist Bond fast wieder der Alte und darf daher den Mann mit dem goldenen Colt jagen. Hier knüpft Anthony Horowitz an und lässt seinen Roman mit einem Begräbnis von M beginnen.

Die Beerdigung wurde in der Hoffnung fingiert, dass jene Russen, die Bond einst umdrehen wollten, den angeblichen Mörder aus der Haft befreien, um ihn für ihre Zwecke einzusetzen. Der Plan klappt, und 007 landet erst in Sankt Petersburg und dann in Moskau. Nach einigen perversen Tests wird er mit einem Mordauftrag nach Ostberlin geschickt. Horowitz gelingt auch diesmal eine spannende Geschichte, die genau wie Flemings Romane dadurch fasziniert, dass die Schauplätze, aber auch die Speisen und Getränke, detailliert beschieben werden. Natürlich gibt es auch eine bittersüße Love Story, sowie ein großartiges Finale. Dieses ist als letzter Einsatz von James Bond sehr viel überzeugender als Daniel Craigs Schwanengesang in Keine Zeit zu sterben.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Gute Unterhaltung

Die letzte Party
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in Ufer des malerischen Sees Llyn Drych gehört zu England, das andere zu Wales. Zwischen dem walisischen Dorf Cwm Coed und den von Engländern bewohnten Luxus-Lodges am anderen Ufer scheint eher unterkühlte ...

in Ufer des malerischen Sees Llyn Drych gehört zu England, das andere zu Wales. Zwischen dem walisischen Dorf Cwm Coed und den von Engländern bewohnten Luxus-Lodges am anderen Ufer scheint eher unterkühlte Stimmung zu herrschen. Und doch sind beide Gruppen gleichermaßen verdächtig, Rhys Lloyd ermordet zu haben. Der prominente Sänger ist im walisischen Dorf aufgewachsen und hat die Ferienanlage auf der englischen Seite aus dem Boden gestampft.

Da ist es nur logisch, dass der englische Polizist Leo Brady und die ortsansässige walisische Polizistin Ffion Morgan zusammen ermitteln. Zwischen ihnen gibt es einen etwas holprigen Start, denn ihre tatsächlich erste Begegnung ist ein One Night Stand an Silvester, nach dem sie bei den Ermittlungen am nächsten Tag unter ganz anderen Umständen wieder zusammentreffen. Erfreulicherweise wird das nicht zu einem verkrampften Dauerthema, sondern die beiden harmonieren gut, die Wellenlänge zwischen ihnen stimmt. Und doch merkt Leo deutlich, dass auch Ffion einiges zu verbergen hat.

Einen Großteil der Erzählung macht die Interaktion zwischen den Bewohnern von The Shore und Cwm Coed und innerhalb der beiden Gruppen aus. Man lernt haufenweise Leute kennen, die ich bis zum Ende hin auch immer noch mal verwechselte, weil es wirklich viele sind. Zudem werden immer mehr Verflechtungen aufgedeckt, die in der Vergangenheit wichtig waren oder aktuell existieren. Und je mehr man erfährt, desto mehr Menschen haben ein Motiv, Rhys um die Ecke zu bringen.

Die Reibereien zwischen Engländern und Walisern sind regelmäßig präsent, genauso wie die schöne Landschaft und walisische Worte und Namen, was eine ganz spezielle Atmosphäre schafft.

Ein Aspekt sind die Ermittlungen Leos und Ffions, doch eher noch wichtiger sind die zeitlichen Rückblicke, die Affären, Feindschaften, Betrug und noch viele andere Dinge aufdecken. Diese nicht ganz alltägliche Art des Erzählens hat mir gut gefallen, auch wenn es gerne auch drei oder fünf Handlungsstränge weniger hätten sein können. So werden es immer mehr Verdächtige statt dass sie nach und nach wegfallen und ich war bis zum Schluss ahnungslos, auch weil uns die Informationen in kleinen Häppchen über längere Zeit verabreicht werden. In diesem Fall wäre weniger tatsächlich mehr gewesen, was die Absichten und Motive angeht und was die Anzahl der Mitwirkenden betrifft. Leideer hat das das Tempo auch etwas ausgebremst und den Focus auf das Zwischenmenschliche konzentriert.

Am Ende passt die Auflösung zur Art des Buches und trotz der etwas überwältigenden Dichte und Summe hat mich “Die letzte Party” auf eine etwas ruhigere Art gut unterhalten.

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