Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2024

Narben erinnern uns an das Erlebte, aber sie definieren nicht unsere Zukunft

Die alte Villa auf den Klippen
0

Nach einer herben Enttäuschung wagt Ashley den großen Schritt und möchte in Hope Harbor einen kompletten Neustart wagen. Edgecliff soll aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und zukünftig als wundervoller ...

Nach einer herben Enttäuschung wagt Ashley den großen Schritt und möchte in Hope Harbor einen kompletten Neustart wagen. Edgecliff soll aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und zukünftig als wundervoller Veranstaltungsort für Traumhochzeiten und andere Festlichkeiten in neuem Glanz erstrahlen. Das Haus selbst und der einst prächtige Garten benötigen mehr als eine helfende Hand, um der alten Villa einen passenden Rahmen zu verliehen. Ashley begegnet Jon, der als Landschaftsgärtner kräftig zupacken kann. Aber warum trägt er immer Basecap, Sonnenbrille und Maske ?

Hope Harbor ist für viele schon zu einer zweiten Heimat geworden und Irene Hannon ermöglicht mit dem neuen Band "Die alte Villa auf den Klippen" wieder eine emotionale und spirituelle Reise in den charmanten Küstenort. Es ist wie Heimkommen und genauso liebevoll und warmherzig fühlt sich auch die ganze Erzählung an.

Manchmal gibt es Verletzungen im Leben, die zwar verheilen, aber auch Jahre später noch brennen und deutlich sichtbare Spuren auf der Haut und in der Seele hinterlassen. Mit genau diesen Narben lebt Jon zwar weiter, denn für ihn gibt es keine Salbe und kein Pflaster, um den Schmerz und die öffentliche Ablehnung jemals lindern zu können.

Hannon beschreibt sehr eindringlich und nachvollziehbar den inneren Kampf, den Jon täglich mit sich selbst ausficht und stellt ihm mit Ashley eine ebenso verletzte junge Frau an die Seite. Die beiden sind sich gegenseitig Pflaster für die geschundenen Seelen und der Autorin gelingt es mit ihrer ehrlichen und bewegenden Erzählweise, die Gefühls - & Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren zu öffnen, um gemeinsam mit ihnen die Antworten auf Fragen nach der Identität, Sinn des Lebens, Glauben und Liebe zu finden.

Das malerische Küstenstädtchen ist der perfekte Schauplatz für Romantik, Vergangenheitsbewältigung und Glaubensfragen, denn hier werden Träume wahr, heilen Herzen und neue Perspektiven öffnen sich. Zeig mir deine Narben und erzähle mir deine Geschichte - diese Aufforderung gilt nicht nur für das Buch, sondern ist auch ein Wegweiser für uns alle, nicht immer auf das Makellose und den schönen Schein unser Augenmerk zu legen, sondern bewusst hinter die Fassade zu schaen und hinter der vermeintlich "beschädigten" Oberfläche eine Menschen zu entdecken, der eine eigene Geschichte hat und trotz - oder gerade wegen - seiner Narben besonders liebenswert ist.

Das Leben tut weh, aber der Glaube und die Liebe wirken wie ein heilendes Pflaster - Irene Hannon erschafft mit ihren Hope-Harbor-Reihe echte Wohlfühlromane mit tiefgehenden christlichen Botschaften.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2024

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hesse)

Das Lied der Biene
8

Marga ist die gute Seele in Paul Alprechts Haushalt und eigentlich liebt sie ihre Tätigkeit. Doch seit Pauls Verlobte in den Räumen umherwirbelt, ist die Stimmung frostig. Ein tragisches Unglück lässt ...

Marga ist die gute Seele in Paul Alprechts Haushalt und eigentlich liebt sie ihre Tätigkeit. Doch seit Pauls Verlobte in den Räumen umherwirbelt, ist die Stimmung frostig. Ein tragisches Unglück lässt nicht nur Marga, sondern auch Paul ihre Lebensweise neu betrachten. Marga möchte Paul so viel sagen, findet aber nur den Mut, ihre Gefühle und Worte in anonymen Email zum Ausdruck zu bringen. Paul fühlt sich getröstet und verstanden und über die Zeit baut sich eine Vertrautheit auf, die beiden gut tut. Bis Paul zufällig erfährt, wer die Verfasserin ist....


Wenn es ein Buch verdient hat, als absolutes Highlight bezeichnet zu werden, dann ist es "Das Lied der Biene" von Gabriela Groß. Der neue Roman aus ihrer Feder ist ein echtes Seelenpflaster, tröstet, gibt Mut und beweißt, dass es nie zu spät ist, um die eigenen Träume zu leben.

Marga ist Anfang vierzig, hat eine vernarbte Seele und während all die anderen um sie herum ein buntes, lautes und fröhliches Leben gelebt und sich weiterentwickelt haben, hat sie einfach vergessen, sich selbst mitzunehmen. Irgendwie ist alles an ihr vorbeigezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie von allen nur als selbstverständlich wahrgenommen und manchmal auch einfach nicht mehr gesehen wird.

Die Autorin schildert in ihrem seelenvollen Schreibstil die persönliche Wandlung von Marga und ermöglicht so ihren Leser:innen, die vielen Stufen das Lassens - nämlich Loslassen, Weglassen und Zulassen - zu durchleben. Auch geht es darum, Gefühle zuzulassen und dem Ruf des Herzens zu folgen, denn eine neue Liebe lässt es wieder aufblühen. Der Roman ist eine gefühlvolle und spannende Reise voller Chancen und Herausforderungen, gute Freundin und Achtsamkeitsübung und zugleich eine Ermutigung dazu, in sich selbst hineinzuhören, die eigenen Träume und Wünsche wieder etwas mehr in den Fokus zu rücken und mutig den ersten Schritt auf einem neue Weg zu gehen.

Die Schreibende hat die Gabe, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und den Leser:innen das Gefühl zu geben, gemeinsam mit ihnen durch alle Höhen und Tiefen in den Kapiteln zu gehen. Es fließen Tränen - mal aus Trauer, mal aus Wut und auch vor Glück, ein glockenhelles Lachen perlt wie Champagner in den Gläsern und eine sanfte Röte überzieht die Wangen, wenn die Schmetterlinge wild im Bauch flattern, das Herz Kapriolen schlägt und der berühmte Kloß im Hals zu spüren ist.

"Das Lied der Biene" ist ein liebevoller , warmherziger Roman mit vielen kleinen Hinweisen, um die eigene Zufriedenheit zu finden, sich selbst zu spüren und sich neu zu verlieben. Ein Gänseblümchen im Alltag, das Balsam für Herz und Seele ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.06.2024

Die Wunden, die am langsamsten heilen, sind die, die man von außen nicht sieht

Alles, was wir fühlen
0

Lisa lebt ihre großen Traum von der eigenen Familie und doch spürt sie, dass sie etwas vermisst. Was genau das ist, wird ihr erst so nach und nach klar, als sie die Begegnung mit Ben auf einer Party nicht ...

Lisa lebt ihre großen Traum von der eigenen Familie und doch spürt sie, dass sie etwas vermisst. Was genau das ist, wird ihr erst so nach und nach klar, als sie die Begegnung mit Ben auf einer Party nicht vergessen kann. Der sporadische Kontakt wird intensiver und Lisa fühlt sich immer mehr zu Ben hingezogen. Manchmal allerdings verhält sich der junge Mann etwas seltsam, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nach und nach muss sich Lisa eingestehen, dass sie in ihrer Ehe mit Fabian nicht glücklich ist und dann kommt der Stein ins Rollen....


Es gibt Liebesromane, die nach dem immer gleichen Muster ablaufen und dann veröffentlicht Nicole Fisher "Alles, was wir fühlen" und stellt damit die Welt ihrer Leser;innen komplett auf den Kopf. Dieses Buch ist so unglaublich intensiv, so wahnsinnig echt und authentisch und lässt das, was zwischen den Seiten passiert, nicht spurlos an einem vorüber ziehen. Die Autorin packt nämlich ein heißes Eisen an und bricht Tabus, in dem sie von Schicksalen erzählt, die unter die Haut gehen. Gewalt in der Beziehung, Alkoholismus und der verzweifelte Versuch, doch noch ein kleine bisschen Glück zu erhaschen sind die Themen, denen sich die Schreibende widmet und mit deren Auswirkungen sich die Leser;innen auseinandersetzen.

Wie kann ein Buch gleichzeitig körperlich und seelisch so weh und doch gut tun ? Die Frage stellt sich im Verlauf der Handlung immer wieder und es ist eine wilde Fahrt auf der Achterbahn der Gefühle, die mal zur direkten Eintrittskarte zur Hölle wird und gleichzeitig die Tore ins Paradies öffnet. Die Charaktere sind facettenreich gezeichnet und besitzen nicht nur Ecken und Kanten, sondern deutliche Narben und sichtbare Spuren auf ihrer Seele und in ihrem Herzen, sodass auch die dunkle, dramatische und zerstörerische Seite von Beziehungen ins Licht der Öffentlichkeit gelangen.

Nicole Fisher gibt all denjenigen eine Stimme, die durch Gewalt in der Beziehung, sei es körperlich, emotional, verbal oder sexuell, geknechtet und klein gehalten werden oder die keinen anderen Ausweg mehr finden und versuchen, ihr Martyrium im Alkohol zu ertränken. Auch wenn das Buch mit schweren Themen bestückt ist, so herrscht keine negative Grundstimmung. Im Gegenteil: die kleinen Kolibris sind nicht nur bunt und schillernd, sondern sie sorgen auch für jede Menge Herzbeben, positive Gefühle und machen die Welt wieder bunt.

Es gbt Wunden, die nur langsam heilen, weil man sie eben von außen nicht sieht und genau für diese Wunden braucht es Herzensmenschen, die bedingungslos eine helfende Hand reichen. Nicole Fishers Roman ist so eine helfende Hand, die Mut macht, genauer hinzusehen und den ersten Schritt zu gehen, um ein neues, selbstbestimmte Leben zu führen und die herzerwärmende Liebe zu erleben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2024

Humorvolle Spannung und jede Menge Urlaubsflair

Mord und Espresso
0

Eine gemütliche Auszeit mit dem Boot wird für Carlotta und Commissario Angelotti im Handumdrehen zu einem neuen Fall, denn ausgerechnet die Leiche eines zwielichtigen Anwalts schwappt ihnen am Bug ihres ...

Eine gemütliche Auszeit mit dem Boot wird für Carlotta und Commissario Angelotti im Handumdrehen zu einem neuen Fall, denn ausgerechnet die Leiche eines zwielichtigen Anwalts schwappt ihnen am Bug ihres Bootes entgegen. Als sich auch noch die mysteriösen Vorfälle im Palazzo Bianchi häufen, tauchen noch mehr Fragen auf, die das verliebte Ermittler-Duo auf den Plan rufen. Aber Carlotta wäre nicht Carlotta, denn solche Stolpersteine stacheln ihren Ermittlerinneninstikt einfach noch mehr an....


Elisabeth Horn entführt ihre Leser;innen wieder an den schönen Gardasee und zeigt mit ihrem dritten Roman die düstere, dunkle Seite, die sich fernab von Tourismus, Gelato und Limoncello abspielt. Auch in diesem Buch passt wieder alles hervorragend zusammen und die liebevolle, detailreiche Gestaltung lässt keine Wünsche offen. Vom ansprechenden Cover, den gezeichneten Zitronen auf den Buchseiten bis hin zum knallgelben Buchschnitt ist alles perfekt aufeinander abgestimmt und bildet somit einen passenden Rahmen für das charmante Ermittler-Duo.

Wie alle Vorgängerbände ist auch diese Verbrecherjagd in der Sprate Cosy-Crime angesiedelt, zeigt auf amüsante Weise, dass es eben nicht immer literweise Blut braucht, um spannende, abwechslungsreiche und gute Krimiunterhaltung zwischen den Buchdeckeln zu finden. Verbrechen und Dolce Vita sind eine mörderisch gute Kombination und genau diese findet in den guten Ideen von Elisabeth Horn ihre Umsetzung

Auch hier gilt, je schillernder die Fassade, desto schwärzer die menschliche Seele und so ist es kein Wunder, dass nach einigen Seiten das Hier und Jetzt vollkommen in den Hintergrund rückt und die Leserschaft sich vor Ort einfindet, um zwischen wunderschönen Ballkleidern, exquisiten Hotelzimmern und skurrilen Figuren eigene Ermittlungen zu betreiben.

Ein Tänzchen auf dem Zitronenball gleicht schon fast dem Tanz auf dem Vulkan, denn die Situation wird immer brenzliger. Doch Carlotta schafft es mit ihrem unvergleichlichen Charme immer wieder, die Schärfe aus allem herauszunehmen und die Wogen zu glätten. Zugegeben, ihre Ermittlungsmethoden sind mehr als unkonventionell und ab und an mit einer großen Portion Augenzwinkern versehen, aber genau diese humorige Herangehensweise bringt frischen Wind in die Krimi-Landschaft. Es geht nicht bierernst und verbissen zu , sondern die italienische Lebensart und ein gewisses Flair sorgen dafür, dass eine Wohlfühlatmosphäre entsteht, die immer wieder durch spannende Momente und unvorhergesehen Ereignisse unterbrochen wird .

Es macht einfach unglaublich viel Spaß, gemeinsam mit Carlotta und Fabio durch die Gässchen von Limone zu streifen, ihrem Liebesgesäusel zuzuhören und die einzelnen Puzzelteilchen an den richtigen Platz fallen zu lassen. Die Krimi-Reihe ist nicht nur die perfekte Urlaubslektüre, sondern stillt auch ein bisschen das Fernweh.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2024

Die Zerbrechlichkeit des Leben, offenbart in einem einzigen Bild (David Furnish)

Fragile Beauty – zerbrechliche Schönheit
0

Oft gibt sie sich erst auf den zweiten oder dritten Blick zu erkennen und zeigt, wie fragil der Moment, das Leben und das Sein wirklich sind. Eingefangen in der Flüchtigkeit des Augenblicks "frieren" Fotografien ...

Oft gibt sie sich erst auf den zweiten oder dritten Blick zu erkennen und zeigt, wie fragil der Moment, das Leben und das Sein wirklich sind. Eingefangen in der Flüchtigkeit des Augenblicks "frieren" Fotografien genau diese zerbrechliche Schönheit ein und lassen sie auf die Betrachtenden wirken.

Sir Elton John und David Furnish machen ihre ausdrucksstarke und einzigartige Sammlung an Fotografien für die Öffentlichkeit zugänglich und präsentieren im V& A eine einzigartige Ausstellung, die unter die Haut geht, nachdenklich stimmt und tief berührt. Es lohnt sich, die Bilder nicht nur im Vorübergehen oder beim flüchtigen Durchblättern des Fotobandes zu betrachten, sonder eben jene Aufmerksamkeit zu schenken, die ihnen gebührt.

Es sind Aufnahmen, die aussagekräftig und nonchalant zugleich sind, ein subtiles Spiel mit der Sexualität in sich tragen und doch manchmal so offensichtlich und provokant daherkommen, dass es keine Worte braucht, um den Kerngedanken und die Idee dahinter zu verstehen. Fotos, die zu Herzen gehen und ungehindert die Tränen fließen lassen. Bilder, die betroffen machen, wach rütteln und nachdenklich stimmen. Aber auch Aufnahmen, die eine gewisse Szenekomik widerspiegeln und unweigerlich ein glockenhelles Lachen erklingen lassen.

Ohnmacht und Ratlosigkeit, Verwundbarkeit und (innere) Stärke, Zusammenhalt und Einsamkeit - eingefangen in leidenschaftlichen Fotos, die ein sympathisches Plädoyer für mehr Toleranz und Akzeptanz sind und gleichzeitig ein Zeitreise darstellen. Die Bildgestaltung ist ein Spiel mit faszinierenden Motiven, Effekten (Unschärfe, Abstraktion, Licht und Schatten) und unterschiedlichen Perspektiven, erzeugt auf jeder Seite Emotionen und durchbricht Tabus.

Viele Fotos lassen eigene Interpretationen zu, sind überraschend und bieten Antworten auf Fragen, die wir uns bisher zwar noch nicht gestellt haben, die aber dennoch im Unterbewusstsein verankert sind. Es fällt schwer, sich hier ein Lieblingsbild auszusuchen, denn dieser Fotoband fängt ganz viele Stimmungen ein.

Ganz besonders bleiben mir aber die folgenden Aufnahmen im Gedächtnis und wirken lange nach:

- S. 23 The Falling Man

- S. 31 Zachary und Elijah

- S. 54/55 The Limo

- S. 101 Untiteld

- S. 127 Activits holding hands

- S. 133 Ground Zero

- S. 244 Bloom

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung