Eine Flucht aus dem Iran und der Kampf um Identität und Anerkennung
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurzeln steht. Und wer sie in Zukunft sein will. Die Exil-Iranerin Sanam Mahloudji legt ihren ersten Roman vor.
Wie soll man ein Leben führen, wenn man nicht dort ist, wo man hingehört? »Die Perserinnen« ist alles zugleich: Komödie, Drama und Farce. Ein intensives, ganz und gar unvergessliches Leseerlebnis.
Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen
Die Geschichte der Perserinnen wird aus den verschiedenen Perspektiven der Frauen einer Familie erzählt und erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. Ich fand die Wechsel zwischen verschiedenen Generationen ...
Die Geschichte der Perserinnen wird aus den verschiedenen Perspektiven der Frauen einer Familie erzählt und erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. Ich fand die Wechsel zwischen verschiedenen Generationen und dem Setting im Iran und den USA sehr interessant. Anfangs habe ich etwas gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden, da mir Shirin als Charakter sehr exaltiert vorkam. Mit dem Wissen über ihr Leben und den Schicksalsschlägen wird ihr Charakter nachvollziehbar und glaubhaft. Die Perserinnen führen ganz unterschiedliche Leben und finden sich in sehr ungewöhnlichen Lebenslagen wieder, sind aber jede einzelne auf ihre Weise sehr stark. Es gelingt der Autorin, die Folgen der Revolution für die Flüchtenden greifbar zu machen, die trotz Geld und Luxus irgendwie verloren und entwurzelt wirken, da sie von ihrer Geschichte und Familienmitgliedern getrennt wurden. Im Laufe des Buches kommen einige Familiengeheimnisse ans Licht und als Leser begleitet man die Perserinnen auf ihrem Weg zu sich selbst und mehr Authentizität. Ich empfand das Buch als eine runde Sache, glaubhaft, nachvollziehbar und sehr interessant.
Die Perserinnen ist ein Roman über eine Familie aus Persien, die aufgrund der Revolution in die USA ausgewandert waren. 5 Frauen dieser Familie stehen im Blickpunkt.
Die Schwestern Sima und Shirin, ihre ...
Die Perserinnen ist ein Roman über eine Familie aus Persien, die aufgrund der Revolution in die USA ausgewandert waren. 5 Frauen dieser Familie stehen im Blickpunkt.
Die Schwestern Sima und Shirin, ihre Mutter Elizabeth, schließlich deren Enkelinnen Niaz und Bita
Die Erzählperspektive wechselt zwischen ihnen hin und her. Hinzu kommen Rückblenden. Daher muss man beim Lesen ziemlich aufpassen. Es ist kein ganz einfaches Buch, doch durch diese Erzählmethode lernt man die Protagonistinnen neben ihrer Individualität auch in einer Gesamtheit kennen.
Mit Shirin hat man die extrovertierteste Figur im Buch. Was sie so rauslässt, ist von Wut und Sarkasmus durchtränkt. Das ist für den sensiblen Leser nicht immer ganz einfach auszuhalten. Doch ein gewisser harscher Ton zieht sich durch das Buch.Daher denke ich, die Autorin Sanam Mahloudji will diese Direktheit.
In der Summe ist es ein beeindruckendes Buch!
Sanam Mahloudji nimmt eine interessante Perspektive ein, wenn sie über einen Zeitraum von fast 80 Jahren hinweg die weibliche Seite einer iranischen Familiengeschichte erzählt. Denn sie nähert sich in ...
Sanam Mahloudji nimmt eine interessante Perspektive ein, wenn sie über einen Zeitraum von fast 80 Jahren hinweg die weibliche Seite einer iranischen Familiengeschichte erzählt. Denn sie nähert sich in ihrem Debütroman „Die Perserinnen“ den Frauen einer Familie, die vor der Islamischen Revolution 1979 zur Oberschicht des Iran gehörte. Elisabeth ist schätzungsweise in den 1930ern als Enkelin des „Großen Kriegers“ geboren. Ein Mann, der laut Familiengeschichte sein Leben im Kampf für einen demokratischen Iran ließ. Das Familienvermögen und -prestige basiert auf diesem Vorfahr. Während Elisabeth in ihrer Kindheit und Jugend wie eine Prinzessin von der Bevölkerung Teherans behandelt wurde, gab sie später dieses Bewusstsein für Stellung an ihre Kinder weiter. Zwei davon sind Sima und Shirin, welche - ebenso wie ihr Bruder Nadar - im Zuge der Islamischen Revolution über Südfrankreich in die USA „flüchteten“. Deren Kinder Bita und Mo wuchsen dann in den USA auf, während Shirins älteste Tochter Niaz bei Elisabeth im Iran zurückblieb und dort aufwuchs.
Die Gegenwartshandlung des Romans setzt im Weihnachtsurlaub des US-amerikanischen Teils der persischen Familie in Aspen in 2004/2005 ein. Wir erleben mit, in welch einem Überfluss diese Familie lebt. Und das macht für mich schon einmal einen kreativen Ansatz das Romans aus, werden doch sonst häufig Geschichten von stark benachteiligten und unterdrückten Familien aus dem Iran in der Literatur beschrieben. Auf den ersten Blick scheint diese reiche Familie in einer vollkommen sorgenfreien Sphäre zu leben. So auch Shirin, die mit um die 50 Jahren aufgetakelt in einer Bar verhaftet wird, weil sie angeblich ihre eigenen Prostitution anbahnte. Dabei liegt es eher daran, dass Shirin eine hoch theatralische Persönlichkeit hat und überall, wo sie hinkommt eine Szene machen muss. Sie möchte ununterbrochen im Mittelpunkt stehen und gerät dadurch auch sehr schnell zur anstrengendsten, aber nicht uninteressantesten Person dieses prosaischen Figurenreigens. Allerdings leitet die Autorin das Gehabe von Shirin sehr gut her, weshalb sie zu so einer „unsympathischen Figur“ wird, die man unterm Strich eigentlich doch gern begleitet. Wir folgen in wechselnden Kapiteln immer den einzelnen Frauen der Familie zu unterschiedlichen Zeiten von den 1940ern bis zum gegenwärtigen Plotverlauf, der sich um Shirins Anzeige in 2005 dreht. Dabei spricht eine Figur auch aus einer Zwischenwelt kurz vor dem Jenseits, denn wie wir gleich zu Beginn erfahren, ist Sima - Bitas Mutter - bereits im April 2004 verstorben.
Durch diese multiperspektivische Herangehensweise bekommen die Lesenden ein facettenreiches Bild zur Familiengeschichte aber auch zu den einzelnen Lebensläufen der Frauen. Durch die Figuren Elisabeth und Niaz, die die letzten 25 Jahre im Iran verblieben sind, bekommt man neben den Eindrücken einer reichen, persischen Familie in den kapitalistischen USA auch einen sehr guten Einblick in das Leben von Zurückgebliebenen, die unter den Ayatollahs nicht mehr ihrem Leben in Saus und Braus nachgehen können.
Obwohl ich schon einige informative Texte über die Geschichte und die Menschen des Irans gelesen habe, hat mir „Die Perserinnen“ doch immer wieder noch unbekannt Informationen vermittelt und neue Blickwinkel ermöglicht. Die Figuren werden in ihren Handlungen und Einstellungen sehr gut hergeleitet und man bekommt ein umfangreiches Bild ihrer Sozialisation und ihrer Lebensumstände. Auch zur iranischen Historie wurden politische Zusammenhänge leicht verständlich dargestellt, was das Buch zu eines äußerst lesenswerten Roman macht.
Immer tiefer dringt man in die einzelnen Schicksale und Köpfe der Figuren, was einen starken Sog entwickelt. Allein zum Ende hin wird mir der Roman zu verkopft und zu erklärend. Bis zum Ende wurde mir außerdem nicht klar, warum die „Elisabeth“-Kapitel die einzigen sind, die aus der personalen Perspektive heraus erzählt sind. Alle anderen Frauen berichten aus der Ich-Perspektive, selbst die verstorbene Sima.
Für mich stellt „Die Perserinnen“ ein starkes Debüt dar, welches eine klare Leseempfehlung von mir erhält. Ich freue mich darauf, von der Autorin noch mehr zu lesen.
4,5/5 Sterne
PS: Ein Kuriosum, welches ich so noch nie gesehen habe: Das Buch wurde in englischer Sprache verfasst, da die Autorin schon als Kind aus dem Iran in die USA auswanderte. Die deutsche Übersetzung des Romans ist allerdings die allererste Veröffentlichung des Textes. Der englischsprachige Orignaltext wird erst in 2025 (!) erscheinen, ebenso wie die Veröffentlichungen in anderen Ländern. Siehe sanammahloudji.com:
„Her debut novel THE PERSIANS will be released in February & March 2025 with Fourth Estate (UK) and Scribner (US). It will also come out in translation in Germany (Piper), the Netherlands (Ambo Anthos), Hungary (Europa), Croatia (Fraktura) and Romania (Polirom). The German edition will be released first on May 31, 2024!“
PPS: Falls jemand vom Verlag meine Rezi lesen sollte: Für eine (hoffentlich gedruckte) zweite Auflage: Auf S. 319 heißt es, dass Sima am „1. April 1994“ gestorben sei. Das ist ein Fehler, sie ist in 2004 gestorben. Das könnte beim Lesen so einige irritieren. ;)
“Die Perserinnen” von Sanam Mahloudji klingt nach einem tiefgründigen Roman, der die Identitätskrise und die kulturellen Konflikte einer Familie im Exil beleuchtet. Die Geschichte scheint eine reiche Mischung ...
“Die Perserinnen” von Sanam Mahloudji klingt nach einem tiefgründigen Roman, der die Identitätskrise und die kulturellen Konflikte einer Familie im Exil beleuchtet. Die Geschichte scheint eine reiche Mischung aus persönlichen und politischen Themen zu bieten, die die Leser dazu einlädt, über die Bedeutung von Heimat und Zugehörigkeit nachzudenken. Die Charaktere müssen sich mit den Herausforderungen des Lebens zwischen zwei Welten auseinandersetzen und ihre eigene Identität in einem fremden Land neu definieren.
Als Leser würde mich dieses Buch ansprechen, weil es die Möglichkeit bietet, die emotionalen und sozialen Auswirkungen des Exils aus einer persönlichen Perspektive zu verstehen. Es verspricht, sowohl humorvolle als auch dramatische Momente zu enthalten, die das Leben der Charaktere und ihre inneren Kämpfe lebendig machen. Die Frage, wie man ein erfülltes Leben führt, wenn man sich fern von seiner ursprünglichen Heimat befindet, ist universell und zeitlos. Dieses Buch könnte nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Schonungslos, intensiv und wirklich unvergesslich wird in diesem Roman die Geschichte der Familie Valiat erzählt. Im Mittelpunkt des Romans steht Shirin, die aufgrund der Revolution im Iran ins amerikanische ...
Schonungslos, intensiv und wirklich unvergesslich wird in diesem Roman die Geschichte der Familie Valiat erzählt. Im Mittelpunkt des Romans steht Shirin, die aufgrund der Revolution im Iran ins amerikanische Exil mit ihrer Familie fliehen musste. Nun ist sie wegen versuchter Prostitution in Amerika angeklagt und muss sich verantworten.
Dieser Roman ist auf der Gefühlsebene eine große Herausforderung, da er so vielschichtig die unterschiedlichen Perspektiven von Shirins Familie erzählt. Er regt zum Nachdenken über die Frage wohin man gehört an. Ein großer Zwiespalt ist, wie man mit seiner Kultur weiterleben kann ohne die neue Kultur zu vernachlässigen.
Die verschiedenen geschichtlichen Ebenen werden sehr stark beleuchtet und es wird auch aufgezeigt wie das Mullah Regime den Blickwinkel verändern kann. Ich musste mich sehr stark auf das Buch einlassen. Oberflächlich betrachtet geht es ja nur um die Gerichtsverhandlung. Aber im Detail geht es um Stolz, Tradition, Einsamkeit und Hochmut. Die unterschiedlichen Perspektiven und Geschichten der Valiant Frauen waren sehr interessant und eindringlich und werden noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.