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Veröffentlicht am 05.06.2024

Volle Punktzahl von mir!

Mein Bruder
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Wow, ich hab lange kein Buch mit einer solchen Sogwirkung mehr gelesen - ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Zum Plot: Wir begleiten Jana zurück in das kleine Dorf ihrer Kindheit in Schweden, ...

Wow, ich hab lange kein Buch mit einer solchen Sogwirkung mehr gelesen - ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Zum Plot: Wir begleiten Jana zurück in das kleine Dorf ihrer Kindheit in Schweden, wo sie nicht nur mit alten Dämonen, sondern auch mit neuen Bekanntschaften konfrontiert wird und mit dem rätselhaften Tod einer Frau. Wer war diese Maria und warum stolpert sie ständig über deren Spuren? Atmosphärisch dicht verknüpft die Autorin die Vergangenheit mit der Gegenwart, porträtiert ein mitunter herzzerreißendes Familiendrama und einen spannenden Kriminalfall, denn Marias Mörder wurde nie gefunden.

Ich möchte hier gerne eine Triggerwarnung aussprechen - es gibt teilweise nur schwer auszuhaltende Beschreibungen von Gewalt, Misshandlung und Missbrauch.

Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig - es gibt keine Fragezeichen und wörtliche Rede ist nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Sobald ich mich aber eingelesen hatte war das keine Schwierigkeit mehr für mich und ich bin regelrecht in einen Lesesog geraten - vielleicht auch gerade wegen der ungewöhnlichen Schreibart? Volle Punktzahl von mir!

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein Buch von bildhafter, sinnlicher Sprache und poetischer Schönheit!

Chor der Pilze
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Hiromi Goto schrieb mit „Chor der Pilze“ bereits 1995 einen Roman über Immigration und Heimat, Sprache und Identität, Feminismus und Frausein wie er aktueller nicht sein könnte. Umso wunderbarer, dass ...

Hiromi Goto schrieb mit „Chor der Pilze“ bereits 1995 einen Roman über Immigration und Heimat, Sprache und Identität, Feminismus und Frausein wie er aktueller nicht sein könnte. Umso wunderbarer, dass der Cass Verlag das Buch 2020 in sein Programm aufgenommen und mit Karen Gerwig eine, wie ich finde, wunderbare deutsche Stimme gefunden hat. Stark autobiografisch gefärbt erzählt die Autorin die Geschichte einer japanischen Familie, die 20 Jahre zuvor nach Kanada immigriert und doch nie dort angekommen ist.

Drei Frauengenerationen, ein altes, ein neues und ein mögliches Leben - es ist mitunter nicht ganz leicht den verschiedenen Handlungs- und Gedankensträngen zu folgen und doch trägt der Strom die lesende Person unaufhaltsam durch die Erzählung und lässt sie nicht los. Da ist die alte Naoe, die den ganzen Tag japanisch brabbelnd auf einem harten Stuhl sitzt wo sie immer mehr zu verschwinden scheint und erst präsent wird, als sie eines Tages aufsteht und geht. Keiko, die Tochter, die das Japanische abgestriffen hat wie ein lästiges Kleidungsstück und gleichsam auch die Fähigkeit zu Lieben. Und Muriel/Murasaki, die Enkeltochter, in Kanada geboren und durch die Sprachbarriere von der Großmutter getrennt, die ihren Kopf in Naoes Halsbeuge bettet und mit dem Herzen deren Erinnerungen lauscht.

Selten habe ich ein Buch von solch bildhafter, sinnlicher Sprache und poetischer Schönheit gelesen wie „Chor der Pilze“. Ich habe sicher nicht jede der unfassbar vielen Facetten verstanden und aufgenommen aber zurück geblieben ist einfach das gute Gefühl, ein richtig tolles Buch gelesen zu haben (und das sicher nicht zum letzten Mal).

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Über die Würde des Menschen!

Dankbarkeiten
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„Dankbarkeiten“ von Delphine de Vigan ist ein berührender Text über die Würde des Menschen und die Kraft der Sprache - über die beklemmende Frage was bleibt, wenn die Worte gehen. Sehr einfühlsam ...

„Dankbarkeiten“ von Delphine de Vigan ist ein berührender Text über die Würde des Menschen und die Kraft der Sprache - über die beklemmende Frage was bleibt, wenn die Worte gehen. Sehr einfühlsam und mit wenigen Worten erzählt die Autorin die Geschichte von Michka, einer erfolgreichen, gebildeten Frau, die im Alter und durch Krankheit ihre Selbstbestimmtheit einbüßen und den zunehmenden Verlust ihrer Sprache hinnehmen muss. Michka verliert sich in Träumen und schmerzhaften Erinnerungen, die kraftvoll an die Oberfläche drängen und am Ende doch Erlösung bedeuten. Sehr menschlich und zart und manchmal auch schwer auszuhalten aber ich kann mich allen begeisterten Lesern nur anschließen.

„Aber ich schweige. Manchmal muss man sich der Leere stellen, die der Verlust hinterlassen hat. Auf Ablenkungen verzichten. Akzeptieren, dass nichts mehr zu sagen ist. Neben ihr sitzen. Ihre Hand nehmen.“ (S. 127)

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein wahnsinnig berührendes, trauriges und doch kraftvolles Buch!

Die Sommer
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„Die Sommer“ von Ronya Othmann ist so voller Zärtlichkeit für seine Geschichte, dass ich es bis tief in mein Innerstes spüren konnte. Die Liebe und Verbundenheit Leylas zu ihren Großeltern (besonders ...

„Die Sommer“ von Ronya Othmann ist so voller Zärtlichkeit für seine Geschichte, dass ich es bis tief in mein Innerstes spüren konnte. Die Liebe und Verbundenheit Leylas zu ihren Großeltern (besonders zu der kleinen Oma) und dem staubigen Dorf in Syrien, nahe der türkischen Grenze, in dem sie die Sommer ihrer Kindheit verbrachte, spürt man in jedem Satz und jedem Wort. Und auch die Einsamkeit, die in Leyla wächst, mit dem zunehmendem Verlust der heilen, unschuldigen Welt wuchert, und die fast wie selbstverständlich in einer verzweifelten Entscheidung mündet.

Es ist die Geschichte einer entwurzelten Familie, eines zerrissenen, von Misstrauen verseuchten, Volkes und der unstillbaren Sehnsucht eines Mädchens, das in zwei Kulturen und doch nirgendwo daheim ist. „Die Sommer“ lässt einen demütig zurück - was wissen wir schon von Elend, Krieg und Vertreibung? Was wissen wir schon über die Vertriebenen und Entwurzelten, über ihre Nachfahren und die vererbten Traumata?

Ein wahnsinnig berührendes, trauriges und doch kraftvolles Buch und für mich ein Last-Minute-Highlight dieses Jahr.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Zu recht ein Klassiker!

Hundert Jahre Einsamkeit
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„Hundert Jahre Einsamkeit“ erzählt die Geschichte der Familie Buendía und Macondos, einem kleinen fiktiven Dorf in Kolumbien im 19. Jahrhundert, die untrennbar miteinander verwoben sind. Eine ganze Epoche ...

„Hundert Jahre Einsamkeit“ erzählt die Geschichte der Familie Buendía und Macondos, einem kleinen fiktiven Dorf in Kolumbien im 19. Jahrhundert, die untrennbar miteinander verwoben sind. Eine ganze Epoche tut sich auf diesen 500 Seiten auf - mit feinem Humor und präzisem Blick öffnet Gabriel Garcia Márquez diese für seine Leser und bannt historische Ereignisse ebenso wie die persönlichen Schicksale seiner Figuren darin. Ursula, die Urmutter der Familie und Symphatieträgerin, wirkt dabei wie ein roter Faden im Text - wie ein Spiegelbild ihres Alterns wird auch der Verfall der Familie und des Dorfes sichtbar.

Dieses Buch war mein Erstes des Autors und konnte mich sprachlich restlos überzeugen - die erzählerische, bildhafte Kraft spürt man in jedem einzelnen Satz. Auch der (Neu)Übersetzerin Dagmar Ploetz mein höchstes Lob für diese großartig Arbeit.

Wenig überraschend bei einem Klassiker wie diesem kann ich nur eine große Leseempfehlung aussprechen für alle, die diesen Roman noch nicht kennen!

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