Welch ein großartiges Buch!
Leda ist 47 und gönnt sich den ersten Urlaub ganz alleine an der italienischen Küste - das freie, unabhängige Leben breitet sich süß vor ihr aus, nun, da die beiden erwachsenen Töchter bei deren Vater ...
Leda ist 47 und gönnt sich den ersten Urlaub ganz alleine an der italienischen Küste - das freie, unabhängige Leben breitet sich süß vor ihr aus, nun, da die beiden erwachsenen Töchter bei deren Vater in Kanada leben. Doch im Laufe des Sommers entwickelt sie eine seltsame Obsession, die einen unbegreiflichen Ausgang nimmt.
Die ganze Widersprüchlichkeit der Beziehung zwischen Müttern und Töchtern; diese unbändige Liebe und tiefe Nähe auf der einen, unterschwellige Konkurrenz um Jugend und Schönheit und „der Wunsch mich selbst zu spüren, meine Verdienste, die Reichweite meiner eigenen Fähigkeiten“ (S. 131) auf der anderen Seite, beschreibt Ferrante auf einmalige Art und Weise. Ihre Sprache ist einfach und klar, schnörkellos und verfügt dabei über eine Natürlichkeit, die dem Erzählten große Authentizität verleiht. Ferrante zeichnet in diesem schmalen Büchlein das höchst interessante Psychogramm einer zerrissenen, moralisch irrenden und damit zutiefst menschlichen Frau. Große Leseempfehlung! Ich habe die Geschichte in einem Atemzug inhaliert und denke, wirklich jede Frau wird sich darin irgendwie, irgendwo (wieder) erkennen. Erschienen als Taschenbuch bei Suhrkamp, richtig gut übersetzt von Anja Nattefort.