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Veröffentlicht am 22.06.2024

Der Tod stand nicht im Drehbuch

Tod auf der Unterbühne
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Vorhang auf, der „Tod auf der Unterbühne“ stand zwar nicht im Drehbuch, aufgeklärt sollte er dennoch werden. Und dafür ist die junge Kriminalpolizistin Antonia Ranik zuständig.

„Bald ist er weg, der ...

Vorhang auf, der „Tod auf der Unterbühne“ stand zwar nicht im Drehbuch, aufgeklärt sollte er dennoch werden. Und dafür ist die junge Kriminalpolizistin Antonia Ranik zuständig.

„Bald ist er weg, der Tyrann“ denkt da ein Ensemblemitglied, als es am Regiepult vorbeischaut. Als dann der Tote entdeckt wird, stellt sich für so manchen die Frage, ob denn dieser Tod inszeniert ist, er zum Stück gehört. Denn dieser Sommernachtstraum reloaded, dessen Generalprobe gerade ansteht, hat es in vielerlei Hinsicht in sich. Voller technischer Raffinessen hebt es sich von den „normalen“ Inszenierungen aufs Erfreulichste ab.

Ach ja, der Tote ist kein geringerer als Mateo Ander, der egomanische Spielleiter. Da liegt er nun auf der Unterbühne und alle sind sie mehr oder weniger geschockt. Antonia und ihr nicht sehr ehrgeiziger Kollege, mit dem sie aber dennoch gut zusammenarbeitet, tauchen ein in eine für sie vollkommen fremde Welt. Von den Schauspielern bis hin zu den Kulissenschiebern müssen alle vernommen werden, ein Kaleidoskop an Persönlichkeiten offenbart sich den Ermittlern. Es ist schon ein buntes Völkchen, auch Mateos Witwe, die stets an seiner Seite war, mischt kräftig mit. Wie sich bald herausstellt, war der Herr Theaterregisseur ein selbstgefälliger, aufgeblasener Widerling, der sich gerne einen herausgepickt und den so richtiggehend gequält hat. So einer dürfte genug Feinde haben, so viel steht fest.

Konstanze Breitebner weiß, wovon sie schreibt. Dabei meine ich beileibe nicht den Mord, eher schon die Zauberwelt des Theaters und das ganze Drumherum. Sie lässt ihre Leser Theaterluft schnuppern, geht ein auf die Schauspieler und deren gar nicht immer so schillerndes Leben, gewährt so manchen Blick in die Trickkiste mitsamt dem enormen Aufwand, welcher letztendlich für spektakuläre Aha-Momente sorgt.

Und natürlich ist es der Mord und dessen Aufklärung, der im Zentrum ihres Krimis mit viel Theaterflair steht. Ihre Charaktere sind nahbar und nett wie etwa Antonia, die nicht viel Aufhebens um ihre Person macht. Andere wiederum haben es faustdick hinter den Ohren, sie sind schwer zu durchschauen. Daneben bekommt man auch Einblick in die Existenznöte der eher kleineren Provinzbühnen. Um erfolgreich zu sein, müssen sie investieren und dabei brauchen sie stets ein volles Haus. Ein nicht immer leichtes Unterfangen.

Das Stück spielt in einem kleinen Ort in Niederösterreich. Durch die österreichisch angehauchten Dialoge gelingt es der Autorin bestens, den Ort des Geschehens stets mit einfließen zu lassen. Während des Lesens habe ich mich dort sehr wohl gefühlt, zumal ich die Ausdrücke und Redensarten alle gut verstehe. Mein Ausflug in die Welt des Theaters war gar amüsant, die Tragödie um den Tod des Regisseurs hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Leichenfund im Spreewald

Vergebens
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„Vergebens“ ist der vierte der Spreewald-Krimi-Reihe, für mich war es der erste, was aber dem Verständnis nicht abträglich war.

Mit Hanka und ihrem Flocke, einen Malteser, war ich gleich mittendrin beim ...

„Vergebens“ ist der vierte der Spreewald-Krimi-Reihe, für mich war es der erste, was aber dem Verständnis nicht abträglich war.

Mit Hanka und ihrem Flocke, einen Malteser, war ich gleich mittendrin beim Pilze sammeln. Flocke nimmt Witterung auf, schlägt an und findet – nein, keine Pilze. Eine übel zugerichtete Leiche liegt da. Wie sich bald herausstellt, ist es Willi Rollenhagen, seines Zeichens Gerichtsvollzieher. Schon allein sein Beruf gibt Anlass zu der Vermutung, dass hier einer tödliche Rache nahm.

Klaudia Wagner von der Kripo Lübben ist mit Kollegen am Leichenfundort. Ob dies der Tatort ist, ist mehr als fraglich, werden doch Schleifspuren entdeckt. Neben den Ermittlungen sind es auch Umstrukturierungen, die sie alle beschäftigen. Der langjährige Dienststellenleiter nimmt seinen Resturlaub, ein Nachfolger wird gesucht. Klaudia bewirbt sich auf die Stelle, ebenso Kriminalkommissar Mark Meinert, der wegen Personalmangel jetzt schon in Lübben mitmischt. Die Ermittlungen schreiten nicht recht voran und damit nicht genug, es wird ihnen ein zweiter Todesfall gemeldet.

Ich bin sozusagen zweimal Neuling. Wie schon erwähnt, kenne ich diese Spreewald-Krimi-Reihe nicht und zum anderen hat es mich noch nie in den Spreewald verschlagen. Und doch war ich sofort im Geschehen, die Personen waren mir bald geläufig, auch hat mir das Verzeichnis des Personals der Kripo Lübben, das dem Geschehen vorgelagert ist, gute Dienste erwiesen. Ich war gedanklich mit dem Kahn unterwegs, habe ihn an der Uferböschung vertäut und mir diese Gegend anhand von Bildern, die zahlreich zu finden sind, vorgestellt.

Diese Idylle bekam durch den ersten Mordfall Risse, Verdächtige und Motive gab es so einige. Die Spannung baut sich auf und hält bis zum Schluss, so manch menschliche Unzulänglichkeiten kommen an die Oberfläche und auch die Ermittler haben ihre privaten Schwächen.

Christiane Dieckerhoff hat mich mit ihrem einnehmenden Schreibstil sofort gefangen. Ihre vielschichtig angelegten Charaktere hatten allesamt Biss, sie waren authentisch, haben mir gefallen oder auch nicht. Klaudia war einer meiner Lieblingsfiguren, sie durchleuchtet das Leben des Gerichtsvollziehers, kommt der Auflösung dieses Falles und auch der des zweiten Mordopfers ziemlich nahe und gerät dabei selber in Gefahr. Und mit ihr ihr Partner, es wird zunehmend dramatisch. Letztendlich wird der Fall gelöst und ich hoffe auf einen fünften Spreewald-Krimi.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Spannend, verstörend, lange nicht durchschaubar

Das Baumhaus
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Nachdem mich die „Wolfskinder“ in Gänze gefesselt haben, wollte ich Vera Bucks neuestes Buch unbedingt lesen. Und ich habe es nicht bereut. Auch wenn es eher gemächlich startet, so steigert sich das in ...

Nachdem mich die „Wolfskinder“ in Gänze gefesselt haben, wollte ich Vera Bucks neuestes Buch unbedingt lesen. Und ich habe es nicht bereut. Auch wenn es eher gemächlich startet, so steigert sich das in drei Teilen angelegte Buch ab Teil zwei ungemein und hält die Spannung bis zum Ende.

Der Prolog, in dem ein 10jähriger Junge verschleppt wird, lässt Schlimmes ahnen, auch wenn ich diese ersten Seiten der nachfolgenden Story nicht zuordnen kann. Und doch ahne ich, dass diese Geschichte mit dem 5jährigen Fynn zu tun hat, der bei einem idyllischen Urlaub mit seinen Eltern Henrik und Nora verschwindet. Die kleine Familie hat ein Haus in Schweden geerbt und so beschließen sie, dass dies in Zukunft ihr Ferienhaus sein wird. Das auf den ersten Blick idyllisch gelegene Haus ist nicht im besten Zustand, auch wirkt der nahe Wald beinahe bedrohlich.

Im ersten Teil werden eher die einzelnen Protagonisten vorgestellt wie etwa Rosa, die eine skelettierte Kinderleiche ausgräbt. Wechselnde Kapitel erzählen auch von der Familie und von Marla, die zeitlich nicht einzuordnen ist und lange undurchschaubar bleibt. Und dann verschwindet Fynn. Die Suche ist nervenraubend und für sie alle zunehmend zerstörerisch. Die Charaktere werden zergliedert, unschöne Dinge werden sichtbar. Der Blick hinter die mühsam aufrecht erhaltene Fassade hält dem äußeren Schein nicht stand. Dazwischen lese ich von Marla und weiß schon einiges von ihr und doch nicht genug. Zu der durchweg bedrohlichen Grundstimmung kommt sie direkt mystisch daher und bleibt es ziemlich lange.

Die Örtlichkeiten sind bedrohlich, unheimlich, geheimnisumwittert und beklemmend, die Figuren sind es ebenso. Zu den meisten entwickle ich eine tiefe Abneigung, lediglich Henrik kann ich trotz vieler Widrigkeiten einigermaßen verstehen. Dies ist eher gefühlsmäßig erklärbar, eher dadurch, dass mir die anderen Charaktere so gar nicht sympathisch sind. Die Story bietet viel, sobald sie Fahrt aufgenommen hat und fördert zum Schluss Abgründiges zutage, das einen schaudern lässt. Spannend, verstörend, unheimlich – ein Thriller, so wie ich ihn mag.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Gunhild, eine unerschrockene junge Frau zur Zeit Karls des Großen

Die List der Grafentochter
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„Die List der Grafentochter“ führt weit zurück in die Zeit, als Karl der Große König des Frankenreiches war. Es ist Anfang Dezember anno 785, als Gunhild und ihre jüngeren Brüdern Giselher und Warmunt ...

„Die List der Grafentochter“ führt weit zurück in die Zeit, als Karl der Große König des Frankenreiches war. Es ist Anfang Dezember anno 785, als Gunhild und ihre jüngeren Brüdern Giselher und Warmunt auf der Erphesburg die Rückkehr ihrer Eltern - Graf Hardrad und seine Gattin Brunichild - erwarten. Gunhild hat in ihrer Abwesenheit das Sagen auf der Burg, auch wenn dies Warmunt, mit seinen dreizehn Jahren der Jüngste, nicht gefällt. Doch auf Gunhild ist Verlass, sie ist willensstark und zupackend, sie ist seit jeher an Vaters Seite. Doch nun steht ihre Vermählung mit einem Thüringer Gaugrafen an. Die Hochzeitsvorbereitungen sind in vollem Gange, als König Karl bestimmt, Gunhild mit seinem engen Vertrauten Autkar zu verehelichen. Sie sträubt sich dagegen und wird kurzerhand entführt.

Neben diesen Verwicklungen klingen die Sachsenkriege an. Karls Feldzüge, deren Ziel die Unterwerfung und die erzwungene Christianisierung der Sachsen waren, sind nicht nur auf seiner Seite verlustreich. Wir lesen auch von Fastrada, Karls vierter Ehefrau, die sehr grausam gewesen sein soll. Ihr Charakter ist gut eingefangen, sie ist trotz ihrer unbarmherzigen, machtbesessenen Art ihrem Karl eine liebende Ehefrau. Als Karl bei einem seiner Feldzüge in einen Hinterhalt gelockt und an einem unbekannten Ort gefangen gehalten wird, spitzt sich die Lage zu, eine Verschwörung bahnt sich an, Fastrada ist außer sich, sie lässt foltern und verhängt als Strafe den Tod am Strang.

Isabel Voss hat das frühe Mittelalter, das Leben der einfachen Leute und der Grafen auf ihren Burgen in Zeiten Karls des Großen anschaulich beschrieben. „Fakten und Fiktion“ nennt sie ihre Schlussbemerkung. Das Historische, um das sich die fiktive Geschichte rankt, ist bestens recherchiert. Zur besseren Orientierung ist das Ortsverzeichnis am Ende des Buches hilfreich, denn im frühen Mittelalter hatten die Orte und die Landschaften völlig andere Namen, die von den heutigen vielfach nicht abgeleitet werden können. Jedoch habe ich ein Personenverzeichnis vermisst, denn die vielen und zudem heutzutage nicht mehr gebräuchlichen Namen sind schon verwirrend, auch wäre eine Landkarte der besseren Übersicht wegen nicht verkehrt gewesen.

Das Leben im Jahre 786 war schon ein ganz anderes. Auch wenn ich historische Romane gerne und viel lese, so bleibt die Zeit Karls des Großen eher ausgespart. Umso gespannter war ich auf „Die List der Grafentochter“, auf Gunhild, einer unerschrockenen, fortschrittlich handelnden und denkenden jungen Frau, die ihre List geschickt und wohldurchdacht ausgeführt und zu einem guten Ende gebracht hat. Dieser historische Roman hat mich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den vielen Personen und dem fehlenden Personen- und Familienregister, das bei historischen Romanen durchaus üblich ist, dennoch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Durchweg spannend

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Was war das denn? Mitten in der Nacht ruft ein Mann bei Fentje an, um ihr zu sagen, dass er ihre Hilfe braucht, da er demnächst des Mordes verdächtigt wird. Als bald danach im Nachbarort zwei Tote gefunden ...

Was war das denn? Mitten in der Nacht ruft ein Mann bei Fentje an, um ihr zu sagen, dass er ihre Hilfe braucht, da er demnächst des Mordes verdächtigt wird. Als bald danach im Nachbarort zwei Tote gefunden werden und einer davon derjenige sein soll, der sie vorsorglich als Anwältin anheuern wollte, wird sie hellhörig. Was genau ist da geschehen und warum dieser doch sehr mysteriöse Anruf? Und da auch Niklas als Journalist in diese Taten irgendwie involviert ist, beginnen die beiden mit ihren ganz eigenen Nachforschungen.

Schon der Prolog macht neugierig. Da sucht einer den Kanal ab, ganz im Verborgenen, denn seine Frau darf davon nichts wissen. Wie hängt diese Suche mit den beiden Toten zusammen? Lange, sehr lange ist dies nicht sichtbar.

„Das schweigende Dorf“ ist nach „Der Teufelshof“ mein zweites Buch der Akte Nordsee, das erste dieser Reihe „Am dunklen Wasser“ will unbedingt noch gelesen werden. Fentje Jacobsen und Niklas John – unterschiedlicher könnten die beiden nicht sein und doch haben sie einen Draht zueinander, der mal stabil und hart wie Stahl ist, dann aber wieder ziemlich brüchig zu sein scheint. Fentje ist Anwältin mit Leib und Seele, ihre Kanzlei betreibt sie auf dem Schafshof ihrer Großeltern, was den Vorteil hat, die beiden im Blick zu haben, während Niklas John als Journalist auch in Krisengebieten zu finden ist. Sein feudales Heim findet man in St. Peter-Ording und gerade eben ist auch Blofeld, die luxuriöse Katze, wieder bei ihm eingezogen.

Auch dieser dritte Fall hat mich abgeholt, er ist spannend mit verschwiegenen, verschlagenen, unsympathischen, äußerst kriminellen und auch liebenswerten Charakteren, denen ich ihre Eigenarten durchweg abnehme. Die eingestreuten plattdeutschen Redensarten und Sätze passen perfekt in die Umgebung und sind dank den gut in den Text eingebundenen Übersetzungen auch für alle verständlich. Auch Fentjes Großmutter mischt hier kräftig mit, ihr Part war mir jedoch zu übergriffig, zu gewollt. Auch wenn ich es durchaus schätze, dass neben den im Vordergrund stehenden Ermittlungen Privates durchklingt, so hat Oma sich zu weit vorgewagt und ist ins Unglaubwürdige abgedriftet. Die weitreichenden Ermittlungen an sich haben mich jedoch wieder versöhnt.

Eva Almstädt hat mich lange im Dunkeln gelassen, sie hat mich zuweilen auf Irrwege geführt und mir einen Schluss präsentiert, den ich so dann doch nicht erwartet hätte. Gut so, sie hat mir einmal mehr kurzweilige Lesestunden beschert und nun hoffe ich, dass ihre beiden Hauptakteure bald wieder ermitteln werden.

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