DIE PHANTASTISCHE WELT DER AUS DEM FENSTER GEFALLENEN - Spannend und klug !
David, die Hauptfigur, Mitte zwanzig, fällt besoffen aus seinem Fenster im vierten Stock. Er landet in Warkiaptu, einer Welt, in der seit Jahrtausenden alle Lebewesen ankommen, deren Fenstersturz tödlich ...
David, die Hauptfigur, Mitte zwanzig, fällt besoffen aus seinem Fenster im vierten Stock. Er landet in Warkiaptu, einer Welt, in der seit Jahrtausenden alle Lebewesen ankommen, deren Fenstersturz tödlich endet. Da Gegenstände per se unlebendig sind, landet auch alles was sonst noch so aus dem Fenster geworfen wird in dieser Welt und diese ist also mit Vielem gut ausgestattet und technologisch relativ gut aufgestellt.
Einmal in Warkiaptu angekommen altert man nicht mehr und lebt ewig unverändert, sofern man nicht ermordet wird oder einen tödlichen Unfall hat.
Da sich in Warkiaptu Menschen aller Jahrhunderte tummeln, findet dort eine Einordnung und Bewertung geschichtlicher Ereignisse kaum statt und so sind z.B. Drogen mehr oder weniger freigegeben und auch ein SS-Mann kann sich ungeniert in Uniform in der Öffentlichkeit bewegen.
Die in Warkiaptu ankommenden Menschen verteilen sich auf fünf Bezirke, die den verschiedenen Epochen entsprechen und werden im Groben auch von den Menschen der entprechenden Zeit bewohnt, da sich diese unter ihresgleichen am Wohlsten fühlen.
David landet im 5. Bezirk, der überwiegend von Menschen unserer Zeit und des 20. Jahrhundert bewohnt wird.
Wie in jeder Gesellschaft ringen auch in Warkiaptu verschiedene Gruppierungen um Macht, Einfluß und Geld. Es steht ein großes Referendum an, in dem entschieden werden soll, ob die weitgehende Eigenständigkeit der fünf Bezirke durch eine Zentralmacht ersetzt wird.
Ziemlich schnell gerät der gutmütige und etwas gleichgültig dem Leben und den Menschen gegenüberstehende Vegetarier David zwischen die Fronten und unter die Knute des brutalen SS-Mannes Strohmüller. Da David neu in dieser Welt ist, weiß er nicht, wem er trauen kann, bis er die Polizistin Gudrun kennenlernt.
In der ersten Hälfte dieses klugen und philosophisch anspruchsvollen Romans liegt der Schwerpunkt weniger auf der Entwicklung der Handlung, als auf der Beschreibung der miteinander konkurrierenden politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen und deren zugrunde liegenden Weltanschauungen und mag für manche der Lesenden etwas anstrengend sein. Doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf und die Spannung steigt bis zum Showdown, nur hie und da retardiert durch Ausflüge ins Philosophische.
Was die Hauptfigur David anbelangt, haben wir es durchaus mit einem Entwicklungsroman zu tun, was Warkiaptu anbelangt mit einem politischen und Gesellschaftsroman und der Frage wieviel und wie wenig Staat braucht der Mensch um sich frei entfalten zu können.
Mir hat der kluge, von feinsinnigem Humor durchzogene Stil des Autors sehr zugesagt. Die Grundidee ist großartig und durchdacht ausgestaltet. Mir persönlich hätte es etwas weniger Beschreibung der konkurrierenden Gruppen und ihrer Führer, sowie derer Intrigen und dafür etwas mehr Beschreibung des Alltagslebens in Warkiaptu im Detail sein können. Noch besser gefallen hätte mir dieses Buch im Hardcover.
Dennoch gebe ich diesem sehr empfehlenswerten Roman fünf von fünf Sternen, da hier eine großartige Idee klug und stringent umgesetzt und mit viel Philosophischem unterfüttert wurde.
Fragen der individuellen Freiheit anhand einer phantastischen Welt. Wieviel Staat braucht der Mensch um in Freiheit leben zu können ? Fragen mit denen sich jeder von uns früher oder später beschäftigen muß.