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Veröffentlicht am 07.06.2024

Sehr schöner Roman mit historischem Bezug

Der König und der Uhrmacher
4

„Der König und der Uhrmacher“ ist mein erster isländischer Roman und mein erstes Buch von Arnaldur Indridason. Und es wird nicht mein letztes Buch von ihm gewesen sein! Indridason versteht es, mit Worten ...

„Der König und der Uhrmacher“ ist mein erster isländischer Roman und mein erstes Buch von Arnaldur Indridason. Und es wird nicht mein letztes Buch von ihm gewesen sein! Indridason versteht es, mit Worten umzugehen – er malt Bilder, er erzeugt Stimmung und er zieht einen in seinen Bann.

Worum geht es?

Während seiner Ausbildung zum Uhrmacher erfährt der isländische Jón Sívertsen von der prachtvollen Habrechtsuhr, die sich – leider kaputt – auf Schloss Christiansborg in Kopenhagen befindet. Als sich ihm viele Jahre später die Gelegenheit bietet, will er alles versuchen, um dieses Wunderwerk zu reparieren. Kurze Zeit später wird der amtierende König Christian VII. auf ihn aufmerksam und gesellt sich zu ihm. Der König ist neugierig und will vom Uhrmacher mehr über die Uhr, aber vor allem auch über Jóns Vergangenheit und das Leben in Island erfahren – nicht zuletzt, da König Christians Vater angeblich am Tod von Jóns Vater beteiligt gewesen sein soll.

Mit der Zeit entstehen fast schon freundschaftliche Gespräche zwischen dem König und dem Uhrmacher und es schleichen sich immer mal wieder philosophische Fragen ein, während Jón hingebungsvoll und sehr akribisch an der Uhr weiterarbeitet. Doch jeder für sich befindet sich bei aller Vertrautheit auch im Zwiespalt: Wie offen und ehrlich darf ein Bürgerlicher mit seinem König reden? Wieviel Kritik an (früheren) Gesetzen und der Obrigkeit darf geäußert werden?

Meine Eindrücke von dem Buch

Ich bin wirklich sehr begeistert von dem Buch. Eine Geschichte, die mich von der ersten Seite an neugierig und gespannt gemacht hat. Eine Geschichte, die mir eine Kultur gezeigt hat, von der ich bislang nur sehr wenig weiß. Mir gefällt der Schreibstil von Indridason. Er hat (aus meiner Sicht) schöne klare Bilder der Charaktere und Umgebungen geschaffen. Die Geschichte erzählt er zudem auf zwei Zeitebenen, die sich auch in der Sprache unterscheiden. Dieser sprachliche Wechsel hat mir beim Lesen besonders gut gefallen. Für die Gegenwart nutzt Indridason eine Sprache, die an Märchen erinnert; für Jóns Island-Geschichte nutzt er einen normalen Erzählstil, der zwar manchmal an ein „Runterrattern“ von Ereignissen erinnert, aber meiner Meinung nach passt. Wie authentisch das Buch in Bezug auf die historischen Begebenheiten ist, kann ich nicht sagen – ich kenne mich wie gesagt mit der skandinavischen Geschichte und Kultur nicht aus. Aber für mich las sich der Roman sehr authentisch und ich könnte mir vorstellen, dass Geschichten wie diese weitgehend so passiert sein können.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 23.04.2024

Spannender Cosy-Krimi mit einer guten Portion Humor, liebenswerten Charakteren und einer fast schon spürbaren Inselidylle

Mordseesturm
4

„Mordseesturm“ ist mir aufgrund des Covers, das ich sehr witzig finde, direkt ins Auge gesprungen. Hat es zunächst den Eindruck einer "leichten" Unterhaltungslektüre bei mir erweckt, war ich doch sehr ...

„Mordseesturm“ ist mir aufgrund des Covers, das ich sehr witzig finde, direkt ins Auge gesprungen. Hat es zunächst den Eindruck einer "leichten" Unterhaltungslektüre bei mir erweckt, war ich doch sehr begeistert, dass es sich hierbei um einen Krimi handelt. (Tatsächlich einer Krimireihe, aber bislang habe ich noch kein Buch aus der Reihe gelesen.) Erst beim zweiten Blick bemerkte ich den dunklen Himmel und dass die Möwe mit ihrem Schal gegen einen ganz schönen Wind zu kämpfen scheint. Witzig und Unheil verkündend – das gefällt mir.

Worum geht es?

Auf Borkum wütet ein heftiger Sturm und verwüstet die Insel. Auch ein geheimes Grab unter den Deelenplatten eines Wegs zum Strand, das niemals entdeckt werden sollte, wird durch den Sturm aufgedeckt. Dort wurde die Leiche einer unbekannten Person versteckt. Auch Caro und Jan sind dabei, als die Leiche entdeckt wird und ihr Interesse ist direkt geweckt. Wer war das Opfer? Wieso wurde die Person offensichtlich ermordet und versteckt? Wer hat die Person ermordet? Geschockt und neugierig begeben sich die beiden Hobbydetektive auf die Suche nach den Antworten auf ihre Fragen.

Im Zuge ihrer Ermittlungen, die dem verantwortlichen Kommissar Bachmann trotz aller Hilfe gar nicht gefallen, stoßen Caro und Jan auf viele Geheimnisse, die weit zurückreichen. Familiengeheimnisse werden Stück für Stück aufgedeckt. Menschliche Abgründe tun sich auf und werden ans Tageslicht befördert. Nur langsam erklärt sich der Zusammenhang zwischen den Geheimnissen, den Abgründen und dem Mord. Und währenddessen wird Caro auch noch bedroht und soll ihre Ermittlungen einstellen. Doch wer bedroht sie? Und warum?

Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Einschübe mit Gedanken und Erinnerungen einer dem Leser unbekannten Person. Wer ist diese Person? Was hat sie mit all dem zu tun? Handelt es sich hier um das Opfer? Oder den Täter? Oder jemand ganz anderen?

Meine Eindrücke von dem Buch?

Emmi Johannsen hat einen sehr unterhaltsamen Krimi geschrieben, der die Spannung bis zum Schluss aufrecht hält. Dabei führt sie den Leser mehr als einmal auf eine falsche Fährte. Manche erkennt man als solche. Aber die wichtigste Wendung bleibt bis zum Ende unvermutet. Die Charaktere beschreibt sie auf eine Weise, die es dem Leser leicht macht, sich diese vorzustellen. Menschliche Schwächen werden humorvoll dargestellt, so dass diese eher sympathisch rüberkommen.

Mir gefällt der Schreibstil von Emmi Johannsen sehr. Er lässt sich flüssig lesen und es werden keine endlos verschachtelten Sätze verwendet, bei denen man den Überblick verliert.

„Mordseesturm“ ist das fünfte Buch der Borkum-Krimi-Reihe. Die ersten vier Bücher kenne ich (noch) nicht. Und auch wenn sich mit den vorangehenden Büchern vielleicht manche zwischenmenschlichen Beziehungen besser erklären, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen fehlt.

Ich bin total begeistert von diesem Cosy-Krimi! Mit einer guten Portion Humor, liebenswerten Charakteren und einer fast schon spürbaren Inselidylle bleibt die Spannung bis zum Schluss! Ich kann das Buch nur empfehlen!

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  • Spannung
Veröffentlicht am 16.03.2024

Schwere Thematik, sehr gut ge-/beschrieben

Das andere Mädchen
0

"Das andere Mädchen" von Annie Ernaux war mein erstes Buch von ihr. Sehr echt und authentisch steigt sie in ein schweres Thema ein, das sich mit Tabus, Trauma und Aufarbeitung dessen beschäftigt. Ernaux ...

"Das andere Mädchen" von Annie Ernaux war mein erstes Buch von ihr. Sehr echt und authentisch steigt sie in ein schweres Thema ein, das sich mit Tabus, Trauma und Aufarbeitung dessen beschäftigt. Ernaux schreibt im Tagebuchstil, der zunächst gewöhnungsbedürftig war, aber schlussendlich mir als Leserin tiefe Einblicke in ihre Seele gegeben hat.
Das andere Mädchen ist keine leichte Lektüre für zwischendurch, aber sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Richtig guter Thriller

Die Einladung
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Auch wenn ich immer wieder eine Idee hatte, wie das Buch wahrscheinlich ausgeht - mit den vielen Wendungen und der Auflösung am Schluss hätte ich nicht gerechnet. Ein sehr gutes, spannendes und kurzweiliges ...

Auch wenn ich immer wieder eine Idee hatte, wie das Buch wahrscheinlich ausgeht - mit den vielen Wendungen und der Auflösung am Schluss hätte ich nicht gerechnet. Ein sehr gutes, spannendes und kurzweiliges Buch, das mich wirklich gefesselt und bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen hat!
Fitzek entführt den Leser von der ersten Seite an in die (Un-)Tiefen der menschlichen Psyche und Probleme unserer Gesellschaft: Von Gesichtsblindheit über Identitätsverlust, Gruppenzwang und Trauma - Marla und ihre ehemaligen Klassenkameraden erleben erneut ihren größten Albtraum.
Zu guter Letzt ist auch das physische Buch und die Gestaltung des ganzen einfach phantastisch und ins letzte Detail stimmig. Besonders toll finde ich, dass es nachhaltig gedruckt wurde! Top!
Die Einladung von Sebastian Fitzek kann ich jedem Thriller-Fan wärmstens empfehlen!

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Sehr ergreifend, stellenweise etwas langatmig

Die Scham
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Die Scham von Annie Ernaux ist ein sehr ergreifendes Buch. Ernaux beschreibt/verarbeitet ihr Aufwachsen in einer Arbeiterklasse der Nachkriegszeit und den 50er Jahren und wie das Gefühl der Unwürdigkeit ...

Die Scham von Annie Ernaux ist ein sehr ergreifendes Buch. Ernaux beschreibt/verarbeitet ihr Aufwachsen in einer Arbeiterklasse der Nachkriegszeit und den 50er Jahren und wie das Gefühl der Unwürdigkeit und des Nicht-Dazugehörens, mit dem ihre Eltern leben, ihr eigenes Leben bestimmt und geprägt haben.

Das Buch ist (wieder) im Tagebuchstil geschrieben und lässt den Leser tief in Ernaux's Seele blicken. Auch, wenn Die Scham stellenweise etwas langatmig ist, erklären sich "die Exkurse" am Ende.

Fazit: Ein ergreifendes und erschütterndes Buch, das es absolut wert ist, gelesen zu werden!

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