Eine intensive Geschichte über Heimat und Zusammenhalt
AmrumNach »Amrum« musste ich mich kurz sammeln, um mir bewusst zu werden, dass ich mich nicht mehr auf der Insel befinde. Hark Bohm und Philipp Winkler haben mit ihrer ausdrucksstarken Sprache ein lebhaftes ...
Nach »Amrum« musste ich mich kurz sammeln, um mir bewusst zu werden, dass ich mich nicht mehr auf der Insel befinde. Hark Bohm und Philipp Winkler haben mit ihrer ausdrucksstarken Sprache ein lebhaftes und detailliertes Bild der Insel geschaffen, das den Roman von der ersten Seite an in eine stimmungsvolle Atmosphäre getaucht hat. Und in diesen wunderschönen, ausmalenden Worten habe ich mich nur zu gerne verloren.
Viel Spannung und Drama sind in »Amrum« nicht aufgetaucht, vielmehr wirkte der Alltag wie eine durchgängige Herausforderung.
Mit Nanning erlebt man als Leser:in die letzten Tage des zweiten Weltkriegs auf der Insel Amrum. Gemeinsam mit seinem besten Freund Hermann sorgt er in Abwesenheit seines Vaters für seine Familie - eine Verantwortung, die kein 10-Jähriger haben sollte. Immer im Fokus sind dabei die Freundschaft und Verlässlichkeit zwischen den zwei Jungen. Unterstützung erhalten sie von einer Vielzahl anderer Dorfbewohner. Doch Nanning wird auch mit Misstrauen und Abweisung konfrontiert, da seine Eltern Anhänger Hitlers sind.
Oft habe ich festgestellt, dass sich Nanning schon viel zu erwachsen für sein Alter verhalten musste, aber viele Situationen erblickt man dann doch durch die kindlichen Augen eines 10-Jährigen. Gemeinsam mit Nanning lernt man neue Dinge, macht neue Erfahrungen und wird selbst ein Teil der beschaulichen Gemeinschaft auf Amrum.
»Amrum« war wirklich schön zu lesen. Die Rohheit der Natur, das wilde Meer, der starke Zusammenhalt der Amrumer, aber auch die stetige Präsenz des Nationalsozialismus haben aus dem Roman eine intensive Geschichte gemacht, die in einem wunderbaren und angenehm leisen Ton erzählt wird.