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Veröffentlicht am 08.10.2024

Zwischenspiel

Intermezzo
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„Intermezzo“ ist der vierte Roman der irischen Erfolgsautorin Sally Rooney. In der Geschichte geht es um Trauerbewältigung und Beziehungslosigkeit, um Emanzipation und Versöhnung.
Der Handlungsort ist ...

„Intermezzo“ ist der vierte Roman der irischen Erfolgsautorin Sally Rooney. In der Geschichte geht es um Trauerbewältigung und Beziehungslosigkeit, um Emanzipation und Versöhnung.
Der Handlungsort ist Irland, der Radius der Figuren ist begrenzt (was aber nicht zu Langeweile führt). Die Grundstimmung ist melancholisch, aber nicht deprimierend. Im Focus der Erzählung stehen Ivan und Peter Koubek, Söhne eines slowakischen Vaters und einer irischen Mutter, die Eltern sind allerdings getrennt, was dazu führte, dass die Jungen eine enge Vaterbeziehung hatten, während die Mutter eine neue Familie gründete.
Als Papa Koubek nach schwerer Krankheit stirbt, fehlt den Brüdern der Anker, der Twen Ivan ist ein sozial gehemmtes Schachgenie mit Zahnspange, der 32jährige Peter das genaue Gegenteil – ein eloquenter, extrovertierter Anwalt. Die offene Geschwisterrivalität ist ein Problem, die Situation eskaliert, als Peter Ivans Partnerwahl kritisiert. Die 36jährige Margaret könne nicht normal sein, so der Vorwurf Peters. Pikant: Peters Freundin ist eine junge Studentin, er hängt allerdings auch an seiner Exfreundin Sylvia, einer Professorin. Seit einem Unfall ist Sylvia sexuell nicht mehr verfügbar, sie beklagt sich über „Schmerzen“ beim Sex, weswegen sie sich von Peter trennt. Margaret lebt nicht mehr mit ihrem problematischen Mann zusammen, sie übt sich in Selbstzensur, hat stets Angst, sich als raubtierhaftes Cougar der sozialen Ächtung auszusetzen, während Naomi, die im selben Alter wie Ivan ist, keine Angst davor hat, auch finanziell von Peter zu profitieren. Im Roman wird die Wichtigkeit von Sexualität betont, es geht im Kern um Generationenunterschiede.
Rooney arbeitet mit dem Stilmittel des Bewusstseinsstroms (was sich bei einer irischen Autorin quasi aufdrängt). Eigentlich ist der Roman recht dialoglastig, da Rooney aber nicht mit Anführungszeichen hantiert, war ich beim Lesen nicht genervt von den Ausführungen der Protagonisten. Anfangs war ich richtig begeistert von der Erzählung, da es um so Vieles geht, um Gott und die Welt, wenn man so will. So viele kluge Gedanken und feinsinnige Beobachtungen werden in der Geschichte geäußert, es geht um individuelle Freiheit, aber auch um das Kollektiv, wenn etwa soziale Ungerechtigkeit angeprangert wird. Als sozialer Aufsteiger ist Peter in gewisser Weise unsicherer als der Nerd Ivan, wenn er über seinen gesellschaftlichen Rang sinniert: „Sein eigener [Vater]: der bescheidene, angepasste Einwanderer. Warum spricht dein Vater so komisch. Ihr seid nicht von hier, oder?“ Trotz aller Bemühungen kann der erfolgreiche Erstgeborene der Koubeks nicht in den inneren Kreis der wahrhaft Privilegierten vordringen – „Sie bekommen Stellenangebote von Freunden, er muss sich kümmern. Ungeschriebene Kleiderordnung, Sprachregeln. […] Und wo bist du zur Schule gegangen. Leben zu Hause in Ranelagh, während er die Hälfte seines Gehalts für Miete ausgibt.“
Mit dem Tod des Vaters fällt auch Peters Beschützerrolle weg. Seinen Kummer ertränkt er in Alkohol, ohne Schlafmittel liegt er wach. Er möchte nur „geliebt“ werden. Ivan spielt schlechtes Schach, und schließlich blockiert er Peters Nummer und es kommt zum großen Showdown. Werden die Brüder sich je versöhnen?


Ich habe „Intermezzo“ regelrecht verschlungen und ich hatte über weite Strecken das Gefühl, das beste Buch des Jahres gelesen zu haben. Den Stil der Autorin mag ich sehr! Die Story ist sehr spannend & an keiner Stelle langatmig. Die Charakterisierung der männlichen Protagonisten ist unglaublich gelungen, diese Figuren sind filigran und vielschichtig gezeichnet. Selbst die Beschreibung eines Haustiers (ich mag Haustiere in Romanen eigentlich nicht) ist prima. Rooney gelingt es, den Weltschmerz der eigentlich privilegierten Protagonisten nachvollziehbar und glaubwürdig abzubilden. Niemandes Leben ist in Gefahr – glücklich sind die Akteure zu Beginn der story dennoch nicht.
Bis zum letzten Drittel des Buches war „Intermezzo“ für mich ein 5 – Sterne – Werk. Der Finalteil hat mich indes enttäuscht. Die Figurenzeichnung der Frauen ist in meinen Augen nicht unbedingt gelungen, Margaret ist zwar älter als Peter, und sie schleppt Altlasten aus der Vergangenheit mit sich herum, sie ist aber auch wunderschön (ergo liebenswert?). Die eine supersexy, die andere superschlau, die Dritte superschön.
Von Sylvias Unfall ist stets die Rede, als Leser erfahren wir jedoch nichts über die genauen Umstände. Eine blitzgescheite Gelehrte mit Handicap, die aber auch selbstsüchtig ist und Peter den Laufpass gibt. Leider greift Rooney tief in die Klischeekiste, wenn sie die Intellektuelle, welche sich großmütig – gütig „arrangieren“ will, schmerzgeplagt mit Kotzkübel in der Nähe auf einem Teppich liegen lässt. Das Plädoyer für Polyamorie scheint eine einfache Lösung zu sein; die Auflösung der Geschichte war mir persönlich zu kitschig, die Qualität des Romans nimmt zum Ende hin leider ab. Lesenswert ist „Intermezzo“ dennoch.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Die Zeichen der Zeit

Signum
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Mit „Signum“ hat John Ajvide Lindqvist den zweiten Band der „Stormland“ – Trilogie vorgelegt. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um die Handlung zu verstehen, da der Autor alles Wichtige ...

Mit „Signum“ hat John Ajvide Lindqvist den zweiten Band der „Stormland“ – Trilogie vorgelegt. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um die Handlung zu verstehen, da der Autor alles Wichtige zusammenfasst. Der Auftaktband – „Refugium“ gefiel mir gut, obwohl es sich bei der Reihe im Kern um ein „Millenium“ - Retelling handelt. Da der Autor nicht auserkoren wurde, um eine Fortsetzung des Originals zu fabrizieren (der Erfolg & Tantiemen sind vorprogrammiert), machte er aus der Not kurzerhand eine Tugend. Die Protagonisten Kim Ribbing und Julia Malmros sind Salander & Blomquist mit „vertauschten“ Geschlechtern. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen.
Dr. Martin Rudbeck ist eine Art skandinavischer Josef Mengele. Im zweiten Teil der Reihe will der Hacker Kim endlich Antworten – er hat seinen Peiniger aus Kindertagen entführt. Seine Freundin, die Expolizistin Julia, ermittelt wieder. Aber sie wird auch von Selbstzweifeln geplagt – hat die Beziehung zu dem sehr viel jüngeren Kim überhaupt eine Zukunft? Und kann sie Beruf & Privatleben trennen, muss sie Kim verraten?
„Signum“ ist in meinen Augen ein typischer Mittelband (mit den üblichen Schwächen). Der Roman ist nicht ganz so fesselnd wie der actionreiche Auftaktband, es gibt leider auch Längen in der Erzählung. Die Figuren agieren stellenweise „out of character“, das irritierte mich beim Lesen, wobei mir die Intention des Autors klar war, es ging darum, die Protagonisten menschlich und verletzlich zu präsentieren. Der Thriller ist nichts für schwache Nerven, dies war mir jedoch schon vor Beginn der Lektüre bekannt. Die Story ist mal wieder am Puls der Zeit – die sozialkritischen Ansätze des Autors fand ich spannend, wobei die kaum camouflierte Kritik an rechtsextremen Parteien nicht überrascht. Sehr viel gelungener fand ich die Entzauberung der Götter in Weiß, das Anprangern von institutionalisiertem Machtmissbrauch. Auch die Implementierung einer metafiktionalen Ebene kann überzeugen.
Insgesamt habe ich die Handlung mit Interesse verfolgt, „Signum“ habe ich trotz kleiner Schwächen gern gelesen. Nun bin ich gespannt auf den letzten Band der Trilogie.



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Veröffentlicht am 09.06.2024

Scary Movie

Silberne Geister
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" Montserrat hatte drei Leidenschaften: Erstens Horrorfilme, zweitens ihr Wagen. Und an dritter Stelle Tristán.“

Vorab: Blutrünstigen Horror nach Art eines Stephen King darf man hier nicht erwarten, ...

" Montserrat hatte drei Leidenschaften: Erstens Horrorfilme, zweitens ihr Wagen. Und an dritter Stelle Tristán.“

Vorab: Blutrünstigen Horror nach Art eines Stephen King darf man hier nicht erwarten, eher etwas im Stil von Shelley, Lovecraft, Poe oder E.T.A Hoffmann.

Die kanadische Autorin Silvia Moreno – Garcia kehrt auch in „Silberne Geister“ wieder zu ihren mexikanischen Wurzeln zurück, wie in „Der mexikanische Fluch“ und „Die Tochter des Doktor Moreau“. Einmal mehr interpretiert sie den Schauerroman neu.

Da ich die Romane der Autorin bereits kannte, war ich auf ihre neueste Publikation gespannt.

Worum geht’s?

Back to the 90s!

Montserrat und Tristán sind alte Freunde. Die junge Frau kämpft in einer Männerdomäne um Anerkennung, als Tontechnikerin hat sie im Filmbusiness wenig zu Lachen. Tristán ist ein (mehr oder weniger) abgehalfterter Soapdarsteller, der in der Branche ebenfalls ums finanzielle Überleben kämpft. Da kommt ihm der Zufall zu Hilfe:

Der ehemalige Regisseur Abel Urueta zieht neben Tristán ein (Montserrat ist zufälligerweise ein großer Fan seiner Arbeit). Er bietet den beiden an, seinen letzten Film zu vollenden, da dieser nie fertiggestellt worden ist – eine große Chance für die Freunde (Montserrat hegt für den Beau indes mehr als nur freundschaftliche Emotionen). Sowohl der Schauspieler als auch Montserrat haben das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, die Aussicht auf Erfolg motiviert sie ungemein. Doch der Film hat es buchstäblich in sich. Böse Geister werden heraufbeschworen, und für die Protagonisten beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …



Der Kniff, einen ominösen, nie beendeten (Horror)film ins Zentrum der Geschichte zu rücken, ist in der Literatur nichts Neues. Da ich dieses Motiv mag, habe ich schon einige Romane zum Thema Filmgeschichte gelesen, etwa „Die amerikanische Nacht“ von Marisha Pessl (die Geschichte rund um den mysteriösen Regisseur Cordova gehört zu meinen Favoriten) oder „Lichtspiel“ von Daniel Kehlmann (in der Erzählung geht es vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges ebenfalls um einen ‚verschollenen‘, nie beendeten Film). Im Vergleich zur „amerikanische[n] Nacht“ schneiden Moreno – Garcias „Silberne Geister“ etwas schlechter ab:

Die Autorin präsentiert einen wilden Genremix, in welchem die (erzählhistorisch manchmal arg strapazierten) Nazis mittels okkulter Riten sozusagen wieder zum Leben erweckt werden. Wie in allen ihren Romanen versucht die Schriftstellerin, eine Atmosphäre des Grauens (Horror eben) zu evozieren. Ob ihr das gelingt, muss jeder Leser selbst entscheiden.

Der erzählerische Fokus liegt über weite Teile der spannungsarmen Handlung nicht auf den Ereignissen, es geht eher um innere Prozesse und um die Charakterisierung der Figuren; die Sichtweise ist eine dezidiert feministische (manchmal geht es gar ins Identitätspolitische, was angesichts der Handlungszeit in den 1990er Jahren teils ahistorisch wirkt).

Der deskriptive Stil der Autorin sorgt ferner für gewisse Längen in der Geschichte, zumal die Umgebung bis ins kleinste Detail beschrieben wird. Manchmal wäre es besser, Dinge geschehen zu lassen, statt sie zu zerreden.

„Sillberne Geister“ hat mich dennoch gut unterhalten, da ich das slow burn trope gerne mag. Außerdem finde ich es gut, kein amerikanisches Setting und kein eurozentrisches Weltbild präsentiert zu bekommen, der Fokus liegt auf der mexikanischen (Kultur)geschichte.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

„Sie haben ein wichtiges Date - mit sich selbst!“

Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling
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„Sie haben ein wichtiges Date - mit sich selbst!“

Vorab: Die optische Aufmachung der Publikation kann auf ganzer Linie überzeugen. Das Buch ist hochwertig verarbeitet, die Schriftgröße ist prima, ...

„Sie haben ein wichtiges Date - mit sich selbst!“

Vorab: Die optische Aufmachung der Publikation kann auf ganzer Linie überzeugen. Das Buch ist hochwertig verarbeitet, die Schriftgröße ist prima, die Illustrationen gelungen.
„Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling. CANTIENICA ® Körper in Evolution - Das Original.“ von Benita Cantieni ist ein Sachbuch, welches sich an ‚Best Ager‘ wendet. Die Autorin präsentiert in ihrem Programm Übungen, die Beweglichkeit, Koordination und Kraft von Senioren fördern sollen. Auch Sturzprophylaxe ist ein Faktor. Der Name der Autorin kam mir vage bekannt vor – mit einem Buch über Beckenbodengymnastik („Tigerfeeling“) hatte sie bereits in der Vergangenheit einen Bestseller publiziert.
Benitas Credo:
„Trage deinem Körper Sorge. Pflege ihn, und er bleibt herrlich geschmeidig.“
Cantieni spricht über eigene Erfahrungen, etwa über ihre Skoliose und „Arthrosen". Sie selbst „turnt“ die Übungen vor – die Fotos sind ansprechend, da auf eine affige Hochglanzästhetik verzichtet wird. Der Ton der Autorin soll motivieren und die Eigenverantwortung stärken . Es gibt kurze und lange Einheiten; eine Sequenz von sechzig Minuten erscheint jedoch (zu) lang und setzt eine gewisse Grundfitness voraus. Tägliche Übungen von zwölf Minuten Dauer sind meines Erachtens aber gut machbar. Die Bilder, Laute und Metaphern („ng,ng,ng“) mit denen Benita Cantieni arbeitet, gefallen sehr gut. Visualisierungstechniken kennt man vielleicht schon aus der Physiotherapie; dass in diesem Selbsthilfebuch der Klient (m/f) dazu angehalten wird, mit allen Sinnen zu üben , spricht für den ganzheitlichen Ansatz der Cantienica-Trainingsphilosophie (der Begriff ist wohl markenrechtlich geschützt). Es ist toll, dass man für die Gymnastik keine überteuerten Hilfsmittel benötigt – einen Hocker bzw. Stuhl hat wohl jeder Mensch zuhause. Man muss jedoch ein wenig Geduld mitbringen, auch bereit sein, im Buch zu blättern, leider gibt es keine QR-Codes oder unterstützende Onlinevideos, kein Glossar oder Stichwortverzeichnis, dafür aber weiterführende Links zu Cantienica- Workshops und -Ausbildungen.
Fazit:
„Lebenslang beweglich mit Tigerfeeling“ lädt zum Mitmachen und Dranbleiben ein!

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Lesenswerter Ratgeber

REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst
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Zur Optik:

Zunächst möchte ich auf die Umschlaggestaltung eingehen. Das sonnengelbe Cover macht richtig Lust auf’s Lesen. Das Buch liegt gut in der Hand, die stabile Klappbroschur ist ein großes ...

Zur Optik:

Zunächst möchte ich auf die Umschlaggestaltung eingehen. Das sonnengelbe Cover macht richtig Lust auf’s Lesen. Das Buch liegt gut in der Hand, die stabile Klappbroschur ist ein großes Plus, da man richtig mit dem Exemplar arbeiten soll und kann.

Über die Autorin:

Yvonne Diewald wurde 1967 geboren. Sie studierte kognitive Neurowissenschaften im Masterstudiengang. Die langjährige Beraterin eines DAX-Konzerns arbeitet als Neurocoach und Transformationsexpertin, mit ihrem Mann lebt die Mutter zweier Kinder bei Bonn, außerdem ist sie die Begründerin der Yvonne – Diewald – Academy.
(Quelle: https://www.yvonnediewald.com)

Zum Inhalt:

Der Name ist Programm: „Remind- Dein Gehirn kann viel mehr, als Du glaubst. So befreist Du Dich von belastenden Mustern“ soll dem Leser und der Leserin dabei helfen, negative Denkmuster zu durchbrechen. Mir gefiel die klare Gliederung dabei besonders gut, da die Autorin weder in unstrukturiertes „Esoteriksprech“ verfällt noch mit Fachchinesisch um sich wirft. In vier Teilen wird ein Programm entworfen; die Tatsache, dass auch Quellen und weiterführende Literatur genannt werden, zeugt von wissenschaftlicher Redlichkeit.
Yvonne Diewald nennt als Initialzündung für ihre Beschäftigung mit dem Gehirn ein traumatisches Erlebnis, welches in gewisser Weise inspirierend auf potentielle Klienten wirken soll; wenn man jedoch ähnliche Erfahrungen gemacht hat, weiß man, dass auch große Herausforderungen zum Leben gehören. Böse Zungen könnten womöglich von erweitertem Inspiration Porn oder TMI sprechen.

Bewertung:

„Was ist neuronale Programmierung“?
Bereits zu Beginn wird man an die Hand genommen und Schritt für Schritt an die Materie herangeführt. Der Leser wird geduzt, aber auf respektvolle Weise. Auf Erklärungen folgt die Aufforderung zur Mitarbeit – man kann die im Buch enthaltenen Tabellen ausfüllen, das eigene Handeln hinterfragen, um alte Muster zu durchbrechen.
Es gibt also eine praktische Komponente in der Publikation. Hilfe zur Selbsthilfe, etwa zum Thema „Messie-Syndrom“ oder Bindungsangst (vgl. dazu „Das Kind in dir muss eine Heimat finden“ von Stefanie Stahl). Bei komplexen Themen und Traumata kann ein Therapeut oder Facharzt vor Ort jedoch hilfreich sein, daher stößt “Remind“ meines Erachtens in gewisser Weise an seine Grenzen. Insgesamt ist Yvonne Diewalds Handbuch jedoch eine lesenswerte Publikation; stilistisch weder zu flapsig noch zu wissenschaftlich. Die Begeisterung der Autorin für das Sujet wirkt ansteckend, der lebensbejahende Ton klingt motivierend!


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