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Veröffentlicht am 03.07.2024

Tote auf der Insel

RAUCH
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Fünf Freunde reisen an die Beerdigung einer alten Freundin auf die Westmännerinseln. Auf Heimaey, der Hauptinsel Islands, ist Gugga an einer Krebserkrankung mit nur 30 Jahren verstorben. Die Clique, die ...

Fünf Freunde reisen an die Beerdigung einer alten Freundin auf die Westmännerinseln. Auf Heimaey, der Hauptinsel Islands, ist Gugga an einer Krebserkrankung mit nur 30 Jahren verstorben. Die Clique, die sich aus Studienzeiten kennt, reist mit schlechtem Gewissen an. Denn, obwohl sie wussten, wie es um Gugga steht, haben sie ihre Freundin aus Studienzeiten nie im Krankenhaus besucht. Als sie in Guggas Haus einen verstörenden Fund machen, holt sie die Vergangenheit ein. Eine Vergangenheit, die sie jahrelang aus dem Gedächtnis verbannt hatten. Gerichtsmedizinerin Idunn arbeitet die Folgen dieser alten Geschichte auf, denn es gibt Tote. Viele Tote!


Nach "Nacht" und "Schnee" ist dieses Buch ein weiteres Abenteuer, das mit Gerichtsmedizinerin Idunn in Islands unberührter Natur handelt. Dieses Mal spielt sich die Handlung auf einer Insel ab. Sehr atmosphärisch hat die Autorin die Stimmung sehr gut übermittelt.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass die Geschichte auf zwei Erzählebenen läuft. Einerseits wird erzählt, wie die fünf Freunde mit der Fähre auf die Insel reisen, dort in einem Haus, das ihnen grosszügigerweise zur Verfügung gestellt wurde, hausen und sich einrichten. Am nächsten Tag nehmen sie an der Beerdigung ihrer alten Freundin teil und was danach kommt, ist Thriller pur. Diese Kapitel laufen chronologisch ab Tag 1 bis Tag 5. Sehr schnell wird klar, dass die Gruppe ein dunkles Geheimnis aus der Studienzeit teilt. Diese Andeutungen haben mich sehr neugierig gemacht. Das Highlight dieser Kapitel ist der Moment, in dem die Freunde in Guggas Haus eine haarsträubende Entdeckung machen.

Der zweite Handlungsstrang handelt von Tag 5 bis Tag 9, setzt das Ermittlerteam in den Mittelpunkt und wird kunterbunt zwischen die chronologisch laufenden Kapitel des ersten Erzählstranges geschoben. Das hat mich öfters verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen. Diese durcheinandergewirbelten Kapitel empfand ich als chaotisch und ich musste öfters neu überdenken, was denn genau zum Zeitpunkt des neuen Kapitels schon geschehen ist. Fesselnd ist hingegen, dass man einerseits erfährt, was mit den Freunden geschehen ist und andererseits im ersten Handlungsstrang, wie es dazu kommt. Das ist zwar handlungstechnisch fesselnd, lesetechnisch jedoch chaotisch.

Die Figuren hätten meiner Meinung nach differenzierter charakterisiert werden können. Jede Person der Freundesgruppe hat zwar seinen Stempel. Ari, der Arrogante. Sigga, das dreiste Blondchen. Leifur, der Nerd. Trausti, der Langweiler. Ragga, die nervige Nörglerin. Oft habe ich jedoch trotzdem die Namen durcheinandergebracht. Dazu kommt, dass sie sich oft unreif oder unlogisch verhalten.

Yrsa Sigurdardottir kann schreiben, ohne Zweifel. In "Rauch" haperte es für meinen Geschmack an Struktur im Aufbau der Geschichte. Zu kompliziert und unübersichtlich empfand ich die ineinandergreifenden unterschiedlichen Zeitebenen.

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Veröffentlicht am 28.06.2024

2. Teil!

VANITAS - Grau wie Asche
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In Wien auf dem Zentralfriedhof geschieht ein Verbrechen. Ein Sarg wird ausgegraben und der Tote, der darin begraben wurde, wird zur Schau gestellt. Caroline Weber, die im Blumenladen des Friedhofs als ...

In Wien auf dem Zentralfriedhof geschieht ein Verbrechen. Ein Sarg wird ausgegraben und der Tote, der darin begraben wurde, wird zur Schau gestellt. Caroline Weber, die im Blumenladen des Friedhofs als Blumenhändlerin arbeitet, ist überzeugt davon, dass diese Tat im Grunde genommen eines bedeutet: Die Leute, vor denen sie geflüchtet ist, haben sie aufgespürt.

Da Caroline inkognito in Wien lebt, kommt ihr die polizeiliche Präsenz so nahe an ihrer Arbeitsstelle alles andere als gelegen.




Nach "Vanitas. Schwarz wie Erde" ist "Grau wie Asche" der zweite Teil der Trilogie. Obwohl ich den ersten Teil nicht gelesen habe, hatte ich fast keine Verständigungsprobleme. Wichtiges wird in groben Zügen erklärt und der Fall der Grabschändung ist sowieso in sich abgeschlossen. Obwohl ich gestehe, dass das eine oder andere Detail noch wirkungsvoller gewesen wäre, wenn ich den ersten Teil gekannt hätte. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Caroline, die unter falscher Identität in Wien lebt, panische Angst davor hat, dass bestimmte Leute sie aufspüren.

Caroline wirkt dadurch oft fahrig und sie wiederholt ständig ihre Befürchtungen. Etwas, was zeitweise leicht langatmig war und ich dadurch gewünscht hätte, dass nicht das ganze Buch in Ich Perspektive aus der Sicht von ihr geschrieben wäre. Einerseits ist sie ängstlich und vorsichtig, andererseits macht sie Dinge, die ungeheuer viel Mut benötigen. Dadurch wirkte die Figur auf mich oft unausgeglichen und unausgegoren. Am besten an einem Beispiel zu erklären: Einmal entdeckt sie einen Toten auf dem Friedhof, flüchtet schnellstens, damit sie als erste Zeugin nicht von der Polizei befragt wird. Ein paar Kapitel danach lauert sie nachts einigen verdächtigen Gestalten auf dem Friedhof auf, um zu erfahren, wer hinter der Grabschändung steckt. Das wirkte auf mich nicht sehr glaubwürdig.

Sehr spannend ist das letzte Drittel der Geschichte. Ein Rückblick in die Vergangenheit zeigt nicht nur Grauenhaftes, sondern auch den Ursprung der Handlung in der Gegenwart. Hier hat es mich oft schaudern lassen, ob soviel Kriminalität.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Achtung: offenes Ende!

Schwesterherz
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Anwalt Martin Brenner leitet in Stockholm eine Kanzlei. Es ist ein regnerischer Nachmittag, als ein Mann ohne Termin in seinem Büro auftaucht. Bobby T. ist der Bruder einer fünffachen Mörderin und bittet ...

Anwalt Martin Brenner leitet in Stockholm eine Kanzlei. Es ist ein regnerischer Nachmittag, als ein Mann ohne Termin in seinem Büro auftaucht. Bobby T. ist der Bruder einer fünffachen Mörderin und bittet Brenner den Fall neu aufzurollen. Dies, obwohl die Täterin, die als Sarah Texas bekannt wurde, tot ist. Nachdem sie verurteilt und inhaftiert wurde, gelang ihr die Flucht und sie hat Selbstmord begangen. Ihr kleiner Sohn ist seither verschwunden. Erst denkt Brenner nicht daran, einen Fall, der so aussichtslos ist, neu aufzurollen. Dann aber zeigt ihm Bobby T. etwas, das vermuten lässt, dass in dem Fall um Sarah Texas nicht alles so ist, wie es damals schien.


Kristina Ohlsson hat eine Geschichte geschaffen, die für einmal ganz anders aufgebaut ist, als klassische Storys in diesem Genre. So erfährt man nicht viel über die Taten, die begangen wurden und die Täterin ist längst gefasst und tot. Vielmehr wird lange Zeit nach diesen Taten recherchiert, ob damals richtig ermittelt wurde und es schlussendlich auch so war, wie damals recherchiert wurde.. Dieser Teil der Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet. Wohl auch, da keine klassischen Ermittler im Umkreis der Polizei den Fall neu aufrollen, sondern ein Anwalt und seine Angestellte in Eigenregie den Dingen nachgehen. Ich fand das erfrischend anders.

Ganz und gar nicht warm wurde ich mit der Hauptfigur Martin Brenner. Er ist alleinerziehend und bringt seiner Nichte, die er nach dem Tod seiner Schwester aufzieht, soviel Zeit entgegen, wie wenn man ein Haustier hält. Er betont mir einmal zu oft, dass er die 4-jährige Belle liebt und nicht ohne sie leben kann. Er ist arrogant und ein Egoist durch und durch, was sich nicht nur in der Beziehung zu Belle, sondern auch in der zu seiner Angestellten Lucy zeigt. Brenner hüpft immer wieder mal mit ihr ins Bett, will aber unbedingt seine Freiheit haben. Wenn er mit den Fingern schnippt, soll Lucy springen und bestenfalls noch auf Belle aufpassen. Frauenfeindlich, mit seinen unteren Regionen denkend und unsympathisch.

Das offene Ende finde ich schade, denn meiner Meinung nach sollten Bücher, von denen man weitere Teile lesen muss, damit man ein abschliessendes Ende hat, deklariert werden. Und zwar gekennzeichnet auf dem Cover.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ergebnisse fallen vom Himmel

Bis in den Tod hinein
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In Berlin geht ein Serientäter um und drei Tote in vier Tagen gehen auf sein Konto. Wie er es schafft so viele Menschen zu ermorden, darüber zerbrechen sich die Ermittler der Abteilung 1 für Delikte am ...

In Berlin geht ein Serientäter um und drei Tote in vier Tagen gehen auf sein Konto. Wie er es schafft so viele Menschen zu ermorden, darüber zerbrechen sich die Ermittler der Abteilung 1 für Delikte am Menschen des LKA Berlin den Kopf. Darüber und über die seltsamen Zahlen, die der Täter auf oder neben den Opfern hinterlässt. Dabei nummeriert er die Opfer keineswegs chronologisch, sondern hinterlässt eine beliebige Zahl. Kommissar Severin Boesherz hat alle Hände voll zu tun, denn neben den Morden wird auch das bekannte Modell Tanja van Beuten entführt. Hilfe bekommt er dabei von der Psychologin Linda Bartholy, die sich auf Profile von Serientätern spezialisiert hat.


Dieser Kriminalroman ist der erste Fall vom LKA Berlin unter der Leitung von Severin Boesherz. Es ist jedoch nicht mein erstes Buch, denn ich habe schon "Im Auge des Zebras" gelesen. Leider ist auch dieser erste Fall in Sachen Logik holperig und immer wieder haben die Ermittler Ermittlungsergebnisse zur Hand, die scheinbar vom Himmel fallen. So wie das Bauchgefühl der jungen Kommissarin Olivia Holzmann, das sie abends zu Hause ereilt.
Sie spürt, dass sie umgehend zu einer Nebenfigur fahren muss, da er sicher das nächste Opfer des Täters wird. Kaum überraschend, dass sie den Täter beinahe in flagranti ertappt und so wenigstens das Opfer retten kann. Solche zufälligen Handlungen oder Bauchgefühle gibt es etliche und ich habe diese kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen. Spannend war das nicht.

Das und auch die Tatsache, dass man schon nach ein paar Seiten Namen und Beweggründe des Täters kennt. Praktisch das ganze Buch über sieht man als Leser einfach zu, wie die Ermittler diesem hinterherrennen. Also nix zum Rätseln für die Leser. Da dieser Fall komplett spannungsfrei ist, hat Vinvent Kliesch wenigstens noch einen zweiten Fall eingewoben. Das entführte Modell, dem man in Gefangenschaft über die Schulter blickt, bringt wenigstens etwas Spannung ins Spiel. Denn wer der Täter ist, bleibt fast bis zum Schluss offen. Zum Schluss mit der Auflösung beider Fälle konnte mich der Autor doch noch überraschen und dies hat einiges bei meiner Bewertung nach oben korrigiert.

Vincent Kliesch schreibt in einem einfach gehaltenen Schreibstil. Mir haben fundierte Ermittlungsergebnisse gefehlt, hier sollte der Autor noch etwas feilen. Der Protagonist Severin Boesherz ist etwas fade und er glänzt nicht mit grossen Reden. Allerdings zeigt er wenigstens, dass er auch Herz hat, denn er verstrickt sich in eine kleine Liebelei mit einer anderen Figur.

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Veröffentlicht am 07.06.2024

Familienbande

Treibgut
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Der siebzigste Geburtstag von Adam Gardener steht bevor und seine Familie überlegt, wie dieses Ereignis gefeiert werden kann. Die Geschwister Abby und Ken, die längst erwachsen und aus dem väterlichen ...

Der siebzigste Geburtstag von Adam Gardener steht bevor und seine Familie überlegt, wie dieses Ereignis gefeiert werden kann. Die Geschwister Abby und Ken, die längst erwachsen und aus dem väterlichen Haus auf Cape Cod ausgezogen sind, müssen sich für dieses grosse Ereignis zusammenraufen. Nach dem Verlust von Mutter Emily in ihrer frühen Kindheit haben sie sich einander sehr verbunden gefühlt. Doch diese Verbundenheit haben die Geschwister im Laufe der Jahre verloren und immer mehr Konflikte kommen ans Licht. Als sich auch noch herausstellt, dass Adam seinen Kindern jahrelang etwas verschwiegen hat, scheint nicht nur das rauschende Fest, sondern auch der Familienzusammenhalt in Gefahr.


Die Mitglieder der Familie Gardener haben durch den frühen Tod von Ehefrau und Mutter Emiliy sehr viel mitgemacht und leiden noch heute unter dem Verlust.

Adam, der bärbeissige und sarkastische Meeresbiologe, hat seine beiden Kindern alleine aufgezogen und sieht heute noch voller Trauer auf die vergangene Beziehung mit Emily zurück. Dabei ist sie seit 38 Jahren tot. Die Figur Adam erschien mir über weite Teile des Buches als wankelmütig und unausgegoren. Erst gegen Schluss habe ich erfahren und verstanden, weshalb er so skizziert wurde. Hervorragende Idee und Umsetzung der Autorin.

Sohn Ken, der gerade einmal 4 Jahre alt war, als seine Mutter starb, hat heute selbst eine Familie und versucht seinen Zwillingstöchtern im Teenageralter ein guter Vater zu sein. Ken verarbeitet in einer Therapie den Verlust der Mutter, sowie die schwierige Beziehung zu seiner Frau und ein weiteres Ereignis aus der Vergangenheit.

Abby, die ein Baby war, als Emily starb, arbeitet heute als Künstlerin und hegt grossen Groll gegen ihren Bruder. Abby muss auch damit leben, dass sie schuld am Tod der Mutter ist, da diese bei ihrer Geburt starb. Etwas, was Ken ihr bewusst oder unbewusst noch heute, im Erwachsenenalter, zu spüren gibt. Die Geschwister treibt zudem auseinander, was vielen Familien zum Verhängnis wird: ein ungleich verteiltes Erbe der Mutter.

Und dann ist da noch Steph, deren Zugehörigkeit mit der Familie ich hier offen lasse, die aber die Beziehungen der Familienmitglieder zusätzlich verkompliziert.

Adrienne Brodeur hat mit "Treibgut" einen Roman geschaffen, der eine Familie zeigt, wie es sie so viele gibt. Verbunden mit einer gemeinsamen Vergangenheit hat sich jedes Familienmitglied auseinander entwickelt und Konflikte brechen auf. Dabei beleuchtet die Autorin jedes Mitglied ausgewogen und gibt jedem der Fünf eine Stimme. In abwechselnden Kapiteln kommen Abby, Ken, Steph, Adam und Kens Frau Jenny zu Wort. Als Leser sieht man so die Sicht auf die Handlung in der Gegenwart und der Vergangenheit aus unterschiedlichen Perspektiven, was die Geschichte sehr abwechslungsreich macht. Gut charakterisierte Figuren, die mir nicht unbedingt alle sympathisch waren, verleihen der Handlung Tiefe und machen diese authentisch.

Einige Längen, wie zum Beispiel die Beschreibungen rund um Adams Arbeit als Meeresbiologe oder die Therapiesitzungen von Ken mit seinem Therapeuten George, hätten gestrafft werden dürfen.

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