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Veröffentlicht am 30.06.2024

eine bewegende Erzählung über ein düsteres Kapitel der schwedischen Geschichte

Die Zeit im Sommerlicht
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Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen ...

Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen Geschichte. In den 50er Jahren wurden Kinder der Sami im Grundschulalter in sogenannte Nomadenschulen geschickt, ein geschönter Name für Umerziehungsheime, in denen die Kinder im Grundschulalter ihrem familiären Umfeld entrissen wurden, um ihnen ihre samische Kultur abzuerziehen. Sie werden als ‚Lappen‘ beschimpft, Ihre samische Muttersprache wird ihnen ebenso verboten wie das Joiken, die Hausmutter schreckt dabei nicht vor physischer und psychischer Gewalt zurück.
Im Roman stehen 5 Kinder im Mittelpunkt, deren Geschichte in zwei ineinander verwobenen Zeitschienen erzählt wird, zum einen aus der Kindheit in der Mitte der 50er Jahre, sowie 30 später im Erwachsenenalter. Alle eint das Trauma, das sie seit ihrer Kindheit mit sich tragen, da sie nie die Gelegenheit bekommen haben, die Erlebnisse zu verarbeiten. Die meisten versuchen, ihre dunklen Erinnerungen zu vergessen und vermeiden es, über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Man spürt in dem Roman, wie sehr das Thema die Autorin am Herzen liegt, sie schildert sehr eindringlich, wie sehr die Unterdrückungen und Misshandlungen aus der Zeit in der Nomadenschule die Protagonisten auch nach 30 Jahren noch in ihrem Alltag belasten. Dabei schlagen sie sehr unterschiedliche Wege ein, einige kehren zu ihren Traditionen zurück, andere verleugnen ihre samischen Wurzeln. Ihre innerlichen Qualen und Selbstzweifel sind mir beim Lesen ebenso nahe gegangen wie die unfassbaren Misshandlungen in der Nomadenschule.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, wie schon in Ann-Helén Laestadius Roman ‚Das Leuchten der Rentiere‘ und anderen Geschichten aus dem Umfeld der Sami ist es auch hier wieder kaum begreiflich, wie die Sami seit vielen Jahren diskriminiert und ihrer Traditionen beraubt wurden.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

ein großartiger und unterhaltsamer neuer Band

Totholz
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„Totholz“ ist bereits der elfte Band aus der Krimiserie um Leo Kreuthner und Clemens Wallner von der Polizei in Miesbsch, doch auch im Laufe dieser Jahre hat die Reihe nichts von ihrem Esprit verloren.
Zu ...

„Totholz“ ist bereits der elfte Band aus der Krimiserie um Leo Kreuthner und Clemens Wallner von der Polizei in Miesbsch, doch auch im Laufe dieser Jahre hat die Reihe nichts von ihrem Esprit verloren.
Zu Beginn der Geschichte versucht Kreuthner einer Konkurrentin auf dem Gebiet der Schwarzbrennerei in die Schranken zuweisen, doch wie man es von ihm kennt, geht bei dieser Aktion einiges schief. Als Pippa, Ziel seines Anschlags, ein ihn belastendes Video vorweisen kann, gerät er in ernsthafte Schwierigkeiten. Eine nicht ganz freiwillige Zeugenaussage rückt jedoch bald den Fund einer Leiche in den Vordergrund. Der Tote wurde einJahr zuvor im Wald vergraben, seine Identität ist unklar, es ist niemand vermisst gemeldet, auf den seine Beschreibung passt. Die weiteren Verwicklungen sowie Kreuthners parallel laufende Aktionen wiederzugeben, das überlasse ich lieber Andreas Föhr, der die Ereignisse wieder einmal gekonnt mit vielen Wendungen und viel schwarzem Humor in Szene setzt. Ein I-Tüpfelchen ist der Krimi als Hörbuch vorgetragen von Michael Schwarzmaier, der auf unnachahmliche Weise den Figuren individuelle Stimmen verleiht. Wer einmal einen Band der Reihe als Hörbuch genossen hat, wird Opa Manfred beim Lesen immer im Ohr haben, ich stimme Clemens Wallner bei, dass sein Opa noch mindestens bis zu seiner Pensionierung durchhalten muss.
Neben vielen bekannten Charakteren sorgt die junge, neue Kollegin Toni für frischen Wind in der Mordkommission und trägt mit ihrem Enthusiasmus sowie ihrer Hartnäckigkeit entscheidend zur Auflösung des Falles bei. Leo Kreuthner sorgt mit seinen unorthodoxen Ermittlungsmethoden mehr als einmal für kritische Situationen, er darf in diesem Band aber auch eine andere Seite zeigen mit philosophisch anmutenden Bemerkungen und Erkenntnissen.
Mir hat auch dieser Fall wieder ausgesprochen gut gefallen, Kreuthners risikofreudige Bauernschläue ergänzt sich gut mit Wallners besonnen rationaler Art. Die Geschichte ist spannend, wendungsreich und ausgesprochen unterhaltsam erzählt.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

eine bewegende Lebensgeschichte

Annas Lied
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Die Erzählung beginnt im Jahr 1929, als die achtjährige Hannah unbeschwert in Kopenhagen aufwächst im Kreis einer großen Familie. Von ihren vier älteren Brüdern lassen drei ihre Leidenschaft zur Musik ...

Die Erzählung beginnt im Jahr 1929, als die achtjährige Hannah unbeschwert in Kopenhagen aufwächst im Kreis einer großen Familie. Von ihren vier älteren Brüdern lassen drei ihre Leidenschaft zur Musik zum Beruf werden, auch Hannah findet früh Ruhe und Bestätigung im Klavierspiel. Die Mutter legt großen Wert auf jüdische Traditionen und hält die Familie zusammen. Als ihre Söhne sie ins Unglück stürzen, in dem sie sich in dänische junge Frauen verlieben und eine arrangierte Ehe in jüdische Kreise ablehnen, setzt sie ihre Hoffnung auf Hannah, die Familie zu ehren und ihre Traditionen weiter zu führen.
Der Roman überzeugt sowohl inhaltlich als auch sprachlich, man spürt in vielen Szenen den Respekt und die Bewunderung des Autors gegenüber seiner Großtante und der Art und Weise, wie sie trotz vieler Schicksalsschläge und Bürden in ihrem Leben nie den Mut und Lebenswillen verliert. Beide verbindet die Liebe zur Musik, die bei Benjamin Koppel Lebensinhalt ist und für Hannah eine Art Rettungsanker, in der Musik findet die Trost, sie repräsentiert für Hannah aber auch Freiheit und Selbstständigkeit, die sie zur Wahrung der Tradition aufgeben musste.
Der Roman berührt mit seiner bewegenden Geschichte, er bietet einen teils faszinierenden teils erschreckenden Einblick in ein jüdisches Familienleben im letzten Jahrhundert und zeichnet das Bild einer starken Frau. Anfangs habe ich es seltsam empfunden, dass die Erzählung bei einigen Abschnitten sehr bildhaft und intensiv ausfällt, in anderen Punkten aber eher oberflächlich bleibt, nicht zuletzt bei einigen von Hannahs Empfindungen. Letztendlich passt dies aber zu Hannahs Charakter ebenso wie zu der Vermischung biographischer mit fiktionalen Elementen.

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Veröffentlicht am 10.02.2024

psychologische Spannung aus Island

Verborgen
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Dieser dritte Band aus der Island-Krimi-Reihe von Eva Björg Ægisdóttir beginnt mit dem Tod eines jungen Mannes, der bei einem Hausbrand ums Leben kommt. Was zunächst nach einem tragischen Unfall aussieht, ...

Dieser dritte Band aus der Island-Krimi-Reihe von Eva Björg Ægisdóttir beginnt mit dem Tod eines jungen Mannes, der bei einem Hausbrand ums Leben kommt. Was zunächst nach einem tragischen Unfall aussieht, entpuppt sich jedoch bald als Brandstiftung, zudem zeigt die Obduktion, dass das Opfer bereits vor Ausbruch des Brandes tot war. Hat er Selbstmord begangen, oder wollte hier jemand die Spuren eines Mordes beseitigen?
Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um das niederländische Au-Pair-Mädchen Lise, die ein paar Monate zuvor bei einer einer Familie in Akranes eine Stelle angetreten hat und feststellen muss, dass dort nicht alles so harmonisch ist, wie es nach Außen hin scheint. Lise ist kurz vor dem Brand verschwunden und hatte offenbar Kontakt zu dem Toten.
Elma und Sævar, die wieder hauptverantwortlich die Ermittlungen durchführen, müssen einige Puzzleteile zusammenführen, um den Zusammenhängen auf die Spur zu kommen. Der Leser ist den Ermittlern einen Schritt voraus, da in verschiedenen Handlungssträngen die Ereignisse aus der Sicht verschiedener Beteiligter erzählt werden.
Der Einstieg ist nicht einfach, es gibt kürzere Kapitel mit unterschiedlichen Charakteren, die zunächst keine Verbindung besitzen. Ich habe eine Weile gebraucht, um mir die Namen merken zu können, die einzelnen Handlungsstränge werden jedoch schnell entwirrt und die Zusammenhänge deutlich, wobei die Autorin einige Überraschungsmomente einstreut.
Auch dieser Krimi bietet wieder eine komplexe und wendungsreiche Geschichte, die Rückblenden führen diesmal nicht ganz so weit in die Vergangenheit wie bei den ersten Bänden, tragen aber erneut maßgeblich zu der psychologischen Spannung und Tiefe bei.
Dieser Band ist in sich abgeschlossen und lässt sich ohne Vorkenntnisse lesen, auch wenn die private Geschichte der Ermittler weiter entwickelt wird. Insbesondere Elma hat neben den anspruchsvollen Ermittlungen mit privaten Problemen zu kämpfen, kurze Erwähnungen ihrer Vergangenheit reichen aber aus, um diesen Teil der Geschichte zu verstehen.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

großartiger Fantasy-Krimi für Jugendliche und Erwachsene

Der Spurenfinder
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In seinem neuen Werk „Der Spurenfinder“ wird Marc-Uwe Kling unterstützt von seinen Töchtern Luise und Johanna. Entstanden ist eine fantasievolle, humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte, die den ...

In seinem neuen Werk „Der Spurenfinder“ wird Marc-Uwe Kling unterstützt von seinen Töchtern Luise und Johanna. Entstanden ist eine fantasievolle, humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte, die den Leser (oder in meinem Fall Hörer) in eine fremde, zum Teil mittelalterlich anmutende Welt mitnimmt.
Der berühmte Spurenfinder Elos von Bergen ist vor einiger Zeit mit seinen Kindern Ada und Naru in das verschlafene Dorf Friedhofen im Königreich Dreibrücken gezogen, um an seinen Memoiren zu arbeiten und seine Kinder zu schützen, die bei seinem letzten Fall nur knappe einem Anschlag entgangen sind. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als der Dorfvorsteher Friedhofens auf grausame Weise ermordet wird. Dieser Fall entpuppt sich als verzwickter, als Elos es erwartet hätte, zudem sind seine Kinder so begeistert über die Abwechslung in ihrem eintönigen Alltag, dass sie sich nicht abschütteln lassen, sondern ihren Vater unbedingt unterstützen wollen.
Die Geschichte beginnt gemächlich mit ausführlichen Einführungen zu dem Leben in Friedhofen und dem Alltag der Familie von Bergen. Auch wenn sich dieser Teil etwas hinzieht, haben mich die lebendigen Szenen begeistert mit vielen bildhaften Beschreibungen, fantastischen Wesen und Dialogen mit viel Wortwitz. Die Charaktere sind wie die ganze Szenerie mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, man spürt, dass Marc-Uwe und seine Töchter viel Spaß gehabt haben bei der Erschaffung dieser Geschichte.
Der Krimi enthält zwar einige brutale und actionlastige Szenen, für Jugendliche ab etwa 12 Jahren ist er aber aber ebenso geeignet wie für Erwachsene. Mir hat die Mischung aus spannender Geschichte und humorvollen Szenen mit witzigen Details sehr gut gefallen, Stimmonade beispielsweise würde ich zu gerne mal probieren.
Das Hörbuch, vom Autor selbst gelesen, setzt dem Ganzen noch das I-Tüpfelchen auf mit seinem lebendigen Vortrag mit Betonungen und Pausen an den richtigen Stellen sowie den unterschiedlichen Stimmlagen.

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