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Veröffentlicht am 14.07.2024

spannend und düster

Teufelsgabe (Ewert Grens ermittelt 4)
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Die Krimis von Anders Roslund aus der Reihe um Kriminalkommissar Ewert Grens und seinem Freund Piet Hoffmann sind düster und nichts für zartbesaitete Seelen, der neuste Band ‚Teufelsgabe‘ macht da keine ...

Die Krimis von Anders Roslund aus der Reihe um Kriminalkommissar Ewert Grens und seinem Freund Piet Hoffmann sind düster und nichts für zartbesaitete Seelen, der neuste Band ‚Teufelsgabe‘ macht da keine Ausnahme.
Kommissar Ewert Grens hat seine verstörende Psychose überwunden und wagt einen Neuanfang. Sein Leben definiert sich seit Jahren durch seine Arbeit bei der Mordkommission, doch hat er mittlerweile nicht nur das Pensionsalter erreicht, sondern wurde nach seinem Selbstmordversuch vor einem Jahr vom Dienst suspendiert. Polizeichef Wilson gibt ihm sieben Tage Bewährungszeit, in der Grens seine frühere Kollegin Mariana bei der Aufklärung eines brutalen Mordes unterstützen soll. Die Ermittlungen verlaufend jedoch zunächst zermürbend schleppend, eine DNA-Probe bringt dann neue Erkenntnisse und führt zu weiteren, einige Jahre zurück liegenden Morden. Gibt es in Schweden tatsächlich einen Serienmörder? Als ein Tatverdächtiger identifiziert wird, ist Grens fassungslos und setzt alles daran, dessen Unschuld zu beweisen. Unterstützt wird er von Piet Hoffmann, der wie Grens selbst in diesem Band an einem Wendepunkt in seinem Leben steht und einiges aufs Spiel setzt.
Wie von Anders Roslund gewohnt ist auch dieser Krimi komplex und temporeich erzählt mit einigen unerwarteten Wendungen. Mit Ewert Grens und Piet Hoffmann hat er zwei sehr spezielle Charaktere geschaffen, die für ihre Sache brennen und bei der Wahl ihrer Mittel regelmäßig auch wenig legale Wege einschlagen. Realistisch sind die Geschichten damit nicht aber dafür ausgesprochen spannend. An Grens fasziniert mich, wie er manchmal naiv wirkt wie ein zu groß geratenes Kind, andererseits aber intelligent und mit allen Sinnen auf die Auflösung der Fälle fokussiert. Der Band ist in sich abgeschlossen, eine Kenntnis der Vorgeschichten halte ich für hilfreich, um Grens Entwicklung und seine besondere Beziehung zu Piet Hoffmann in vollem Umfang zu verstehen.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

spannend und hochaktuell

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Anfangs war ich zugegebenermaßen skeptisch: Ein ersthafter Krimi aus der Feder von Marc-Uwe Kling, kann das funktionieren? Je mehr ich in die Geschichte eingetaucht bin, umso mehr hat sich bei mir die ...

Anfangs war ich zugegebenermaßen skeptisch: Ein ersthafter Krimi aus der Feder von Marc-Uwe Kling, kann das funktionieren? Je mehr ich in die Geschichte eingetaucht bin, umso mehr hat sich bei mir die Überzeugung verfestigt, dass das sogar sehr gut funktioniert.
Marc-Uwe Kling hat schon in den Känguru-Chroniken und Qualityland seinen kritischen Blick auf die Gesellschaft bewiesen, und dass er dieser gerne einen Spiegel vorhält. Während in den Känguru-Geschichten Kritik in Satire und skurrile Aktionen verhüllt ist, dient sie in ‚Views‘ als Basis für einen spannenden und hochaktuellen Krimi. Der Roman wird als Thriller vermarktet, das finde ich etwas hochgegriffen trotz einiger sehr brutaler Szenen.
Im Internet geht ein Video viral, dass in verstörenden Bildern die Vergewaltigung der 16-jährigen Lena Palmer durch drei farbige junge Männer zeigt. Lena ist bereits seit drei Tagen verschwunden, BKA-Kommissarin Yasira Saad und ihr Kollege Michael werden mit der Aufgabe betreut, Lena zu finden und die Täter festzusetzen. Der Druck auf die Ermittler wächst, als es kurz darauf gewalttätige Demonstrationen gibt und die rechtsradikale Gruppierung ‚Aktiver Heimatschutz‘ als selbsternannte Rächer schnell Zulauf gewinnt. Es folgen unerwartete Entwicklungen und Erkenntnisse, die die Ermittler zwingen, in neuen Bahnen zu denken und ihre etablierten Methoden in Frage zu stellen. Die beschriebenen Eskalationen sind nicht nur erschreckend aufgrund ihres Gewaltpotentials sondern auch durch die Erkenntnis, dass diese nach den aktuellen politischen Entwicklungen eine sehr reale Bedrohung darstellen.
Die Charaktere wirken lebensnah, trotz des ernsten Themas blitzt hier und da Humor auf, es werden gleich mehrere Themen miteinander verknüpft, die in der aktuellen politischen Diskussion gerade in den Fokus rücken.
Aus meiner Sicht kann sich manch hochgelobter deutscher Thrillerautor, bei dem ich den Hype um die Bücher noch nie verstanden habe, hier in Punkto Brisanz, Aktualität und Originalität eine Scheibe abschneiden.
Die Hörbuchfassung, vom Autor selbst gelesen, bekommt meine volle Empfehlung.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

eine wundervolle Geschichte, großartig erzählt

In den Farben des Dunkels
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Chris Whitakers neuer Roman ‚In den Farben des Dunkels‘ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1975 in einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA und begleitet die ...

Chris Whitakers neuer Roman ‚In den Farben des Dunkels‘ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1975 in einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA und begleitet die Hauptfiguren über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren. Der 13-jährige Patch ist nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er mit nur einem Auge geboren wurde und eine Augenklappe trägt, ein Außenseiter im Ort. Als er eines Morgens Zeuge wird, wie sein Schwarm Misty Meyer im Wald von einem Mann bedroht wird, greift er beherzt ein und wird selbst entführt. Seine beste Freundin Saint ist verzweifelt und gibt die Suche nach Patch nicht auf. Während der 307 Tage in Gefangenschaft im Dunklen ist das junge Mädchen Grace sein Rettungsanker, sie erzählt ihm Geschichten und beschreibt in bunten Farben die Schönheit vieler Plätze in den USA, die sie besucht hat.
Nach Patchs Befreiung gibt es keine Spur von Grace, die anderen halten sie für ein Produkt seiner Fantasie, doch Patchs Verlust wiegt so schwer, dass die Suche nach Grace zu seinem obsessiven Lebensziel wird, während gleichzeitig Saint alles versucht, ihren besten Freund von damals zurückzugewinnen.
Die Schicksale der Hauptfiguren sind eng miteinander verwoben, die Stimmung ist mal düster und dann wieder erhellt von farbenfrohen Beschreibungen. Trotz der Kriminalgeschichte, auf dem der Roman aufbaut, ist es weniger die Handlung, die hier fesselt, sondern vielmehr die emotionale Entwicklung und Verbindung der Figuren. Die Geschichte ist komplex und bietet immer wieder überraschende Wendungen, die Sprache ist oft bildhaft, fast poetisch, und sehr berührend. Gleichzeitig runden auch humorvolle Szenen die Erzählung ab und sorgen mit dafür, dass die Charaktere authentisch und lebensnah wirken.
Der Roman bietet ein sehr intensives Leseerlebnis, in meinem Fall ist es dem Autor gelungen, enge Gefühle für seine Figuren zu wecken, während ich ihre Siege und Niederlagen mit Freude und Bangen mitverfolgt habe.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

eine bewegende Erzählung über ein düsteres Kapitel der schwedischen Geschichte

Die Zeit im Sommerlicht
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Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen ...

Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen Geschichte. In den 50er Jahren wurden Kinder der Sami im Grundschulalter in sogenannte Nomadenschulen geschickt, ein geschönter Name für Umerziehungsheime, in denen die Kinder im Grundschulalter ihrem familiären Umfeld entrissen wurden, um ihnen ihre samische Kultur abzuerziehen. Sie werden als ‚Lappen‘ beschimpft, Ihre samische Muttersprache wird ihnen ebenso verboten wie das Joiken, die Hausmutter schreckt dabei nicht vor physischer und psychischer Gewalt zurück.
Im Roman stehen 5 Kinder im Mittelpunkt, deren Geschichte in zwei ineinander verwobenen Zeitschienen erzählt wird, zum einen aus der Kindheit in der Mitte der 50er Jahre, sowie 30 später im Erwachsenenalter. Alle eint das Trauma, das sie seit ihrer Kindheit mit sich tragen, da sie nie die Gelegenheit bekommen haben, die Erlebnisse zu verarbeiten. Die meisten versuchen, ihre dunklen Erinnerungen zu vergessen und vermeiden es, über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Man spürt in dem Roman, wie sehr das Thema die Autorin am Herzen liegt, sie schildert sehr eindringlich, wie sehr die Unterdrückungen und Misshandlungen aus der Zeit in der Nomadenschule die Protagonisten auch nach 30 Jahren noch in ihrem Alltag belasten. Dabei schlagen sie sehr unterschiedliche Wege ein, einige kehren zu ihren Traditionen zurück, andere verleugnen ihre samischen Wurzeln. Ihre innerlichen Qualen und Selbstzweifel sind mir beim Lesen ebenso nahe gegangen wie die unfassbaren Misshandlungen in der Nomadenschule.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, wie schon in Ann-Helén Laestadius Roman ‚Das Leuchten der Rentiere‘ und anderen Geschichten aus dem Umfeld der Sami ist es auch hier wieder kaum begreiflich, wie die Sami seit vielen Jahren diskriminiert und ihrer Traditionen beraubt wurden.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

ein großartiger und unterhaltsamer neuer Band

Totholz
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„Totholz“ ist bereits der elfte Band aus der Krimiserie um Leo Kreuthner und Clemens Wallner von der Polizei in Miesbsch, doch auch im Laufe dieser Jahre hat die Reihe nichts von ihrem Esprit verloren.
Zu ...

„Totholz“ ist bereits der elfte Band aus der Krimiserie um Leo Kreuthner und Clemens Wallner von der Polizei in Miesbsch, doch auch im Laufe dieser Jahre hat die Reihe nichts von ihrem Esprit verloren.
Zu Beginn der Geschichte versucht Kreuthner einer Konkurrentin auf dem Gebiet der Schwarzbrennerei in die Schranken zuweisen, doch wie man es von ihm kennt, geht bei dieser Aktion einiges schief. Als Pippa, Ziel seines Anschlags, ein ihn belastendes Video vorweisen kann, gerät er in ernsthafte Schwierigkeiten. Eine nicht ganz freiwillige Zeugenaussage rückt jedoch bald den Fund einer Leiche in den Vordergrund. Der Tote wurde einJahr zuvor im Wald vergraben, seine Identität ist unklar, es ist niemand vermisst gemeldet, auf den seine Beschreibung passt. Die weiteren Verwicklungen sowie Kreuthners parallel laufende Aktionen wiederzugeben, das überlasse ich lieber Andreas Föhr, der die Ereignisse wieder einmal gekonnt mit vielen Wendungen und viel schwarzem Humor in Szene setzt. Ein I-Tüpfelchen ist der Krimi als Hörbuch vorgetragen von Michael Schwarzmaier, der auf unnachahmliche Weise den Figuren individuelle Stimmen verleiht. Wer einmal einen Band der Reihe als Hörbuch genossen hat, wird Opa Manfred beim Lesen immer im Ohr haben, ich stimme Clemens Wallner bei, dass sein Opa noch mindestens bis zu seiner Pensionierung durchhalten muss.
Neben vielen bekannten Charakteren sorgt die junge, neue Kollegin Toni für frischen Wind in der Mordkommission und trägt mit ihrem Enthusiasmus sowie ihrer Hartnäckigkeit entscheidend zur Auflösung des Falles bei. Leo Kreuthner sorgt mit seinen unorthodoxen Ermittlungsmethoden mehr als einmal für kritische Situationen, er darf in diesem Band aber auch eine andere Seite zeigen mit philosophisch anmutenden Bemerkungen und Erkenntnissen.
Mir hat auch dieser Fall wieder ausgesprochen gut gefallen, Kreuthners risikofreudige Bauernschläue ergänzt sich gut mit Wallners besonnen rationaler Art. Die Geschichte ist spannend, wendungsreich und ausgesprochen unterhaltsam erzählt.

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