Geht uns alle an
Sie gehören zum Stadtbild wie dm und sind doch so unsichtbar, weil keiner hinschauen will: obdachlose Menschen.
Viele Städte werben mit einem Image der inklusiven Stadt, die allen Menschen zur Verfügung ...
Sie gehören zum Stadtbild wie dm und sind doch so unsichtbar, weil keiner hinschauen will: obdachlose Menschen.
Viele Städte werben mit einem Image der inklusiven Stadt, die allen Menschen zur Verfügung steht, doch nichts straft diese Selbstdarstellung so sehr Lügen wie Parkbänke mit Metallgittern, auf die man sich nicht legen kann. Die Städteplanung richtet sich zunehmend an bezahlkräftige Bevölkerungsgruppen und der öffentliche Raum wird stark von politischen sowie ökonomischen Interessen beeinflusst. Wohnungslose Menschen, die sich fast ausnahmslos nur im öffentlichen Raum aufhalten können, werden von zentralen Orten wie Parks, Bahnhöfen, Einkaufspassagen vertrieben und verlieren damit Schutz, denn gerade wo viele Menschen verkehren, sind Obdachlose eher vor Übergriffen geschützt.
Es gibt neue sozialpolitische Ansätze, wie in den USA entwickelte Housing-First-Programme, bei denen im Vordergrund steht, nicht allein die Symptome wie schlechte Gesundheit zu bekämpfen, sondern Obdachlose zunächst in ein festes Wohnen zu bekommen, aus dem alle anderen Probleme wie Schulden angegangen und begleitet werden. Denn mit einer Wohnung kommt auch die Bürokratie zurück ins Leben und es werden Kompetenzen benötigt, die auch vor der Obdachlosigkeit nicht ausgeprägt waren.
Dieses kurze und dennoch sehr informative Buch mit seinen Infografiken lässt sich innerhalb von drei Stunden durchlesen. Und das macht es gut, denn sich ab und zu bewusst zu machen, wie schnell ein:e jede:r von uns in die Lage kommt, die wir beim Stadtbummel auf Kniehöhe lieber ignorieren ist nur angemessen. Ich kann dieses Büchlein eigentlich nur allen empfehlen; man muss sich ja nicht erst zur Weihnachtszeit wieder rührselig Gedanken um die Ärmsten unserer Gesellschaft machen, denn obdachlos sind jene Menschen das ganze Jahr.