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Veröffentlicht am 11.07.2018

Wundersames Sommer-Inselmärchen auf Spiekeroog

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
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Vorneweg muss ich sagen, dass ich in diesem Genre (Liebesroman, Sommerroman, Unterhaltungsliteratur/Frauen) schon wesentlich Besseres - und Überzeugenderes gelesen habe, daher meine nicht sehr positive ...

Vorneweg muss ich sagen, dass ich in diesem Genre (Liebesroman, Sommerroman, Unterhaltungsliteratur/Frauen) schon wesentlich Besseres - und Überzeugenderes gelesen habe, daher meine nicht sehr positive Bewertung, die ich aber im Einzelnen gerne beschreiben möchte:


Zum Inhalt dieses Romans gibt es bereits viele Rezensionen und ich stelle daher meine Kritikpunkte in den Fokus: Die Buchidee finde ich im Grunde sehr gelungen, die Umsetzung jedoch konnte mich nicht überzeugen.

Die Hauptprotagonistin ist eine junge Journalistin, die als letzten Auftrag vom "Komet", einer Zeitung, für die sie arbeitet, nach Spiekeroog fahren soll, um dort Bengt zu interviewen, einen Ornithologen, der die Brandseeschwalbe beobachtet und sehr karg und abgeschieden auf der Insel lebt. Frieke weiß, dass ihr Vater auf der Insel lebt und ist ihm bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen. Auf Spiekeroog angekommen, stellt sie fest, dass er ihr natürlich sofort über den Weg läuft - und Bengt Journalisten und deren digitale Interview-Möglichkeiten rundheraus ablehnt. Da sie aber gerne komplizierte Aufträge erhält, die sie stets mit Bravour ausführt, hält sie dies keineswegs ab, das Interview durchzuführen, zumal es sich bei dem Ornithologen um einen gutaussehenden und sympathischen Mann handelt...

Sie wohnt über einer Buchhandlung, die von Ebba und Willem seit lange erfolgreich geführt wird - und Ebba sogleich erkannte, dass sie "die Gabe" besitzt: Folglich wird Frieke zur Nachfolgerin auserkoren, die den Buchladen übernehmen soll, wenn Ebba und Willem endlich in ihr irisches Cottage ziehen.

Was sich aus dieser Rahmenhandlung ergibt, ist sehr vorhersehbar, teils konstruiert und einfach märchenhaft dargestellt. Einzig "der olle Hansen" (Friekes Vater) und das Buchhändlerpaar erhalten Sympathienoten: Frieke war während des ganzen Romans zerrissen und es ging in mich nervender Weise immer darum, ob sie nun nach Spiekeroog gehört - oder nicht. Der Ausflug nach Boston mit Harald, ihrem Freund, war ebenso vorhersehbar - und wirklich "zu tief in die Tinte gegriffen" (ein schöner Ausdruck im Original im Literarischen Quartett vom 26.06.18 zu hören ;) hat Julie Peters, als sie von "Baby-Demenz und Schwangerschafts-Demenz" sprach - die sich bei Emma, einer Freundin von Frieke, ausgebreitet haben soll... Ebenso unverständlich ist es, dem Leser zu suggerieren, dass eine professionelle Journalistin einem Interviewpartner ihre Lebensgeschichte erzählen würde: Sorry, aber da standen mir alle Haare zu Berge.

Es wirkt alles sehr "bemüht", jedoch der Romanverlauf ist denkbar vorhersehbar, konstruiert, klischeebeladen und unrealistisch. Eine der für mich sehr wenigen Stellen, die mir positiv auffielen, war Friekes Beisein bei ihrem sterbenden Vater, dem sie ihre Lebensgeschichte noch erzählt...

Ende gut, alles gut: Frieke wird Buchhändlerin, erbt den Buchladen und wird Eigentümerin eines alten Kapitänshauses auf Spiekeroog - das Sahnehäubchen aber auf dem Inselkuchen (den jener sehr gut backen kann) ist Bengt, mit dem sie fortan zusammenlebt. "und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben beide noch immer glücklich zusammen auf Spiekeroog.".
Leider kann ich bei diesem Unterhaltungs- und Sommerroman nur 2 Sterne geben, einen halben für das schöne Cover obendrauf, aber dies ist das Äußerste. Dem Aufbau-Verlag werde ich dennoch treu bleiben, da ich schon sehr viele gute Bücher aus diesem Verlag las. Der Autorin aus besagten Gründen eher nicht.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Serverland - ein futuristisches IT-Szenario....

Serverland
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"Serverland" von Josefine Rieks erschien als HC, gebunden im Hanser-Verlag, 2018. Es handelt sich um eine fiktive und futuristische Geschichte, die in den nachfolgenden Jahrzehnten spielt, in Berlin und ...

"Serverland" von Josefine Rieks erschien als HC, gebunden im Hanser-Verlag, 2018. Es handelt sich um eine fiktive und futuristische Geschichte, die in den nachfolgenden Jahrzehnten spielt, in Berlin und den Niederlanden verortet ist und seinen LeserInnen eine Post-Internetära beschreibt, da das Internet seit Langem abgeschaltet wurde....


Inhalt:

Reiner, der Mitte 20 ist und bei der Post arbeitet, sammelt alte Laptops und versucht, sie wieder zum Laufen zu bringen. Er lädt sich am liebsten Spiele herunter wie "Grand Theft Auto" (das ich kenne und gräßlich finde), Lara Croft u.a. Jedoch stürzen alle downloads nach einigen Minuten ab und so versucht er, der ein durchaus technisches Geschick aufweist, nach Verbesserungsmöglichkeiten. Ein Freund aus Schulzeiten, Meyer, kommt auf ihn zu und lädt ihn ein, mit nach Holland zu fahren, da es dort wohl in stillgelegten Industriebrachen alte Serverhallen gibt und er Reiner durchaus zutraut, jene wieder zum Laufen zu bringen. Dort angekommen, treffen beide auf einige Jugendliche, die ebenfalls an der Idee interessiert sind, alte Videos von YouTube wieder zum Leben zu erwecken und vor allem eine Welt, in der virtuell alles "geteilt" wird. Es entwickeln sich Gruppen, man schafft ein Plenum und es gibt Konkurrenzdenken und Beziehungen untereinander, die das ganze Vorhaben nicht eben vereinfachen. Jede Menge Haschisch und 6packs werden konsumiert und Reiner nimmt sich eine berufliche Auszeit, um den Servern zuleibe zu rücken und das technische Material aufzutreiben. Er lanciert durch seine Fachkenntnis durchaus zu einem Leader, fühlt sich jedoch im Grunde einsam....

Meine Meinung:

Anfangs hatte ich Mühe, überhaupt in diese skurrile Geschichte hineinzukommen. Vieles ist sehr vage - und bleibt es auch. Auch die Figuren wie Reiner oder Meyer empfand ich als bruchstückhaft, da die nüchterne Sprache nicht darauf angelegt ist, viel von den Protagonisten preiszugeben. Der Ich-Erzähler Reiner spricht im Roman immer von "den Jugendlichen", was ich als sehr distanziert empfand, da er ja im gleichen Alter ist und kaum der Adoleszenz entwachsen sein dürfte. Er und die Gruppe ist auf jeden Fall auf der Suche nach der Idee des Teilens, den Werten einer gerechteren, globalisierten Welt, was als Maxime deklariert wird. Andererseits wird nicht erklärt, weshalb das Internet von der Regierung abgeschaltet wurde - ob es ein Energieproblem gab? In Holland und den USA scheint dieses Problem jedenfalls nicht zu existieren oder nicht in dem Maße, denn dort gibt es Jugendbewegungen, "Rebellen", die das gleiche Interesse haben und sich daher zusammenschließen, um das Internet wieder herzustellen. "Niemand musste sich einsam fühlen" heißt es im Roman: Gab es demzufolge nach dem Abschalgten eine Vereinzelung, ja Vereinsamung der Gesellschaft? All diese Fragen muss man sich als LeserIn selbst beantworten. Der Roman lässt dies offen. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass Reiner emotionale Probleme hatte, sich fürchtete, dass die revolutionäre Idee in der uninteressierten Masse untergeht und unter einem Gefühlschaos litt, das auch seine Beziehung zu Frauen miteinschloss.

Fazit:

Eine faszinierende, interessante Romanidee, die für mich leider viel zu konturlos blieb und viele Fragen offen lässt, die den Leser ratlos zurücklassen. 2,5 Sterne
Interessieren würde mich dennoch, wie Programmierer und Experten aus der IT-Branche diesen Roman lesen - und bewerten. Womöglich ganz anders?

Veröffentlicht am 10.06.2024

Ein Baumhaus und kein Bullerbü

Das Baumhaus
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"Das Baumhaus" von Vera Buck erschien (Thriller, 398 S., brosch. TB, 2024) im Rowohlt Verlag/Polaris. Das Buch hat einen farbigen, giftig-grünen Buchschnitt, der meine Wertung jedoch auch nicht nach oben ...


"Das Baumhaus" von Vera Buck erschien (Thriller, 398 S., brosch. TB, 2024) im Rowohlt Verlag/Polaris. Das Buch hat einen farbigen, giftig-grünen Buchschnitt, der meine Wertung jedoch auch nicht nach oben korrigieren konnte:

Vorausschicken möchte ich, dass Kriminalromane und (Psycho)thriller seit jeher zu meinen Lieblingsgenres zählen; die Autorin kannte ich zuvor nicht und musste feststellen, dass der umworbene Thriller eher ein Familiendrama mit Traumatas war denn ein gut geschriebener Thriller.


Worum geht's?


"Als Henrik und Nora mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn nach Vesternorrländ fahren, spüren sie gleich, dass die verlassene Ferienhütte etwas Bedrohliches umgibt. Fußabdrücke im Staub, Spuren überall im Haus. Jemand war hier. Während Henrik daraus Inspiration für sein neues Kinderbuch schöpft, versucht Nora, den idyllischen Familienurlaub zu retten und etwas wiedergutzumachen, von dem niemand erfahren darf...

Rosa Lindqvist ist frustriert: Statt ihre forensischen Forschungen voranzutreiben, wohnt sie wieder zu Hause, um ihren Bruder zu pflegen. Doch dann findet Rosa bei einer nächtlichen Grabung ein Kinderskelett. Und als ganz in der Nähe des Fundorts der kleine Fynn verschwindet, wird sie von der Polizei als Ermittlerin eingesetzt und kommt in den Tiefen des Waldes einem düsteren Geheimnis auf die Spur. Denn Rosa hat allen anderen etwas voraus: ein außergewöhnliches Gespür für den Tod."

(Quelle: Klappentext des Verlags)


Meine Meinung:


Da ich die Autorin nicht kannte, bin ich recht unbedarft an diesen Thriller herangegangen und musste feststellen, dass ich mich durch dieses Buch, das für mich erst ab Seite 200 ein wenig "Thrill" enthält, eher quälen musste als die Story zu genießen: Die Autorin spielt mit Klischees und Bilder, die "das Unheimliche, Beängstigende" erzeugen sollen, wie z.B. der Rabe, der gegen das Fenster fliegt, sorgten bei mir eher für Kopfschütteln denn Grusel.

Den Gruselfaktor "inne" hatte lediglich ein kompletter Irrer, der Kinder entführte (um sie zu retten) und seine "Spiele" mit ihnen trieb. So verschwindet eines Tages auch Fynn, der 5jährige Sohn von Henrik, einem Kinderbuchautor und Nora, die im Umweltschutz arbeitet: Sie hasst den Wald und beide durchsuchen mit Hilfe der Polizei jeden qm, erfolglos. Etwas Morbides, Krankhaftes und Bedrückendes zieht sich in der Beschreibung der Spiele "des Mannes" durch das gesamte Buch. Ängste und bedrückende Emotionen werden durch eingängige Bilder erzeugt; der Vergleich mit "Bullerbü" ist wie vieles andere an den Haaren herbeigezogen; die Nachvollziehbarkeit fehlte mir nicht nur, sondern auch die Logik: Polizeiarbeit wird eher schlampig beschrieben (wobei Lasse, der Hundeführer, die einzige Person war, die mir wirklich sympathisch gewesen ist) und Schweden wird als ein Land dargestellt, in dem es früher offene Türen gab - und in dem jährlich 1000e Kinder spurlos im Wald verschwinden. Solche Stereotypen mag ich leider überhaupt nicht. Die zwei Punkte gelten der Atmosphäre, die recht gut dargestellt ist, für Handlung und Verlauf des vermeintlichen Thrillers, der für mich eher ein Familiendrama ist, kann ich keine Punkte vergeben.

Auch sprachlich (der Stil ist äußerst einfach) hat mich der Thriller nicht angesprochen.


Fazit:


Die Spannung suchte ich bis Seite 200 vergebens; viele inhaltliche 'Patzer' und unlogische Handlungen sowie mangelhafte Nachvollziehbarkeit in einigen Punkten schmälerten meinen Lesegenuss beträchtlich. Unsympathische ProtagonistInnen (mit Ausnahme von Henrik und Rosa gegen Ende), ein sehr einfacher Schreibstil und Figuren, zu denen ich keinerlei Bezug aufbauen konnte (Ausnahme Lasse) und die sich oft widersprüchlich verhielten, sorgten dafür, dass vieles konstruiert wirkte und voller Klischees steckt.

Sorry - für meinen Geschmack einfach eher eine Art Familiendrama denn ein Thriller - not my style. Keine Empfehlung und 2* für Atmosphäre und Aufbau.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Idee zum Buch: sehr gut - Umsetzung: mangelhaft....

Acht perfekte Morde
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Peter Swanson "Acht perfekte Morde" erschien (tb, 2022, 348 S.) im blanvalet-Verlag.

(Gute) Kriminalromane und (Psycho)thriller gehören zu meinen Lieblingsgenres. Doch weder Peter Swanson noch die "Acht ...

Peter Swanson "Acht perfekte Morde" erschien (tb, 2022, 348 S.) im blanvalet-Verlag.

(Gute) Kriminalromane und (Psycho)thriller gehören zu meinen Lieblingsgenres. Doch weder Peter Swanson noch die "Acht perfekten Morde" konnten mich hier überzeugen: Leider konnte ich beim Lesen dieses Romans, der weder von einem guten Kriminalroman sonderlich viel hat (Spannung fehlte mir komplett!) noch von einem "Thriller", den man hinter den angekündigten Buchdeckeln vermuten sollte, keine positive Resonanz empfinden:

Ich habe selten einen solch' langweiligen, etwas stupiden "Krimi" gelesen. Ich nehme an, dass die anderen Bücher von Peter Swanson (die ich nicht kenne) wohl besser sind als dieses hier:

Am besten fand ich die Buchidee; schade fand ich das Spoilern anderer Werke aus der Kriminalliteratur und an der (etwas wirren) Umsetzung dieser für mich grottenlangweiligen Ich-Erzählung eines Bostoner Buchhändlers fand ich die Umsetzung "alles andere als perfekt". Von mir weder Lese- noch Kaufempfehlung - es gibt wesentlich Besseres im Genre bzw. den Genres Krimi/Thrill. Daher nur 40° und 2 Sterne. Sorry, nix für mich!

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