Cover-Bild Seinetwegen
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 204
  • Ersterscheinung: 15.10.2024
  • ISBN: 9783406822407
Zora del Buono

Seinetwegen

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2024

Persönliche Geschichte

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Mich hat das Buch aufgrund des Covers und des Klappentextes angesprochen. Es hat dann ein wenig gedauert, bis mir klar wurde, dass die Autorin hier über ihre eigene Geschichte, den Verlust ihres ...

Mich hat das Buch aufgrund des Covers und des Klappentextes angesprochen. Es hat dann ein wenig gedauert, bis mir klar wurde, dass die Autorin hier über ihre eigene Geschichte, den Verlust ihres Vaters schreibt. Ich denke, es ist eine Art das Thema zu verarbeiten, da offenbar in der Familie nicht viel darüber gesprochen wurde. So macht sie sich im Alter von etwa 60 auf die Suche nach E. T., der Person die Schuld am Unfalltod des Vaters hat und somit auch irgendwie am Schicksal der gesamten Familie.

Das Buch mit ca. 200 Seiten lässt sich ganz gut lesen, ist jedoch teilweise etwas unstrukturiert. Eingeschoben sind immer wieder Geschichten aus dem Freundeskreis der Autorin, Gedichte und literarische Texte. Diese unterbrechen meiner Meinung nach den Lesefluss leider immer wieder und der Sinn hat sich mir nicht ganz erschlossen.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Spurensuche

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Was auf den ersten Blick wie eine Art Tagebuch oder Autobiographie der Autorin wirkt, entpuppt sich im Verlauf des Buches dann doch eher als Lebensgeschichte von so vielen Menschen: Auf der Suche nach ...

Was auf den ersten Blick wie eine Art Tagebuch oder Autobiographie der Autorin wirkt, entpuppt sich im Verlauf des Buches dann doch eher als Lebensgeschichte von so vielen Menschen: Auf der Suche nach dem Verursacher des Autounfalles, der ihren Vater das Leben kostete, gewährt uns Zora del Buono nicht nur Einblicke in ihr eigenes Leben und das des gesuchten Mannes, sondern bruchstückhaft auch in das ihrer Eltern, Familie, Freunde sowie längst verstorbenen Personen der Zeitgeschichte.
Dies geschieht oft sprunghaft und teilweise ohne direkt erkennbaren Zusammenhang, was es dann doch aber wiederum sehr authentisch wirken lässt, als befände man sich im Kopf der Autorin. Wie oft recherchiert man selber etwas, liest dabei etwas Interessantes und lässt sich davon erstmal komplett ablenken, wie oft stellt das Gehirn abstruse Verbindungen her und drängt einem diese Bilder auf. Anstatt dies zu ignorieren lässt uns die Autorin daran teilhaben und verleiht der Geschichte dadurch etwas sehr Menschliches.
Dieses für den Verlauf der Handlung "unnütze Wissen" ist dabei teilweise sehr interessant, jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass es nicht Jedermanns Geschmack ist.
Wenn man eine direkte Spurensuche wie in einem Krimi erwartet, ist dieses Buch vermutlich nicht zu empfehlen, dafür umso mehr, wenn man für eine Weile in das Leben und den Kopf eines anderen Menschen eintauchen mag.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Wie gehen Schuldige mit ihrer Schuld um?

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Zora del Buono verlor mit acht Monaten ihren erst 33 Jahre alten Vater durch einen Autounfall. Der Vater Manfredi del Buono war damals schon ein angesehener Arzt in Zürich, dem eine große Karriere bevorstand. ...


Zora del Buono verlor mit acht Monaten ihren erst 33 Jahre alten Vater durch einen Autounfall. Der Vater Manfredi del Buono war damals schon ein angesehener Arzt in Zürich, dem eine große Karriere bevorstand. Die junge Witwe kam nie über den Verlust hinweg, hat nicht noch einmal geheiratet. Sie wollte nicht einmal über den Vater sprechen. Die Tochter vermied das Thema. Zu qualvoll war es für sie, den Schmerz ihrer Mutter zu sehen. Zora hat sich schon als junges Mädchen Freunde gesucht, die ebenfalls vaterlos aufwuchsen. Auch später trifft sie häufig Menschen, die ähnliche Verluste erlitten hatten. Ihr ganzes Leben lang fragt sie sich, wie wohl das Leben des damals erst 28jährigen Unfallverursachers Ernst Traxler, genannt E.T. ausgesehen hat, vor allem, wie er mit seiner Schuld umging. Als sie 60 ist und ihre Mutter dement und in einer Einrichtung untergebracht, beginnt sie zu recherchieren und folgt Traxlers Spuren. Sie trifft bei ihren Reisen Menschen, die ihn kannten und ihr von seinem Leben erzählen. So erfährt sie, dass der Unfall auch Traxlers Leben nachhaltig beeinflusst hat. Die Autorin folgt nicht nur seinen Spuren, sondern beschäftigt sich mit Statistiken über die Opfer – seien es Menschen oder Tiere - von Autounfällen und anderen Katastrophen, mit Rassismus gegenüber Italienern in der Schweiz, der Hinrichtung von Hexen in der Vergangenheit und mit allen Arten von Ungerechtigkeiten der Rechtsprechung und liest schließlich auch die Gerichtsakten zu dem Fall. Am Ende wirkt sie von ihrer obsessiven Beschäftigung mit der "Leerstelle“ in ihrem Leben und dem Leben des “Töters“ befreit und kann ihr Leben normal weiterleben.
Mir hat diese autofiktionale Erzählung gefallen, wenn auch nicht so gut wie “Die Marschallin“, eine weitere Familiengeschichte, die sich mit den Großeltern väterlicherseits beschäftigt. Zora del Buono ist auf jeden Fall eine Autorin, die ich im Auge behalten werde.

Veröffentlicht am 05.06.2024

zum Nachdenken

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Die Autorin ist sechzig geworden, vor ihr liegen der Lebensabschnitt des Alterns und der Tod, der schon früh in ihrem Leben eine Rolle gespielt hat.
Ihr Vater starb durch einen Autounfall, als sie gerade ...

Die Autorin ist sechzig geworden, vor ihr liegen der Lebensabschnitt des Alterns und der Tod, der schon früh in ihrem Leben eine Rolle gespielt hat.
Ihr Vater starb durch einen Autounfall, als sie gerade ein paar Monate alt war.
Sie kannte ihn nicht und doch war die Tatsache eines toten Vaters und eines vaterlosen Kindes immer in ihrem Leben präsent.
Ihr wurde früh bewusst, dass das Schicksal plötzlich zuschlagen kann, dass der Tod an jeder Ecke lauert, dass sich von einer Sekunde auf die andere alles radikal ändern kann. Nie kann man sicher sein.
Eine schreckliche Erfahrung und Gewissheit, die das Leben und Denken prägt.
Die Autorin ist aus ihrem anderen Leben, dass sich in Berlin und sonstwo auf der Welt abgespielt hat zurückgekehrt in ihre Heimat, zur Mutter, in die Schweiz.
In wöchentlicher Kaffehausrunde reden sie und ihre Freunde über alles, über das Leben und den Tod.
Immer wieder plagt sie die Frage, wie ihr Leben verlaufen wäre, wäre der Vater nicht getötet worden und die Frage nach dem Anderen, dem Unfallverursacher, dem Töter, hat er sein Leben lustig und in Freuden einfach so weitergelebt, wer ist er überhaupt.
Sie will sich nach so langer Zeit auf die Suche nach ihm machen, "Rede mit ihm, schließlich hat er tief in dein Leben eingegriffen", so bestärken sie ihre Freunde in ihrem Vorhaben.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Fragmentarische Erzählung über ein bewegtes Leben mit Erkenntnissen zum Nachdenken

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Ich fand „Seinetwegen“ wirklich überraschend gut. Überraschend deshalb, weil ich das Werk in seiner Schreibart schon besonders fand und sonst eine klare und fließende Sprache bevorzuge. Dieses Buch von ...

Ich fand „Seinetwegen“ wirklich überraschend gut. Überraschend deshalb, weil ich das Werk in seiner Schreibart schon besonders fand und sonst eine klare und fließende Sprache bevorzuge. Dieses Buch von Zora del Buono ist eher fragmentarisch, die Autorin springt zwischen vielen Themen hin und her, was aber irgendwie total gut funktioniert.

Haupthandlung ist natürlich die Suche nach E. T., welcher für den Autounfall, bei dem Zoras Vater verstarb, verantwortlich ist. Doch parallel macht sich die Autorin so viel mehr kluge Gedanken, spricht mit Freund*innen und reflektiert sich selbst. So werden z. B. auch Themen wie Antinatalismus, (früherer) Rassismus in der Schweiz, Queerness sowie die AIDS-Krise, die misogyne Gesellschaft, Autofanatismus und dessen Folgen, Schuld und das Leben der eigenen Vorfahrinnen behandelt.

Mit schnellen Themenwechseln kann ich normalerweise nicht so gut umgehen und auch der Verzicht auf direkte Rede sowie die vielen Nebenfiguren haben mir das Lesen etwas erschwert. Ich bin jedoch äußerst fasziniert davon, wie del Buonos Gedanken nahtlos ineinanderfließen und so wichtige Reflexionsprozesse auslösen. Als Leser:in wird einfach schnell klar, dass eine unfassbar kluge Frau mit viel Lebenserfahrung und Weltoffenheit diesen Text geschrieben hat. Ich kannte Zora del Buono vorher noch nicht und bin wirklich beeindruckt von ihr und ihrer Reflektiertheit.

Wäre das Buch dicker gewesen, wäre es mir wahrscheinlich schwerer gefallen, es zu Ende zu lesen. Doch die 200 Seiten sind meines Erachtens perfekt gewählt. Eine tolle Alltagslektüre, die anspruchsvoll und zugleich zugänglich ist.

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