Er kann auch 19. Jahrhundert!
Mit dem Beginn der neuen Krimi-Reihe um Kriminalrat Gustav Heller ist Frank Goldammer nicht mehr nur der Dresdner Krimiautor für die Zeit ab 1945. Er wagt sich nun zurück bis ins Jahr 1879 und lässt den ...
Mit dem Beginn der neuen Krimi-Reihe um Kriminalrat Gustav Heller ist Frank Goldammer nicht mehr nur der Dresdner Krimiautor für die Zeit ab 1945. Er wagt sich nun zurück bis ins Jahr 1879 und lässt den Großvater seines bisherigen Protagonisten Max Heller ermitteln.
Die Zeit ist geprägt von ersten industriellen Fortschritten, die Gustav Heller fasziniert, aber auch teilweise recht skeptisch zur Kenntnis nimmt. Sein erster Fall hat auch gleich einen technischen Hintergrund: auf einem der neumodischen Dampfschiffe, die auf der Elbe fahren, ist ein Kessel explodiert und hat das Schiff zerstört und auch Menschenleben gefordert. Technisches oder menschliches Versagen? Oder steckt vielleicht etwas ganz anderes dahinter?
Die Zeit des späten 19. Jahrhunderts ist spannend, denn die technischen Fortschritte und auch die Fortschritte in der Kriminalistik lassen sich nicht mehr aufhalten. Diese Zeit des Umbruchs zu beschreiben ist allerdings auch eine ziemlich große Herausforderung, die der Autor aber mit Bravour gemeistert hat. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck, etwas sei unlogisch oder der Zeit unangemessen geschildert worden. Ganz im Gegenteil, ich habe es genossen, Gustav Heller bei seinen Ermittlungen zu folgen – denn bei modernen Krimistoffen zwischen Smartphones und digitaler Forensik bleibt kaum noch Raum für die Spürnase oder den Scharfsinn eines Kriminalisten. Doch Gustav Heller hat diese Zeit – oder besser: er muss sie sich nehmen, denn schneller ging es damals eben nicht. Und das ist eigentlich auch mal ganz schön.
Bis in die „3. Reihe“ sind die Nebenfiguren gut gezeichnet und haben Ecken und Kanten. Allen voran Hellers Assistent Schrumm, der mitunter ungewollt für Schmunzler sorgt, aber eigentlich ein so helles Köpfchen ist, dass man Respekt vor ihm haben muss. Auch Hellers Frau Helene, die eine patente und selbstbewusste Frau ist, passt sowohl in die Zeit als auch in ein modernes Frauenbild. Nicht zuletzt spielt auch der sächsische König eine kleine Rolle und diese ist ebenfalls mit einem Augenzwinkern gestaltet.
Dieser erste Band der Reihe war für mich zwar kein atemberaubender Pageturner, aber doch ein wunderbar stimmiger historischer Roman, den ich gern gelesen habe und dem hoffentlich noch so einige Abenteuer für Gustav Heller folgen werden!