Beyond the Game - Das Spiel zwischen Realität und Fiktion. *Spoiler*
Beyond the GameEinleitung und Zusammenfassung
Nora liebt Computerspiele. Ihr Bruder Ben entwickelt selbst Spiele und seine erfolgreiche Firma steht kurz vor der Veröffentlichung ihres neuesten Spiels, einem VR-Spiel, ...
Einleitung und Zusammenfassung
Nora liebt Computerspiele. Ihr Bruder Ben entwickelt selbst Spiele und seine erfolgreiche Firma steht kurz vor der Veröffentlichung ihres neuesten Spiels, einem VR-Spiel, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ein völlig neues Spielerlebnis bieten soll. Normalerweise reden Ben und Nora über alles, doch bei diesem Spiel hüllt sich Ben in Schweigen und der Druck ihrer Klassenkameraden, endlich etwas Neues zu entdecken, macht sie wahnsinnig. In einer Kurzschlussreaktion beschließt sie, das Spiel heimlich vom Firmenserver zu stehlen und selbst zu spielen. Eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen. Nora ist begeistert von dem Spiel, vor allem, als sie merkt, wie sehr sich das Spiel auf sie einstellt. Sie entwickelt eine tiefe Bindung zu einer der Spielfiguren und kann bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Als das Spiel dann auch noch verboten wird, weil die künstliche Intelligenz als gefährlich eingestuft wird, beginnt der Wettlauf um die Geheimnisse. Kann Nora die Welt vor der gefährlichen Super-KI beschützen?
Meine Meinung
Das Thema des Buches hat genau meinen Geschmack getroffen. KI-Themen liegen absolut im Trend und Gaming ist meine Leidenschaft. Die Verknüpfung mit vielen menschlichen Aspekten von Jugend, Familie und Liebe und dem Science-Fiction-Anteil einer übermächtigen Super-KI ist genial gelungen.
Die Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen. Nicht nur, weil ich selbst sehr gerne Computerspiele spiele und seit meiner Jugend hunderte von Spielen gespielt habe. Mir hat besonders gefallen, wie die Autorin das Thema Spiele und KI miteinander verknüpft und dabei die essentiellen Fragen nach Wahrheit und Fiktion, Realität und Wahrnehmung und Bewusstsein aufgreift. Ein tiefgründiger philosophischer Exkurs in die Welt der Spiele!
Der Schreibstil hat mir von Anfang an gut gefallen, die Charaktere sind authentisch und liebevoll gestaltet, die Beschreibungen spannend und emotional. Die Spielwelt, in die man eintaucht, ist sehr detailliert und faszinierend beschrieben, so dass man sofort selbst das VR.Headset aufsetzen möchte.
Die Charaktere überzeugen durchweg. Die spielverrückte Nora wirkt von Anfang an sympathisch, obwohl sie zunächst eine Straftat begeht. Man spürt mit jeder Faser ihre jugendliche Rebellion und die Suche nach Anerkennung durch ihren Bruder. Die Verbindung zwischen ihr und ihrer besten Freundin ist sehr menschlich und die Eifersucht, die sie empfindet, als ihre beste Freundin sich plötzlich für eine andere Frau interessiert, sehr eindringlich. Eine Stelle hat mich persönlich besonders beeindruckt und berührt. Ihre Freundin Bea bittet sie irgendwann, nicht mehr über das Spielen zu reden und das Thema Gaming bei der Verabredung mit ihrer neuen Freundin ganz zu verschweigen, da es uninteressant sei und die andere Person vielleicht nerven könnte. Die eigenen Interessen zurückzustellen, um jemandem zu gefallen, ist ein Fehler, den wir in unserer Jugend viel zu oft machen und der hier sehr gut dargestellt wird. Ben kommt in der Geschichte für meinen Geschmack vielleicht etwas zu kurz, da er erst gegen Ende des Buches auftaucht und die von Nora glorifizierte Person ihres Bruders dann doch ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird.
Das Buch ist wie im Flug an mir vorbeigezogen. Die Spannung ist von Anfang an spürbar, von dem Moment an, als Nora das Spiel stiehlt. Jede Minute rechnet man damit, dass sie erwischt wird. Und der Wettlauf gegen die Zeit wird immer härter. Gegen Ende spitzt sich alles noch einmal zu, denn Nora muss nicht nur die KI überzeugen, sondern auch ihren Bruder, ihre Freunde und ihre eigenen Gefühle.
Fazit
Wer sich für Spiele interessiert und von Science-Fiction-Geschichten fasziniert ist, für den ist dieses Buch ein Muss. Auf spielerisch leichte Weise werden emotionale Themen des Erwachsenwerdens wie Liebe und Freundschaft angesprochen, aber auch die Komplexität zwischen Realität und Fiktion beleuchtet. Was bedeutet Wahrnehmung, wie unterscheide ich zwischen Traum und Wirklichkeit und wer möchte ich in einer technisch perfekten Welt sein? Und obwohl die technische Komponente dieses Buches noch weit in der Zukunft liegt, kann man aus dem Ende des Buches Hoffnung für unseren eigenen Planeten schöpfen. Denn wie immer kommt es darauf an, wie wir miteinander kommunizieren und welchen Weg wir einschlagen, den gewalttätigen oder den friedlichen. Welches Vorbild sind wir?