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Veröffentlicht am 30.12.2017

Provencalische Mörderjagd

Der Nebel von Avignon
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INHALT
Der Bonner Kriminalhauptkommissar Krüger aus Bonn macht mit seiner Freundin Carmen wohlverdienten Urlaub in der Provence. Doch dann ereignet sich ein Mordfall im netten Örtchen Malaucène zu Füßen ...

INHALT
Der Bonner Kriminalhauptkommissar Krüger aus Bonn macht mit seiner Freundin Carmen wohlverdienten Urlaub in der Provence. Doch dann ereignet sich ein Mordfall im netten Örtchen Malaucène zu Füßen des Mont Ventoux gelegen und Krüger ist wieder voll in seinem Element. Gemeinsam mit dem französischen Untersuchungsrichter Bertrand Bonnefoy versucht Krüger dem Täter auf die Spur zu kommen. Alles scheint sich um ein wertvolles, noch unbebautes Grundstück mit Blick auf den Papstpalast in Avignon zu drehen, das der verfeindete Bruder des Mordopfers nicht verkaufen wollte. Doch welche Rolle spielt der Arbeitgeber des Getöteten, ein Weinhändler aus Châteauneuf-du-Pape, und was hat es mit dem verunglückten Tanklaster und seiner geheimnisvollen Fracht auf sich? Bei ihren unkonventionellen Ermittlungen zu dem kniffligen Fall tappt das inoffizielle Ermittlerteam zunächst ziemlich im Dunkeln … nur gut, dass sie unverhofft weitere Unterstützung bekommen!

MEINE MEINUNG
Mit „Der Nebel von Avignon“ hat Autor Paul Schaffrath bereits den vierten Fall des etwas kauzigen Bonner Kommissars Krüger vorgelegt, der diesmal während seines Urlaubs in der Provence ermittelt. Da jeder Kriminalfall in sich abgeschlossen ist, ist ein Quereinstieg problemlos möglich. Sehr schön stimmt bereits das hübsche Cover mit einem typischen Touristen-Postkartenmotiv auf den Handlungsort ein, den viele sicher auch ohne den Untertitel „Provence-Krimi“ einordnen können. Der eigentlichen Handlung vorangestellt sind zum besseren Überblick ein Inhaltsverzeichnis und ein Personenregister – eine echte Seltenheit bei heutigen Krimis und Thrillern!
Lebendig und sehr anschaulich beschreibt Schaffrath neben der provenzalischen Landschaft auch die kleinen Orte und Städtchen und fängt zudem gekonnt das herrliche Flair der malerischen südfranzösischen Gegend ein. Recht schnell fühlt man sich in eine schöne Urlaubsstimmung hinein versetzt und merkt an vielen Details, dass der Autor die Schauplätze vor Ort gut recherchiert hat.
Nach einem mysteriösen Einstieg beginnt der verzwickte Kriminalfall zunächst mit zwei getrennten Handlungssträngen, die in unmittelbarer Nähe spielen, wodurch recht schnell Spannung aufgebaut wird. Zum einen erleben wir Kommissar Krüger mit seiner Freundin, die vom französischen Untersuchungsrichter Bonnefoy spontan an den Ermittlungen beteiligt werden, und zum anderen seinen Bonner Kollegen Schneider, der zufällig auch in der Provence Urlaub macht und eine sehr attraktive Französin kennen gelernt hat. Geschickt lässt der Autor die Erzählstränge schließlich zusammenlaufen, so dass der Fall aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert und spekuliert werden kann. Während ich anfangs noch den Eindruck hatte, dass hier gewissenhafte Ermittlungsarbeit betrieben wird und ein Miträtseln beim Fall möglich ist, musste ich allerdings feststellen, dass die sehr unkonventionelle Zusammenarbeit mit den ermittelnden Franzosen wegen dilettantischer Pannen und Krügers eigenwilliger Art, Beweismittel und auch einige wichtige Schlussfolgerungen zurückzuhalten, nicht ganz ernst zu nehmen ist. Bei den vielen Beratungen in gemütlichen Cafés und Restaurants mit köstlichen französischen Menus beginnt die Aufklärung des Falls bisweilen eine eher nebensächliche Rolle zu spielen. Durch die immer mehr vor sich hin plätschernden Ermittlungen leidet die Spannung allerdings enorm. Bei dem selbsternannten internationalen Team scheint offensichtlich die Chemie zu stimmen, wie man an den höchst amüsanten, kauderwelschenden Treffen merkt, die der Autor sehr ausführlich, humorvoll und pointenreich beschreibt. Hierzu passt auch Krügers Tick, auf jegliche Grammatikfehler seiner Mitmenschen hinzuweisen. Ein Running Gag, den mittlerweile auch Krügers Freundin aufgreift und bei passender Gelegenheit weiterführt. Dies dürfte insgesamt eher etwas ältere Leser ansprechen, die sich sicher auch mit der durchgängig benutzten alten deutschen Rechtschreibung sehr wohl fühlen werden.
Sehr unterhaltsam und teilweise urkomisch werden einige Szenen beschrieben und bringen den Leser zum Schmunzeln. Die Auflösung des Falls gipfelt schließlich in einem gelungenen Showdown mit fast filmreifer Dramaturgie. Ich muss allerdings gestehen, dass ich den Kriminalfall nur mäßig fesselnd und einiges bei der Aufklärung als nicht sehr glaubwürdig empfunden habe.

FAZIT
Insgesamt ein recht unaufgeregter Kriminalroman, der mit einer gehörigen Portion an Humor und Situationskomik zu unterhalten weiß und sehr gelungen das Flair der beliebten französischen Provence einfängt. Ein kurzweiliges Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Ein Spiel um Leben und Tod

Isoliert
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INHALT
Im Jahr 2037 werden sieben Menschen auf die kleine, menschenleere Insel Isola vor der schwedischen Küste gebracht, um an einem 48stündigen Auswahlverfahren teilzunehmen. Nur einer der Kandidaten ...

INHALT
Im Jahr 2037 werden sieben Menschen auf die kleine, menschenleere Insel Isola vor der schwedischen Küste gebracht, um an einem 48stündigen Auswahlverfahren teilzunehmen. Nur einer der Kandidaten kann sich dort für einen Geheimdienstposten im inneren Zirkel der Partei qualifizieren. Zu ihnen gehört Anna Francis, eine alleinerziehende Mutter mit einer 9-jährigen Tochter, die hauptsächlich von ihrer Mutter großgezogen wird. Als hochgeschätzte Leiterin eines Flüchtlingslagers im Krisengebiet Kysylkum ist Anna erst vor kurzem mit einem Trauma nach Schweden zurückgekehrt. Nun hat sie die Aufgabe zugeteilt bekommen, auf Isola ihren eigenen Tod vorzutäuschen, um anschließend aus einem sicheren Versteck die Reaktionen der verbliebenen Testpersonen auszuspionieren, heimlich zu dokumentieren und den geeignetsten Kandidaten auszuwählen. Als pflichtbewusstes Arbeitstier kann sie diesen Job nicht ausschlagen, zumal es möglicherweise ihr letzter Einsatz sein soll. Doch wie werden die anderen Kandidaten auf ihren Tod reagieren, wenn klar wird, dass ein vermeintlicher Mörder unter ihn ist? Die Situation spitzt sich zu, als ein Sturm aufzieht, der Kontakt zur Außenwelt abbricht und die einzige Eingeweihte plötzlich verschwindet.

MEINE MEINUNG
Angesiedelt ist die Handlung des Thrillerdebüts „ISOLIERT“ aus der Feder der schwedischen Autorin Åsa Avdic in der Zukunft. Wir befinden uns im Jahre 2037 in Schweden, das unter dem Protektorat der Kommunistischen Freundschaftsunion steht – so erfahren wir in einem vorangestellten Auszug aus der „Internationalen Enzyklopädie“, die an einen WIKIPEDIA-Eintrag erinnert. Wie man allerdings nur dem Klappentext entnehmen kann, wurde der Eiserne Vorhang niemals geöffnet, sondern weiter nach Westen gezogen. Eigentlich eine spannende Ausgangssituation, die auf einen fesselnden Thriller in einem fiktiven, totalitären Staat hoffen lässt.
Leider ist es Autorin nur unzureichend gelungen, ihre vielversprechende Handlungsidee frei nach Agatha Christies Klassiker „And Then There Were None“ (im Deutschen »Und dann gab’s keine mehr«) vor einem Orwell’schen Hintergrund wirklich packend umzusetzen und das Potential voll auszuschöpfen. Der Erzählstil der Autorin wirkt sehr distanziert und nüchtern, was zwar die sterile, gefühlskalte Atmosphäre in diesem totalitären Staat hervorragend widerspiegelt, zugleich aber den Einstieg erschwert.
Auch die Einführung in die Geschichte erfolgt extrem vage und verwirrend, so dass man sich im Grunde keine konkreten Vorstellungen vom diesem Staat und dem alltäglichen, tristen Leben dort machen kann. Leider wird dieses schwammige Bild eines menschenverachtenden Staatskonstrukts auch bis zum Ende mit wenig Leben gefüllt, was mich schon sehr enttäuschte. Die Autorin bleibt dem Leser auch Erläuterungen zu dem ominösen RAN-Projekt letztendlich schuldig, was zwar für das Verständnis der Handlung nicht relevant ist, aber das Gesamtbild besser abgerundet hätte.
Zu Beginn lernen wir die sehr unnahbare Protagonistin Anna Francis kennen, die einen nicht näher beschriebenen Job für eine Regierungsbehörde hat. Auch wenn man im Laufe der Geschichte einige interessante Details und Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit erfährt und Einblicke in ihre vielschichtige Persönlichkeit erhält, bleiben ihre Gefühlswelt und ihr Verhalten weitgehend unergründlich, wodurch sie nicht sehr sympathisch wirkt. Recht dürftig ausgearbeitet sind leider auch die weiteren Charaktere der Geschichte wie beispielsweise der Kandidat Henry Fall, Annas ehemaliger Kollege, und die in den Plan eingeweihte Ärztin Katja, während die übrigen Figuren entsprechend ihrer Rollen bewusst im Hintergrund bleiben und nur sehr oberflächlich vorgestellt werden.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Zeitperspektiven und zudem aus der Perspektive von verschiedenen Figuren – hauptsächlich aus Henrys und Annas Sicht - erzählt, wodurch erst allmählich Spannung aufgebaut wird. Erstaunlich schnell wird die prekäre Handlung auf der einsamen Insel abgehandelt, von der ich mir wesentlich mehr nervenaufreibende Szenen und psychologische Spielchen versprochen hatte. Richtig fesselnd wurde dieser Thriller für mich allerdings ab etwa Mitte des Buchs, wenn man nach einigen unerwarteten Wendungen allmählich die verschiedenen Blickwinkel und Bruchstücke zusammensetzen kann und sich ein erschreckendes Gesamtbild ergibt. Erst zum Ende hin erkennt man die geschickte Konstruktion der dystopischen Geschichte und erfasst die Tragweite des von der Regierung ersonnenen, perfiden Plans auf Isola. Ich bin sehr gespannt, auf die von der Autorin in einem Interview angekündigte Fortsetzung von Annas Geschichte, in der sicherlich einige der noch offenen Fragen beantwortet werden, und der Leser einen tieferen Einblick in das System erhalten wird.

FAZIT
Ein dystopischer Thriller mit einer interessanten Ausgangsidee, der mich leider erst sehr spät fesseln konnte! Schade, dass die Autorin hier einiges an Potential verschenkt hat, denn mit einer geschickteren Umsetzung hätte eine wesentlich packendere Geschichte entstehen können.

Veröffentlicht am 29.09.2024

Auftakt zu einem Krimiklassiker mit nostalgischem Charme

Mord in der Charing Cross Road
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MEINE MEINUNG
Bei dem klassischen Kriminalroman „Mord in der Charing Cross Road" von der britischen Autorin Henrietta Hamilton handelt es sich um den ersten Band einer wieder entdeckten Krimi-Klassiker-Reihe ...

MEINE MEINUNG
Bei dem klassischen Kriminalroman „Mord in der Charing Cross Road" von der britischen Autorin Henrietta Hamilton handelt es sich um den ersten Band einer wieder entdeckten Krimi-Klassiker-Reihe rund um das selbsternannte Hobby-Ermittlerduo Sally und Johnny.
Ganz im Stil klassischer Whodunits aus der Feder von Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle verfasst, bietet dieser britische Krimiklassiker zwar gediegenen Rätselspaß, kann aber leider bei weitem nicht mit deren raffiniert konstruierten Kriminalfällen mithalten.
Obwohl der Roman bereits 70 Jahre alt ist, erscheint er erstaunlich zeitlos. Die Handlung und das historische Umfeld verraten dennoch das Alter der Geschichte und spiegeln deutlich den damaligen Zeitgeist wieder. Dank behutsamer Modernisierung der Übersetzung wirkt der Schreibstil relativ frisch und ansprechend. Der Krimi zeichnet sich jedoch durch ein sehr gemächliches Erzähltempo und eine eher spannungsarme Handlung mit ausführlichen Beschreibungen aus, die leider etliche Längen aufkommen lässt und für heutige Lesegewohnheiten gewöhnungsbedürftig ist.
Als faszinierenden Schauplatz für den Kriminalfall hat die Autorin das rastlose London der Nachkriegszeit Mitte der 1950er Jahre gewählt. Gekonnt zeichnet sie ein eindringliches, authentisches Bild der vom Zweiten Weltkrieg gezeichneten britischen Hauptstadt in hoffnungsvoller Aufbruchstimmung und inmitten gesellschaftlichen Wandels. Die anschaulichen Beschreibungen der Schauplätze, Mode und des alltäglichen Lebens lassen uns mühelos in die damalige Zeit eintauchen.
Die Handlung ist hauptsächlich im mehrstöckigen Antiquariat in der berühmten Londoner Charing Cross Road angesiedelt, die für ihre zahlreichen Buchhandlungen bekannt ist. Hamilton gelingt es gut, diese reizvolle Kulisse und einzigartige Atmosphäre der literarischen Welt einzufangen. Die verstaubten Regale voller antiquarischer Bücher, der besondere Duft alter Kostbarkeiten und das Knarren der Holzdielen werden so lebendig beschrieben, dass man sich rasch mitten im Geschehen wähnt.
Insgesamt entfaltet die faszinierende Zeitreise in die Nachkriegsjahre des alten Londons und das schöne Flair der antiquarischen Buchhandlungen einen besonderen nostalgischen Charme und machen den besonderen Reiz dieses leicht angestaubt wirkenden, aber unterhaltsamen Krimis aus, der zudem einige Mystery-Elemente enthält.
Vor diesem faszinierenden Setting der Buchhandlung ereignet sich der geheimnisvolle Mord an dem höchst unbeliebten Antiquariatsmitarbeiter Mr. Butcher. Sally Merton und der Juniorchef Johnny Heldar beginnen auf eigene Faust mit diskreten Nachforschungen zu dem rätselhaften Todesfall, bei dem auch einige sehr mysteriöse Vorgänge eine Rolle zu spielen scheinen. Ihre im Rahmen der Ermittlungen geführten Gespräche mit etlichen Verdächtigen und Zeugen enthüllen verschiedene Hinweise auf mögliche Motive für den Mord. Der mit spannenden Verwicklungen und einigen überraschenden Wendungen aufwartende Fall lädt durchaus zum Miträtseln ein.
Die Hauptfiguren Sally Merton und Johnny Heldar sind zwar stimmig gezeichnete Charaktere, die sehr anschaulich die Werte und gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit sowie die Rolle der Frauen widerspiegeln. Trotz ihrer zentralen Rolle als Ermittlerduo bleiben sie jedoch erstaunlich blass und eindimensional, so dass es schwer fällt sich in die Charaktere hineinzuversetzen. Sally ist eine intelligente, selbstbewusste junge Frau, die bereits mit einigen Konventionen ihrer Zeit bricht, während Johnny als Juniorpartner des Antiquariats eine noch eher traditionelle Haltung vertritt. Die sich zwischen den beiden anbahnende Liebesgeschichte soll für romantische Spannung sorgen, wirkt allerdings etwas aufgesetzt und wenig überzeugend.
Entsprechend sind auch die zahlreichen Nebenfiguren eher oberflächlich angelegt.
Dank der beharrlicher Vorgehensweise, ihrer guten Beobachtungsgabe und cleveren Schlussfolgerungen gelingt es dem ungleichen Ermittlerduo schließlich, den Fall und die Hintergründe aufzuklären.

FAZIT
Solider Auftakt einer wiederentdeckten britischen Krimiklassiker-Reihe, die uns ins faszinierende London der 1950er Jahre entführt!
Eine beschauliche Reise in die Welt der antiquarischer Buchhandlungen und klassischen Kriminalliteratur mit tollem nostalgischen Charme, aber mit einigen Schwächen in Charakterzeichnung und Spannungsentwicklung – eher für Liebhaber gemächlich erzählte Whodunit aus Großbritannien!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2024

Vielversprechender Krimi-Auftakt mit einigen Schwächen

Verbrannte Gnade
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MEINE MEINUNG
Der Krimi "Verbrannte Gnade" von der US-amerikanischen Autorin Margot Douaihy ist der Auftakt einer vielversprechenden neuen Krimireihe, die mit einer außergewöhnlichen Protagonistin als ...

MEINE MEINUNG
Der Krimi "Verbrannte Gnade" von der US-amerikanischen Autorin Margot Douaihy ist der Auftakt einer vielversprechenden neuen Krimireihe, die mit einer außergewöhnlichen Protagonistin als unkonventionelle Ermittlerin aufwartet. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Schwester Holiday, eine queere, kettenrauchende Nonne mit einer bewegten Vergangenheit sowie einer Vorliebe für Punkrock und Tätowierungen, die keineswegs den klassischen Vorstellungen von einer Ordensschwester entspricht.
Bei einem fatalen Brandanschlag in ihrer Klosterschule in New Orleans kommt Hausmeister Jack auf tragische Weise ums Leben. Unzufrieden mit der Arbeit der unfähigen Polizei beschließt Schwester Holiday auf eigene Faust die Ermittlungen zu führen.
Eigentlich eine sehr vielversprechende Prämisse für einen außergewöhnlichen, fesselnden Krimi, der uns an der Seite einer sehr unkonventionellen Protagonistin als Ermittlerin durch ein verwirrendes Dickicht voller Verdächtigungen und dunkler Geheimnisse durch das schwül-heiße New Orleans führt. Die Umsetzung der originellen Ausgangsidee insbesondere die Ausgestaltung der Handlung und die Ermittlungsbemühungen von Schwester Holiday konnte mich leider nicht sehr überzeugen.
Nach einem temporeichen, packenden Einstieg büßt die Geschichte im Mittelteil trotz etlicher Verdächtiger und geschickt eingestreuter falscher Fährten leider immer mehr an Tempo und Spannung ein. Eine heiße Spur oder hilfreiche Einsichten zur Aufklärung des Falls werden selten offengelegt, so dass ein Miträtseln kaum möglich ist. Stattdessen erleben wir komplett unfähige Polizisten bei ihrer Arbeit und eine sehr uninspiriert agierende Schwester Holiday, die sich eher von Kommissar Zufall und abwegigen Gedankenkonstrukten bei ihren Nachforschungen leiten lässt.
Der spritzige, sehr lebendige und unverblümte Schreibstil von Douaihy lässt sich zwar insgesamt gut lesen, ist aber gewöhnungsbedürftig und wirkt in einigen Passagen recht holprig. Auch der Humor der Autorin konnte mich leider nicht immer erreichen.
Besonders schade fand ich es, dass die einzigartige Atmosphäre des quirligen New Orleans nur höchst oberflächlich eingefangen wird und sich lediglich auf die sich ständig wiederholenden Attribute von Hitze, Schwüle und permanentem Schwitzen beschränkt.
Mit Schwester Holiday hat die Autorin eine außergewöhnliche und originelle queere Protagonistin geschaffen mit vielen Ecken und Kanten sowie so manchen Lastern. Spannend ist es mehr aus ihrem früheren turbulenten Leben als Mitglied einer Punkrockband zu erfahren, ihrem von Alkohol und Drogen geprägten Vorleben. Viel Raum wird in den eingestreuten Rückblenden familiären Traumata und den Sünden ihrer eigenen Vergangenheit eingeräumt, die erklären, was sie schließlich zum Glauben und in den Orden geführt habt. Insgesamt ist Schwester Holidays Charakterzeichung mit vielen Widersprüchen behaftet und wenig authentisch. Ihre Emotionen und Handlungen sind oft schwer nachvollziehbar, was es uns erschwert, eine echte Verbindung zu ihr aufzubauen.
Auch die weiteren Figuren bleiben weitgehend blass und sind etwas eindimensional dargestellt.
Die Enthüllung des Täters erfolgt unerwartet und etwas überstürzt. So hinterlässt die Aufklärung des Falls gemischte Gefühle, denn einige Fragen bleiben unbeantwortet.
Insbesondere die Hintergründe und Beweggründe für die Tat bleiben teilweise im Dunkeln und erscheinen wenig überzeugend, so dass man zum Abschluss leider das Gefühl hat, dass einige wichtige Puzzleteile fehlen.

FAZIT
Ein interessanter Auftakt zu einer neuen originellen Krimi-Reihe mit einer faszinierenden, unkonventionellen Protagonistin als Ermittlerin und vielversprechendem Potenzial, der leider meine hohen Erwartungen durch Schwächen in der Plotentwicklung und Charakterzeichnung nicht erfüllen konnte.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Die Lebensweisheiten eines Kartoffelbauern …

25 letzte Sommer
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MEINE MEINUNG
Das Debüt „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer ist eine warmherzige und nachdenklich stimmende Erzählung, die dazu anregt, uns mit der eigenen Lebenssituation auseinander zu setzen und ...

MEINE MEINUNG
Das Debüt „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer ist eine warmherzige und nachdenklich stimmende Erzählung, die dazu anregt, uns mit der eigenen Lebenssituation auseinander zu setzen und über unsere Prioritäten im Leben nachzudenken.
In seiner kleinen inspirierenden Geschichte erzählt Schäfer über eine zufällige, aber außergewöhnliche und bedeutsame Begegnung zweier sehr unterschiedlicher Charaktere. Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler, ein typischer, gehetzter Großstadtmensch und Vollblut-Manager mit straffem Arbeitspensum, der nur wenig Zeit für seine Familie hat.. Durch Zufall trifft er in der Nähe seines Wochenendhauses auf den Mitte Sechzig-jährigen Kartoffelbauern und bodenständigen Karl, der sich als ein weiser und lebenskluger Mentor für den Erzähler erweist.
Während des gemeinsam verbrachten Wochenendes führen die beiden tiefschürfende Gespräche über die wirklich wichtigen Dinge im Leben. In Anekdoten und Erzählungen über eigene Erfahrungen führt Karl dem Erzähler letztlich den "wahren Sinn des Lebens" vor Augen. Konfrontiert mit der raschen Vergänglichkeit unseres Lebens und der Vorstellung nur noch 25 Sommer Zeit zu haben, inspiriert er ihn dazu, das Wesentliche im Leben mehr wertzuschätzen und seine eigenen Träume im Jetzt zu verwirklichen.
Seine tiefgründigen Botschaften und hilfreichen Denkanstöße zur Entschleunigung und einem Leben im Einklang mit der Natur transportiert Schäfer mit einem unterhaltsam lockeren Schreibstil und in angenehm kurzen Kapiteln. Leider vermittelt er für meinen Geschmack aber eine etwas zu überzogene Aneinanderreihung von banalen Lebensweisheiten, wie sie auf Kalendersprüchen zu finden sind. Aufgrund einiger recht eindimensionaler Klischees und der doch sehr unrealistischen und vorhersehbar verlaufenden Handlung, hätte ich mir wenigstens einige überraschende Momente gewünscht. Große Erkenntnisgewinne sind mir nach der Lektüre bedauerlicherweise nicht beschert worden.

ZUM HÖRBUCH
Schauspieler und Hörbuchinterpret Markus Hoffmann liefert mit seiner einfühlsamen Interpretation des Hörbuchs eine gute Leistung. Seine ruhige Stimme von passt hervorragend zu dieser Geschichte. Mühelos nimmt er uns mit zu der außergewöhnlichen Wochenendbegegnung auf dem Lande und lässt uns an der Seite der beiden interessanten Protagonisten den wahren Sinn des Lebens erkunden. Hoffman spricht bedachtsam und mit wohlgesetzten Betonungen und versteht es den beiden Charakteren Leben einzuhauchen.

FAZIT
Eine kleine warmherzige und inspirierende Geschichte über eine lebensverändernde Begegnung und die Suche nach einem erfüllteren Leben, die uns über unser Leben nachdenken lässt, für meinen Geschmack allerdings zu viele Banalitäten vereint.
Insgesamt ein nettes, kurzweiliges Hörvergnügen!

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