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Veröffentlicht am 25.01.2023

Skurrile Monstergeschichte

Indigo Wild
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Das Mädchen Indigo Wild lebt zusammen mit ihrem Bruder Quick im Geleebohnenweg 47. Ihre Eltern sind Monsterforscher und ständig auf Expeditionen unterwegs, von denen sie immer wieder kuriose Päckchen nach ...

Das Mädchen Indigo Wild lebt zusammen mit ihrem Bruder Quick im Geleebohnenweg 47. Ihre Eltern sind Monsterforscher und ständig auf Expeditionen unterwegs, von denen sie immer wieder kuriose Päckchen nach Hause schicken. Darin befinden sich kuriose Monster, Trolle, Kobolde und fantastische Wesen aller Art, die aus verschiedenen Gründen ein neues Zuhause brauchen und Indigo und Quick auf Trab halten. Das neueste Päckchen allerdings bereitet den beiden Geschwistern Kopfzerbrechen, denn es ist leer - aber im Haus gehen derweil verrückte Dinge vor sich...

Das farbenfrohe Cover mit den vorwitzigen Monstern und Indigo darauf hat mir auf Anhieb gefallen. Monty Arnold spricht das Hörbuch wirklich wunderbar ein, und die Geräusche ergänzen den Vortrag perfekt, so dass man toll in die Geschichte eintauchen kann. Pippi Curnick hat sich wirklich außergewöhnliche Wesen einfallen lassen, etwa das gefräßige Lamahorn Graham mit seiner Vorliebe für textile Nahrung und der Schnurrnix Fischli, eine Mischung aus wasserliebender Nixe und wasserscheuer Katze.

Das empfohlene Alter ab 7 Jahren passt sehr gut, da die Monster alle trotz verrücktester Eigenschaften stets liebenswert dargestellt werden und keine Furcht einflössen. Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings: Die Folge endet mit erneutem Klingeln des Postboten als "Cliffhanger", und die letzten 5 Minuten enthalten bereits den Anfang von Teil 2, so dass die jungen Hörer*innen natürlich diesen auch gerne sofort haben möchten. Diese Art der Werbung ist mir etwas zu offensiv. Auch empfinde ich 13 Euro für 95 Minuten als vergleichsweise teuer.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Amüsant und humorvoll

Von Spaß war nie die Rede
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Fee geht es wie vielen Frauen in der Mitte des Lebens. Vordergründig haben sie alles erreicht, Haus, Job, Kinder, Ehemann. Doch hinter der Fassade bröckelt es, die Ehe steckt in der Krise, die Kinder in ...

Fee geht es wie vielen Frauen in der Mitte des Lebens. Vordergründig haben sie alles erreicht, Haus, Job, Kinder, Ehemann. Doch hinter der Fassade bröckelt es, die Ehe steckt in der Krise, die Kinder in der Pubertät, Fee strampelt sich tagaus tagein für Familie und Chef ab und wird von allen wie ein Dienstmädchen behandelt. Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche stellt Fee seit langem hinten an. Ein Familienurlaub soll die Harmonie in der Familie wieder herstellen, entwickelt sich aber zu einer Katastrophe. Fee erkennt, dass es so nicht weitergehen kann. Unterstützt von ihren Freundinnen geht sie neue Wege, um sich selbst zu finden und wieder zu spüren. Doch wie werden ihre Kinder und ihr Mann Christian auf die veränderte Fee reagieren? Gelingt es den Kindern, selbst Verantwortung zu übernehmen und hat die Ehe mit Christian überhaupt noch eine Chance?

Dieses Buch war das erste, das ich von Ellen Berg gelesen habe, und sicher nicht das letzte. Der Schreibstil ist sehr unterhaltsam und voller Wortwitz, beinhaltet aber auch einige Denkanstöße, denn welche Frau erkennt sich nicht zumindest teilweise in Fee wieder? Einige Passagen sind etwas überzeichnet und klischeebehaftet, aber insgesamt  bietet das Buch eine kurzweilige und äußerst humorvolle Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Viel Testosteron und ein Cold Case

Freundschaft und Vergeltung
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„Freundschaft und Vergeltung“ ist mein erstes Buch von Helmut Krausser, auf das ich nach Daniel Kehlmanns Lobeshymnen über den Autor sehr gespannt war.

Anthony Brewer, ein pensionierter englischer Rechtsanwalt, ...

„Freundschaft und Vergeltung“ ist mein erstes Buch von Helmut Krausser, auf das ich nach Daniel Kehlmanns Lobeshymnen über den Autor sehr gespannt war.

Anthony Brewer, ein pensionierter englischer Rechtsanwalt, war 1965 ein 17-jähriger Schüler des englischen Internats Raven Hall. In der Weihnachtszeit verschwanden damals auf mysteriöse Weise vier Menschen. Die Polizei tappte im Dunkeln, die Vermissten tauchten nie wieder auf, und Anthony lässt dies über die Jahre nicht zur Ruhe kommen. Bereits 1985 stellt er erste Nachforschungen an, und nach seiner Pensionierung nimmt er 2016 die Suche wieder auf.

Auch wenn der Plot nach einem Krimi klingt, würde ich das Buch nicht als solchen ansehen, und echte Krimifans werden vermutlich eher enttäuscht sein. Auch wenn zunächst vordergründig die Lösung des Falles im Fokus steht, wird im Laufe des Romans immer mehr deutlich, dass es eigentlich um ganz andere Themen geht – das testosterongeladene Klima an Knabeninternaten, die Kraft der Illusionen, die eigene Lebensbilanz und das Altern geht.

Ich tat mich zunächst schwer, emotionalen Zugang zu der Geschichte zu finden - als zu selbstgefällig und unsympathisch empfand ich die Charaktere, und zu abstoßend das von zu viel Testosteron geprägte Vokabular und die Atmosphäre am Knabeninternat. Insbesondere die zentrale Figur Christan Bradshaw nervt durch ihre sexistische, spätpubertäre und selbstgefällig-großspurige Art massiv. Die Einstellung sowohl der Schüler als der männlichen Lehrkräfte zu sexueller Nötigung gegenüber Frauen ist erschreckend. Das mag 1965, lange vor #MeToo, noch Realität gewesen sein, ist aber dennoch beim Lesen schwer erträglich. Generell würde ich dieses Buch klar als einen „Männerroman“ bezeichnen.

Krausser Schreibstil ist flüssig zu lesen, das Buch ist spannend und wendungsreich geschrieben, strukturell geschickt aufgebaut mit einer Mischung aus Rückblenden, Augenzeugenberichten, Polizeiprotokollen und Anthonys Leben in der Gegenwart. Insbesondere das Spiel mit den Erwartungen und Illusionen hat mir sehr gut gefallen.

Ich lege dieses Buch mit gemischten Gefühlen zur Seite. Zu viele Fragen bleiben für mich unbeantwortet, um zufrieden mit dem Buch abschließen zu können, und eine echte Nähe zu den Figuren konnte ich nicht entwickeln. Der Ich-Erzähler Anthony war für mich nicht griffig genug, um die Auswirkungen der damaligen Ereignisse auf sein späteres Leben konkret nachvollziehbar zu machen, hier bleibt mir das Buch zu vage. Insgesamt hatte ich mir angesichts der Vorschusslorbeeren deutlich mehr erwartet und das Buch wird mir nicht nachhaltig im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

späte Spurensuche

Seinetwegen
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Knapp 60 Jahre nach dem Tod ihres Vaters bei einem Autounfall macht sich Zora del Buono in ihrem autofiktionalen Buch auf die Suche nach dem damaligen Unfallverursacher. Ihre Mutter ist an Demenz erkrankt, ...

Knapp 60 Jahre nach dem Tod ihres Vaters bei einem Autounfall macht sich Zora del Buono in ihrem autofiktionalen Buch auf die Suche nach dem damaligen Unfallverursacher. Ihre Mutter ist an Demenz erkrankt, in ihrem Umfeld ist niemand mehr da, den sie nach den Ereignissen damals fragen könnte. Als Leserin habe ich mich gefragt, warum sie mit ihrer Recherche so lange gewartet hat. Del Buono versucht zwar, hierfür Begründungen zu liefern, doch es bleibt für mich nur schwer nachvollziehbar. Während der Recherche schwankt sie zudem immer wieder zwischen ihrem Wunsch nach Gewissheiten und der Scheu vor neuen Erkenntnissen. Auch wenn ich dies aus meinem Familienkreis bezüglich einer ähnlichen Situation kenne, habe ich Schwierigkeiten, dies zu verstehen. Das ist vermutlich Typsache.

Einen großen Teil des Buches nehmen Kindheitserinnerungen und ihre Gedanken zu frühkindlicher Bindung und Verlust ein sowie ihre diesbezüglichen Gespräche mit drei langjährigen Freunden während diverser Kaffeehausbesuche. Auch ihre Empfindungen und Assoziationen während ihrer Recherchereise in die Umgebung des Unfallortes gibt sie viel Raum. Beides ist zuweilen durchaus interessant und regt zu Nachdenken an, manchmal wurden mir die Abschweifungen aber doch zu viel (etwa in die Homosexuellenszene Berlins der späten 80er Jahre oder zu den letzten Hexenverbrennungen der Schweiz 1782) und ich hätte ich mir etwas mehr Fokussierung gewünscht. Da seit dem Unfall knapp 60 Jahre vergangen sind, ist es nicht verwunderlich, dass del Buonos Erkenntnisse bezüglich des Unfallverursachers eher dürftig bleiben.

Am eindrücklichsten bleibt mir der dünkelhafte Tenor alter Gerichtsakten und eines Leserbriefes aus den 1960er Jahren in Erinnerung, in denen der Eindruck entsteht, dass der Wert eines Menschenlebens von seiner gesellschaftlichen und beruflichen Stellung abhängt. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten glücklicherweise einiges getan.

Ein interessantes Buch für alle, die sich generell für den Themenkomplex frühkindlicher Prägungen und Verlusterfahrungen und deren Wirkungen bis ins Erwachsenenalter interessieren. Wer vor allem eine emotionale Suche nach Erkenntnissen über den Vater oder den Unfallverursacher erwartet, wird eher enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

bewährtes Strickmuster

Mord stand nicht im Drehbuch
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Mit "Mord stand nicht im Drehbuch" als viertem Band setzt Anthony Horowitz seine Reihe um den ehemaligen Kriminalbeamten Daniel Hawthorne fort, der als Berater der Polizei arbeitet und bei komplexen Fällen ...


Mit "Mord stand nicht im Drehbuch" als viertem Band setzt Anthony Horowitz seine Reihe um den ehemaligen Kriminalbeamten Daniel Hawthorne fort, der als Berater der Polizei arbeitet und bei komplexen Fällen hinzugezogen wird. Ich kenne bereits den dritten Teil, doch da die Fälle in sich abgeschlossen sind, ist es problemlos möglich, die Bücher unabhängig voneinander zu lesen oder zu hören.

Wie immer tritt der Autor Anthony Horowitz als autofiktionaler Ich-Erzähler auf, der in Watson- bzw. Hastings-Manier den eigenwilligen, aber brillanten Detektiv Daniel Hawthorne bei seinen Ermittlungen begleitet und darüber schreibt. Das Konstruktionsprinzip der Fälle und der Schreibstil erinnern stark an Doyles Sherlock-Holmes-Reihe oder Agatha Christies Hercule-Poirot-Romane, was nicht verwunderlich ist, nachdem Horowitz selbst mehrere neuere Sherlock-Holmes-Romane verfasst hat sowie die Drehbücher zur Poirot-Fernsehserie. Diese Ähnlichkeit ist gleichzeitig die Stärke wie auch die Schwäche seiner Romane. Für Liebhaber dieses Genres sind Horowitz‘ Romane wunderbar wendungsreiche Geschichten, bei denen es auf kleinste Details ankommt, gespickt mit feinem Humor und originellen Protagonisten. Allerdings werden diese nach bekanntem Muster gestrickten Krimis für geübte Leser auch schnell durchschaubar. So war mir bei diesem Fall bereits sehr früh klar, wer der wahre Täter sein würde.

Hawthorne wurde mir auch in diesem Band nicht wirklich sympathisch, er bleibt jedoch eine interessante Figur mit Geheimnissen. Auf die Dauer etwas nervig fand ich seine ständige Anrede „Sportsfreund“ für Anthony Horowitz (die sich auch durch die früheren Bände zieht).

Insgesamt wirkte die Geschichte, bei der Horowitz selbst ins Visier der Ermittler gerät, doch recht konstruiert und nicht ganz rund, und das dahinterstehende Prinzip allzu durchsichtig. Für mich war dies ein etwas schwächerer Band der beliebten Horowitz-Reihe, aber dennoch ein unterhaltsamer Krimi für Zwischendurch.

Das Hörbuch wird wie immer von dem wunderbaren Uve Teschner eingesprochen, dessen angenehmer Stimme ich immer wieder gerne lausche.


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